Hallo Zusammen
Wir - d.h. mein Mann und ich mit unseren 4 Kindern/Teens (8, 10, 13, 15) - waren im September/Oktober 2013 für knappe 3 Wochen als Selbstfahrer in Namibia unterwegs, hauptsächlich Camping. Im Laufe der Vorbereitungen bin ich auf dieses Forum gestossen - ich hätte mir gewünscht, es schon viel früher gefunden zu haben - und habe von vielen von euch auch wertvolle Tipps und Hinweise für unsere Reise erhalten.
Bisher kam ich schlicht nicht dazu, einen Reisebericht zu verfassen. Auch gibt es deren hier so viele und gut geschriebene, dass ich Respekt davor habe
. Momentan liegt es aber aus Zeitgründen schlicht nicht drin.
Letzten Winter wurde ich angefragt, einen kurzen Bericht darüber zu schreiben, wie es zu unserer Reise kam. Es ist (in unserer Region zumindest) doch eher unüblich dass eine Bergbauernfamilie, dazu noch mit 4 schulpflichtigen Kindern, eine solche Reise unternimmt. Wen's interessiert - anbei mein kurzer Bericht "Lebensträume".
Es war für uns alle eine einmalige Reise, wir zehren und träumen noch heute davon, würden alle unisono sofort wieder nach und durch Namibia reisen - und in mir hat sie die schlummernde Reiselust und -Freude wieder voll entfacht... Deshalb lese ich hier immer wieder mit, aktuelle Reise- und Erfahrungsberichte, und träume....
mit sehnsüchtigen Grüssen
marilou
Lebensträume (Bericht als pdf siehe weiter unten im Anhang)
Unendliche Ebene, so weit das Auge reicht – die Erdkrümmung ist sichtbar. Hier meinte unsere Tochter, die Arme ausstrecken und fliegen zu können … Die Spitzkoppe ist ein wunderbares Bergmassiv, ein Inselberg inmitten der namibischen Wüste. Es wird auch «Namibias Matterhorn» genannt. Uns allen hat es hier ausserordentlich gut gefallen. Zu Hause im «Lienthal», am Westhang der Bütschelegg, sehen wir weit über das Tal des Bütschelbachs hinaus bis tief in den Jura, im Süden vom Gantrisch bis zum Stockhorn, den Niesen und die Blüemlisalp. Diese prächtige Aussicht, die Berge, das tiefe Grün der Bäume und der
Wiesen geniessen wir täglich.
Verschiedene Länder, Bräuche und Sitten, andere Religionen und Sprachen, meist Frieden, aber auch ein paar Jahre Krieg – all das und noch vieles mehr hat meine Kindheit und Jugendzeit geprägt. Ich lernte alle drei bis vier Jahre vom Liebgewonnenen Abschied zu nehmen und meine Zelte in einem anderen Kontinent wieder aufzubauen. Und doch immer wieder offen zu sein für alles Neue. Vier Jahre meiner Jugendzeit verbrachte ich im Westen Afrikas – dieser Kontinent hat mich seither nicht mehr losgelassen. Anfang der 1990er-Jahre reiste ich noch zweimal nach Namibia, Botswana, Zimbabwe und Sambia. Als junge Erwachsene zog ich in die Region Bern. Seit rund 20 Jahren wohne ich nun auf dem Längenberg. Mit meinem Mann Werner bewirtschaften wir unseren Hof in fünfter Generation zusammen mit unseren vier Kindern und mit tatkräftiger Unterstützung meiner Schwiegereltern. Unsere Kinder wachsen hier auf und werden, wie die Generationen zuvor, in unserer Region verwurzelt sein. Trotzdem oder gerade deshalb träumte ich während vieler Jahre davon, mit meiner Familie Afrika zu bereisen - zumindest einen Teil davon. Ganz besonders unseren Kindern wollte ich die Erfahrung ermöglichen, einen Erdteil kennen zu lernen, der sich von unserer gewohnten Umgebung unterscheidet. Welcher hinsichtlich Klima, Kultur und Landschaft ganz anders ist als unsere schöne Schweiz.
Nach einer intensiven Vorbereitungszeit flogen wir letzten Herbst tatsächlich nach Namibia. Ich konnte meiner Familie Afrika zeigen und näherbringen – und sie liess sich von meiner Begeisterung anstecken. Knapp drei Wochen waren wir mit einem technisch nicht ganz einwandfreien Landrover unterwegs, als Selbstfahrer, mit zwei Bodenzelten und minimaler Küchenausrüstung. Über 3000 km haben wir fast ausschliesslich auf «Pads», Schotterpisten, zurückgelegt in diesem sehr grossen und kargen, aber doch so abwechslungsreichen Land. Namibia ist rund zwanzig Mal grösser als die Schweiz und gilt als das zweitdünnstbesiedelte Land der Erde. Namibia hat viele Berge, unendliche Weiten, eindrückliche Landschaften, sehr holprige Pisten, farbigen Sand … und sehr freundliche, hilfsbereite Menschen. Unzählige Tiere – Elefanten, Giraffen, Antilopen und Gazellen, Gnus und Zebras, Warzenschweine, sehr viele Vögel, Erdhörnchen und Mangusten … ja sogar Nashörner und Löwen haben unseren Weg gekreuzt. Wir waren auf der höchsten Düne der Welt und sind wieder heruntergerannt, haben am Atlantik 1000 Robben gesehen. In der Wüste erlebten wir Regen und Sturm, Gewitter mit Blitz und Donner. Wir haben Chamäleons entdeckt und bestaunt - und jeden Tag schluckten wir viel Staub auf den Pisten. Die Vielfalt und Überlebenskunst der Tierwelt, die extreme Trockenheit und die enorme Hitze, der so entspannte Umgang mit der Zeit - auch all das hat uns sehr beeindruckt. Die Erlebnisse dieser Reise werden noch lange in uns nachklingen.
Wieder zu Hause … seit Kurzem fährt unsere Jüngste eifrig mit dem Heukran, auch wenn dort oben unter dem steilen Dach das Gefühl vom Fliegen nicht so aufkommen mag wie im tiefen Afrika.