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THEMA: Das leidige Thema Trophy Hunting
22 Apr 2007 14:11 #35525
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Hello all

Habe mit einigem Erstaunen den Austausch diverser Forums-Mitglieder zu einer Guest-Farm in Namibia nachgelesen. Möchte hier mal die Namen der Farmen und deren Exponenten ausser Acht lassen und auf ein Kernthema, welches bisweilen sehr emotionsgeladen diskutiert wird zu sprechen komen: Die Trophäenjagd.

Vorweg: Ich unterscheide vier Jagd-Arten:

1. Die Jagd auf wilde \"Nutz\"-Tiere, deren Fleisch wir essen, wie Böcke, Antilopen, Büffel, Wildschweine und Wildvögel. Findet überall auf der Welt statt.

2. Die vermeintlich wirtschaftlich notwendige Jagd auf Tiere, deren Felle durch die Jäger als Kälteschutz genutzt oder verkauft werden: Wildkatzen, Füchse, Wölfe, Bären, Robben, etc. Sowie die Jagd auf Raubtiere, welche sich in \"unseren\" Lebensraum begeben (Wolf und Luchs in den Alpen, Bären in Alaska, Leoparden in Indien, ...) Findet vorwiegend in wirtschaftlich schwachen und aus westlicher Sicht rückständigen Weltregionen statt.

3. Die Trophäenjagd auf Raubtiere und seltenes Grosswild, sowie die gesellschaftliche Hetzjagd auf Füchse und die Jagd mit dressierten Raubvögeln auf Tauben und Ziervögel, welche einzig und alleine dem Vergnügen, der Selbstbestätigung und der Befriedigung perverser Triebe der Jäger dient. Findet überall auf der Welt statt.

4. Die Wilderei, muss ich ja nicht noch erklären.

Ab hier schreibe ich über die Trophäenjagd.

Für uns gilt es heute als Verbrechen an der Welt, dass edle Herren aus Europa vor nicht allzulanger Zeit in Afrika, Asien und Südamerika 80% - 90% der Bestände an Leoparden, Geparden, Tigern, Löwen und Jaguaren zum Spass abgeknallt haben. Wir können kaum fassen, dass noch vor gut 100 Jahren zehntausende Wale weltweit abgeschlachtet wurden, nur um mit deren Fett die Strassenbeleuchtung europäischer Grosstädte zu betreiben. Es erfüllt uns mit Schrecken, wenn wir daran denken, dass alleine in Ghanzi hunderte Elefanten umgebracht wurden, um einen einzigen Tyrannen reich zu machen.

Ganz ähnlich wie damals (das kann z. B. in Sven Hedin's \"My Life As An Explorer\" nachgelesen werden) argumentieren aber die heutigen Befürworter und wirtschaftlichen Profiteure der Trophäenjagd mit Sätzen wie \"... in Namibia gibt es pro Farm mindestens einen Leoparden. Bei 10'000 Farmen macht das also mindestens 10'000 Leoparden, da ist es egal, wenn pro Jahr einige hundert geschossen werden.\" Oder \"...der Leopard auf meiner Farm holt mir jedes Jahr 30 - 40 Kälber und 40 Schafe. Wir müssen uns dagegen wehren.\" In Botswana, Südafrika, Zambia, Tanzania, Kenya, etc. heisst es \"Der Fototourist gibt in einer Lodge 400-1000 US$ pro Tag aus. Der Jagdtourist bezahlt uns 2500US$ pro Tag und in Botswana muss er noch 80'000US$ für den Abschuss eines Löwen bezahlen. Auf dieses Geld kann die lokale Bevölkerung nicht verzichten.\"

Leider ist es aber so, dass grosse Wildtiere und insbesondere Grosskatzen weltweit unter einem enormen Existenzdruck stehen. Einerseits durch die kontinuierliche Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume, andererseits durch Trophäenjagd und Wilderei. Der Gen-Pool der meisten Arten ist massiv bedroht und jedes einzelne Tier, das zusätzlich durch Trophäenjagd erlegd wird, bringt diese Arten dem Aussterben näher.

Wer an dieser Tatsache auch nur die leisesten Zweifel hegt, der darf hier nachlesen: www.iucnredlist.org/ oder noch besser das Buch \"Wild Cats Of Fhe World\", Mel Sundquist, Fiona Sundquist, ISBN 0-226-77999-8 studieren.

Zusätzlich hat die Trophäenjagd einen katastrophalen Effekt auf angrenzende Nationalparks und Wildschutzgebiete. Beispiel Savuti: Männliche Löwen in Savuti müssen als Sub-Adults (fast ausgewachsen, aber noch nicht Geschletsreif) ihr Rudel und somit Chobe NP verlassen. Sie wandern in kleinen Gruppen in die angrenzenden Gebiete, bis sie gross und stark genug sind, um zurückzukehren und ein Rudel zu übernehmen. Die dominanten Männchen, welche dann \"in den Ruhestand verabschiedet\" werden, müssen das Rudel ebenfalls verlassen und wandern in angrenzende Gebiete. Wenn diese Gebiete bejagt werden, dann werden zuerst die grossen, älteren Männchen, welche kein Rudel mehr führen getötet. Wenn davon keine mehr übrig sind, dann weichen die Jäger auf Sub-Adults, also auf den überlebensnotwendigen aber noch unerfahrenen Nachwuchs des Rudels im Wildgebiet aus. Wenn diese dann alle in Texanischen Wohnzimmern hängen, dann ist das direkte Resultat daraus, dass die Löwen in Savuti überaltern und aussterben. Dies ist vereinfacht dargestellt. Man muss hier auch den Einfluss eines verschobenen Gleichgewichts auf die gesamte Nahrungskette und somit das gesamte Ökosystem in Betracht ziehen.

Solche und ähnliche Modelle gelten aber für jede einzelne durch Trophäenjagd bedrohte Tierart, für die ganze Welt: Puma, Jaguar, Ozelot, Leopard, Löwe, Gepard, Tiger, Schneeleopard, Nebelparder, Hai, Wal, Marlin, Bär, Wolf, Elephant, ...

Wenn wir also nicht wollen, dass unsere Enkel in einigen Jahrzehnten auf uns zurückschauen und mit Abscheu daran denken, dass wir zu Beginn des 21. Jahrhunderst das absolut sinnlose Töten stark bedrohter Raubtiere und anderer grosser Wildtiere toleriert, für etwas Geld sogar noch unterstützt und somit deren Untergang besiegelt haben, dann müssen wir uns dagegen wehren.

Nochmals, die Trophäenjagd erfüllt keinerlei Notwendigkeit. Sie befriedigt lediglich die perversen Triebe psychisch kranker Menschen.

Dies ist die ganz schlichte Wahrheit zu diesem Thema.

Meine persönliche Meinung dazu ist: Wenn sich jemand aus irgendwelchen Gründen mit einem Büffel, Elefanten oder gar einem Löwen in freier Natur messen will, dann soll er das doch mit dem Speer und er Steinaxt tun.

Schöne Grüsse

Patrick
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22 Apr 2007 15:23 #35529
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  • African Queen am 22 Apr 2007 15:23
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Hallo,

bei diesem Thema habe ich mich ja immer rausgehalten, aber jetzt muss ich auch mal was sagen bevor es hier wieder richtig zur Sache geht.

Vorweg muss ich wohl sagen das ich mit der Jagd hier in Deutschland groß geworden bin und für mich deshalb daran nichts verwerflich ist. Es fallen in div. Foren dann immer solche Sätze wie: habt ihr euch mal überlegt wo das Kudusteak das ihr gegessen habt den herkommt?

Tatsache ist nämlich die, dass das erlegte Wild, das so ,, kaltblütig '' von einem Trophenjäger geschossen wurde auf dem Tisch landet. Auf jeder Gästefarm und auch in jeder Lodge. Und auch oft die Mitarbeiter damit versorgt werden, als einen Teil des Lohns.

Hat einer von Euch schon mal Springboksteaks bei Norma gekauft? Ja?Dann habt ihr vielleicht auch letzte Woche den Bericht in Galileo gesehen wie diese Steaks ,, hergestellt'' werden?! Fakt ist, das es in Südafrika mittlerweile Farmer gibt die Ihre Rinder und sonstiges Vieh abgeschafft haben und nun massenweiße Springböcke züchten, die müssen nämlich weder gefüttert noch medizinisch behandelt werden und vermehren sich von alleine. Mittlerweile ist es wohl auch so das auch Sterneköche, ich will ja keine Namen nennen, in Deutschland dieses gut schmeckende Fleisch sehr schätzen und d.h. massig Nachfrage besteht.
Diese Springbock-Farmen werden einmal im Jahr durch das sogenannte ,, Culling'' bis auf wenige Zuchttiere leergeschossen! So lange bis mal mindestens 3 Kühlwagen voll sind. Und wisst ihr was der Farmer pro Springbok bekommt ? 6 EURO, für 15 EURO geht es bei uns in Gramm Packungen über den Tisch. Und ist das noralisch vertretbarer als die Trophäenjagd ?

Da fragt man sich ja natürlich, wenn das Tier schon sterben muss, ob es nicht besser ist, wenn ein alter Springbock-Bulle der für viele Nachfolger gesorgt hat und in ein gewisses Alter gekommen ist von einem Trophäenjäger geschossen wird!? Dieser zahlt in der Regel 500-800 € pro Abschuss auf ein mänliches Tier, für wieviel das Fleisch verkauft wird ist dann Nebensache. Worauf ich hinaus will ist es nicht besser ein Tier muss für 500 € sterben oder es wird wie ein Stück Dreck für 6 € vehöckert!!!!

So das musste ich jetzt mal sagen. Es gibt bei den Jägern und Jagdfarmbesitzern solche und solche. Doch wer sich einmal mit diesemThema beschäftigt ohne die Jäger gleich als Massen-Killer abzustempeln würde sich wundern !!!

Auch wenn viele Gästefarmer es einem Jagdgegner nicht auf die Nase binden, so ist doch Fakt das alle selber Jagen und mindestens 50% Jagdgäste und normale Touristen aufnehmen.

Die Jagd auf Raubkatzen finde ich auch nicht so doll, aber wer meint diesen Kick zu brauchen sollte das lieber auf einer Farm bei der Ansitzjagd tun, als wie nach Südafrika fahren und dort einen prächtig gewachsenen Mähnenlöwen im Gatter zu schießen!

Bei diesem Thema werden wir wohl nie auf einen Nenner kommen. Und ich weiß noch vom alten Iwanowski-Forum das es ewig lange Pro und Contra Punkte gab und es dann so weit kam, dass jemand Rache an einem Jagdfarmbesitzer über das Forum nehmen wollte, ähnlich wie jetzt mit Düsternbrook. D.h. finde ich, das solche Themen zu nichts führen und hier auch nicht hingehören.

Ich hoffe ihr könnt mit meiner Meinung leben....

Viele Grüße,

African Queen






:kiss: :kiss: :kiss:
Mehr über meine Reittouren in Namibia unter:

www.trailreiten.beepworld.de
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22 Apr 2007 17:51 #35539
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pme: Dem ist nichts hinzuzufügen

African Queen: Ist schon klar, dass man über etwas, was einem unangenehm ist, lieber nicht diskutiert, schon gar nicht, wenn man die Ansichten eines Schweinehundes vertritt und das auch weiß.

Gruß, Kanzler
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22 Apr 2007 18:06 #35540
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eine diskussion abzublocken, nur weil der verlauf eine prekäre wendung zu nehmen scheint, ist nicht nur undemokratisch, sondern auch einfältig!

bzgl. düsternbrook: wenn ganz klar gesagt wird, dass düsternbrook sogar vermittlung zum abschuss von geparde (massivst vom aussterben bedroht!!!) anbietet, so ist dies für mich ein unehtisches vorgehen und es wird ganz deutlich, dass es hier nur um's geld scheffeln geht ohne rücksicht auf ethische und moralische grundsätze - die hier nämlich schlicht nicht vorhanden sind!
eine etwas differenziertere betrachtungseise würde ich sehr begrüssen, auch und gerade wenn's dem persönlichen interesse \"gegen den strich\" geht!
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23 Apr 2007 12:17 #35590
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...naja, jetzt hat mich das Ding mit der Farm in Namibia doch noch eingeholt. War nicht meine Absicht, wollte einfach mal das Thema Trophäenjagd generell ansprechen.

@African Queen: Habe mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt. Ich gehöre auch zu den Menschen, die gerne mal ein Stück Fleisch oder Fisch essen. Bin mir dessen bewusst, dass dafür immer ein Lebewesen sterben muss. Wo immer möglich achte ich aber darauf, dass ich von Menschen kaufe, denen Tiere und Tierhaltung wichtig sind und bei welchen ich sicher sein kann, dass das Tier anständig aufgewachsen ist und bei seinem Ableben nicht unnötig gelitten hat.

Ab hier ziehe ich aber eine dicke und endgültig konsequente Linie: Wenn jemand aus Spass oder weil er sich bestätigen muss ein noch dazu bedrohtes Tier wie eine Grosskatze tötet, dann ist das genauso krank, wie wenn jemand den Wald anzündet oder Gift im Fluss entsorgt. Es gibt dafür keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung.

Schöne Grüsse

Patrick
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23 Apr 2007 12:44 #35592
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Hmmmm,

kann es sein das hier von 2 verschiedenen Dingen geredet wird?

Wilderrei und Spassjagt finde ich verwerflich - keine Frage!

Aber zum Schutz der Jäger muss angefügt werden das diese Leute zB in Europa einen hohen Beitrag \"für\" die Erhaltung an gesunden Wildpoulationen beitragen.

Da der Mensch nun mal für den Schaden den er in der Natur anrichtet verantwortlich ist, muss er manchmal auch zum Mittel des Abschusses greifen. So bedauerlich es auch ist einen Löwen, Leoparden was auch immer in freier Wildbahn zu erlegen, so sinnvoll kann es auch manchmal sein.

ZB^Im Krügernationalpark wurden die Löwen indirekt duch die Nahrungsaufnahme mit Milzbrand infisziert, hier macht der Beschuss zum Wohl des ganzen Gleichgewichts schon sinn, auch Elefantenpopulationen müssen reduziert werden um anderen Arten den begrenzten Lebensraum zu erhalten.

Von daher sehe ich es nicht gerne wenn ein Jäger im Vorneweg als Psychopat bezeichnet wird, nur weil er die Probleme die durch uns alle geschaffen wurden in seinem Teilbereich beseitigen muss, wer soll es denn sonnst für uns erledigen?

Ich bin überzeugt das ohne kontrollierte Jagt das diffizile Gleichgwicht erst recht kolabiert!

Also es gibt die positive Jagt die sein muss auch wenn's manchmal schmerzt - und die negative Jagt nur zum Spass ohne Nutzen.

Es mag vielleicht erstaunen, aber ein gezielter Schuss der einen Springbock auf der Stelle tötet bevor sein Fleisch genutzt wird, find ich auf jedenfall immer noch besser als jeder Vietransport bei uns in Europa.

Gruss VA<br><br>Post geändert von: VirusAfricanum, am: 23/04/2007 12:46
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