Sobald wir im Nossob-Tal ankamen, wurde die Straße breiter und ruhiger zu fahren.
Nun folgten in regelmäßigen Abständen künstliche Wasserstellen. Beim Lijersdraai-Picknickplatz hielten wir und aßen eine Kleinigkeit. Zwei Südafrikaner erzählten uns von Löwen, die sie südlich von Polentswa gesehen hatten. So verloren wir nicht viel Zeit und machten uns wieder auf den Weg. Beim Wasserloch Polentswa standen Kuhantilopen und Gnus. Auf den nächsten Kilometern war von Löwen keine Spur.
Auch das nächste Wasserloch Kousant lag scheinbar verwaist da. Lediglich drei Oryxantilopen näherten sich aus weiter Entfernung. Wir hielten trotzdem. Dieser Entschluss sollte sich noch als Glücksfall erweisen, denn nur einige Augenblicke später deuteten wir gleichzeitig auf einen Schatten, der sich im Gebüsch um den Wassertank bewegt hatte. Was war das? Wir waren hoch erfreut, als wir erkannten, dass es sich um eine braune Hyäne handelte. Sie trat zögernd aus dem Schutz der Büsche und schien ein wenig unentschlossen. Mal lief sie zum Wasser, dann entfernte sie sich wieder, um in großem Bogen zurückzukehren.
Während wir kaum wagten uns zu rühren, um sie nicht unvorsichtigerweise zu verscheuchen, murmelten wir Beschwörungsformeln wie „Komm, komm, komm! Wir tun dir nichts.“ Mittlerweile waren aber auch die drei Oryx an der Wasserstelle angekommen.
Ihnen gefiel die Anwesenheit der Hyäne wohl nicht halb so gut wie uns, und zu unserem großen Bedauern vertrieben sie das zottelige Tier.
Wir versuchten, ihr zu folgen, verloren sie aber an der Straße aus den Augen. So kehrten wir nach ein paar Minuten wieder zum Wasserloch zurück. Vielleicht würde sie ja noch einmal erscheinen, wenn erst die Oryx verschwunden wären. Und tatsächlich! Die Hyäne ließ uns nicht im Stich. Nach knapp 20 Minuten tauchte sie in Begleitung eines Schakals wieder auf. Es schien, als hätte sie sich Verstärkung geholt.
Da die Oryx ihren Durst längst gestillt hatten, sahen sie wohl keine Notwendigkeit mehr, die beiden anderen vom Wasser fern zu halten. Sie liefen nach einem letzten Blick zurück über die Dünen davon.
So hatten wir nun alle Zeit der Welt, unsere Hyänenfreundin, die sich von unserer Anwesenheit wohl nicht gestört fühlte, in aller Ruhe zu beobachten. Bisher hatten wir diese Tiere immer als äußerst scheu erlebt und waren nun überrascht, wie entspannt sie immer wieder zum Wasser lief, um zu trinken, an ein paar herumliegenden Knochenresten schnupperte, die Wasserstelle umrundete und sich dann gemütlich neben unser Auto in den Schatten eines Busches legte.
Wir blieben über eine Stunde in Kousant und hatten bisher noch nie die Gelegenheit, einer braunen Hyäne so nah zu kommen, dass wir das Ungeziefer in ihrem Pelz hätten zählen können.