THEMA: Die Eulenmuckels auf Pad von Küste zu Küste
01 Mai 2013 20:23 #287446
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  • Nunanani am 01 Mai 2013 20:23
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Liebe Eulenmuckels,

schön, dass Ihr immer noch so regelmässing an Eurem fantastischen Bericht weiterschreibt!

Vielen Dank dafür, es macht super viel Spass Eure Reise und Erlebnisse mitzuverfolgen!

Gruß,
Nunanani
Südafrika, Botswana, Namibia, Zimbabwe, Mosambik,...
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01 Mai 2013 21:23 #287457
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  • jaffles am 01 Mai 2013 21:23
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Hallo Ruth und Uwe,

das ist ja ein absolutes Highlight zum ersten Mai :P .
Besser hätten sich der kleine Leo und seine Mutter nicht präsentieren können!
Aber auch das Baumhörnchen habt ihr super eingefangen!!!
Bitte weiter so :silly:

LG
Claudia
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01 Mai 2013 21:39 #287460
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Ich bedanke mich jetzt auch endlich mal für Euren tollen Reisebericht. Eure Tour ist echt der Hammer, kann man sich wohl nur als Lehrer leisten, oder :) ?

Bilder, Bericht, Tour, alles extrem gut. Weiter so und auch schon mal Danke für zukünftige Beiträge :) !
Mein Reise-Blog "Weltenstreuner":
http://www.weltenstreuner.de/

Reisebericht "Allein auf weiter Tour - Namibia September 2012":
http://www.namibia-forum.ch/forum/10-reiseberichte/264284-allein-auf-weiter-tour-namibia-september-2012.html
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02 Mai 2013 20:24 #287543
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  • Eulenmuckel am 02 Mai 2013 20:24
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@Fleur, Karsten, Biggi: Ja, dieser kleine Leopard mit seiner Mutter war das safaritechnische Highlight dieses Urlaubs. Und bitte bleiben wir mal objektiv: Wenn ich mir hier die aktuellen Katzensichtungen bei "Wo sind alle hin mit Höhen und Tiefen" anschaue, habe ich kein schlechtes Gewissen. Die Zauberbrille hatten offensichtlich (auch) andere dabei. :)

Die Belichtungszeit des Sternenhimmel-Bildes waren 30 Sekunden bei Blende 4 und ISO 6400.

@bayern schorsch: Ja, Finaale! Wir hoffen, du drückst den Dortmundern ebenso die Daumen wie wir und alle anderen netten Leute.
Für die Fototaschen-Geschichte gibt es wirklich eine lustige Auflösung.

@Nunanani, Claudia, Geysir: Vielen Dank. Wir freuen uns immer sehr über eure netten Rückmeldungen. So wissen wir, dass sich die Arbeit doppelt lohnt.
Das mit dem "leisten" hat weniger damit zu tun, dass Ruth Lehrerin ist (ich bin – Gott sei Dank – kein Lehrer), eher, dass wir zu zweit sind, fast ausschließlich campen und NUR einmal im Jahr in Urlaub fahren.

Viele Grüße,
Uwe
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02 Mai 2013 23:42 #287556
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Ich bezog mich mit "leisten" auch eher auf 6 Wochen Urlaub nehmen können. Das kann man ja nur, wenn man entweder Lehrer ist oder selbständig. Als Angestellter oder in einer Führungsposition ist das nun eher eine Traumvorstellung. Ich selber war sehr froh, dass ich einen Chef habe, der selber gerne reist und ich deshalb 4 Wochen frei bekommen konnte. Das ist aber wirklich sehr selten.
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Reisebericht "Allein auf weiter Tour - Namibia September 2012":
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03 Mai 2013 20:59 #287600
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  • Eulenmuckel am 02 Mai 2013 20:24
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Liebe Mitleser,

nun kommt leider das Unvermeidliche: Wir stellen die letzte Woche unserer Reise am Stück ein. Diese Tage waren schwer für alle Beteiligten. Es ist uns nicht leicht gefallen, die Ereignisse aufzuschreiben, aber es hat uns sehr geholfen.


Donnerstag, 9. August 2012

Wieder mal tropfte uns das Wasser am Morgen ins Gesicht. Ohne jegliche Temperatur (wir hatten 0,0 Grad) stand Uwe auf, kochte Kaffee und aß Müsli. Wir packten zusammen und fuhren los. Eine kleine Runde drehten wir noch durch die Paradise Pools. Der Leo hätte ja wieder da sein können. War er aber nicht. Dann fuhren wir auf der direkten Verbindung zum South Gate. Wir wollten relativ früh in Maun sein, um dort einiges zu erledigen. Immerhin hatten wir ja auch noch einen Fotoapparat dabei, der uns nicht gehörte. Bereits vor Mittag waren wir dort.
Der erste Weg führte uns zu Okavango Ceramics. Dort hatten wir vor zwei Jahren schöne, handgetöpferte und bemalte Tassen und Butterfässchen gekauft. Letztes Jahr stand die Zufahrt unter Wasser. Nun war der Weg frei. Leider war Frau Oake nicht anwesend, aber ihre Tochter empfing uns. Sie erzählte, dass zurzeit ein Geschäft in Maun in der Nähe des Flughafens eingerichtet wird, wo alle Produkte verkauft werden sollen. Neben Tonwaren stellen sie auch Seifen für Lodges und Möbel her. Wir kauften zwei Tassen und ein Butterfässchen. Uwe freute sich darüber sehr.
Anschließend fuhren wir auf gut Glück zu Nissan und trafen dort tatsächlich die Besitzer der Fototasche. Martina und Joachim waren gerade dabei, alle Sachen aus ihrem Wagen zu trocknen und zu sortieren. Nun erzählten sie uns die ganze Geschichte. Joachim hatte bei Dead Tree Island eine Wasserdurchfahrt gewagt – etwas zu unüberlegt. Plötzlich sei der Wagen in ein tiefes Loch abgesunken, aus dem er nicht mehr herauskam. Nachdem er den Motor abgewürgt hatte, ließ er sich nicht mehr starten. Die beiden stiegen aus und mussten zusehen, wie das Auto voll Wasser lief. Ohne Satellitentelefon entschieden sie, in der Dämmerung zu Fuß in Richtung Xakanaxa zu laufen, bis sie glücklicherweise von Holländern aufgesammelt wurden. Anschließend folgte eine Bergeaktion, bei der Parkangestellte den Nissan mit einem Traktor wieder aus der Plörre herauszogen. In der Dunkelheit wurden sie auf den Campingplatz geschleppt. Sämtliche Handys waren naß geworden und wahrscheinlich defekt. Dies erklärte nun, warum das Auto mit offenen Fenstern in Xakanaxa gestanden hatte.
Wir verabredeten uns zum Abendessen in der Maun Lodge. Dann fuhren wir tanken und füllten wieder etwas Luft in die Reifen, die wir auf dem Weg nach Savuti abgelassen hatten. Nun hatten wir großen Appetit und setzten uns in der Nähe des Flughafens in Hillarys Coffee Shop. Dort gab es sehr leckeren Kaffee und ein Jumbo Sandwich mit allem Möglichen belegt. Uwe aß anschließend noch ein Stück Pekanuss-Kuchen mit Vanilleeis. Es schmeckte super.
Dann konnten wir zum Maun Rest Camp fahren und dort einchecken. Auf dem Campingplatz ruhten wir uns aus. Uwe sicherte Fotos, Ruth spähte nach ein paar Vögeln. So verging der Nachmittag. Wir duschten und spülten das schmutzige Geschirr. Schließlich wurde es Zeit für das Abendessen. In der Maun Lodge trafen wir Martina und Joachim. Ihr Wagen war nun wieder einigermaßen trocken und fahrbereit.
Es gab ein Büffet mit Broccoli-Suppe, Lammfleisch, frisch gebruzzeltem Gemüse und verschiedenen afrikanischen Beilagen. Wir unterhielten uns nett mit den beiden. Sie erzählten uns die abenteuerliche Geschichte über das Ersatzteil, das sie für den Wagen besorgen mussten. Noch von Xakanaxa aus hatten sie über das Ranger-Büro eine Telefonnummer aus Maun erhalten, über die sie das Ersatzteil bekommen sollten. Der erste Anruf dort ergab einen Preis von 15.000 Pula. Im Büro gab man ihnen den Tipp, nach sog. „used parts“ zu fragen. Dabei handelt es sich nicht zwangsläufig um Gebrauchtteile, sondern lediglich um eine Umschreibung für „geht’s auch irgendwie billiger“. Allein mit dieser Nachfrage konnten sie den Preis auf 40% herunterhandeln. Nachdem sie in Maun angekommen waren, fand morgens am Flughafen eine dubiose Übergabe statt, bei der sie das Ersatzteil ohne Quittung bekamen. In der Werkstatt wunderte man sich sehr darüber, dass die Kunden das seltene Teil bereits mitbrachten und fragten nach der Herkunft. Interessanterweise stand derjenige, von dem es Joachim bekommen hatte, unmittelbar daneben. Schwer für ihn, auf diese Frage zu antworten :)
Wir saßen lange beisammen, bis es spät und uns zu kalt wurde. Dann tauschten wir Adressen aus, verabschiedeten uns und fuhren los Richtung Campingplatz. Auf dem Weg bekam Ruth eine SMS von einem uns unbekannten Kay aus Deutschland. Er stellte sich als Freund von Maik und Stefan vor, die wir in zwei bis drei Tagen im Etosha treffen wollen. Wir sollten uns dringend bei Maik oder ihm melden. Nachdem Ruth per SMS geantwortet hatte, rief Kay sofort an und erzählte uns, dass Stefan und Maik heute Mittag bei einer Rafting-Tour auf dem Kunene einen Unfall hatten. Das Boot sei gekentert, und unser Freund Stefan werde seitdem vermisst. In diesem Moment hatten wir das Gefühl, uns werde der Boden unter den Füßen weggezogen.
Wir konnten es zuerst gar nicht glauben, aber mit dieser Nachricht begann ein Alptraum. Stefan war schon mehrfach in Namibia gewesen und hatte diesmal seinen Freund Maik auf diese Reise mitgenommen. Maik war zuvor noch nie im Land gewesen und saß nun nach dem Unfall alleine in einer Lodge am Kunene und durchlitt Höllenqualen. Für uns stand fest, dass wir ihm beistehen mussten. Um keine Zeit zu verlieren, beschlossen wir, sofort loszufahren. Beim Maun Rest Camp war das Tor bereits geschlossen, und wir mussten einen Angestellten per Hupen herbeiholen. Wir erklärten ihm kurz, dass wir lediglich unseren Tisch und die Stühle mitnehmen und dann unmittelbar wieder losfahren müssten.

Tageskilometer: 172


Freitag, 10. August 2012

Die Fahrt durch das nächtliche Botswana war sehr anstrengend. Jeder Reiseführer rät dringend von Fahrten in der Dunkelheit außer in besonderen Fällen ab. Wir fuhren mit ca. 60 bis 80 km/h und achteten auf Tiere neben und auf der Fahrbahn. Wir sahen unzählige Springhasen, deren Augen reflektierten oder die über die Straße hoppelten. Bei Kühen und Eseln bremsten wir stark ab. Während der Fahrt waren unsere Gedanken immer bei Stefan und Maik. Wir überlegten gemeinsam, was genau passiert sein konnte. Stefans Helm und seine Schwimmweste waren wohl gefunden worden, von ihm fehlte jedoch jede Spur. Wir beteten und hofften, dass er sich irgendwie ans Ufer hatte retten können und morgen gefunden würde.
Wir wichen einer Impalaherde aus und hielten zu nächtlicher Zeit an den obligatorischen Veterinärkontrollen, bei denen wir ausstiegen und mit den Schuhen über Desinfektionsmatten liefen. Es wurde immer kälter, und als wir nur noch –2 Grad hatten, machten wir uns zusätzliche Sorgen, dass Stefan, wenn er bis jetzt irgendwo im Freien überlebt hätte, nun vielleicht erfrieren könnte.
Ruth passte gut auf und warnte Uwe oft vor Tieren. Irgendwann übermannte sie jedoch die Müdigkeit, und sie schlief ein wenig. Pünktlich mit Öffnung der Mohembo Grenzstation nach Namibia standen wir um sechs Uhr am Tor, das vor uns geöffnet wurde. Die botswanische Beamtin sagte etwas von „early birds“ und stempelte die Pässe. Die nächsten Kilometer führte der Weg durch den Mahango Nationalpark. Am verschlossenen Parktor hielten wir an und klopften am Rangerbüro. Es war jedoch noch niemand dort. Auch mehrfaches Hupen brachte nichts. Das Tor war mit einer Eisenkette und zwei Vorhängeschlössern gesichert. Erst eine nähere Untersuchung ergab, dass die Kette mit den Schlössern lediglich um ein Stahlrohr gelegt war. Wir öffneten das Tor und fuhren weiter.
Auf der Zubringerstraße zur B8 lag rechterhand der Okavango. Als die Sonne aufging, stiegen dichte Nebelwolken über dem Wasser auf. Nun konnten wir die Fahrt bei Tageslicht fortsetzen. Verzweifelt überlegten wir, was wir tun könnten. Da Stefan vermisst wurde, musste die Suche nach ihm organisiert werden. Bislang hatten wir ja lediglich wenige Infos über einen Umweg aus Deutschland erhalten. Da wir weder Maik noch die Lodge per Telefon erreichen konnten, riefen wir Jürgen und Rebecca in Deutschland an. Die beiden kennen sich in Namibia aus und vermittelten uns die Telefonnummer von Jörg aus Rundu, worauf wir gerade zusteuerten. Wir riefen ihn an und verabredeten uns.
Dann erreichte uns Maik. Er war völlig aufgelöst, erzählte uns kurz, was passiert war. Sie hatten sich auf einer zweitägigen, geführten Kanu-Tour befunden, die von der Kunene-River-Lodge geleitet wurde. Zusammen mit zwei Guides waren sie vorgestern unterhalb des Wasserkraftwerks in Ruacana gestartet und am ersten Tag etwa 30 Kilometer flussabwärts gepaddelt. Nach einer Übernachtung am Flussufer waren sie am späten Vormittag zu einem Wasserfall gekommen. Die Guides hatten ihnen genau erklärt und auch demonstriert, wie sie die Fälle hinunter fahren sollten. Es war ihre eigene Entscheidung und in erster Linie Stefans Wunsch gewesen, es zu wagen. Von den vier verschiedenen Wasserströmen nahmen sie jedoch die falsche Abfahrt. Das Boot legte sich schief, und schon beim Fallen gingen beide über Bord, was dort wohl häufiger geschieht. Stefan saß hinten im Boot und stürzte kopfüber. Beide wurden von den Wassermassen hinuntergedrückt, Maik kam nach einigen Sekunden wieder an die Oberfläche und wurde von einem unten wartenden Guide in ein Boot gezogen. Stefan tauchte jedoch nicht auf. Nach wenigen Sekunden kam sein Helm hoch, er jedoch nicht. Die beiden Guides suchten die Umgebung ab und warteten, aber Stefan blieb verschwunden. Nach ca. einer Stunde erschien die Schwimmweste, merkwürdigerweise mit ungeöffneten Verschlüssen. Die Lodge war informiert und eine Suchaktion begonnen worden, bei der Boote auf dem Wasser und Leute zu Fuß am Flussufer unterwegs waren. Aber bis zum Einbruch der Dunkelheit hatte niemand etwas gefunden.
Wir versprachen Maik, so schnell wie möglich zu ihm zu kommen und zu überlegen, wie die Suche heute intensiviert werden könne. Seiner Einschätzung nach werde zurzeit nicht viel unternommen.
Wir fuhren zu Jörg nach Rundu. Bei einer kurzen Pause setzten wir uns zusammen und überlegten gemeinsam, was wir tun konnten. Als Einheimischer hat Jörg sehr viele Kontakte im Land. Er machte uns wenig Hoffnung, dass die deutsche Botschaft oder die örtliche Polizei eine große Hilfe seien. Am besten sollten wir selbst eine Suche nach Stefan organisieren. Er rief beim Omarunga Camp bei den Epupa Falls an, die weiter flussabwärts liegen. Dort wusste man noch nichts von dem Unfall und versprach, bei der Suche zu helfen. Einige Himba könnten auf beiden Seiten flussaufwärts laufen. Uns war alles willkommen, das helfen konnte. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei Jörg bedanken, der uns in dieser verzweifelten Situation unterstützt und uns mit seinen Kontakten und Telefonaten das Gefühl gegeben hat, irgendetwas beitragen zu können.
Jörg hatte uns den Rat gegeben, parallel zum Kunene auf einer neuen Teerstraße nach Westen zu fahren. Wir kamen gut voran. Wann immer wir irgendwo Empfang hatten, verschickte Ruth SMS und telefonierte, um die neuesten Informationen zwischen Deutschland, Jörg und Maik auszutauschen. Jörg schrieb uns irgendwann, dass nun auch ein Hubschrauber zum Einsatz käme. Kay stand mit der deutschen Botschaft und Stefans Eltern in Kontakt. Es war fürchterlich. Wir hofften jede Minute auf eine gute Nachricht.
Als Uwe am Nachmittag zu müde wurde, löste ihn Ruth am Steuer für einige Zeit ab. In Oshakati ging uns auf, dass sich die Kunene River Lodge nicht – wie wir angenommen hatten – in Ruacana, sondern etwa 40 Kilometer weiter westlich befindet. Die direkte Straße dorthin gilt als etwas anspruchsvoller und darf mit unserem Mietwagen nur auf eigenes Risiko befahren werden. Dies verunsicherte uns, und wir informierten die Autovermietung. Denn den Umweg über Opuwo hätten wir heute nicht mehr geschafft.
In Ruacana hielten wir noch einmal am Straßenrand bei ein paar Einheimischen, um sie nach dem Straßenzustand zu fragen. Zwei junge Männer und zwei Frauen saßen beisammen und antworteten nicht auf unsere Begrüßung. Nur widerwillig gab eine zu, Englisch zu sprechen. Die vier begegneten uns mit solcher Ablehnung, dass wir den Weg ohne weitere Infos fortsetzten. Die Strecke war nicht besonders schwierig. Zu Beginn gab es ein paar steile, felsige Passagen, aber schon nach kurzer Zeit kam uns der Weg bekannt vor, und wir erinnerten uns, ihn schon in entgegengesetzter Richtung in 2006 gefahren zu sein. Das beruhigte uns sehr. Die Straße wand sich durch die Berge und dann parallel zum Kunene weiter nach Westen. Wir durchquerten zwei Wasserstellen und kamen schneller voran als erwartet. Nur die letzten 20 Kilometer mussten wir in der Dunkelheit zurücklegen. Um kurz vor acht kamen wir bei der Kunene River Lodge an.
Maik erzählte uns noch mal alle Einzelheiten des Unfalls. Da Stefan noch nicht gefunden worden war, gab es die Vermutung, dass er sich noch unterhalb des Wasserfalls befinde. Es könne sein, dass der Körper vom Wasserdruck festgehalten werde. Schon am Donnerstag war die Polizei eingetroffen und hatte Maik zu allen Details befragt.
Inzwischen hatten sich auch Cora und Gert gemeldet, gute Freunde von Stefan und uns, die ebenfalls in Namibia unterwegs sind. Glücklicherweise waren sie gerade nicht allzu weit weg am Waterberg und versprachen, morgen einzutreffen. Wir teilten uns mit Maik ein Dreierzimmer in der Lodge und standen ihm so gut es ging bei.

Tageskilometer: 1369


Samstag, 11. August 2012

In der Nacht schliefen wir kaum. Maik begleitete früh morgens ein Boot von der Lodge ein Stück in Richtung Wasserfall und zurück. Anschließend fuhren wir mit ihm im Auto etwa neun Kilometer flussaufwärts zu der Unfallstelle. Dort waren auch Polizisten im Einsatz. Die beiden Rafting-Guides starteten mit Booten, um flussabwärts zu suchen. Wir liefen das letzte Stück zu dem Wasserfall. Auf einer Breite von geschätzt 20 Metern stürzt das Wasser in vier durch Felsen geteilten Strömen etwa drei bis vier Meter hinab. Insgesamt herrschten dort solche Wasserturbulenzen, dass aus unserer Sicht unberechenbar war, was bei der Abfahrt passieren konnte.
Nach einiger Zeit fuhren wir zurück zur Lodge. Es gab nicht viel, das wir tun konnten. Die Suche war im Gange, und wir waren bei Maik. Kurz nach Mittag trafen Cora und Gert ein. Gemeinsam fuhren wir noch einmal zu dem Wasserfall. Inzwischen waren auch Taucher von der Polizei vor Ort, die sich die Situation anschauten. Sie sagten jedoch, dass es dort unmöglich sei, jemanden ins Wasser zu schicken. Diese Ansicht bestätigte unser Freund Peter aus Deutschland, dem wir Fotos vom Wasserfall schickten. Er ist Rettungstaucher und versicherte uns, dass an dieser Stelle niemand tauchen könne. Außerdem teilte er die Vermutung, dass Stefan unter dem Wasserfall festgehalten werde. Die einzige Chance, ihn dort herauszuholen, sei es, den Fluss auf ein Rinnsal zu begrenzen. Technisch wäre dies sogar möglich, indem man die Schleusen beim Wasserkraftwerk in Ruacana für einige Zeit schließen würde. Dies hätte jedoch weit reichende Konsequenzen für die am Fluss lebenden Menschen und Tiere sowie die Stormversorgung sowohl in Namibia als auch in Angola. Uns war klar, dass solch eine Entscheidung nicht getroffen werden konnte.

Tageskilometer: 33


Sonntag, 12. August 2012

Wir saßen zusammen beim Frühstück und überlegten, was wir tun oder wie wir weiter helfen könnten. Uns kamen die absurdesten Ideen: den Fluss unterhalb der Fälle erneut zu stauen oder einen äußeren Strom des Wasserfalls zu blockieren. Alle waren unrealistisch. Außerdem sprachen wir über die kommenden Tage. An einen glücklichen Ausgang des Unfalls glaubte niemand mehr. Das traurige Ziel war nun, Stefans Leiche zu finden und zu bergen. Was würde passieren, wenn er nicht gefunden wurde? Wie lange würde Maik hierbleiben?
Plötzlich erschien Hillary, die Besitzerin der Lodge und meldete, dass Stefan gefunden worden sei. Wahrscheinlich war die Leiche durch Veränderungen am Wasserstand über Nacht herausgespült worden. Die am Morgen suchenden Rafting-Guides hatten sie nur wenige hundert Meter unterhalb des Wasserfalls an einem Felsen gefunden. Von dort brachten sie Stefan nun zu einer Stelle namens „white sands“, die ein Stück flussabwärts liegt und für Fahrzeuge zugänglich ist. Einerseits waren wir erleichtert, andererseits schockiert von der nun endgültigen Gewissheit von Stefans Tod. Wir saßen zusammen und weinten. Dann fuhren wir zu der Stelle, damit Maik Stefan identifizieren und Abschied nehmen konnte. Als wir eintrafen, kamen gerade die Boote an. Sie hatten den Körper in ein Tuch gewickelt und verdeckt. Für uns alle waren die letzten Meter die schwierigsten. Wir hielten uns und versuchten, uns gegenseitig Kraft zu geben. Der schlimmste Moment war, als das Tuch über Stefans Gesicht zurückgeschlagen wurde. Er hatte einen großen Bluterguss am Kopf und sah ansonsten unverletzt aus. Wir vermuten, dass er die Kopfverletzung bereits beim Sturz erlitten hat und hoffen, dass er bewusstlos war. Wir trauerten. Nachdem wir Abschied genommen hatte, kamen Polizisten, hoben Stefan in ein Auto und fuhren los.
Bei der Lodge füllte Maik das Identifizierungsformular aus, und wir planten die Abreise für den kommenden Tag. Später machten wir gemeinsam Abendessen und saßen lange zusammen.


Montag, 13. August 2012

Nach dem Frühstück packten wir alle Autos und verabschiedeten uns in erster Linie von Peter und Hillary, den Besitzern der Lodge. Sie waren von den Ereignissen ebenso geschockt wie wir und hatten in den vergangenen Tagen alles getan, was in ihrer Macht stand, um zu helfen. Während der Tage in der Kunene River Lodge konnten wir sehen, wie traumhaft schön die Umgebung und insbesondere auch die Anlage ist. Wir nahmen uns vor, irgendwann zurückzukommen.
Um Maik, der bisher kaum selbst mit dem Mietwagen gefahren war, zu entlasten, wechselten sich Gert und Uwe beim Fahren ab. An diesem Tag fuhren wir bis zum Porcupine Camp bei Kamanjab. Abends nahmen wir an der Stachelschweinfütterung teil. Mehr als ein Dutzend dieser nachtaktiven Nager kamen, um sich Zwiebeln und andere Küchenabfälle zu holen.

Tageskilometer: 367


Dienstag, 14. August 2012

Nach unserer letzten Nacht im Zelt für diesen Urlaub starteten wir gegen sieben Uhr Richtung Outjo. In der Bäckerei frühstückten wir. Dann ging es auf die letzte Etappe nach Windhoek. In der Pension Casa Piccolo entluden wir das Auto. Dann fuhren wir zu fünft mit Maiks Gepäck in unserem Auto zur Botschaft und anschließend zum Bestattungsunternehmen Palmyra. Die Dame erklärte das weitere Vorgehen. Maik nahm alle Formulare und Adressen mit, und wir brachten ihn zum Flughafen.

Tageskilometer: 578


Mittwoch, 15. August 2012

Der vorletzte Tag des Urlaubs brach an. Wir frühstückten mit Cora und Gert und kümmerten uns anschließend um das Auto. Wir packten unsere Ausrüstung, die in Windhoek bleiben sollte, in die grüne Kiste und fuhren zur Autovermietung. Dort tauschten wir den Hilux gegen einen kleineren Kombi. In der Innenstadt bummelten wir durch die verschiedenen Souvenirläden des Craft Centers. Später ging es zur Taxidermy auf der Straße Richtung Flughafen. Es war eindrucksvoll zu sehen, wie aufwändig Tiere präpariert werden. Abends spazierten wir zum Restaurant O’Portuga.

Tageskilometer: 38


Donnerstag, 16. August 2012

Der letzte Morgen in Namibia. Wir frühstückten und packten unsere Taschen. Über Mittag bummelten wir noch einmal durch das Craft-Center in der Innenstadt. So rechte Lust, Souvenirs zu kaufen, kam jedoch nicht auf.
Nachmittags gaben wir den Wagen bei Savanna zurück, und ein Fahrer brachte uns zum Flughafen. Dort warteten Cora und Gert, um uns zu verabschieden. Die beiden werden in zwei Tagen ebenfalls nach Deutschland zurückfliegen.
So war ein Afrika-Urlaub noch nie zu Ende gegangen. Der Schock der vergangenen Woche saß tief.
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