THEMA: Namibia kennenlernen
10 Sep 2008 18:13 #77422
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  • swz am 10 Sep 2008 18:13
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Juni 2008

Namibia kennenlernen
Waterberg, Ost - Etoscha, Kaokofeld und Himbas.

Um ein Land besser kennen zu lernen, muss man öfters dort sein. So fahren wir auch
diesmal in den Nordwesten von Namibia. Wie wir schon Zuhause hörten, soll es im
Februar viel geregnet haben und sehr grün sein. Wir waren gespannt.
Schon auf dem Weg nach Rust Min Ziel, der Farm wo unser Wagen stand, war die
Vegetation sehr grün. Es sieht alles viel freundlicher aus als im November.
Das Fahren ist dadurch um einiges gefährlicher, querende Tiere sind noch schlechter zu
erkennen. Es wird uns auf der weiteren Reise öfters passieren, das ein Kudu oder
Springbock plötzlich vor der Motorhaube steht.
Diesen Urlaub haben wir unseren Wagen umgemeldet, eine tolle Erfahrung. Ich glaube
nicht, das dies in Deutschland einem Ausländer so einfach gemacht wird. Alleine der
namibische TÜV, der für jede Anmeldung benötigt wird, war interessant. Nach der
Überprüfung der diversen Nummern am Auto, wurde die Beleuchtung, Gurte und
Scheibenwischer ( regnet es ständig? ) kontrolliert. Anschließend fuhren wir über eine
Grube. Ein Angestellter überprüft beim Darüberfahren die Motordichtigkeit und den
Auspuff. Jetzt müssen wir unser Auto verlassen, der nächste Mann macht eine
Fahrprüfung. Volle Beschleunigung und eine Vollbremsung – OK. Als die Gummiwolke
weg war, die Prüfung der Handbremse an einer steilen Auffahrt – hält. Noch eine
Kontrolle der Kupplung beim Wegfahren – Alles super, you can drive.
Adolf, unser Mann von der Werkstatt, erledigte noch den Papierkram. Alles zusammen
dauerte keinen halben Tag. Am Ende unserer Reise bekommen wir dann die Steuermarke
für den Wagen.

Nun kann die Tour entspannt losgehen. Das erste Ziel ist der Waterberg. Nachdem wir
erst nach Mittag in Windhoek weg kamen, übernachteten wir auf der Farm Wewelsburg.
Die Kinder der Farmgründerin waren in Windhoek, so waren wir eine willkommene
Abwechslung. Oma Hinze, wie wir sie spontan tauften, erzählte vom Farmleben und ihrer
Ankunft in Namibia vor 54 Jahren. So kamen wir nach den heißen Duschen erst sehr spät
ins Bett. Der Lärm, der Farm, weckte uns bei Sonnenaufgang. Hühner, Enten und Pfauen
begleiteten unser Frühstück. Man lebt hier in der Natur, das werden wir noch öfters
merken.
Wir erreichen die Wilderness Loge am Waterberg. Wunderschön gelegen in einem Tal
des Plateaus. An der Rezeption bekamen wir einen Gamedrive zu Rhinos angeboten,
na - das brauchen wir nicht zu überlegen. Bevor es los geht, machen wir noch eine Siesta am Pool.
Um 15°° Uhr werden wir abgeholt. Anfangs war die Tierausbeute nicht besonders
ergiebig. Wieder mal Kudus, Springböcke und Perlhühner. In der Entfernung ein Oryx.
Per Funk bekam der Guide den Ort der Rhinos. Postwendend ging's zurück, wir sind
schon vorbeigefahren und keiner hat's gesehen.
Der Guide stoppte und stieg aus - kommt mit ! Wie – aus dem Auto - zu Fuß ?
Durch dichtes Buschwerk folgten wir ihm, mit mulmigem Gefühl. Plötzlich standen wir vor den Nashörnern, zwei riesige Tiere. Anfangs nur undeutlich zwischen den Büschen zu
erkennen. Der geht immer noch weiter ! No Problem - come on !

Am Ende waren wir nur einige Meter von den tonnenschweren Tieren weg. Wenn sie sich
nicht bewegen, sehen sie gar nicht gefährlich aus. Auch wenn sie ziemlich sicher an Touristen gewohnt sind, haben wir trotzdem ein komisches Gefühl.
Mit diesem Erlebnis war das Abendessen in der Plateaulodge, bei Kerzenschein und
Lagerfeuer, noch lange ein Gesprächsthema.
Anderntags war eine Wanderung auf das Plateau angesagt. Auch hier mit einem Guide.
Er hat uns viele Pflanzen erklärt und auch wofür sie verwendet werden. Erstaunlich für
welche Zwecke sie hergenommen werden. Von Zigarettenpapier bis zur Zahnseide gibt es
welche, genauso für Sirup und Bauchweh. Das Naturschutzgebiet wurde erst 1972 in der
heutigen Form eingerichtet. Es wurden auf dem Plateau fast 100 Nashörner, viele
Antilopenarten und Giraffen ausgesetzt. Auch soll es sehr viele Geparden hier geben.
Das nächste größere Ziel ist die Umgebung von Namutoni im Etoscha Park. Die 40.-€ für
eine Übernachtung auf der Campsite des staatlichen Camps war uns zu teuer und so
Übernachteten wir auf einer Privatlodge vor den Toren Etoschas. Die nächsten zwei Tage
verbrachten wir mit dem beobachten von Tieren. Ein besonderer Bonuspunkt für uns
war,das die Etoschapfanne seit 40 Jahren wieder mal voll Wasser war. Die Luft war mit
einem Geruch wie am Meer gefüllt.
Als wir auch hier länger als geplant blieben, fuhren wir durch das Ovamboland nach
Ruacana. Nach den Veterinärzaun, der das südliche Afrika zerschneidet, verändert sich
das Bild sofort.

Das Farmland ist verschwunden und Felder mit Mais und Hirse säumen den Weg. Auch
ist hier richtiges Leben neben der Straße. Wir kommen Schwarzafrika wieder etwas
näher. Das flache Land ist links und rechts oft, noch von der Regenzeit, überflutet.
Nachdem wir noch einige Ziele im Kaokofeld vor uns haben, legen wir die 400 km recht
zügig zurück. Hier müssen wir sowieso noch mal her.
Ruacana ist ein Ort, der für das Staudammprojekt gebaut wurde. Neben einer Campsite
mit Hotel und einer Tankstelle mit einem recht gut sortierten Laden ist nichts los.
Es ist ein typischer Versorgungspunkt. Entlang des Kunene, der Grenzfluss zu Angola
fahren wir zu den Epupafällen. Wie auch das letzte mal, stehen wir direkt am Fluss
oberhalb der Fälle. Nach der Regenzeit ist viel mehr Wasser im Fuß, als im November.
Aber anscheinend nicht genug, normal sind noch knapp 1 m mehr zu dieser Zeit. Beim
Erholen mit Blick auf den Fuß lassen sich keine Krokodile sehen. Denen ist die Strömung zu stark.
Weiter durch das Land der Himbas, den Nomaden Namibias. An der Straße neben den
Dörfern wird man immer wieder angebettelt. Der Tourismus hinterlässt seine Spuren.
Durch einen organisierten Besuch bekommen wir in die Gelegenheit Fotos zu machen.
Der Gral wirkte im vergleich zu dem vom letzten Mal, sehr armselig. Es waren mehrere
Hütten und viele Leute. Überall lagen Bierflaschen herum. Manche wirkten sehr Arrogant,insbesondere die jungen Männer. Man kommt sich wie ein Eindringling vor.
Durch die Einnahmen von den Touristen werden sie langsam sesshaft. Die ersten
Handy`s sieht man schon. Logisch auch diese Leute wollen Zukunft bei sich.
Wir erreichen den Ort Okanwati. Hier versuchen die Deutschen, Gisela und Andreas,
ein Waisenhaus aufzubauen. Eine Tagesküche funktioniert schon, wo die Kinder täglich
eine ausgewogene Ernährung bekommen. Es ist noch viel zu tun. Nachdem unsere
Kleiderspende die Abnehmer gefunden haben, besuchten wir die Nachbarn.
Ein Himbastamm hat sich seit unseren letzten Besuch hier angesiedelt. Es ist das
4 wöchige Ahnenfest, zu dem wir eingeladen werden. Vor der Hütte des Chefs liegt der
riesige Berg einer zerhackten Kuh. Es wird fast täglich eine geschlachtet, wobei die Kuh erstickt wird. Das wäre was für unsere Tierschützer. Hier fühlen wir uns nicht so als Fremdkörper, wobei es sehr gewöhnungsbedürftig ist. In der Nacht laufen zwischen den Hütten die Rinder. Dementsprechend sieht der Boden aus, der reinste Misthaufen.
Hunde laufen mit den Resten der letzten Kuh herum. Sauberkeit in unserem Sinne ein
Fremdwort.
Ständig sind Frauen und Männer am Tanzen. Im Kreis wird geklatscht. Wechselnd betritt
eine Person die Mitte und Tanzt vor. Das geht dann die Tage so durch, gegen 24°°Uhr
wird es etwas ruhiger, wir nützen die Gelegenheit, uns zu verabschieden.

Bei Sonnenaufgang sind die Himbas schon wieder beim Tanzen. Auch hören wir wieder
das brüllen einen Kuh.
Der Van Zyl Pass, wird in allen Berichten als Horrorstrecke beschrieben. Gut, er ist steinig und steil ( 500 Höhenmeter auf 3,5 km ) aber nach der Regenzeit ist die Anfahrt dorthin um einiges schwieriger. Wir fahren manchmal nur in einem Bachbett mit riesigen Absätzen. Die Strecke ist aber nicht nur eine Abkürzung, sondern auch Landschaftlich sehr schön. Die Zeit darf man aber nicht rechnen. Wir brauchen für 4 km einen halben Tag.

Vor uns liegt das Marienflusstal, eine grandiose Aussicht. Soweit das Auge reicht
überzogen mit goldgelben Springbockgras. Eine Landschaft die ihresgleichen sucht.
Wir waren sprachlos über dieses Paradies. Die ganze Strecke bis zum Kunene
begegneten wir niemanden, außer ein Paar Straußen und einige Spingböcke.
Auf der Rückfahrtfahrt begegneten wir nur einigen Südafrikanern, die in die Ferien
fuhren.
Nach Süden fahren wir entlang der Skelettküstenparkgrenze. Einige Kilometer nach
der red Drum, gibt es jetzt eine blue Drum. Ausgestattet mit einem Münzsprechergehäuse, einer neuen, nicht angeschlossenen Sat – Schüssel und viel Reklame der Sponsoren.
Sehr englisch der südafrikanische Humor.
Auf der weiteren Strecke fahren wir wie auf einem Feld, nur die zwei Reifenspuren sind zu sehen. Wieder begleiten uns Springbock, Oryx, Giraffen, Strauße und Rebhühner.
Wir können uns einfach nicht satt sehen an der Natur. Unser Nachtlager schlagen wir
unweit einer Gruppe Oryxantilopen auf. Neugierig werden wir beobachtet.

Von der Ortschaft Puros waren wir etwas enttäuscht. Viele Leute empfahlen uns den Ort.
Jetzt vermuten wir, sie meinten die Landschaft. Der Ort ist einer der ersten, wo die
Himbas für Touristen pauschal erreichbar waren. Dies wirkte sich, in unseren Augen, sehr negativ auf die Nomaden aus. Sie leben hier nicht mehr in ihrem vertrauten Gefüge. Die traditionellen Rundhütten sind überwiegend weg. Entstanden sind die, für dieses Klima, nicht geeigneten Blechhütten. Auf uns machte der Ort einen traurigen Eindruck.
Der weitere Padverlauf unserer Strecke, folgt einen grandiosen Flusstal. Es sind leider nur die Spuren der Elefanten zu sehen. Also gibt es hier doch noch welche.
Den ganzen Tag fahren wir durch das Tal nach Sesfontain. Wollen wir abends doch in
dem renovierten Fort der Deutschen übernachten. Denkste, die Campsite ist seit
neuesten geschlossen. Anscheinend ist die Unterbringung der Gäste in Zimmern
rentabler. Einen Vorteil hat das aber, es wurde eine neue Campsite in Dorf eröffnet.

Von Einheimischen Gebaut und unterhalten, ist sie gleich an der Pad im Dorf. So kann
man den Luxus eines guten Abendessen im Lokal des Forts genießen. Die Bevölkerung
verdient am Campingplatz. Noch etwas einsichtig, begutachten uns verstohlen die Kinder
auf dem Weg zur Schule. Dies gibt uns natürlich, die Gelegenheit zu guten Fotos.

Wie immer heißt es jetzt aufs Gas treten. Wir wollen noch eine Ceetah Farm besichtigen.
Vorbei an Palmwag und Kamanjab fahren wir nach Otjwarongo. Keine 40 km von hier
gibt's die Cheeth Conservation Fund. Sie kümmern sich um die Geparden des
Farmlandes.
Es gibt anscheinend sehr viele hier, die den Farmern ordentlich Ärger machen.
Angeschossene und Jungtiere werden auf dem Gelände hier untersucht und gepflegt. In
einem 5 ha großen Areal kann der Tourist gegen eine Gebühr einen Gamedrive machen.
Die 5 Weibchen in diesem abgesicherten Gehege, kann man Anfangs, nur schwer
ausmachen. Der Fahrer lockt sie mit großen Filetsückchen vom Kudu. Durch diese
schleckerchen kommen sie.

Im Reiseführer war diese Conservation Fund nicht sehr einladend beschrieben, aber wir waren froh auf unsere innere Stimme gehört zu haben. Es war ein sehr einprägsames Erlebnis.
In zwei Tagen geht unser Flug zurück, das heißt noch alles aufräumen und so stellen wir unsere Autos wieder auf der Hohewarte ab. Wie immer wurden wir freundlich und zuvorkommend erwartet. Ein krönender Abschluß in der renovieten, alten Polizeistation.
Mit einem schönen afrikanischen Sonnenuntergang und einem fantastistischen Essen war der Abschied nicht so schmerzvoll.
Bei frostigen Temperaturen brachte uns Heike bei Dunkelheit am Morgen zum Flugplatz.

Namibia wartet ja schon auf das nächste mal.
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