da ich hier gern die Reiseberichte lese, will ich doch auch einmal einen kleinen Beitrag leisten. Ich möchte von unserer Reise durch das südliche Afrika (Namibia, Sambia, Tanzania, Malawi, Botswana, Südafrika) berichten. Diese Reise haben wir vom 1.Dezember 2014 - 30.Mai 2015 durchgeführt. Wir haben uns von unterwegs regelmässig per Email bei unseren Freunden, Kollegen und Verwandten gemeldet. Diese Emails werde ich hier veröffentlichen, und mit ein paar (hoffentlich) nützlichen Informationen und einigen Bildchen erweitern. Die Emails sind dem ursprünglichen Publikum geschuldet ggf. mit der einen oder anderen Erklärung gespickt, die für den Afrika-Auskenner unnötig erscheinen. Bitte dies zu entschuldigen.
Ich werden versuchen jeweils genau ein Jahr nach dem Senden der ursprünglichen Email diese hier zu publizieren. Somit wird dieser Reisebericht genau acht Teile haben und der letzte Teil wird dann Ende Mai 2016 hier "erscheinen".
From: madam boss
Date: 9 December 2014 at 22:20:11 GMT+1
To: madamboss.afrika
Subject: Kurze Meldung aus Afrika
Hallo Ihr Lieben,
hier nun eine erste Kurzmeldung von den Afrikareisenden. Als erstes sei vermerkt, dass der Plan (so es denn je einen gegeben hat) bereits eine erste Änderung erfahren hat. Eigentlich wollten wir von Windhoek, unserem Startpunkt, ziemlich direkt nach Norden fahren, um dann in einer Stadt namens Rundu scharf rechts abzubiegen. Hier beginnt der sogenannte Caprivi-Zipfel der uns dann zum einzigen "Vier Länder Eck" der Erde (Namibia, Sambia, Botswana und Simbabwe) führen wird.
Wir sind aber erst mal nach Westen ans Meer gefahren, weil wir uns ein wenig abkühlen wollten und das Meer so schön ist. Achja und wir haben ja auch Zeit.
Aber ein bisschen der Reihe nach. Kaum sind wir aus dem Flugzeug gehüpft, haben wir auch unmittelbar die afrikanische Zeitauffassung übernommen. Das konnten wir gleich erproben, da wir den ersten Vormittag bei der namibischen Verkehrsbehörde (NaTIS) in einer Warteschlange verbracht haben. Der Grund dafür war die fehlende Jahreslizenz fürs Auto und die nötige Verlängerung der gleichen Lizenz für unseren Wohnwagen. Das schöne beim Schlangestehen ist natürlich, dass man die anderen Leute in der Schlange beobachten kann. Und ehrlich gesagt sind die Afrikaner echte Meister im Warten. Sie stehen einfach stoisch da und harren aus.
Wie auch immer die Übernahme der afrikanischen Zeitauffassung führte irgendwie dazu, dass wir für die ganzen Besorgungen, die so anstanden bis Samstag gebraucht haben. Ist aber nicht schlimm,da wir Windhoek mögen. So haben wir uns mit hier lebenden Bekannten zum Essen getroffen, ein sehr schöner und hoch interessanter Abend. Wieder einmal haben wir gelernt, wie super einfach alles in Deutschland so funktioniert, vergleicht man es mit dem Leben und Arbeiten einem anderen Staat.
Am Samstag ging es dann mit dem für unser Gespann üblichen Affenzahn (ca. 80 km/h wenn es nicht bergauf geht) nach Swakopmund der angeblich südlichsten norddeutschen Kleinstadt. Nun ein bisschen ist da was dran und natürlich gibt es in einer Stadt mit vielen Deutschen den besten Bäcker weit und breit.
Da uns die Tage auf dem Campingplatz in Windhoek schon ganz schön ausgelaugt hatten, gönnen wir uns mal eine schöne Lodge direkt am Meer. In Swakopmund ist es tatsächlich deutlich kühler als im Rest des Landes (kalte Meeresströmung), wir frieren recht viel (teilweise sackt das Thermometer auf unter 20 Grad!).
Neben den üblichen Besorgungen (z.B. anständiger Spritzkuchen) haben wir noch einen weiteren bürokratischen Akt vor uns, die Ausstellung der sogenannten "Police Clearance". Diese wird bei Reisen in andere Länder benötigt, um nachzuweisen, dass das Fahrzeug in dem man sitzt nicht gestohlen wurde. Eigentlich haben wir gehofft, dieses offizielle Dokument mal eben schnell auf der Polizeiwache ausstellen zu lassen, aber (Ihr ahnt es sicher schon) ganz so einfach geht es nicht. Wir wollen hier mal die Details weglassen, aber nachdem wir von Polizeiwache A zu Polizeiwache B geschickt wurden, diese nicht finden konnten daher in die nächste Stadt (Walfish Bay ca. 30 km entfernt) zu Polizeiwache C fuhren, dort gesagt bekommen das Polizeiwache B doch viel besser geeignet sei, da man auf Polizeiwache C ja total überlastet sei, wir also doch noch Polizeiwache B (in einem nicht gerade touristisch erschlossenen Viertel) fanden, hier aber gerade Lunchpause war und nach der Pause die ersten Schritte unternommen wurden, aber die abschliessenden Schritte erst am nächsten Tag möglich waren, sind wir sehr froh, heute tatsächlich die beiden Dokumente in den Händen zu halten. Die größte Herausforderung war im Amstzimmer nicht zu lachen, da alle mit großem Ernst ein schiere Flut von Zetteln und Kopien hin und her schoben und lange Nummern in Formulare eintrugen. Nun die Verzögerung hat uns weitere schöne Tage am Meer gebracht und wir sind daher dankbar.
Morgen geht es nun weiter die Küste entlang nach Norden, um dann durch das Kaokofeld und das Owamboland doch noch nach Rundu (die Stadt am Anfang des Caprivi-Zipfels) zu kommen. Das ganze wird wohl 8-10 Tage dauern, mal sehen.
Eins noch am Schluss: das Thema Weihnachten ist ja für uns als gelernte Mitteleuropäer bei Sonne und Hitze (selbst in Swakopmund) ja eher nicht so zu spüren. Allerdings wird hier natürlich trotzdem ganz schön aufgefahren. Weihnachtdokoration in den Geschäften, Weihnachtmusik (z.B. Last Christmas) und die gern getragenen Weihnachtmannmützen. Besonders gut gefallen uns die bunten Weihnachtsbeleuchtungen in den Städten.
Ein besondere Faible scheint dabei auch darin zu bestehen, dass die Beleuchtung unbedingt blinken muss. Dabei reicht die Frequenz des Blinkens von 1-2 mal pro Sekunde bis zu echtem Stroboskop. Sehr schön.
Ein paar visuelle Eindrücke des Geschriebenen könnt Ihr hier bekommen:
picasaweb.google.com...8845291136/ErsteMail
Also dies einmal der Einblick in die Alltagswelt von Langzeitreisenden
Viele liebe Grüße von Madam und Boss
P.S. Nur mal so zur Erklärung, damit kein falscher Eindruck entsteht, die Bezeichnung "Madam und Boss" stammt aus Sambia. So wurden wir, auf die wunderbar ironische Art der Einheimischen, immer genannt.
P.P.S. Ihr erhaltet diese Email (und sicher noch weitere) weil Ihr irgendwann mal gesagt hattet, Ihr würdet an Informationen von uns während unserer Reise interessiert sein. Tja das habt Ihr nun davon
. Solltet Ihr keine Emails mehr erhalten wollen, bitte kurz bescheid geben und Ihr fliegt aus dem Verteiler. Solltet Ihr von Menschen erfahren, die auch diese Art von Emails bekommen wollen, dann schickt uns einfach die Emailadressen.