16.09.2017
Ich sitze gerade mit meinem Notebook auf der Terrasse eines Dune Chalets der Bagatelle Kalahari Game Ranch in Namibia und blicke auf eine traumhaft schöne Wüstenlandschaft mit rotem Sand, bewachsen mit goldenem Gras, gesprenkelt mit einigen grünen Büschen, und darüber spannt sich ein fast wolkenloser blauer Himmel. Springböcke machen ihrem Namen alle Ehre und springen direkt vor mir am Wasserloch vorbei. Außer dem Geklapper meiner Tastatur höre ich nur Vogelgezwitscher und sonst – nichts. Neben mir liegt meine Kamera griffbereit, und im Kühlschrank kühlt der Sundowner für später vor sich hin – was kann es Besseres geben?
Marc liegt, alle Viere von sich gestreckt, auf dem Bett und ist direkt eingeschlafen. Wir haben aber auch einen anstrengenden Tag hinter uns:
Ich war gestern noch bis Mittag im Büro, und auch Marc hatte vom Homeoffice aus noch Einiges zu erledigt. Nachmittags kam uns mein Papa abholen und brachte uns zum Münchner Flughafen, wo um 18:00 Uhr unsere Maschine nach Windhoek via Frankfurt gehen sollte. Ursprünglich hatten wir Direktflüge mit Condor gebucht – zwei Monate nach der Buchung wurde die Strecke dann aber leider gestrichen, und wir haben einen Tag später zusätzliche Flüge mit Lufthansa bis Frankfurt bekommen. Nur eineinhalb Stunden Zeit zum Umsteigen, und dann noch bei zwei verschiedenen Airlines – wenn da mal nix schiefgeht, dachte ich mir bereits im Vorfeld. Vor allem das Umladen des Gepäcks machte mir etwas Sorgen.
Mein Koffer hatte mit 22,5 Kilo eigentlich zu viel Gewicht (Condor erlaubt maximal 20 Kilo), die Dame beim Lufthansa-Check-In grinste jedoch nur und meinte, dass das bei ihnen ja kein Problem sei und die Koffer beim Umladen sicher nicht mehr gewogen werden würden, und verpasste ihm seinen Anhänger. Die Zeit bis zum Boarding verbrachten wir schon fast traditionell mit einem Radler im Airbräu, wo dank des morgigen Wiesn-Anstichs einiges los war. Besucher aus aller Welt strömten nach München, für uns dagegen ging es mittlerweile zum dritten Mal ins südliche Afrika.
Kurze Zeit später am Gate dann die Durchsage: „Aufgrund eines Defekts an der Maschine verzögert sich der Abflug um 35 Minuten“. War ja irgendwo klar – aber noch war ich ruhig, und als das Boarding pünktlich begann, war ich optimistisch, dass wir alles noch rechtzeitig schaffen würden. Eine Dreiviertelstunde später standen wir allerdings immer noch am Gate, da zunächst das Beladen der Maschine länger gedauert hatte und wir dadurch unseren Landeslot in Frankfurt verpasst hatten und somit auf den nächsten warten mussten. Selbst wenn wir die Maschine nach Windhoek noch erwischen sollten – für das Gepäck sah ich da schwarz. Und bedingt durch die Flugverschiebung um einen Tag hatten wir die erste Nacht in Windhoek gestrichen und wollten direkt bis zur Bagatelle Kalahari Game Ranch durchfahren. Ob wir unsere Koffer wohl jemals wiedersehen würden?!?
Endlich hoben wir in den mittlerweile dunklen Nachthimmel ab und landeten bereits 35 Minuten später in Frankfurt. Raus aus dem Flieger, einmal quer über den Flughafen und gerade noch so in die Condor-Maschine – kurz nach unserem Eintreffen hieß es „Boarding completed“. Dann eine Durchsage des Piloten: „Wegen eines technischen Defekts an der Laderampe muss das Flugzeug manuell beladen werden, weshalb sich der Abflug um 30 Minuten verzögert. Die Fluggäste aus München wird dies jedoch freuen, denn so schaffen wir es, auch ihr Gepäck noch rechtzeitig einzuladen“. Juhu, ist das denn zu glauben? Jetzt kann es also endlich losgehen.
Kurz darauf verlassen wir Frankfurt und beschäftigen uns mit Essen und dem Entertainment-Programm, bis wir schließlich für wenige Stunden in einen unruhigen Schlaf fallen. Die wirklich eng bestuhlten Sitzreihen tun ihr Übriges dazu, dass diese Nacht nicht sonderlich erholsam ist.
Um kurz vor sieben Uhr morgens haben wir dann endlich wieder namibischen Boden unter den Füßen und werden mit einem wunderschönen Sonnenaufgang beim Gang übers Rollfeld begrüßt.
Da Condor die Immigration Forms bereits im Flugzeug verteilt hatte, war unser Vorteil der bereits ausgefüllten und von daheim mitgebrachten Formulare dahin, und wir warteten doch einige Zeit an der Passkontrolle. Ich durfte dann noch Dolmetscher für die französische Dame am Schalter neben mir spielen, die leider kein Englisch konnte und auch nicht wusste, wo sie mit ihrer Reisegruppe die erste Nacht in Namibia verbringen würde. Das nenne ich mal eine hervorragende Reisevorbereitung…
Das Gepäck kam rasch, und schon standen wir inkl. Bargeld und MTC-Guthaben bei unserem Fahrer, der uns zu Value Car Rental bringen sollte. Wir waren nur leider nicht die einzigen Fahrgäste, und der Rest ließ sich offenbar Zeit – viel Zeit… Nach einer guten dreiviertel Stunde, vielen Telefonaten und einigen Rundgängen unseres Fahrers stellte sich heraus, dass er sich verzählt hatte und wir eigentlich schon lange vollständig waren. Also endlich ab in die Stadt, wir wollten auf Pad!
Ein kurzer aktueller Einwurf: Ich werde immer wieder „gezwungen“, das Schreiben zu unterbrechen – immer mal wieder besuchen Springböcke und Strauße das Wasserloch,
kleine Eidechsen wollen mit der Kamera verfolgt werden, oder Mäuse huschen leichtfüßig über den roten Sand. Überall gibt es was zu sehen oder zu hören, ich könnte stundenlang hier sitzen.
Die Fahrzeugübernahme bei Value (gehört zu Asco) geht zügig vonstatten und schon bald können wir mit unserem bereits etwas in die Jahre gekommenen Toyota Hilux SC vom Hof fahren (etwas mehr als 142.000 Kilometer waren bei der Übernahme auf dem Tacho). Die Fleischlieferung der Klein Windhoek Schlachterei hat auch einwandfrei funktioniert, und so liegen bereits zwei Kilo Oryx-, Springbock-, Zebra- und Straußenfilet in unserem dazu gebuchten Kühlschrank. Nun noch schnell ein Stopp beim SuperSpar und die wichtigsten Dinge eingekauft (Tonic Water und Wein) nebst weiteren wichtigen Dingen wie Wasser und kleinen Snacks für zwischendurch.
Dann navigiere ich uns durch die Stadt auf die B1 Richtung Süden. Das Linksfahren funktioniert mittlerweile problemlos, und so kommen wir zügig voran. Kurz vor Rehoboth machen wir eine kurze Lunchpause und bleiben bis Kalkrand auf der B1, bevor wir auf die C21 abbiegen und damit endlich wieder Gravel unter den Reifen haben.
Mittlerweile macht uns beiden die Müdigkeit arg zu schaffen, und wir werden einmal mehr daran erinnert, warum wir eigentlich die erste Nacht in der Umgebung von Windhoek verbringen wollten. Durch abwechselndes Fahren schaffen wir es aber, sicher und unfallfrei auf Bagatelle anzukommen, wo wir von Olaf sehr freundlich begrüßt werden und auch gleich den Schlüssel zu unserem Dune Chalet Nr. 4 erhalten.
Die Lage ist ein Träumchen – lediglich der Weg hierhin ist etwas beschwerlich. Mit den Koffern muss man das letzte Stück im Sand hochlaufen, Wege gibt es keine. Aber es lohnt sich!
Mittlerweile haben die Perlhühner das Wasserloch übernommen, und ich werde noch ein Weilchen die Ruhe genießen und das Urlaubsfeeling aufkommen lassen.