Tag 17
Nach dem Aufwachen überlegen wir, wie wir den heutigen Tag gestalten wollen. Die hier angebotenen regionalen Ausflüge empfinden wir mit 450 N$ als überteuert, wir sind uns einig, das hiesige Gebiet rund um das riesige WATERBERGMASSIV auf eigene Faust erkunden zu wollen. Mehrere Wanderwege stehen zu Auswahl, allerdings unterscheiden sich unsere Wanderinteressen (sofern man bei mir von Interesse fürs Wandern reden kann) erheblich.
Wir ziehen einfach los. An einer Wanderweggabelung entscheiden wir uns spontan, nach oben zu steigen. Vor uns läuft eine deutsche Familie, diese haben einen namibischen Guide engagiert, der sich jedoch lieber mit uns unterhält, weil seine Gruppe zu schrill ist und auch zu wenig Respekt vor der Natur hat.
Wir laufen immer weiter nach oben. Der Weg ist plötzlich kein Weg mehr, nur noch große Steine (wahre Felsenkinder), die bergan führen, liegen vor uns. Hin und wieder sind mit weißer Farbe Füße auf eben jene Felsenkinder gemalt, sie signalisieren dem wanderwütigen Touristen den Weg nach oben. Der Aufstieg ist wirklich steil, wir müssen aufpassen, nicht daneben zu treten, das könnte böse Folgen haben, wenn man unglücklich auftritt und sich dabei den Fuß verknackst (dummerweise wird dies G. in einigen Minuten beim Abstieg passieren).
Wir fangen an zu schwitzen, sind aber mit unserer Kondition nicht unzufrieden. Die anderen machen aller paar Minuten Pause, wir laufen stetig nach oben. Auf dem Gipfel angekommen, bietet sich ein wunderschönes Panorama.
Wir kommen mit dem Guide ins Gespräch, er erzählt uns, wie groß dieses WATERBERGMASSIV ist, weist uns in das sich vor uns erstreckende Gebiet ein und wir lauschen seinen Geschichten. Die Gruppe, die ihn gebucht hat, steht etwas unbeholfen in einiger Entfernung. Wenige Meter unter uns sind 1975 zwei österreichische Bergsteiger ums Leben gekommen (so ganz ungefährlich ist die Strecke also nicht), eine Gedenktafel ist am Felsen angebracht von der zweiten sieht man nur noch die 4 Löcher, wo sie einst befestigt war.
Nach ca. 20 min Aufenthalt auf dem Plateau (wir fotografieren in einer Entfernung von ca. 30 m Luftlinie eine Pavian-Affenherde auf einem anderen Felsen) steigen wir wieder ab.
Dies ist anstrengender als der Aufstieg, denn es staucht ganz schön. Wir durchqueren den Wald, sehen Klippschliefer, viele Vögel und auch einige Paviane. In unserer Unterkunft angekommen, machen wir uns kurz frisch und fahren zum deutschen Friedhof (letzte Beerdigung 1929), der sich ca. 3 km unterhalb unserer Unterkunft befindet. Auf dem Weg dorthin müssen wir jedoch feststellen, dass er für unseren Pfützenhubber unpassierbar ist. Wir könnten aufsitzen und in Anbetracht der Probleme, die wir schon hatten, brechen wir das Unternehmen ab.
G. will trotz ihres verstauchten Fußes (noch ists nicht ganz so schlimm, aber am Abend werden die Fußschmerzen unerträglich) allein durch den Wald hoch zu unserer Unterkunft laufen. Ich fahre mit dem Auto, werde den Rot-Kreuz-Suchdienst beauftragen, wenn sie nach 2 Std. nicht oben ankommt.
Der Nachmittag gestaltet sich unspektakulär, nach G.`s Eintreffen ruhen wir ein wenig. G.`s Fuß schwillt kontinuierlich an. Sie setzt sich mit kalten Umschlägen vor die Tür, betrachtet ihre Fotos und muss dauernd die frechen und aufdringlichen Paviane, die ständig hier herum stromern und extrem aggressiv sind, verjagen.
Kurz besuchen wir noch einen Löwen mit schöner Mähne und stolzer Haltung (sein Revier ist das Foyer des Camps) und machen paar Fotos zur Erinnerung.
Kurz vor Sonnenuntergang nehme ich noch einmal die Besichtigung des deutschen Friedhofs in Angriff.
Auf ihm ruhen bis vier Ausnahmen gefallene deutsche Soldaten, die hier bei der Schlacht um Waterberg (1904) ums Leben gekommen sind. Der Friedhof sieht sehr gepflegt aus, auf allen Grabsteinen (es dürften um die 50 sein) wurden die Namen der Toten mit schwarzer Farbe erneuert, auf den Gräbern liegen große rote Steine, wie sie für die hiesige Region typisch sind. Die namibische Kriegsgräberfürsorge kümmert sich vorbildlich. Ich trage mich in das am Eingang liegende Buch ein und verlassen den Friedhof nach ca. 20 min wieder. Derart historische Stätten finden weltweit mein Interesse.
Den Abend lassen wir bei namibischer Braukunst ausklingen. 0,5 l kosten hier 25 N$, bei 0,3 l sinds 18 N$, woanders ists sogar noch günstiger.