Hello all
Habe mit einigem Erstaunen den Austausch diverser Forums-Mitglieder zu einer Guest-Farm in Namibia nachgelesen. Möchte hier mal die Namen der Farmen und deren Exponenten ausser Acht lassen und auf ein Kernthema, welches bisweilen sehr emotionsgeladen diskutiert wird zu sprechen komen: Die Trophäenjagd.
Vorweg: Ich unterscheide vier Jagd-Arten:
1. Die Jagd auf wilde \"Nutz\"-Tiere, deren Fleisch wir essen, wie Böcke, Antilopen, Büffel, Wildschweine und Wildvögel. Findet überall auf der Welt statt.
2. Die vermeintlich wirtschaftlich notwendige Jagd auf Tiere, deren Felle durch die Jäger als Kälteschutz genutzt oder verkauft werden: Wildkatzen, Füchse, Wölfe, Bären, Robben, etc. Sowie die Jagd auf Raubtiere, welche sich in \"unseren\" Lebensraum begeben (Wolf und Luchs in den Alpen, Bären in Alaska, Leoparden in Indien, ...) Findet vorwiegend in wirtschaftlich schwachen und aus westlicher Sicht rückständigen Weltregionen statt.
3. Die Trophäenjagd auf Raubtiere und seltenes Grosswild, sowie die gesellschaftliche Hetzjagd auf Füchse und die Jagd mit dressierten Raubvögeln auf Tauben und Ziervögel, welche einzig und alleine dem Vergnügen, der Selbstbestätigung und der Befriedigung perverser Triebe der Jäger dient. Findet überall auf der Welt statt.
4. Die Wilderei, muss ich ja nicht noch erklären.
Ab hier schreibe ich über die Trophäenjagd.
Für uns gilt es heute als Verbrechen an der Welt, dass edle Herren aus Europa vor nicht allzulanger Zeit in Afrika, Asien und Südamerika 80% - 90% der Bestände an Leoparden, Geparden, Tigern, Löwen und Jaguaren zum Spass abgeknallt haben. Wir können kaum fassen, dass noch vor gut 100 Jahren zehntausende Wale weltweit abgeschlachtet wurden, nur um mit deren Fett die Strassenbeleuchtung europäischer Grosstädte zu betreiben. Es erfüllt uns mit Schrecken, wenn wir daran denken, dass alleine in Ghanzi hunderte Elefanten umgebracht wurden, um einen einzigen Tyrannen reich zu machen.
Ganz ähnlich wie damals (das kann z. B. in Sven Hedin's \"My Life As An Explorer\" nachgelesen werden) argumentieren aber die heutigen Befürworter und wirtschaftlichen Profiteure der Trophäenjagd mit Sätzen wie \"... in Namibia gibt es pro Farm mindestens einen Leoparden. Bei 10'000 Farmen macht das also mindestens 10'000 Leoparden, da ist es egal, wenn pro Jahr einige hundert geschossen werden.\" Oder \"...der Leopard auf meiner Farm holt mir jedes Jahr 30 - 40 Kälber und 40 Schafe. Wir müssen uns dagegen wehren.\" In Botswana, Südafrika, Zambia, Tanzania, Kenya, etc. heisst es \"Der Fototourist gibt in einer Lodge 400-1000 US$ pro Tag aus. Der Jagdtourist bezahlt uns 2500US$ pro Tag und in Botswana muss er noch 80'000US$ für den Abschuss eines Löwen bezahlen. Auf dieses Geld kann die lokale Bevölkerung nicht verzichten.\"
Leider ist es aber so, dass grosse Wildtiere und insbesondere Grosskatzen weltweit unter einem enormen Existenzdruck stehen. Einerseits durch die kontinuierliche Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume, andererseits durch Trophäenjagd und Wilderei. Der Gen-Pool der meisten Arten ist massiv bedroht und jedes einzelne Tier, das zusätzlich durch Trophäenjagd erlegd wird, bringt diese Arten dem Aussterben näher.
Wer an dieser Tatsache auch nur die leisesten Zweifel hegt, der darf hier nachlesen:
www.iucnredlist.org/ oder noch besser das Buch \"Wild Cats Of Fhe World\", Mel Sundquist, Fiona Sundquist, ISBN 0-226-77999-8 studieren.
Zusätzlich hat die Trophäenjagd einen katastrophalen Effekt auf angrenzende Nationalparks und Wildschutzgebiete. Beispiel Savuti: Männliche Löwen in Savuti müssen als Sub-Adults (fast ausgewachsen, aber noch nicht Geschletsreif) ihr Rudel und somit Chobe NP verlassen. Sie wandern in kleinen Gruppen in die angrenzenden Gebiete, bis sie gross und stark genug sind, um zurückzukehren und ein Rudel zu übernehmen. Die dominanten Männchen, welche dann \"in den Ruhestand verabschiedet\" werden, müssen das Rudel ebenfalls verlassen und wandern in angrenzende Gebiete. Wenn diese Gebiete bejagt werden, dann werden zuerst die grossen, älteren Männchen, welche kein Rudel mehr führen getötet. Wenn davon keine mehr übrig sind, dann weichen die Jäger auf Sub-Adults, also auf den überlebensnotwendigen aber noch unerfahrenen Nachwuchs des Rudels im Wildgebiet aus. Wenn diese dann alle in Texanischen Wohnzimmern hängen, dann ist das direkte Resultat daraus, dass die Löwen in Savuti überaltern und aussterben. Dies ist vereinfacht dargestellt. Man muss hier auch den Einfluss eines verschobenen Gleichgewichts auf die gesamte Nahrungskette und somit das gesamte Ökosystem in Betracht ziehen.
Solche und ähnliche Modelle gelten aber für jede einzelne durch Trophäenjagd bedrohte Tierart, für die ganze Welt: Puma, Jaguar, Ozelot, Leopard, Löwe, Gepard, Tiger, Schneeleopard, Nebelparder, Hai, Wal, Marlin, Bär, Wolf, Elephant, ...
Wenn wir also nicht wollen, dass unsere Enkel in einigen Jahrzehnten auf uns zurückschauen und mit Abscheu daran denken, dass wir zu Beginn des 21. Jahrhunderst das absolut sinnlose Töten stark bedrohter Raubtiere und anderer grosser Wildtiere toleriert, für etwas Geld sogar noch unterstützt und somit deren Untergang besiegelt haben, dann müssen wir uns dagegen wehren.
Nochmals, die Trophäenjagd erfüllt keinerlei Notwendigkeit. Sie befriedigt lediglich die perversen Triebe psychisch kranker Menschen.
Dies ist die ganz schlichte Wahrheit zu diesem Thema.
Meine persönliche Meinung dazu ist: Wenn sich jemand aus irgendwelchen Gründen mit einem Büffel, Elefanten oder gar einem Löwen in freier Natur messen will, dann soll er das doch mit dem Speer und er Steinaxt tun.
Schöne Grüsse
Patrick