Beobachtungen zum Tourismusjahr 2015 Fortsetzung
Gewinner waren die kleineren Agenturen, Einbuchungsagenturen und Individualreise - Veranstalter mit eigenen Programmen.
Es hat eine Verschiebung / Diversifikation stattgefunden. Es kommen innerhalb eines Jahres z.B. doppelt so viele Franzosen und in der Nebensaison auch eine Anzahl echter Chinesischer Touristen. Zahlungskräftige Medizintouristen aus Angola.
Der Konferenztourismus boomt.
Wir hatten eine Anfragesteigerung von 14 % und eine Umsatzsteigerung von 18 %, wechselkursbereinigt eine Umsatzsteigerung von 35 %.
Erfreulich war bei vielen Anfragen die lange Vorlaufzeit bei Anfragen. Wir hatten Mitte März 2015 bereits 500 Anfragen für 2016 vorliegen.
Der Trend zur Selbstfahrerrundreise ist ungebrochen. Siehe auch das neue GEO Saison Heft Januar 2016 und in Kürze das MERIAN Sonderheft Safari.
Leider bemerken wir, dass die Qualität der Anfragen in 2015 rasant abgenommen hat.
Wir haben zum ersten Mal eine nennenswerte Anzahl an Ettikettenschwindlern, die Touren von anderen Veranstaltern abschreiben und bei uns als eigene ausgearbeitete Touren ausgeben, um sie gegenrechnen zu lassen.
Empörend viele Anfragende haben noch nie einen Reiseführer in der Hand gehabt und irgendwo diffus gehört Namibia und Botswana sind toll. Die Anzahl der nur mit Allrad - Leihferraris durchzuführenden Anfragen ist explodiert und es taucht eine uns bisher völlig unbekannte Größenordnung der Beratungsresistenz oder Ignoranz bei den Reiseanfragenden auf.
Wir haben gehofft, dass diese Anfragenden bei anderen Agenturen und Veranstaltern auch mit Ihren Vorstellungen abblitzen, damit die Unfalltotenzahlen nicht unnötigerweise steigen.
Gefühlsmäßig gab es in Gesprächen mit den Autoverleihern deutlich mehr Unfälle als 2014, aber anscheinend viel weniger mit tödlichem Ausgang.
Ich vermute, dass es daran liegt, dass mehr Allradfahrzeuge gemietet wurden, in denen man bei Unfällen bessere Chancen hat. ( und als running Gag: durch den vermehrten Einsatz von Navis waren weniger Frauen am ersten Tag am Steuer und dadurch in Unfälle verwickelt )
Ich habe zur Zeit noch keine echten Statistiken für 2015 vorliegen, das sind Bauchbeobachtungen.
Völliges Kopfschütteln hatte bei mir der DER Tour Katalog 2015 verursacht. Ein Drittel der Selbstfahrersafaris wird schon am Ankunfttag 250-300km weitergescheucht. Ein herrlicher Plan für ein Disaster. Ich finde das sogar kriminell wieder besseren Wissens.
Die üblichen Anfragefehler waren 2015 wieder verstärkt: Falsches Fahrzeug für die geplante Strecke, besonders bei Bushcamperanfragen, am Ankunftag schon mehr als 100 km fahren, Unterkünfte mit mehr als 60 Zimmern für Individualreisede wie z.B. Anib Lodge oder Chobe River Lodge, völlige Überforderung im Bereich Botswana. Mordsmollys, die 5 km zum Sossusvlei gefahren sind und sich schon für Off Road Experten halten, Experten bereits nach einer Namibia-Reise.
Eine inflationäre Anfrage nach Bushcampern, die dann aber doch nicht gebucht werden, weil in der Regel viel teurer als Standard Dachzelte.
Es ist schön zu sehen, dass sich die ältere Generation mit solchen Fahrzeuge naturnah durch das südliche Afrika bewegt. Wir haben die nächsten 15 Jahre noch eine Generation reicher Rentner, für die das südliche Afrika eine hervorragende Reisedestination ist.
Air Namibia hat am 14. September ihre Preispolitik umgestellt. Von der Tendenz her werden Frühbucher-und zahler belohnt, Spätbucher bekommen dann nur schlechtere Preise. Ansonsten sind die Algorithmen undurchschaubar wie bei fast allen Fluglinien.
Die Qualität der Anfragen seit November ist erfreulicherweise wieder deutlich gestiegen.
Erfreulich auch die vielen Wiederholer, die den guten Wechselkurs jetzt ausnützen und einen Namibiaurlaub zu einem Drittel günstiger buchen, als noch vor 2 Jahren.
Die Buchungslage ist zur Zeit normal.
Mit sonnigen Grüßen aus Hohenlockstedt
Carsten Möhle