Hallo Schampus,
vielen Dank für deinen Bericht. Wir waren als Selbstfahrer im Juni 2010 auf Gelbingen und können deine Sicht und Gefühle bestätigen.
Wir hatten vorher
- in zwei Schulen am Unterricht teilgenommen Okaepe (bei Okakarara) und der Ombili-Stiftung Nähe Etosha Ost (Herrero- und Sankinder),
- im Craftcenter in Tsumeb mit den Ovambo-Frauen gesprochen,
- uns sehr lange mit den Frauen im „Living Museum of The Damara (Taotatide Cultural Village)“ bei Twyfelfontain unterhalten,
- länger mit einer Namafrau im privaten Blaukraans-Petrified-Forest geredet
und mit anderen Mitgliedern der Stammvölker gesprochen.
Immer geschah dies in einer offenen, von beiderseitigem Respekt geprägten Atmosphäre.
Anders haben wir die Situation auf Gelbingen erlebt. Die Farm hatten wir aus Entfernungsgründen gewählt, lieber wären wir in ein Himbadorf ins Kaokoveld gefahren. Von der Farm aus hörten wir die Himba fast ununterbrochen singen, tagsüber und bis spät in den Abend hinein. Als wir schließlich ins Dorf durften, war davon nichts mehr zu hören. Wir hatten zuvor von Andrea in der von dir beschriebenen Art genaue Verhaltensregeln (Verbote) bekommen: Nicht die Himba auf der Farm fotografieren ( „Das mögen die nicht.“), nicht in die Hütten schauen, keine Geschenke überreichen („Das könnt ihr alles bei uns lassen.“). Von wegen „nicht mögen“: Die Frauen und Kinder waren begeistert, als wir sie auf dem Farmgelände beim Wasserholen fotografierten und amüsierten sich sehr über die Fotos auf dem Display. Keine Geschenke? Logisch, denn in Arnos Einführung erklärte er uns, dass die Himba ihre Lebensmittel auf der Farm kaufen (müssen). Dazu diene der Erlös aus dem Schmuckverkauf.
Andrea sprach von „Meine Himbas“, die wir nicht verderben sollten. „Sie leben in der Steinzeit und wollen das auch!“ (Siehe dazu das Foto am Ende unseres Posts.) Auf diese Weise sind sie völlig abhängig von der Farm. Die Männer müssen im Kaokoveld sein, weil sie auf der Farm keine Rinder halten dürfen. Erlaubt sind nur Ziegen.
Natürlich hält die Plastikplane Einzug ins Dorf, auch andere Plastikgefäße erfüllen dort ihre Funktion. Das ist bei einer Gesellschaft „im Transit“ auch nicht anders zu erwarten.
Unser Führer war Arno. Wenn wir es richtig erinnern, ist er Andreas Schwager. Er führte während unseres Besuches die Oberaufsicht, gab das Kommando zum Schmuckverkauf, verhinderte die Kommunikation mit den Himba, da er nicht bereit war, für uns auch nur ein, zwei Fragen zu übersetzen (Die Himba schienen kein Englisch zu verstehen... ) und er beendete unseren Besuch im Dorf.
Wir haben uns hinterher mit anderen Gästen unterhalten, darunter mit weltweit gereisten Niederländern und waren uns im Urteil einig: Hier herrscht eine seltsame, angespannte Atmospäre, die uns sehr betroffen machte. Da die Hoths den Eindruck einer authentischen Dorfgemeinschaft in unserer Zeit vermitteln wollen, die es tatsächlich so nicht ist, entstand der bedrückende Eindruck, als wären wir in einem „Menschenzoo“.
Als positiv bleiben bei uns die Fotos der teilweise sehr hübschen Frauen und Kinder in Erinnerung, hinfahren würden wir nicht noch einmal.
Herzliche Grüße von Reinhard