Teil 1 - Flucht vor dem Corona-Wahnsinn
März 2021:
Unser Plan nach den Osterfeiertagen mit unserem Camper in Deutschland unterwegs zu sein, löste sich so langsam in Luft auf und wir waren resigniert! Wir hatten beide das Gefühl komplett ausgebrannt zu sein und wir brauchten dringend eine Abwechslung, aber was tun?
Auf einmal kam Tom mit dem Vorschlag - wie wär's denn mit Namibia?
Was zunächst einmal komplett verrückt klang, eine so weite Reise zu diesen Zeiten zu wagen, erschien bei näherer Betrachtung aber als vernünftige Idee! Wir würden wieder mit einem Bushcamper reisen und insofern sehr wenig soziale Kontakte haben. Wir müssten einkaufen, aber da tragen alle Masken, also ist das nicht anders als in Deutschland. Selbst wenn wir uns mal in Lodges einquartieren, sollte es kein Problem geben, denn durch die Temperaturen findet fast alles draußen statt bzw. wenn in Räumen, dann ist in der Regel alles sehr offen und durchlüftet, davon abgesehen war die Inzidenz seit langem sehr niedrig und nach dem was wir im Namibia-Forum lasen, waren extrem wenige Touristen da. Für den Hin- und Rückflug mussten sowieso alle getestet sein - das war in unserem Sinne und danach planten wir, in die Quarantäne zu gehen.
Der Gedanke verfestigte sich und wurde zum festen Willen, das jetzt umzusetzen. Gesagt, getan! Da wir bereits 2017 Namibia in Eigenplanung gebucht hatten, wussten wir genau, was zu tun war. Zum Glück, denn viel Zeit blieb uns nicht. Kurzerhand war klar, dass wir 3 Wochen unterwegs sein wollten und die Flüge wurden über Eurowings gebucht. Der Bushcamper wurde wieder über Explorer angefragt, denn wir wollten das gleiche Fahrzeug wie damals, mit dem waren wir ja sehr zufrieden gewesen und Heike nahm Kontakt zu den Campsites auf, die sie uns rausgesucht hatte.
28.3. - Auf geht's!
Der Tag der Abreise selbst war geprägt von sehr vielen To Dos. Schon im vorhinein musste auch wegen Corona sehr viel geplant und beachtet werden. Unsere negativen PCR-Tests hatten wir am Vortag bekommen, nachdem wir um 4:30 aufgestanden waren, um frühmorgens bei Centogene in Frankfurt den PCR Test machen zu lassen, aber heute musste gepackt, für die Quarantäne eingekauft, alle Unterlagen herausgesucht und ausgedruckt werden und das waren diesmal viele:
- 2x negative Coronatestergebnisse
- Voucher für den Bushcamper (den wir erst am Vortag erhalten halten)
- 8x Buchungsbestätigung jeder Campsite
- 2x Gesundheitsformular für die Einreise in Namibia
- Buchungsbestätigungen der Covid-Tests in Windhoek bei Pathcare (für die spätere Einreise in Deutschland)
- Kopien der Reisepässe für den Covid-Test bei Pathcare (sehr wichtig, weil die da keinen Kopierer haben!")
- Internationaler Führerschein (musste noch schnell beschafft werden weil abgelaufen)
- 4 Formulare, die wir zum Testen in Namibia ausgefüllt mitbringen mussten
- Dokument mit QR-Code für gebuchten Parkplatz in Ffm (wir durften uns ja wegen der Quarantäne von niemandem abholen lassen)
- Flugunterlagen
- Checklisten für den Bushcamper
So verging der Tag ziemlich wie im Flug. Irgendwann las Heike in der Flugbestätigung von Lufthansa via Mail, dass wir zwingend einen Online Checkin machen müssten, was wir versuchten, aber nur einen Hinweis erhielten, dass wir einen Special Service gebucht hätten und deshalb zum Schalter müssten.
Da der Flug über Eurowings gebucht war, versuchten wir dann auch hier den Online Checkin - erfolglos.
Da der Flug mit Brussels Airlines durchgeführt werden sollte, unternahmen wir hier einen letzten Versuch - die fanden unsere Buchung gar nicht erst
Ähm...ja.
Dann ging die Telefoniererei los. Lufthansa von denen wir die Mail bekommen hatten, wollte mit unserem Flug gar nichts zu tun haben und das witzigerweise, obwohl Tom über die Website der Lufthansa eine Sitzplatzreservierung durchgeführt hatte, also ging doch irgendwas!?
Eurowings verwies auf Brussels Airlines und die wiederum sagten uns, wir müssten am Flughafen zum Schalter von Eurowings.
Schließlich bekamen wir folgende Erklärung zusammen:
Eurowings hatte eine Maschine von Brussels Airlines gemietet, führte den Flug aber mit eigenem Personal durch und Brussels Airlines gehört zur Lufthansa Group. Letztlich klappte es dann zwar physisch, dass da ein Flugzeug stand, dass tatsächlich fliegen konnte und es war auch jemand da, um es zu fliegen, aber in den Computersystemen der drei Fluggesellschaften war dieser Flug der reinste Zombie!
Wir mussten also am Flughafen zum Schalter und dort alles klären. Ok, das schaffen wir!
Am Flughafen stellten wir unter der für unseren Flug angegebenen Schalternummer fest, dass es keinen Eurowings-Schalter gab. Und nun?
Da waren überall Lufthansa-Schalter, vielleicht dort mal fragen? Haben wir gemacht und ein sehr netter und gutgelaunter Herr sagte uns dann, dass wir hier für unseren Flug genau richtig waren.
Puh! Geschafft!
Der ebenfalls sehr nette Herr am Lufthansa-Schalter erklärte uns dann, dass er nur sehen könne, dass wir gebucht haben und er könne uns die Boarding Pässe ausstellen, aber mehr könne er nicht sehen, weil das sein System nicht zulasse und falls wir ein Problem mit diesen Flügen hätten, könnte er gar nichts für uns tun, denn das könne nur Eurowings via Telefon. Unsere Sitzplatzreservierung war übrigens auch bedeutungslos, wie er uns mitteilte, auch wenn das Lufthansa-System uns diese durchführen lies.
Naja, Hauptsache wir kommen überhaupt weg!
Jetzt mussten wir noch durch die Sicherheitsschleusen, und dann warteten wir aufs Boarding.
Man dürfte uns angesehen haben, dass wir ein bisschen Stress hinter uns hatten
Mit Befremden bemerkten wir in der Wartehalle schon, dass einige Mitreisende den Mund-Nase-Schutz zum Teil gar nicht oder auch wenig sinnvoll unterhalb der Nase positioniert hatten. Na hoffentlich würden die das im Flugzeug nicht genauso machen, dachten wir uns. Auch wenn alle vor kurzem negativ getestet worden waren, war das Vertrauen in diejenigen, die so lax mit ihrer Maske umgingen, nicht gerade besonders groß.
Leider bestätigte sich im Flieger das Gefühl, dass es einige nicht so besonders genau nehmen, denn hier erblickten wir auch wieder häufiger Leute, die ihre Maske einfach nicht mehr aufsetzten oder das Ding erst irgendwo am Mund anfing.
Sehr schade fanden wir, dass das Personal bei Eurowings nicht auf diese Personen zugegangen ist und um Einhaltung der Maskenpflicht bat. So mussten wir mehrfach unsere Mitreisenden ermahnen und es führte auch nicht immer zu nachhaltigem Erfolg.
So war auch der Flug eher wenig entspannend und wir waren heilfroh, als es endlich zum Landeanflug nach Windhoek ging!
Nach dem Ausstieg sollten wir unsere Einreiseformulare, das ausgefüllte Gesundheitsformular und die negativen Testergebnisse bereit halten und es dauerte ziemlich lange, bis wir erst durch die Einreise und dann in der nächsten Schlange die Gesundheitsunterlagen vorzeigen konnten.
Danach ging es zu Avis, denn Avis Safari Rental wollte uns am Flughafen abholen und uns zu unserem Bushcamper bringen. Leider dauerte es eine halbe Ewigkeit bis jemand kam, aber wir vertrieben uns die Zeit, dem Treiben am Flughafen zuzusehen.
Jan, der Manager der Niederlassung in Windhoek, kam uns dann irgendwann abholen und wir sprachen mit ihm während der Fahrt über die aktuelle Situation in Zeiten von Corona. Von 120 Autos war nur noch ungefähr ein Drittel da, der Rest verkauft. Krass
Während wir im Auto nach Windhoek fuhren, genossen wir den Anblick des grünen Umlands, denn die Regenzeit war hier hervorragend gewesen. Die ersten Baboons ließen sich blicken und die schöne Landschaft tat der Seele gut. Nach der bereits von 2017 bekannten detaillierten Einweisung, übernahmen wir den Bushcamper, wobei wir dann beim Papierkram noch ein kleines Problemchen hatten. Wir hatten den Camper über Explorer gebucht und eigentlich die große Versicherung mit dazu genommen, die auch Steinschlag in der Windschutzscheibe und zwei Ersatzreifen abdeckte, aber Avis Safari Rentals hatte bei uns nur die normale Versicherung gebucht. Jan versprach, dieses Thema mit Explorer zu klären und so übernahmen wir das Auto.
Ab ging es zur River Crossing Lodge, denn wir wollten uns heute noch nicht um das Einkaufen kümmern sondern erstmal ganz entspannt ankommen. In der Lodge wurden wir sehr freundlich begrüßt und bekamen bereits unseren Bungalow, obwohl es erst 12 Uhr und somit recht früh war. Nach einer wohltuenden Dusche gab es einen leckeren Snack und ein Windhoek Draught und hier mit Blick auf die umliegenden Berge fühlten wir uns zum ersten Mal wirklich angekommen - wir waren wirklich und wahrhaftig wieder in Namibia - unglaublich!
Wir legten uns ein Ründchen hin, Heike schrieb am Reisebericht und dann war es schon beinahe Zeit zum Abendessen. Wir wählten gebackene Aubergine als Hauptgericht und tranken beide einen leckeren Wein, während wir freien Blick auf die umliegenden Berge hatten. So verging die Zeit wie im Flug, das Essen kam und war sehr lecker und abends gingen wir recht früh zu Bett, da wir doch ganz schön geschlaucht von der Anreise und den letzten Tagen waren.
LG
Heike