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THEMA: ... kein Reisebericht
27 Nov 2010 18:57 #163987
  • Travelboy
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  • Der Weg ist unser Ziel ...
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  • Travelboy am 27 Nov 2010 18:57
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???

Es sind jetzt schon mehr als sechs Monate vergangen, seit wir von unserer ersten Namibiareise zurück sind, aber das zeigt auch, wie schwer ich mich mit einem Reisebericht über dieses Land tue. Ich könnte jetzt unsere Tour beschreiben, könnte erzählen wie wunder schön diese Landschaft ist und was wir alles erlebt haben, auf welchen Campgraounds wir waren und von unseren Erlebnissen auf den Pirschfahrten. Aber das sind nicht unsere einzigen Eindrücke die wir von unserer Reise mitgebracht haben und außerdem gibt es von dieser Art Reisebericht hier in Forum schon tausende.
Afrika, stand immer wieder ganz oben auf unserer Reiseplanung, aber immer haben wir andere Ziele gewählt, wir sind tausende von Meilen durch Nordamerika gefahren, haben uns vier Jahre in Australien herumgetrieben und haben die Süd- und die Nord-Inseln von Neuseeland bereist.

Aber dann habe ich 2009 dieses Forum gefunden, so viele Camper die alleine durch Namibia fahren und jede Menge Informationen und Tipps - Wahnsinn. Wir haben geplant und gebucht und sind am 23.April mit Air Namibia nach Windhuk geflogen – wir waren in Afrika, in der Hauptstadt von Namibia.
Zwei Tage Stadtaufenthalt zum Warmwerden, den Camper abgeholt, Treibstoff und Lebensmittel gebunkert und dann auf die Piste. 28 Tage haben wir mit unserem 4x4-Camper die Straßen, oder besser die Pads, unsicher gemacht, wir waren im KTP, haben im Köcherbaumwald geschlafen, den FRC und die Paviane besucht, uns im Ai Ais Camp entspannt und sind am Orange entlanggefahren. Wir waren in Lüderitz wo wir geschnitzte Palmnüsse gekauft haben und wir haben die alten Häuser auf Kolmnnskuppe besichtigt, haben die Dünen im Sossusvlai bestiegen und in Swakopmund gut gegessen. Uns sind im Konzessionsgebiet der Palmwag lodge die ersten Giraffen über den Weg gelaufen, wir haben die Epupa- und die Ruacanafälle gesehen, waren vier Tage im Etosha Nationalpark auf Pirschfahrt und wir sind auf das Waterbergplateo gewandert. Natürlich haben wir Fotos gemacht, über 2000 Stück und einige sind gar nicht mal so schlecht geworden, aber ist das Namibia?

Kleider machen Leute.
Wir müssen mal wieder Lebensmittel und Treibstoff bunkern, parken in einer Nebenstraße zum Supermarkt und schon werden wir von mehreren Jungen umringt, die alle auf unseren Camper aufpassen wollen. Einer der Jungen steckt fast in einer Uniform und macht den Eindruck eines professionellen Parkwächters, die anderen sehen doch eher etwas heruntergekommen aus. Also ist unsere erste Reaktion, dem scheinbaren Parkwächter den Job anzubieten und da fragt doch einer der etwas heruntergekommenen Jungen „warum der, warum ich denn nicht?“ – Ja, warum eigentlich, nur wegen seiner äußeren Erscheinung? Lassen wir uns so leicht von Äußerlichkeiten leiten? Ich sage O.K. ihr könnt beide aufpassen und wer nachher noch da ist, der bekommt einen Dollar. Wir gehen einkaufen, bummeln noch ein Wenig und kommen irgendwann wieder zurück. Der Abgerissene steht da, strahlt uns an und sagt „ich hab auf dein Auto aufgepasst, alles noch da“. Der durch gesteilte Parkwächter ist nirgends zu sehen. Wir geben dem Jungen ein Brötchen und er beschwert sich, nein ein Dollar. Ich erkläre ihm, wir wollen noch etwas besorgen und die Stadt besichtigen, er bekommt sein Geld wenn wir zurück kommen. User Parkboy setzt sich auf den Fußweg neben unseren Camper und isst genüsslich dass Brötchen, wir machen unsere restlichen Einkäufe und einen kleinen Stadtbummel. Als wir wieder zu unserem Camper kommen sitzt unser Parkboy immer noch brav da und hält Wache, er steht auf, erzählt uns, das das Auto noch immer das steht und keiner dran war und ob er denn nun den Dollar bekommt. Wir geben ihm 5 Dollar, er bedankt sich und geht mit strahlendem Gesicht davon.

Perfektes Deutsch.
Wir bummeln am frühen Abend durch Swakopmund und finden ein sehr schöne Restaurant, die schwere Holztür ist verschlossen und rüttel daran. Augenbliche später kommt ein kleiner schwarzer heraus und ich frage ihn. „the Restaurant is open?“ und er antwortet in perfekten Deutsch „wir öffnen um sechs!“ – Toll.

In einer fremden Welt.
Wir kommen nach Opuwo und fahren als erstes an die Tankstelle um Treibstoff zu bunkern, müssen warten und vor uns läuft ein Film ab. Da stehen Pickups und auf den Ladeflächen sitzen Himbafrauen mit ihren Babys, da steht eine Gruppe Herero Frauen in ihren trachten und den Großen Hüten, Da laufen Himba mit Lendenschurz und Stock und dazwischen bewegen sich europäisch gekleidete schwarze und weiße Touristen – Wahnsinn, diese Gegensätze. Auf dem neben der Tankstelle aufgebauten Wochenmarkt ist dieser Kontrast noch viel intensiver und wir Mittendrin.

Und noch mehr Gegensätze.
Wir Wanden bei den Epupa Fällen, da sitzen Himba Frauen mit ihren Kindern vor ihren Lehmhütten und bieten selbstgemachten Schmuck und Andenken an, daneben steht eine Telefonzelle und 50 Meter weiter steht ein Hubschrauber und dann kommt‘s, aus einer dieser Lehmhütten kommt eine Jüngere Himba, komplett durchgesteilt in einem braunen Hosenanzug auf hochhackigen Schuhen – Wahnsinn wie dicht hier die Welten aneinander liegen.

Der Weg in die Zivilisation.
Auf dem Weg zurück sehen wir von weiten eine Ziegenherde und ein Himajunge der die Ziegen hütet, barfuß und nur mit dem traditionellen Lendenschurz, in der einen Hand hält er einen Hirtenstab und in der anderen Hand ein Handy mit dem er telefoniert, mitten im Nirgends.

Ja liebe Fomi, das sind nur einige Impressionen unserer Reise durch Namibia, auf der wir eigentlich nur hilfsbereite und freundliche Menschen getroffen haben, es gibt zwar auch sehr aufdringliche Einheimische, die mit einer Wasserflasche und Zeitungspapier bewaffnet die Autoscheiben putzen wollten, für 10 Dollar, oder einem unbedingt ihre geschnitzten Palmennüsse verkaufen wolle, weil sie die ja extra für Hans oder Peter, oder Grete geschnitzt haben, aber da muss man dann hart bleiben, auch wenn der arme Fensterputzer oder Verkäufer noch so Doll schimpft und zetert.

Das wirklich negative an unserer Reise waren die Empfehlungen der Reiseführer, den schwarzen Gastgeschenke in Form von Mehl oder Tabak mitzubringen, dass Ergebnis solcher Empfehlungen spürt man dann in Form von Bettelei an den Straßenrändern nach Epupa – kein Wunder, wenn die Erwartungshaltung, die Touristen bringen uns ja alles mit, da ist.

Auch das Preis-/Leistungsverhältnis der staatlichen Parks kann einen die Haare raufen, es wurden zwar viele Parks in 2005/2006 sehr schön modernisiert und mit wirklich super Waschhäuser, mit Kacheln und Einhebelarmaturen ausgestattet, aber nach knapp 4 Jahre und keinerlei Instandhaltung sehen diese Anlagen entsprechend aus und dafür pro Übernachtung 40 Euro zahlen – nee, wenn man auf kleinen Privatplätzen von Farmern für die Übernachtung nur 12 Euro zahlt und bekommt dafür individuelle Betreuung und ein eigenes Waschhaus, aber vom Feinsten bekommt.

Unser Fazit:
Namibia kann man als Frau, Mann oder Ehepaar absolut alleine bereisen, bei entsprechender Umsicht (Vorsicht) ist das Land sicher, nach unseren Erlebnissen, auf jedem Fall sicherer wie eine Reise durch Neuseeland.

Der Virus Afrika hat uns leider noch nicht befallen, unser Herz hängt immer noch an Australien, aber für eine zweite Reise reicht er schon, dann aber nur den Norden und durch Botwana zurück – vielleicht 2011 oder 2012, mal sehen.

Und wenn nun doch einer unsere Fotos sehen möchte: www.kleinwort.de B)

Volker
Seit 1996 bereisen wir die Welt mit dem Motorhome, zuerst USA - Canada - Australien - Neuseland und jetzt Afrika.
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27 Nov 2010 20:23 #163994
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  • Crazy Zebra am 27 Nov 2010 20:23
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Hallo Volker,

deine Reiseeindrücke umsschreiben ziemlich genau was Namibia ausmacht.

Gruss Kurt
www.Kurt-und-Heidi.ch Reiseberichte - Bilder und noch mehr wir freuen uns über jeden Besuch
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27 Nov 2010 20:50 #163995
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  • Bazi am 27 Nov 2010 20:50
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Hallo Volker
Toll, dass Dir die alltäglichen Begegnungen und Eindrücke so im Gedächtnis geblieben sind. Herrliche Reiseberichte gibt es ja mehrere. In den meisten gehen jedoch diese Begegnungen unter. Dabei sind sie so wichtig und bringen uns das Land und den Alltag der Menschen näher.
Bazi
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01 Dez 2010 13:33 #164289
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  • petarel am 01 Dez 2010 13:33
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perfekt -wie du einzelne Impressionen und Begebenheiten schilderst.
Es sind sicher auch diese Gegensätze, die den Reiz von Namibia ausmachen und die uns immer wieder zum Staunen bringen.
Danke für diesen ...keinen Reisebericht.
Grüsse
Eliane
Letzte Änderung: 01 Dez 2010 13:34 von petarel.
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01 Dez 2010 15:18 #164313
  • Tobias
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  • Tobias am 01 Dez 2010 15:18
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Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters!
Schöner Bericht.
Gruss
Tobias
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01 Dez 2010 15:34 #164315
  • Mario Z.
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  • Mario Z. am 01 Dez 2010 15:34
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...genau, Afrika lebt auch durch seine Menschen und die Begegnungen mit Ihnen...

Schöner Kurzbericht...

Gruß Mario
Das Leben ist zu kurz um in Öl zu malen
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