THEMA: Fort Sesfontein
21 Jan 2008 03:29 #58040
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  • Gforce am 21 Jan 2008 03:29
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Er stellte den Motor des Vans ab. Rasch verluden wir die Sachen in den deutschen Geländewagen um. Kurze Zeit später verließen wir Kamanjab mit heller werdendem Tageslicht, die staubige Straße nach Westen weiter. Es war ein wunderschöner Anblick, früh am Morgen das Damaraland zu durchqueren. In der Ferne sah ich schon den Grootpaß. Wir sprachen ab und an mit ruhigen Stimmen. Meist aber war ich von den Ideen meines Nachbarn so gefangen, das sie mich fortwährend beschäftigten.

Ich hatte ihn vor einiger Zeit in Windhoek kennengelernt. Wir kamen uns näher und er fing an, mir von seiner Idee, das alte Fort Sesfontein wieder aufzubauen, vorzuschwärmen. Mich fesselte seine Geschichte. So kamen wir überein, dass ich ihn eines Tages begleiten würde, damit er mir vor Ort die Details erläutern konnte. Deshalb saßen wir nun zusammen in dem Wagen und näherten uns dem nördlichsten Ort des Damaralands.

Als wir die Ruinen des Forts erreicht hatten, stiegen wir leicht erschöpft aus dem Fahrzeug aus. Einige männliche Einwohner, die er als Bauarbeiter angeheuert hatte, warteten bereits. Er gab ihnen einige Anweisungen und sie begannen, das Auto zu entladen. In der Zwischenzeit führte mich mein Gastgeber durch die Anlage und erklärte mir seine weiteren Pläne. Neben dem Auf- und Ausbau des Forts zu einem wichtigen Stützpunkt hier hoch im Norden des Landes gab er mir weitere Gedankengänge preis. Er hatte einen zweiten Geländewagen her gebracht, der er der örtlichen Jugend zur Verfügung stellte. Unter fachlicher Anleitung sollte aus diesem Wagen wieder ein gebrauchsfähiges Gefährt werden. Das wollte er dann der Kfz Gruppe schenken. Diese auch sollte eine Werkstatt aufbauen und weiterhin eine Tankstelle errichten und alles zusammen betreiben. Das Training dafür sollte fortgeführt werden. Da er meist vollbeladen hierher kam, hatte er eine weitere Idee, wie er auch beladen zurückfahren konnte. Der Ausbau der alten Wehranlagen bedeutete auch den Einbau von neuen Fenstern. Um diese herzustellen hatte er Maschinen aus Deutschland vor Ort gebracht. Er plante also, nicht nur Fenster und Türen für das Fort herzustellen, sondern darüber hinaus, weitere Teile für den namibischen Markt hier produzieren zu lassen. Mit dem Häuptling des Dorfes traf er sich regelmäßig. Dabei vereinbarten sie, dass der Chief seine Bürger zu einem gemäßigten Einsatz als Schafszüchter anhalten sollte. Für jedes nicht geborene Tier wollte er eine Prämie an die Gemeinschaft zahlen. So sollte eines Tages in dieser Region auch wieder Bodendeckende Pflanzen wachsen.

In die Hauptstadt zurückgekehrt, grübelte ich tagelang über sein Angebot, für seine Ideen der Organisator vor Ort zu werden. Ich sagte im letztlich ab, da ich mich zu dieser Zeit noch nicht stark genug für diesen einsamen Ort fühlte.

Wochen später ereignete sich ein herber Schicksalsschlag. Er fuhr diesmal die ganze Strecke von Windhoek in den Norden allein mit einem Motorrad. Der Grund war eigentlich nur, den Arbeitern vor Ort die Lohngelder zu bringen. In der Nähe der Khowarib Schlucht verunglückte er schwer. Letztendlich fanden ihn die Einwohner und alarmierten den Flugrettungsdienst. In einem Windhoeker Krankenhaus wunderten sich die behandelnden Ärzte, das es ihnen nicht gelang, den Zustand des Verletzten zu stabilisieren. Sie untersuchten nochmals die Kleidungsstücke und fanden im Helm einen lebenden Skorpion. Er hatte ohne Hilfe zu lange an dieser Stelle gelegen.

Die Lohngelder blieben verschwunden.

ae
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21 Jan 2008 10:30 #58064
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  • Bazi am 21 Jan 2008 10:30
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Schöne Geschichte
Gisela
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