Nach einer kurzen Auszeit über die Ostertage hinweg und ein paar Schokohasen später, kann es mit der Reise weiter gehen!
06.02.2018 Spitzkoppe – Brandberg
„Der Wind geht weg wenn die Sonne untergegangen ist … haben sie gesagt! „
Die dritte Nacht im Dachzelt und wieder hatte ich das große Los gezogen, genau in unmittelbarer Nähe des Autos zu stehen mit den größten Schnarchern drin. Da halfen leider auch keine Oropax weiter. Mit den Augenringen am Morgen hätte man mich fast mit einem Panda verwechseln können. Wie gut, dass ich an dem Tag nicht fahren musste durch den täglichen Fahrerwechsel bei uns im Auto. Die Option bestand ein bisschen auf dem Beifahrersitz zu dösen, aber bei der Landschaft die Augen zubekommen? Pustekuchen!
Daher gab’s zum Frühstück erst einmal die volle Vitaminpower mit frischem Obstsalat, Rührei und meinem heiß und innig geliebten Nutella. Otto, unser Borstenhörnchen das wir auf den Namen tauften, schlich auch schon die ganze Zeit um unser Lager, in der Hoffnung ein paar Brösel abzubekommen. Otto lies seinen ganzen Charme fließen und die Damen der Tour schmolzen nur so dahin, trotzdem bekam der kleine Racker von uns nichts zu essen. Sieht man leider immer wieder was passiert, wenn Tiere bewusst von Touristen angefüttert werden.
Das Zelt zusammenklappen funktionierte auch schon wieder wie am Schnürchen, obwohl wir zwei Mädels eher zu der Gattung „Hobbit“ zählten. In den letzten drei Jahren hatten wir da so unsere eigene Technik entwickelt und damit lief das super. Von außen sah das wohl immer nach einer lustigen Kombination von Kunstturnen und Gewichtheben aus …. allerdings von Zwergen.
Nachdem das ganze Lager picobello aufgeräumt war, stand der Vormittag ganz im Zeichen der Erkundung der Spitzkoppe. Jeder konnte selber entscheiden, was er unternehmen wollte. Da in unserer Truppe einige Geocacher dabei waren (unter anderem meine Mitfahrerin) und es in der unmittelbaren Umgebung einige Caches gab, entschlossen wir uns als kleines Grüppchen die Caches zu holen. Für mich als Hobby-Fotografin stand aber natürlich auch unbedingt der Bogenfels ganz oben auf meiner To-Do Liste. Wie gut traf es sich dann, dass genau dort ein Cache vorhanden war. Von der Campsite aus (glaube es war Nr. 5) ging es durch einen längeren, engen Felsspalt zum Bogen. Was hatte ich nicht im Voraus für spektakuläre Bilder von diesem Ort gesehen und hatte zugegebenermaßen auch Angst richtig enttäuscht zu werden, was leider oftmals auch der Fall war. Aber das traf hier definitiv nicht zu. Die Steinbrücke ist echt ein Ort, den man einmal in Namibia besucht haben muss.
Um direkt unter die Brücke zu kommen, ist festes Schuhwerk auf jeden Fall Pflicht, denn es geht eine leichte Steigung die Steinwand hoch. Ja ich habe nun mal ein paar Kilos mehr oder auch zu viel auf den Rippen und für mich war das schon echte Höchstleistung da hochzukommen. Aber was macht man nicht alles um schöne Bilder zu bekommen?
Ich war happy und so konnte es weiter gehen. Wir erkundeten noch ein bisschen die Gegend bevor es zum Treffpunkt zur Rezeption ging. Als Tagesziel hatten wir uns den Brandberg gesetzt, der in den Wochen vor unserer Abreise im Brennpunkt stand aufgrund des Löwenvorfalls. Im Forum gab es hierzu auch einige hitzige Diskussionen. Das Gebiet um den Brandberg war teilweise komplett für touristische Aktivitäten gesperrt worden. Aber zum Glück wurde die Warnung wieder aufgehoben vor unserem Besuch und so konnten wir uns von der Spitzkoppe aufmachen in Richtung Brandberg. Da wir absolut keine Fans der Campingplätze am Brandberg sind, entschlossen wir uns wieder auf der Westseite des Brandbergs an einer geeigneten Stelle ein wildes Camp aufzuschlagen. Die Fahrt ging über die D3716 und der D1930 (ja immer noch total unspektakulär) nach Uis und über das kurze Stück C35 auf die D2359 Richtung Parkplatz. Gerade die D2359 war diesmal in einem echt verheerend schlechten Zustand. Die hatte ich deutlich besser in Erinnerung aus 2017!
Nach einer kurzen Trink- und Geocache-Pause ging es dann die Offroad-Piste direkt am Brandberg entlang. Ich liebe den Ausblick von dort und auch einige Zebras begrüßten uns, was unsere Neulinge zu ausschweifenden Hysterie-Anfällen über die Funkgeräte verleitete. Mit Schmunzeln musste ich an meine erste Afrika-Reise 2015 zurückdenken, als auch für mich jedes erblickte Tier ein Highlight war, sogar eine Impala. Mittlerweile aber hatte auch ich ein Impala-Tourette-Syndrom entwickelt, bei dem manchmal sämtliche Flüche über die Lippen kommen, wenn mal wieder eine Herde minutenlang die Straße versperrt, oder man beim Anblick eines Oryx denkt „LECKER!“. Äääähm ja ich bin nun einmal ein bekennender Fleisch-Fresser.
Auf der Suche nach einer geeigneten Stelle für unser Camp ging es immer weiter um den Brandberg herum, bis wir auf die Westseite gelangten und dort ein hübsches ebenes Plätzchen fanden. Der Aufbau gestaltete sich aber doch etwas schwieriger, da wie 2017 auch schon, doch ein ordentlicher Wind ging. Einige Leitern mussten sogar mit Wasserkanistern beschwert werden, damit die Zelte nicht hochklappten. „Ach der Wind hört sofort auf, wenn die Sonne untergegangen ist!“, schallte es durch das Camp, „war letztes Jahr auch schon so hier!“ Da wir aber alle einen mega Kohldampf hatten, musste ein Tisch als Windschutz für unsere Gaskocher herhalten. Da noch Kartoffeln vom Vortag übrig waren, kreierte unser Meisterkoch daraus FRITTIERTE! Kartoffelspalten mit Soße, Dips und Salaten. Bin ich aus Versehen auf der Vegetarier-Tour gelandet? Ich will Fleisch! Doch der Anblick des Sonnenuntergangs beim Abendessen machte das Fehlen des Fleisches wieder wett.
Sonnenuntergang, da war was. Achja der Wind sollte ja sofort aufhören, wenn die Sonne untergegangen war. Tja nur der Wind dachte sich wohl: „Hehe euch verarsche ich mal schön und puste die ganze Zeit weiter!“ So kam es, dass ich doch wieder die lange Hose aus dem Koffer kramen musste, denn es war richtig frisch geworden! Da halfen auch das wärmende Lagerfeuer und der Alkohol nicht groß. Alle verschwanden doch recht schnell in den Zelten und kuschelten sich in sämtliche Decken die vorhanden waren. Nachts schlichen auf jeden Fall Tiere durch unser Lager, denn man hörte immer wieder Geräusche und ein Quieken/Kichern. Ob es Hyänen waren kann ich nicht sagen, denn ein typisches Hyänen-Kichern war das nicht. Auch beim Ausblick vom Zelt durch das Netz sah man nichts. Trotz Neugier übermannte mich dann schließlich irgendwann die Müdigkeit und so ging ein weiterer Tag vorbei.