THEMA: Mit dem Landrover unterwegs in Namibia
06 Sep 2013 17:06 #303195
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Hallo, liebe Formis, ich lese schon länger hier im Forum mit, besonders gern die Reiseberichte aus Namibia! Ich selbst war jetzt auch 3x dort., ich stelle mich auch noch mal in der Vorstellungsrunde bei euch vor. Nun wollte ich mich hier endlich auch mal ein wenig einbringen und habe einen Reisebericht aus 2007 wiedergefunden, den stelle ich hier jetzt einfach mal ein. Wir waren zu fünft unterwegs, Tourguides Ute und Volker, ich und meine Schwester und Siegfried. Viel Spaß damit!


Mit dem Landrover unterwegs in Namibia
Oder: Wo sind die Elefanten?


Noch einen Tag arbeiten!
Fertig! Alles gepackt, alles geregelt, der Nachbar hat den Briefkastenschlüssel bekommen, die letzten Mails sind beantwortet und die letzten Einkäufe für die Reise erledigt. Schon seit Wochen fiebern wir diesem Urlaub entgegen und zählen ungeduldig die restlichen Arbeitstage. Eine Safari durch Namibia soll es werden. Wir haben eine geführte Tour gebucht, und Ute und Volker werden unsere Tourguides sein. Die beiden haben für uns eine Reise durch Namibia bis hoch in den Norden ins Kaokoveld ausgearbeitet. Wir werden dabei an Plätze im Niemandsland abseits der offiziellen Routen kommen, wo nur selten Menschen waren. Ich selber war schon vor drei Jahren für einen Kurztrip in Namibia; für meine Schwester Corinna ist es der erste Urlaub in Afrika.

Ute hatte uns per Mail Tipps für das Kofferpacken gegeben: „Packt warme Sachen ein, hier ist es abends sehr kalt!“ warnte sie. Ja, stimmt, in Namibia ist jetzt Winter. Trotzdem kommt es mir merkwürdig vor, für meinen Afrikaurlaub Fleecejacke und Pullover mitzunehmen. Aber der Badeanzug muss natürlich auch mit. Und - ganz wichtig! - Sonnenschutzcreme Faktor 30 und eine gute Sonnenbrille.

1. Reisetag: Abflug Frankfurt
Corinna und ich fahren mit dem Zug zum Flughafen Frankfurt/Main. Im IC nach Frankfurt treffen wir Siegfried, den dritten Teilnehmer unserer Tour. Lange Schlangen vor dem Air Namibia-Schalter. Gut, das haben wir nicht anders erwartet: verschärfte Sicherheitskontrollen. Prompt schlägt das Radargerät bei Corinnas Koffer Alarm. Peinlich: Wir werden von den anderen Reisenden aussortiert und müssen warten, bis der Auslöser der ganzen Aufregung gefunden ist: Die Batterie in einer Taschenlampe.

2. Reisetag: Ankunft auf der Windhoek Mountain Lodge, Auasberge
Nach einem fast zehnstündigen Nachtflug landen wir gegen 7 Uhr früh auf dem Hosea Kutako International Airport – müde, aber voller Vorfreude auf das Abenteuer, das uns erwartet. Endlich raus aus dem engen Flieger! Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, die klare Luft ist weich wie Seide – alles ist ganz anders als bei uns. Es ist herrlich! Da stehen auch schon Ute und Volker, um uns abzuholen. Schön, dass man sich ab jetzt um nichts mehr zu kümmern braucht.

Für die ca. 30 km lange Fahrt vom Flughafen zur Lodge, dem Start- und Endpunkt unserer Safari, hat sich Volker eine schöne Nebenstrecke durch die Auasberge ausgesucht: „Hier gibt es besonders viele Tiere zu sehen“, verspricht er uns. Tatsächlich: Gleich auf den ersten Kilometern laufen uns drei Geparden über den Weg! Während die eleganten Raubkatzen im restlichen Afrika fast ausgestorben sind und nun mit viel Aufwand in eigens dafür eingerichteten Schutzgebieten eingewildert werden, lebt in Namibia zur Zeit mit ca. 2.500 Tieren noch die größte Geparden-Population. Wir können die schnellen Tiere nur ganz kurz sehen, aber der lange geringelte Schwanz ist unverkennbar. Natürlich sind wir vollkommen begeistert, und sogar Ute und Volker sind baff: Das haben sie selber auch noch nicht oft erlebt. Einmal glauben wir, auch ein Eland im Dickicht entdeckt zu haben, eine scheue, große Antilopenart, die man recht selten zu Gesicht bekommt. Hartebeest-Antilopen und den allgegenwärtigen Pavianen begegnen wir ebenfalls auf unserem kleinen Game Drive, und von fern sichten wir einen Oryx oder Gemsbock. Diese schöne und mit ihren langen Spießhörnern auch wehrhafte Antilope ist das Wappentier Namibias.

Die Lodge liegt ebenso wie Windhoek ziemlich genau in der Landesmitte, auf dem zentralen Hochplateau Namibias, 1.900 Meter über dem Meeresspiegel. Das ist für uns Flachländer aus Niedersachsen ganz schön hoch! Die Lodge hat 8 Doppelzimmer, Corinna und ich teilen uns eines. Den Ausblick von der Terrasse auf die umliegenden sanft geschwungenen Bergzüge kenne ich schon von meinem letzten Lodge-Urlaub, und genau darauf habe ich mich jetzt monatelang im Voraus gefreut. Endlich hier zu stehen mit einer gut gekühlten Flasche „Savanna Dry“ in der Hand und den Blick frei schweifen lassen – so muss Urlaub sein!



Wir lernen Elly kennen und Sarafina, die beiden Mitarbeiterinnen der Lodge. Wir packen unsere Koffer aus und stellen uns erst mal unter die heiße Dusche. Ich nehme meine Kamera und mache Fotos. Schade nur, dass die Bilder diesen unvergleichlichen Ausblick nicht richtig einfangen können. Langsam fallen die Anstrengungen des Nachtflugs und die Hektik und Aufregung der vergangen Tage von uns ab. Einfach herrlich, sich um nichts kümmern zu müssen!
Abends hat das Lodge-Team für uns noch eine besondere Überraschung vorbereitet: Es gibt „Buschmann-Fondue“, ein Barbecue auf Namibisch. Oryx und Kudufleisch wird auf lange Spieße gesteckt und über dem offenen Feuer in heißem Öl frittiert. Dazu genießen wir Gemüse in Bierteig und frischen Salat. Ute hat uns also nicht zuviel versprochen, als sie uns vor der Reise versicherte: In Namibia wird sehr gut gegessen!
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06 Sep 2013 17:16 #303196
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3. Reisetag: Windhoek und Lodge
Für heute haben wir eine Einkaufstour nach Windhoek geplant. Es gibt noch viel zu besorgen für unsere Safari. Auf Windhoek, die Hauptstadt Namibias, sind wir natürlich auch gespannt. Der Superspar erinnert mich stark an zu Hause, aber im positiven Sinne: Es ist ein einziges Einkaufsparadies! Breite Gänge, vollgepackte meterhohe Regale, eine große Warenvielfalt, und die Obst- und Gemüseabteilung ist ein Traum! Erst ist es mir vollkommen unbegreiflich, woher in diesem staubtrockenen Wüstenklima – Namibia ist das niederschlagsärmste Land auf dem afrikanischen Kontinent - derart riesige Kartoffeln, knackfrische Äpfel, saftige Orangen und all die anderen Köstlichkeiten herkommen sollen, bis mir einfällt: Südafrika liegt ja quasi nebenan. Ute packt routiniert getrocknete Mangostreifen und Biltong (gewürzte getrocknete Fleischstreifen) als Snack für unterwegs in den Wagen, man merkt, sie kennt sich in diesem Laden aus. Der größte Posten in unserem Reiseproviant ist literweise Wasser – zwei Liter für jeden pro Tag mindestens kalkulieren unsere Tourguides. Siegfried will nicht so recht glauben, wie wichtig ausreichendes Trinken in diesem trockenen Klima ist und meint, ihm würden zwei Dosen Cola light pro Tag vollkommen reichen. Wir reden ihm das aber ganz schnell aus.

Ursprünglich wollten wir unsere Tour mit einem 4x4 Toyota machen, aber Volker hat sich umentschieden: Nun ist es ein Landrover Defender, der zur Zeit noch unschuldig auf dem Hof bereit steht und darauf wartet, mit unseren Siebensachen vollgepackt zu werden. Dem Toyota traut Volker die harte Tausende von Kilometern lange Tour über Stein- und Schotterpisten nun doch nicht zu. Ich gucke mir das rustikale Gefährt näher an: Tourguide Volker und Beifahrer Siegfried vorn, 3 Sitzplätze hinten für uns Frauen, eine große Ladefläche für Taschen, Koffer, Grill und Kochgerät, Kühlbox, Tisch und Stühle, und oben auf dem Dach sollen noch Matratzen und Zelte für 5 Personen verstaut werden. Irgendwie schafft es Verpackungskünstler Volker, auch noch 3 Ersatzreifen unterzubringen. Ich wiederhole: 3 Ersatzreifen! Besonders beeindruckt mich der überdimensionale Luftfilter (dieses schwarze Teil vorn, Hilfe, ich kenn' mich nicht aus!) – ein untrügliches Merkmal dafür, für welche Klima- und Straßenverhältnisse dieser Wagen konstruiert worden ist. Und als ich dann das GPS-Gerät entdecke, wird mir langsam klar, auf was wir uns da eingelassen haben. Das wird keine gemütliche Spazierfahrt auf breiten gut ausgebauten Teerstraßen, wo alle 100 Kilometer eine Raststätte auf uns wartet. Namibia ist zwar bekannt für seine vergleichsweise gute Infrastruktur – ein dichtes Netz aus gut gepflegten Schotterpisten - „Pads“ wie man hier sagt –, doch Schotter ist eben nicht Teer. Diesen Straßenbelag gibt’s hier zwar auch, aber nur auf wenigen Überland-Hauptstraßen. Die Pads sind wegen ihrer schwer einsehbaren Bodenwellen gefürchtet, Tempo 80 ist deshalb angesagt. Und für unsere Tour haben Ute und Volker eine Etappe querfeldein durch das Damaraland eingeplant, die auf keiner Straßenkarte eingezeichnet ist und nur mit dem GPS-Navigation befahren werden kann.


4. Reisetag: Windhoek Mountain Lodge – Desert Homestead Lodge
Jetzt geht’s endlich los! Der Landrover ist gepackt, wir verabschieden uns von den Lodge-Mitarbeitern und fahren aus Windhoek raus auf die C26, an den Ausläufern der Auasberge vorbei, durch das Khomas Hochland und über den Kupferbergpass. Bereits nach wenigen Stunden Fahrt erwartet uns ein erster Höhepunkt: Der Spreetshoogte Pass. Eine Bergkette nach der anderen baut sich vor uns auf, höher und höher schraubt sich die Piste, bis wir um eine Kurve biegen und den höchsten Punkt des Passes erreicht haben. Wir parken auf einem Rastplatz. Dahinter – ein unbeschreiblicher Anblick - eröffnet sich die unermesslich weite Wüstenebene der Namib. Am fernen Horizont - mehrere hundert Kilometer entfernt - schimmern rosa die ersten Sanddünen, während die ansonsten brettflache Ebene von schroffen Inselbergen eingerahmt ist. Hier und da stehen Bäume - winzige dunkle Punkte. Wir sehen unsere Pad, die wir später hinabfahren werden, wie sie sich weit draußen im Nichts verliert. Diese Landschaft wirkt mit ihren zarten Pastelltönen und klaren Konturen so dermaßen unwirklich, dass sie wie eine Fototapete oder eine Theaterkulisse aussieht. Wir picknicken erst mal in aller Ruhe und lassen diesen Wahnsinnsanblick auf uns wirken. Fotos von diesem Ort hatte ich vorher schon zuhauf gesehen, aber wieder einmal wird mir klar: Die Augen sehen viel mehr als das Kameraobjektiv.



Dann geht’s nur noch steil abwärts und nur im ersten Gang. Das Gefälle beträgt 22%. Die Straße kommt mir auf einmal sehr schmal vor. Leitplanken sucht man hier natürlich vergeblich. Ich bin froh, dass ich durch das Fotografieren abgelenkt bin.

Wir haben das zentrale Hochland verlassen und fahren nun auf der C 19 am Namib Naukluft Park entlang, das große Naturschutzgebiet, das sich von der Atlantikküste aus ins Landesinnere erstreckt. Bäume sehen wir jetzt kaum noch, dafür mit Wüstengras bedeckte weite Flächen und immer wieder Inselberge. Unser nächster Zwischenstopp ist Solitaire, wo wir tanken, eine Tasse Kaffee trinken und dazu ein riesiges leckeres Stück Apfelkuchen genießen – und das mitten in Afrika! Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zu unserer ersten Übernachtungsstation, der „Desert Homestead Lodge“.



In der flachen baumlosen Landschaft sehen wir sie schon von weitem: Kleine reetgedeckte Gästehäuser liegen wie eine Perlenkette aufgereiht mitten in der Wüstenebene, in der Mitte das Haupthaus mit dem Restaurant. Ein Begrüßungsdrink wird uns serviert, dann werden wir auf unsere gemütlichen Chalets verteilt. Corinna und ich müssen natürlich erst mal duschen. Wunderbar! Ein bisschen schlechtes Gewissen habe ich dabei, denn immerhin sind wir in der Wüste, und hier ist das Wasser knapp. Aber es ist einfach zu herrlich, den Staub mit duftendem Shampoo auszuwaschen! Es wird früh dunkel in Namibia zu dieser Jahreszeit: schon gegen halb sechs Uhr abends. Wir wollen den Sonnenuntergang von einem nahegelegenen Berggipfel aus beobachten und haben gerade noch Zeit genug, hinauf zu kraxeln. Volker verteilt Wein und Savanna Dry, wir zücken unsere Kameras und genießen wieder einmal einen unbeschreiblichen Anblick von unserem Berg, hoch oben über der Wüste.



Eine längere Dämmerungsphase wie bei uns im Sommer gibt es hier nicht. Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, verblassen die Farben und es wird schnell dunkel. Was wir allerdings ebenfalls merken: Es wird auch schlagartig kalt! Jetzt bin ich froh über die warmen Pullover und Jeans, die ich eingepackt habe. Schnell noch den letzten Rest des Abendrots fotografieren, vor dem sich die schwarzen Schatten der Berge abzeichnen.
Das Abendessen wird auf der Terrasse serviert, es gibt Lammfleisch mit Gemüse. Bei einer Flasche Rotwein – südafrikanischen, versteht sich - besprechen wir den weiteren Verlauf der Tour. Besonders Siegfried freut sich schon darauf, wilde Tiere zu sehen, insbesondere Elefanten. Volker verrät uns, dass im Ugab-Tal, wo wir unser Außencamp aufbauen werden, öfters Elefanten durchziehen. Vielleicht haben wir ja Glück...

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06 Sep 2013 17:24 #303199
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5. Reisetag: Desert Homestead – Kobo Kobo Hills
In dem herrlich bequemen Bett habe ich sehr gut geschlafen. Jetzt noch ein herzhaftes Frühstück - kontinental, mit weißen Bohnen, Wurst, Tomaten, Eiern und Toast, so wie es nicht nur die Engländer mögen – , und unsere kleine Reisetruppe ist fit für die nächste Etappe.

Zunächst fahren wir die C 19 wieder ein Stück zurück, um dann nach Westen abzubiegen. Unser Ziel für den Vormittag sind die mit gut 300 Metern wahrscheinlich höchsten Sanddünen der Welt, das Sossusvlei, eine der meist besuchten Attraktionen in Namibia - und das zu Recht. Am sogenannten Sesriem Gate lösen wir unsere Permit ein, denn das Sossusvlei ist streng geschütztes Naturschutzgebiet! Zunächst geht es noch auf einer glatten Teerstraße, dann auf Sand immer weiter hinein in die Wüstenlandschaft. Links und rechts türmen sich die Dünen auf, erst noch weit entfernt, dann immer dichter. Vereinzelt stehen Bäume aneinandergereiht und zeigen unterirdische Wasseradern an. Das letzte Stück darf nur mit Allrad-Fahrzeugen befahren werden, an einem Kontrollposten schreibt sich die Parkwächterin unser Autokennzeichen auf. Zur Sicherheit, falls wir bis zum Abend nicht wieder aus der Wüste herauskommen...

Unser Landrover darf jetzt endlich mal zeigen, was in ihm steckt. Nachdem Volker Luft aus den Reifen gelassen hat, um die Bodenhaftung zu verbessern, lässt er das Auto mit sichtlichem Vergnügen durch den Tiefsand schlingern, ich dagegen muss mal wieder angestrengt nach unten auf meine Straßenkarte gucken, denn ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie irgendein Fahrzeug hier unbeschadet durchkommen kann. Jedoch: Das vollbepackte Fahrzeug meistert diesen ersten Härtetest mit Bravour! Am Ende des Weges angekommen, parken wir auf einem Rastplatz unter einem großen Baum, der uns Schatten spendet. Wir drei Frauen machen uns mit Kamera und Wasserflasche gewappnet auf zur Dünenbesteigung.



Ich bin schon nach den ersten Metern vollkommen aus der Puste: steil bergauf, dann noch durch den weichen Sand, der bei jedem Schritt nachgibt, unter der heißen Sonne und dann noch als Raucher... Kurz vor dem Gipfel mache ich Halt und kehre um. Ute und Corinna schaffen es bis ganz nach oben und setzen sich dann auch erst mal hin. Sie schauen genauso wie ich wieder einmal mit großen Augen auf diese unvergleichliche Landschaft: Sanft geschwungene Sanddünen, zart gesprenkelt mit kleinen Grasbüscheln, erstrecken sich um uns herum, soweit das Auge reicht. Das Farbenspiel ist fantastisch: Vom leuchtenden Orange bis zu einem warmen Rotbraun reicht das Spektrum. Direkt unter uns eine große, fast weiße Fläche: Es ist eine ausgetrocknete Lehmsenke – das Vlei. Früher einmal ist hier Wasser geflossen. Die Sonne steht jetzt fast direkt über uns: bei diesen Lichtverhältnissen und ohne Filter kommt meine Kompaktkamera an ihre Grenzen.



Volker ist beim Wagen geblieben und hat den Brunch zubereitet: frischer Salat, Mangos, Avocados, gegrillte Tomaten und Würstchen, dazu heißer Kaffee – Fastfood hat bei uns keine Chance! Nebenbei versorgen wir die durstigen Vögel. Ein ganzer Schwarm Spatzen hat sich um das Auto versammelt und versucht, an das Wasser zu kommen, das unten aus der Leitung tropft. Volker stellt den gefiederten Wüstenbewohnern einen Teller mit Wasser hin, indem dann ausgiebig geplanscht wird. Unsere Abfälle - Avocado- und Mangoschalen – finden ebenfalls großen Anklang. Kurz nach Mittag brechen wir wieder auf. Einen weiteren Zwischenstopp legen wir am Sesriem Canyon ein, eine tiefe Schlucht mit vielen kleine Höhlen und Nischen, durch die im namibischen Sommer bei heftigen Regenfällen ab und zu auch Wasser fließt.

Auf unser nächstes Tagesziel, „Kobo Kobo Hills“, freue ich mich schon ganz besonders, weil ich dort auch schon einmal zu Gast gewesen bin. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir eine der verrücktesten Landschaften, die man sich überhaupt vorstellen kann:



Waren wir eben noch kilometerweit durch eine fast vegetationslose flache Ebene gefahren, ändert sich kurz vor dem Gaub Pass die Landschaft fast schlagartig: Von oben muss das Ganze aussehen, als hätte einer mit einer Riesenharke erst den Boden durchfurcht und danach einen Meteoritenschauer auf die Erde niedergehen lassen. Über Kilometer hinweg dasselbe Bild: Die fast im 45-Grad Winkel schräg aufgeworfenen Gesteinsschichten liegen offen zu Tage und ähneln einem Blätterteig, nur spärlich bedeckt von dünnen Grasbüscheln. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass hier in dieser Mondlandschaft überhaupt noch irgendwelche Tiere leben, und doch entdecken wir auf einer der bizarren Hügelkuppen eine kleine Gruppe Zebras.



Immer höher, immer steiler werden die Felswände um uns herum, immer kurviger die Pad, als wir am Kuiseb Pass ankommen und eine Rast einlegen. Hier entdecken Ute und Volker sogar eine Leopardenspur! So urplötzlich wie diese Felslandschaft aufgetaucht ist, so schlagartig hört sie wieder auf. Einmal um die Kurve – und schon sind wir wieder in der vertrauten baumlosen Ebene der Namib mit ihren fast schnurgeraden Pisten, die bis zum Horizont überblickt werden können. Die nächste Sensation auf der Weiterfahrt sind drei Giraffen, die neugierig zu uns herüber schauen. Das heißt natürlich anhalten und Fotos machen!



Gegen Nachmittag erreichen wir Kobo Kobo am Rand des Khomas Hochland. Das Lodge-Gelände ist so groß, dass wir fast eine Stunde brauchen, um zu den Häusern zu gelangen. Unsere Gastgeber Kirsten und ihr Mann erwarten uns schon. Wir sind die einzigen Gäste. Corinna ist zum ersten Mal hier und sofort völlig fasziniert von der fast mystischen Atmosphäre dieses Ortes.



„Das erinnert mich alles an das Computerspiel Riven“, meint sie. Es sind wohl vor allem die urigen runden reetgedeckten Steinhäuschen, die diesen ganz besonderen Zauber ausüben. Auch Siegfried fühlt sich hier gleich pudelwohl. Die Lodge ist auf einer Anhöhe gebaut, unter uns befindet sich ein Wasserloch, und Ferngläser stehen bereit, um die Tiere beim Trinken zu beobachten. Da wir relativ früh angekommen sind, haben wir genug Muße, die Ruhe und heimelige Geborgenheit, die Kobo Kobo ausstrahlt, auf uns wirken zu lassen. Corinna und Ute sitzen einfach nur da, relaxen und beobachten die Vögel, Siegfried schreibt in sein Reisetagebuch. Volker springt sogar in den Naturstein-Pool: das Wasser ist eiskalt! Als es abends dämmert, wagt sich ein Kudubock an das Wasserloch. Wir greifen zu den Ferngläsern und beobachten das scheue Tier, wie es sich zentimeterweise aus seiner Deckung an das ersehnte Wasser herantastet, dabei immer wieder zwischendurch bewegungslos verharrt und wittert. Unser Abendessen wird auf dem Außengrill zubereitet: Fleisch von Rind, Springbock und Strauß, dazu Gemüse und Dessert - absolut köstlich! Gastgeberin Kirsten hat Petroleumlampen angezündet, die jetzt den Tisch in ein warmes Licht tauchen. Später wird jeder von uns eine dieser Lampen in die kleine Hütte mitnehmen, denn auf Kobo Kobo gibt es keinen Strom.

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06 Sep 2013 17:56 #303201
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Na endlich mal jemand mit dem richtigen Gerät unterwegs :woohoo:

Wie Heist es so schön: Landrover Fahrer kommen in den Himmel, weil sie auf Erden mit ihrem Landrover durch die Hölle gegangen sind :evil:

Ölt eurer ? Macht nix , der Markiert nur sein Territorium ;)

Noch eine Schöne Reise !
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06 Sep 2013 18:32 #303208
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6. Reisetag: Kobo Kobo Hills – Swakopmund, Fischerhütten
In der Nacht ist Corinna wach geworden und hat gegen fünf Uhr morgens einen Wüstenluchs am Wasserloch beobachten können. Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang zu zwei weiteren Gästehäusern ein Stück weiter entfernt, die im maurischen Stil erbaut sind. Man könnte meinen, sie würden wie ein Fremdkörper wirken, aber sie fügen sich, genauso wie die anderen Chalets dieser Lodge, so perfekt in die ockerbraunen Felsen der Umgebung ein, dass sie bereits aus hundert Metern Entfernung kaum zu entdecken sind. Und wieder macht uns Volker auf eine Leopardenspur aufmerksam, eine recht frische sogar. Kobo Kobo ist ein Tierparadies: Springböcke, Klippschliefer und Mangusten laufen uns über den Weg. Hoch auf einem Berggipfel über uns schlägt ein Pavian Alarm, der von seiner Sippe als Wächter abgestellt wurde. Bald kommt die ganze Pavian-Familie zusammen und beobachtet uns, wie wir zurück zur Lodge wandern.

Nach einem leckeren Mittags-Lunch verlassen wir nur ungern Kobo Kobo und fahren weiter gen Westen auf der C 28 mitten durch die fast vegetationslose Einöde der Namib Wüste. Sogar hier leben Tiere: Wir sehen Schakale und Löffelhunde. Dies ist die kürzeste Etappe unserer Tour. Schon nach wenigen Stunden erreichen wir Swakopmund an der Atlantikküste, gerade noch rechtzeitig für einen gepflegten Sundowner in der „Tiger Reef“-Bar, direkt am Strand. Die Brandung ist recht stark, es weht auch eine steife Brise, alles erinnert mich ein wenig an die heimische Nordsee. Ich finde es einfach herrlich: diese grün-blauen Wellen, die weiße Gischt und die salzige frische Meeresluft nach den Tagen im trockenen Inland!



Für unser Abendessen hat Volker einen Tisch im Restaurant „Tug“ reserviert, das direkt am Strand liegt. Was liegt näher, als an so einem Küstenort Spezialitäten aus dem Meer zu bestellen? Frischer und besser kann man Fisch in Namibia oder sonstwo kaum bekommen. Ich esse Kingklip und grünen Spargel, der – kaum zu glauben - direkt in der Nähe von Swakopmund angebaut wird. Den Sonnenuntergang erleben wir auf dem alten Pier, der sich ein Stück weit ins Meer erstreckt. Danach geht’s ab in unser Domizil: Die „Fischerhütten“, eine Ferienhaussiedlung für Selbstversorger, einfach aber völlig ausreichend, weil wir die meiste Zeit in der Stadt unterwegs sind. Hier quartieren sich auch viele Einheimische ein. Siegfried wohnt für sich allein, wir anderen teilen uns ein Häuschen.

7. Reisetag: Swakopmund, Fischerhütten
Ein Ruhetag zwischendurch für einen Stadtbummel und zum Einkaufen. Swakopmund ist unsere vorerst letzte Gelegenheit, Proviant für die Tour zu besorgen. Denn morgen werden wir das touristisch erschlossene Postkarten-Namibia endgültig verlassen und in die Wildnis aufbrechen. Wir frühstücken ausgiebig im „Village Cafe“, dessen Wände phantasievoll mit witzigen Mosaiken gestaltet sind. Dass die Einheimischen wohl so etwas wie ein Künstler-Gen haben, merken wir Schwestern auch bei unserer Shopping-Tour durch die kleinen Juwelier- und Souvenirgeschäfte in der Innenstadt. Die geschnitzten und gemalten kunsthandwerklichen Gegenstände und die Schmuckstücke aus Edelstein, Horn, Straßeneierschalen oder Holz sind wunderschön, es fällt sehr schwer, hier nicht sofort die ganze Reisekasse auf den Kopf zu hauen. Volker und Siegfried gehen derweil einer anderen Beschäftigung nach: Quadbiking im Dünengürtel zwischen Swakopmund und Walvis Bay ist in Namibia eine beliebte Touristenattraktion, und vor allem Siegfried kann nicht genug davon kriegen, im halsbrecherischen Winkel die Dünenwände entlang zu düsen.

Mittags treffen wir uns im „Lighthouse“ zum Lunch, Siegfried und Volker wollen danach nochmals in die Dünen biken, während für uns Frauen Shopping und ein Sonnenbad am Strand auf dem Programm steht. Die Wassertemperatur beträgt eisige 13 Grad, und trotzdem wagt sich Corinna ins Wasser! Nur zu gern wäre ich auch hineingesprungen, wenn das Wasser ein bisschen wärmer gewesen wäre. Aber der Atlantik an der Westküste Namibias heizt sich auch im Sommer wegen der arktischen Benguela-Strömung nie richtig auf. Für unser Abendessen machen wir uns auf den Weg nach Walvis Bay, dem Tiefseehafen südlich von Swakopmund. Das Restaurant „Raft“ steht auf Stelzen im Wasser. Hier serviert man erstklassige, für uns exotisch klingende Fischspezialitäten wie Monkfish, Butterfish und Kingklip. Es ist ein fantastisches Ambiente: Aus den großen Panoramafenstern beobachten wir, wie die Sonne im Meer versinkt, ein einsamer Seehund spielt in der Brandung, und in der Dämmerung fliegen Flamingoschwärme zum Greifen nahe an unserem Fenster vorbei.
Letzte Änderung: 07 Sep 2013 11:59 von chrigu.
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06 Sep 2013 18:51 #303212
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8. Reisetag: Swakopmund – Camp Ugab
Als wir unseren Landrover für die nächste abenteuerliche Etappe der Tour vorbereiten, ist die Vorfreude auf die wilden Tiere, die wir zu sehen hoffen, fast mit Händen zu greifen. Elefanten! Das wäre der absolute Höhepunkt dieser Tour. Wir sind alle sehr gespannt auf das, was vor uns liegt. Ich habe zum letzten Mal vor etwa 20 Jahren gezeltet, und Corinna geht es nicht viel anders. Wer weiß, wie verwöhnte Weicheier wie wir uns dabei anstellen werden?

Wir frühstücken im Café „Treff“, in dem meist Weiße zu Gast sind. Tatsächlich ist die ganze Einrichtung nicht viel anders als in einem Café in Hamburg oder Berlin. Hier fallen wir zumindest nicht weiter auf. Während Ute die letzten Einkäufe erledigt, schreiben Corinna und ich Postkarten an die Lieben daheim. Volker ist zur Schlachterei gefahren, um unser Dinner für heute Abend - Oryxfleisch - zu holen. Dann heißt es Abschied nehmen von diesem sympatischen Städtchen. Zunächst fahren wir auf der C 34 fast direkt nach Norden auf einer Strecke, die kaum eintöniger sein könnte. Linker Hand, wo der Ozean liegt, blitzen ab und zu blaues Wasser und weiße Brandung auf, der Blick zur Rechten verliert sich buchstäblich im Nichts. In Henties Bay tanken wir nochmals auf und verlassen dann endgültig die Zivilisation. Bevor wir ins Landesinnere abbiegen, steht noch ein Besuch der Pelzrobbenkolonie bei Cape Cross an – die größte im südlichen Afrika. Hier treffen wir andere Touristen, die sich diesen Anblick nicht entgehen lassen wollen: Hunderttausende Robben, dicht an dicht mit Jungtieren, die sich am Strand räkeln oder wie Korken in der meterhohen Brandung auf und ab hüpfen. An uns Touris sind diese Robben gewöhnt. Zwischen ihnen schleichen Schakale herum, um die toten Tiere zu beseitigen. Auch das ist Natur!



Nachdem wir ein Stück die Pad 2303 entlang gefahren sind, hält Volker gezielt Ausschau nach den kaum sichtbaren Reifenspuren, die uns den Weg querfeldein, hinein ins Ugab Rivier weisen sollen. Nach kurzem Suchen hat er sie schließlich gefunden. Eine Weile lang sehen wir noch das Brandberg-Massiv als zartrosa Silhouette am Horizont und den davor liegenden Rand des Messum Kraters, dann verschwinden auch diese Orientierungspunkte, und es geht über Stock und Stein, während die Berge um uns herum immer höher und bizarrer werden. Schließlich fahren wir in eine Schlucht, die stellenweise so schmal ist, dass wir nicht darin hätten wenden können. Was, wenn hier jetzt eine Elefantenherde um die Ecke käme? schießt es mir durch den Kopf, und auf einmal bin ich gar nicht mehr so begeistert von der Vorstellung, hier auf die grauen Riesen zu treffen. Volker macht uns auf die großen Haufen aufmerksam, die am Wegrand liegen: Elefantendung! Nicht mehr ganz frisch, meint er, aber sie sind hier gewesen. Ob wir sie einholen können? Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass sich Elefanten in dieser felsigen Gegend, ohne Gras, Bäume und Wasser wohlfühlen können, aber als wir um eine Ecke biegen, wird mir klar, dass die Schlucht für die Elefanten nur eine Durchgangsstation gewesen ist: Vor uns tut sich urplötzlich eine grüne Oase auf. Das Ugab Rivier! Hohes Schilf, grüne Bäume, jede Menge anderes Grünzeug. Nun wird es auf einmal sehr still im Landrover. Keiner sagt mehr ein Wort, während Volker den Wagen ganz langsam am Rand des Flusstals entlang lenkt, immer bereit, den Rückwärtsgang einzulegen. Auf dem sandigen Boden zeichnen sich die runden Spuren der Dickhäuter deutlich ab, und überall liegen Dunghaufen. Hier, wo es für den Landrover keine Ausweichmöglichkeiten gibt, möchte nun wirklich keiner mehr von uns eine Elefantenherde bei ihrer Mahlzeit stören. Aber wir durchqueren den riskanten Engpass ohne Zwischenfälle und verlassen das Rivier. Bald öffnet sich die Schlucht wieder ein wenig, und wir kommen in karges Felsengelände fast ohne Vegetation. Unser Außencamp befindet sich am Ende einer sandigen Fläche, auf der zwei einsame abgestorbene Bäume stehen und die rundherum von hohen Felswänden umschlossen ist. In diese Sackgasse ohne Wasser und Futter wird sich kein Elefant verirren.



Ein großer flacher Felsblock dient uns als Tisch, auf dem wir die Küchenutensilien auspacken. Volker macht Feuer und gräbt mit dem Spaten ein paar Meter weiter weg hinter einem großem Felsen ein tiefes Loch für unsere „großen Geschäfte“. Auch dies gehört zum Campen dazu: Dass man möglichst keinen Müll offen herumliegen lässt, auch wenn es Biomüll ist... Unsere Kuppel-Zelte sind schnell aufgebaut, die Matratzen, Liegen und Schlafsäcke innen ausgebreitet – das wird gemütlich werden! Volker hatte schon auf einer seiner früheren Touren an diesem abgelegenen Ort einen kleinen Vorrat an Feuerholz gesammelt, in weiser Voraussicht, dass er mit uns bald hier das Außencamp aufschlagen würde. Nun holt er es aus seinem Versteck. Holz ist hier rar! Schnell ist ein Feuer entfacht, die Grill- und Kochgeräte werden ausgepackt. Solange die Sonne noch scheint, wagen Corinna und ich uns ein Stück weit weg vom Camp und versuchen, einen der Berge hinaufzusteigen. Das Gestein liegt in losen Platten übereinander, es ist durch die extreme Trockenheit ganz spröde und bricht leicht. Mir ist die Kletterei zu riskant, ich wähle einen etwas leichteren Weg über einen anderen Berg und fotografiere das Camp von oben. Eine skurrile Szenerie: Da sind wir, Hunderte Kilometer von jeder menschlichen Siedlung entfernt, mitten in dieser wilden Felsenlandschaft. Ich bin mir sicher, dass wir die ganze Zeit beobachtet werden – von den Tieren, die hier leben, aber diese zeigen sich uns nicht. Wir sehen nur ihre Spuren... Inzwischen ist das Feuer so richtig in Gange, Volker legt das Oryx-Filet auf den Grill, danach die jungen Kartoffeln und die Tomaten. Den Salat hat Ute schon in Swakopmund vorbereitet, er blieb in der Kühlbox schön knackig. Dazu noch frisches Ciabatta-Brot, Kräuterbutter, Rotwein und ein kühles Windhoek Lager. So gut habe ich selten gegessen! Siegfried langt beim Fleisch kräftig zu, es ist auch eine Riesenportion, aber wir schaffen alles weg.



Nach dem Essen geht’s mit den Stühlen ans Lagerfeuer, denn sobald die Sonne untergegangen ist, wird es kühl. In der Dunkelheit kommen dann die Sterne langsam zum Vorschein. Und was für Sterne! Deutlich sind die Milchstraße zu sehen und die Magellanschen Wolken. Das Kreuz des Südens steht genau über unserem Camp. Volker erklärt, dass dieses Sternbild wie eine Uhr funktioniert. Ute holt ihren Astronomie-Führer heraus und wir suchen gemeinsam die verschiedenen Sternbilder. Volker verschwindet zum Landrover und rumort im Innenraum herum. Kurz darauf hören wir die ersten Takte von Cat Stevens’ „Where do the children play“! Volker hat „Tea for the Tillerman“ in den CD-Player geworfen, und nun sitzen wir gemütlich am Lagerfeuer mitten in Namibia und hören diese Platte, die wir Schwestern früher in unserer Jugend xmal am Tag abgespielt hatten! Zu guter Letzt rufen Corinna und Siegfried noch bei sich zu Hause an – mit dem Satellitentelefon! Langsam zog die Kälte auf, und Volker hat uns noch mit einer angenehmen „Sitzheizung“ versorgt. Geschickt nahm er mit einem Spaten Glut aus dem Feuer und legte es unter unsere Stühle - wie angenehm! Schließlich kriechen wir in unsere Zelte, nur Ute und Volker haben sich kein Zelt aufgebaut, sondern oben auf dem Landrover-Dach ein Bett zurecht gemacht.

9. Reisetag: Camp Ugab – Grootberg Lodge
Am nächsten Morgen räumen wir das Lager. Das Geschirr wird abgewaschen und verstaut, die Zelte zusammengepackt, den Müll nehmen wir selbstverständlich mit. Das GPS dirigiert uns auf teilweise kaum sichtbaren Spuren weiter hinein ins Damaraland, eine Wüste aus Stein und Fels, es gibt außer schütteren gelbem Gras kaum Vegetation. Streckenweise ist die Pad so steinig, dass Volker Schrittgeschwindigkeit fährt. Zu groß ist das Risiko, dass scharfkantige Steine uns die Reifen an der Seite aufschlitzen. „Not recommended“ bewertet das Display des GPS diese Etappe - wohl wahr. Wir kommen durch Ebenen und an Bergen vorbei, die über Kilometer hinweg nur mit etwa faustgroßen Steinen bedeckt sind - ein absolut unwirklicher Anblick. Für unser Mittagspicknick hat sich Tourguide Volker wieder mal einen ganz besonderen Platz ausgesucht: Plötzlich biegt er von der Piste ab und fährt einen Berg hinauf - mit einer Steigung von bestimmt 45 Grad! Wie der schwer beladene Landrover auf dem losen Schotterbelag da hinauf kommt, ist mir völlig unbegreiflich.



Oben angekommen, sehen wir, dass sich das Manöver gelohnt hat: Wieder einmal bietet sich uns ein traumhafter Ausblick auf eine scheinbar endlose Landschaft aus Fels und Stein. Schwach erkennbare Reifenspuren schlängeln sich tief unten über die Ebene und verschwinden in der Ferne. Wir schauen auf Bergrücken unterschiedlicher Struktur und Farbe, die sich hintereinander gestaffelt bis zum Horizont erstrecken. Jetzt heißt es erst mal wieder Fotos machen! Hier oben werden wir ordentlich von Sturmböen durchgeschüttelt, unser Picknick nehmen wir deshalb im Windschatten des Landrovers ein.



Im weiteren Verlauf des Tages durchqueren wir das breite staubtrockene Huab Rivier und das Springbok Rivier - mit üppig wuchernden Pflanzen, Elefantenland! - und stoßen endlich wieder auf die C 39, eine normale Pad, und die C 43 führt uns weiter gen Norden. Hier kann Volker wieder etwas schneller fahren und das muss er auch, denn sonst verpassen wir unseren Sundowner auf der Grootberg Lodge, unserem nächsten Tagesziel. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man es in Namibia vermeiden, sich noch auf den Straßen aufzuhalten. Wieder begleiten uns am Straßenrand viele Elefantenspuren. Im Moment müssen in dieser Gegend einige Herden unterwegs sein, möglicherweise wollen sie alle nach Etosha, spekulieren wir. Nachdem wir auf die C40 einbiegen, erwarten uns atemberaubend schöne Ausblicke am Grootberg Pass. Unsere gleichnamige Lodge liegt noch ein gutes Stück höher, wieder geht es eine schmale und sehr steile Pad hinauf, bis wir endlich oben ankommen und vor dem Haupthaus parken. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir auf unserer Tour schon viele wunderschöne Panoramen erleben können, und ich habe natürlich auch von der Grootberg Lodge vorher Fotos gesehen, aber die Wirklichkeit ist eben doch mit nichts zu vergleichen: Die kleinen Gästehäuser der Lodge liegen direkt am Abhang einer gewaltigen Schlucht, dem Klip Rivier, das wir über seine ganze Länge überblicken können. Ein schmales dunkles Band am Boden der Schlucht zeigt Baumreihen an. Links und rechts erheben sich tief zerklüftete Felswände, die oben auf der Höhe der Lodge abrupt flach enden, wie mit dem Hobel abgeschliffen. Wieder eine Fototapete! Noch dazu geht gerade die Sonne unter und lässt die Felswände erst leuchtend orange, dann rosa und schließlich fliederfarben leuchten. Einmalig!



Zum Sundownerdrink treffen wir uns auf der Terrasse, vorher haben wir alle noch schnell eine Dusche genommen. Das Abendessen ist wieder sehr lecker und reichhaltig: Blumenkohlsuppe, Hähnchenkeule, grüne Bohnen, mit Erbsenpüree gefüllter Butternut-Kürbis und als Dessert Tiramisu. Wir sind alle müde von der langen Fahrt bis hierher und fallen in unsere herrlich bequemen Betten.
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