5. November: Heißer Ritt in den Canyon
Es ist noch stockfinster, als am nächsten Morgen der Wecker klingelt. Thomas steht mit auf, doch schnell ist klar: Er muss die Canyon-Tour sausen lassen.
Ich mache mich also alleine auf den Weg - und dabei bleibt es auch: Ich bin der einzige Gast, eine Exklusivfahrt sozusagen. Mein Guide, dessen Name mir leider entfallen ist
, fährt erst einmal ein Stück zurück auf der rumpligen Strecke, die wir gestern gekommen sind, und biegt dann ab. Was für ein Geholper! Ich dachte, eine Steigerung sei kaum mehr möglich, doch je tiefer wir uns in den Canyon hineinfressen, desto abenteuerlicher wird die Fahrt. Alle Achtung, zu was Fahrer und Fahrzeug im Stande sind...
Außer uns ist weit und breit kein Mensch, ein faszinierender Gedanke. Der Wagen kämpft und klappert, am Rand eines Plateaus mit tollem Panoramablick steigen wir schließlich aus - wow!
Ich genieße Aussicht und Stille, unten liegt der Fish River, der dem Canyon seinen Namen gibt.
Eine weitere Dreiviertelstunde und wir wären dort unten, doch ich entscheide mich dagegen. Die Fahrt ist toll, aber auch anstrengend, die extreme Hitze und vielleicht auch der Gedanke an Thomas setzen mir zu. Nach einem kleinen Brunch machen wir uns auf den Rückweg und der Guide, der aus dem Damaraland stammt, erzählt mir von der anhaltenden Dürre, die seinen Leuten zu schaffen macht. Ein immer wiederkehrendes Thema auf dieser Reise.
Klippspringer-Paar
Mittags sind wir zurück. Thomas geht es besser, er hat sich rasiert
, eine Kleinigkeit gegessen und die Temperatur hat sich normalisiert. Er ist aber noch schlapp, legt sich gleich wieder hin. Ich bin dennoch erleichtert, mache ein kleines Nickerchen und kühle nachmittags im eiskalten Pool ein wenig runter. Ich lese, döse, schwimme und überlege, ob Thomas den Tok Tokkie Trail in ein paar Tagen wohl antreten kann. Und was wir eigentlich tun, falls nicht?!
Schon am Mittag sind mir zwei Frauen aufgefallen. Sie sitzen immer noch am Pool, rühren sich kaum von der Stelle und wirken nervös. Die beiden Schweizerinnen sind am Vorabend im Dunkeln (!) angekommen - sprichwörtlich auf der letzten Rille, denn an ihrem SUV ist die Achse gebrochen. Sie warten nun sehnsüchtig auf den Rückruf ihres Autovermieters in Windhoek und können nicht vom Fleck: Nur am Pool gibt es Empfang. Das Hauptproblem: Eigentlich hätten sie schon heute nach Lüderitz weiterfahren müssen, um in ihrem Zeitplan zu bleiben. Doch bereits jetzt ist die Strecke bei Tageslicht nicht mehr zu schaffen und eine weitere Übernachtung hier gestaltet sich schwierig. Die Lodge ist ausgebucht.
Ich versuche zu beruhigen, es wird eine Lösung geben, spreche aber nicht aus, was ich denke: Der Reiseplan wäre auch ohne die Panne sehr ambitioniert gewesen - und wird es im weiteren Verlauf auch bleiben. Hier herauszufahren für nur einen Abend - Wahnsinn. Die Reisegruppe, die später ankommt, macht es allerdings nicht anders. Sundowner am Canyonrand um am nächsten Morgen weiter, puh, ganz schön stressig.
Ich sehe nach Thomas, er fühlt sich fit genug für einen Mini-Spaziergang und wir gehen ein kleines Stück am Canyonrand. Es sieht nach Gewitter aus, doch der ersehnte Regen fällt nicht.
Zum Abendessen gehe ich allein und setzte mich zu den beiden Schweizerinnen, deren Tauschauto heute noch gebracht werden soll. Tatsächlich rollen um neun Uhr zwei Wagen auf den Parkplatz. Der Fahrer und sein Kollege sind den ganzen Weg aus Windhoek gekommen und mies gelaunt, sie müssen jetzt noch bis Keetmanshoop zurück. Das zerbrochene Auto bleibt da und soll in den nächsten Tagen abgeschleppt werden. Die Frauen aber freuen sich wie Bolle über ihr neues, unversehrtes Vehikel, und ein Zimmer für die Nacht haben sie nach einer Stornierung auch noch bekommen. Na also!
Wir haben einen netten gemeinsamen Abend, dann trennen sich unsere Wege. Als Thomas und ich (ja, er auch!
) am nächsten Morgen frühstücken, ist das Duo schon auf dem weiten Weg ins Sossusvlei. Gute Pad also, unser nächstes Ziel heißt Klein-Aus Vista.