Mi. 8.Okt
Trotz des weiterhin schmerzenden Fußes wollen wir heute das Dorf der Buschleute besuchen. Zunächst müssen wir wieder zurück auf der Teerstraße bis Roy´s Camp. Dort zweigt die Gravelroad nach rechts ab, der wir weitere 50 km folgen. Doch ehe es zum Dorf geht, kommt erst mal wieder der Veterinärzaun. Die kurze Kontrolle und dann, nach wenigen hundert Metern, steht das Schild am Straßenrand: "Living Museum of the Ju/´Hoansi San" Wir folgen dem Pfad durch dichten Busch, es ist gerade mal eine Fahrspur im sandigen Boden.
Nach ein paar Kilometern steht ein Mann auf dem Weg, der uns herzlich begrüßt. Er zeigt uns den Weg und fährt mit uns zu einem Platz wo wir auf verschiedenen Tafeln allerhand wissenswertes über das Museumsdorf erfahren können. Es gibt verschiedene Führungen und wir entscheiden uns für eine, die uns das Dorfleben zeigen wird. Wir werden auf einen anderen Weg geschickt, der an einem Holzgebäude endet. Das Gebäude ist aus lose zusammengefügten Stämmen errichtet und dient dem Schutz vor der Sonne. Dahinter, in einem kleinen umzäunten Hof sind Gegenstände zum Verkauf ausgelegt. Wir warten ein paar Minuten und ein Mann im Lendenschurz begrüßt uns und sagt er wird uns das Dorf zeigen, so wie man früher hier gelebt hat. Auf meine Bemerkung, daß wir doch bereits einen Guide haben, lacht er: es ist derselbe Mann ich habe ihn in der traditionellen Kleidung nur nicht erkannt.
Nun kommen weitere Männer und Frauen in Lendeschurz dazu und wir werden wenige Meter durch den Busch zu einem Platz geführt.
Die Leute lassen sich im Schatten nieder und der Guide erklärt, daß die Buschleute hier nicht mehr so leben, aber sie uns gerne ihre alten Traditionen zeigen möchten. Die Buschleute sind auffallend klein und alle sehr schlank. Am Rand der Lichtung steht eine Hütte, die sich deutlich in der Art von denen der Himba unterscheidet. Sie ist ebenfalls rund aber etwas kleiner im Durchmesser, und nicht mit Lehm abgedichtet sondern nur mit Zweigen und Blättern. Als erstes wird uns gezeigt wie man mit zwei Hölzern Feuer macht. Es gelingt erst nach einiger Anstrengung und so verzichten wir darauf es auch mal selbst zu probieren.
Die ganze Zeit wird dazu erklärt, auch welche Holzarten wofür gebraucht werden, daß die Buschleute eine ganze Menge heilende und kräftigende Pflanzen kennen, aber auch auf welche Art sie ihr Gift herstellen mit dem sie die Jagdpfeile präparieren. Aus einem Ast wird durch abschnitzen der Enden ein Bogen hergestellt. Die Sehne dazu aus dem grünen Stengel einer ca. 2 cm dicken grünen Pflanze. Dieser Stengel wird zunächst breit geklopft und dann wird er mit einem Stock über ein Brett gezogen und so das Mark entfernt.
Nun bleiben lange weiße Fasern übrig, die einzeln auf dem Oberschenkel gerollt werden. Immer neue Fasern werden dazugegeben und so entsteht in kurzer Zeit ein dünnes Seil, das als Bogensehne verwendet wird. Schon ist der Bogen fertig gestellt und ein Jäger zeigt uns wie früher damit gejagt wurde.
Die Frauen sitzen daneben und fertigen aus verschiedenen Pflanzen Schmuck an. Nach zwei Stunden ausführlichem zeigen und erklären gehen wir zurück zu den Verkaufsständen und erwerben noch einige Gegenstände. Unsere Wasservorräte, die wir im Kaokofeld dabei hatten, brauchen wir ja nun nicht mehr und so können wir den Buschleuten noch zwei Plastikkanister Wasser dalassen, was von ihnen freudig angenommen wird.
Auf der Rückfahrt, noch auf der Gravelroad, steht ein Junge am Straßenrand der sich den Bauch reibt. Ich habe ihn erst gar nicht bemerkt, aber dann fahren wir die paar hundert Meter zurück. Schüchtern kommt der Junge zum Auto. Wir zeigen ihm unser Schwarzbrot und lassen ihn probieren. Offensichtlich schmeckt es ihm und wir können ihm eine ganze Packung samt einer bunten Brotzeitdose überlassen. Stolz zieht er mit seinen Geschenken Richtung Dorf.
In Grootfontein tanken wir nochmal auf und machen uns auf den Weg zum Hoba Meteoriten. In einem schön angelegten Park liegt der größte jemals auf der Erde gefundene Meteorit. Er hat eine fast quadratische Form von über 2,5 Meter Kantenlänge und relativ flacher Oberfläche. Sein Gewicht wird auf auf über 50 Tonnen geschätzt.
Wir überlassen den Meteoriten seinem weiteren Schicksal, müssen wir doch heute noch 200 km bis zum Waterberg fahren. Nach einigermaßen zügiger Fahrt, immer wieder unterbrochen von Farmtoren, die geöffnet und hinter uns wieder geschlossen werden müssen (Slawa ist keine Hilfe, sie kann weder richtig auftreten noch Auto fahren), sehen wir vor uns dichte schwarze Wolken. Nach einer Weile fallen dann auch dicke Tropfen und ein kurzes aber heftiges Gewitter entlädt sich um uns herum.
Wir müssen langsamer fahren, denn die lehmige Straße wird im nassen sehr rutschig. Gegen 18 Uhr erreichen wir das Camp am Waterberg auf dem Gelände eines ehemaligen deutschen Polizeipostens. Morgen ist ein echter Ruhetag, und wir nehmen uns gar nichts vor, auch keinen geführten Ausflug.