THEMA: Selbstfahrer-Rundreise Namibia/Botsuana 2010
22 Okt 2010 19:35 #160129
  • andy_y
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  • andy_y am 22 Okt 2010 19:35
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Hallo,

wir haben gerade eine dreiwöchige Selbstfahrer-Tour durch Namibia und Botsuana hinter uns (29.8.-19.9). Ich möchte Euch hiermit unsere Erlebnisse und Erfahrungen schildern. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen Afrika-Neuling (wie mir) bei der Planung seiner Tour.

Wir haben über AfrikaPlus in München gebucht, das uns von Kollegen empfohlen wurde. Die Beratung fanden wir gut und unkompliziert. Bezahlt haben wir 4000 Euro / Person für die Reise ohne „Spesen“.

1. Tag: Windhoek - Namib Desert Lodge
Der Flug Frankfurt–Windhoek war soweit problemlos. Die geringe Beinfreiheit hat mich nicht so gestört (ich bin 1,86 m), es waren ja nur 9,5 Stunden. Die Einreise war unkompliziert. Dann frühmorgens erfolgte die Abholung des Mietautos von Avis. Hier kam schon die erste Überraschung: Wir wussten zwar von dem Botswana-Permit, das wir uns besorgen mussten, aber nicht von den Kosten über ca. 1000$. Wir hatten uns gegen ein richtiges 4x4-Fahrzeug (Hilux) wegen des Aufpreises von ca. 600 Euro entschieden, man empfahl uns seitens des Reisebüros dafür ein Fahrzeug mit zuschaltbarem Allrad à la Nissan X-trail. Schließlich gab man uns einen Kia Sportage (Kategorie K), der zwar ansehnlich war, aber keinen Allrad hatte! Wie es immer ist, haben wir das aber erst später bemerkt. Der aus meiner Sicht einzige Grund, der für ein solches Auto und gegen z.B. einen viel günstigeren Polo sprach war die etwas höhere Bodenfreiheit (trotzdem sind wir diverse Male aufgesetzt…). Meiner Meinung wäre ein richtiger 4x4 die bessere Wahl gewesen. Man braucht ihn vielleicht nur für 1% der Strecke, dann ist man aber froh! Und in den Nationalparks (Mahango, Chobe & Co) ist man viel flexibler.

Vom Reisebüro wurde uns eine Unterkunft in Windhoek empfohlen, da ja mal etwas mit dem Auto etc. nicht klappen könnte und dann der Reiseplan durcheinander käme. Wir hatten uns aufgrund des engen Zeitplans jedoch dagegen entschieden, und es hat alles geklappt. Über den Spreetshoogte-Paß ging es dann zur Namib Desert Lodge (315 km, alles Schotterstraße). In der Regenzeit vielleicht beeindruckend, bei uns in der Trockenzeit jedoch alles uni in verdörrt. Bis Rehoboth über die B1 und dann weiter via C24 wäre vielleicht die bessere Route gewesen, zumal uns der Nachtflug noch in den Knochen steckte. Wir sind erst am späten Nachmittag angekommen, haben allerdings auch ein paar Mal angehalten. Die Namib Desert Lodge fanden wir ok.

2. Tag: Fahrt zum Sossusvlei
Leider mussten wir an diesem Tag noch über 200 km fahren, so hatten wir uns das nicht vorgestellt. An den 65 km vom Parkeingang bis zum Sossusvlei (Teerstraße) kann man ja wohl nicht viel ändern, allerdings war meine Freundin 2009 in der Sossusvlei Lodge, die direkt am Parkeingang liegt und wohl auch schöner als die Namib Desert Lodge sein soll. Das Reiseziel fand ich sehr schön. Beim Rückweg habe ich die Düne 45 erklommen, sehr lohnenswert (meiner Meinung das Schönste an diesem Tag), meine Freundin hat gekniffen und mir von unten zugewunken. Den Sesriem-Canyon fand ich ebenfalls sehr sehenswert. Auf dem Rückweg haben wir ein paar scheue Antilopen und Strauße gesichtet.

Der Knaller allerdings war die afrikanische Organisation bezüglich der Permits. In unserer Beschreibung wurden wir aufgefordert, am Parkeingang den Permit für den am nächsten Tag zu bewältigenden Welwitschia-Drive (und Moonlandscape) zu erwerben. Die überforderte Dame wollte uns jedoch keinen verkaufen und verwies uns: „There’s a gate. You can get it from there!“ Dazu später mehr.

3. Tag: Namib Desert Lodge – Swakopmund
Über die C14 nach Norden (Gaub-Pass und Kuiseb-Canon ebenfalls sehr schön). Von dem Abstecher (1 h )zum Viewpoint über den Kuiseb-Canon wurde uns abgeraten. Dann ging es irgendwann mal rechts über Hotsas zum Welwitschia-Drive. Am Abzweig prangte ein Schild „Permit required“. Ein Gate war jedoch weit und breit nicht zu sehen. Dafür kamen uns ein paar Ranger entgegen: „No no, you can’t drive here without permit“. Das Ende vom Lied: Wir sind umgekehrt zur C14 und über diese landschaftlich überaus langweilige Piste verärgert nach Swakopmund gerauscht. Den Permit bekommt man in Windhoek und Swakopmund (Kosten 90 $ für uns zwei und den Kia, Strafe, wenn man erwischt wird: 300 $ pro Person. Allerdings behauptete wiederum die Dame in Swakopmund, man bekäme den Permit auch im Sossusvlei Park! Wie war das mit „this is africa“?). Die Strecke nach Hotsas ist zudem wegen des Wellblechs sehr(!) schlecht, vielleicht schafft man so 20-30 km/h. Sie sah aber nicht so aus, als dass man ein 4x4 benötigte. Über die C14 jedenfalls gelangt man sehr schnell (80-100 km/h) nach Swakopmund.

Swakopmund fanden wir nicht sehr schön, ganz im Gegenteil, aber darüber scheiden sich ja die Geister. Ein Pärchen, das wir später getroffen haben, war ganz begeistert von der Living-5-Tour. Wir fanden Swakopmund – übrigens wie Windhoek und alle andere Städte– einfach nur hässlich. Da half uns auch das deutsche „Erbe“ nicht weiter. Auf dem Holzmarkt haben wir ein paar Sachen gekauft – sehr unangenehm, wie die einem auf die Pelle rücken. Zudem waren die Salatlöffel dann im Mitbringselshop 30 m weiter 3 Euro billiger, egal, das waren eher ärmere Menschen. Dann haben wir uns noch den Permit für die Moonlandscape besorgt, unser Plan war es, auf dem Weg nach Erongo die Moonlandscape noch mitzunehmen. Gegessen haben wir sehr lecker in Erich’s Restaurant, wo man quasi nur deutsch hört. Einquartiert waren wir in dem sehr einfachen Fischreiher Guesthouse, für eine Nacht ok. Der „Herbergsvater“ war sehr nett und hat uns viel weitergeholfen.

4. Tag: Swakopmund – Erongo Wilderness Lodge
Los gings über C28 und dann links zur Moonlandscape (ausgeschildert). Die Strecke über Goanikontes bis zur B2 ist total ok, die Moonlandscape sehenswert. Allerdings war der Welwitschia Drive miserabel. Nach 3 km sind wir umgekehrt, eine Welwitschia haben wir nicht gesehen. Meine Freundin betitelte sie als „Gestrüpp“, ich als Botanik-Interessierter hätte diese uralten Wunderwerke jedoch sehr gerne gesehen. Hier zeigte sich wieder mal, dass die Investition in ein 4x4 sich gelohnt hätte: Neben dem Welwitschia Drive wäre eine relativ gute Sandpiste gewesen.

Dann haben wir noch einen Abstecher zur Spitzkoppe gemacht, die wir allerdings nur aus der Ferne bewundert haben. 1 h zusätzliche Fahrzeit.

Die Erongo Wilderness Lodge (Ankunft dann so um 13:00 Uhr) ist sehr schön, die Zelthütte ist quasi in den „Stein gehauen“. Die familiäre Atmosphäre fanden wir sehr angenehm. Als Aktivitäten haben wir einen „Sundowner Walk“, eine „Morning Tour“ und ein „Game Drive“ zu Paula’s Cave unternommen, alle lohnenswert.

5. Tag: Erongo Wilderness Lodge – Gästefarm Ghaub
Alles Teerstraße bis auf die kurze Zufahrt (25 km) zur Gästefarm. Die Unterkunft war ok, nichts besonderes. Am Abend haben wir einen Game Drive unternommen und ein paar scheue Kudus und Impalas gesehen. Der Gamedrive war sehr nett, allerdings haben wir eben nur wenige Tiere gesehen. Von dem Wildbeobachtungs-Hochsitz konnten wir dann ein paar Warzenschweine beobachten, wie ich finde die lustigsten Tiere in Afrika. Am nächsten Morgen haben wir dann ein paar Tokos auf der Wiese beobachtet. Insgesamt war es ein schöner Zwischenstop.

7. Tag: Gästefarm Ghaub bis Hakusembe River Lodge
Alles Teerstraße bis auf die kurze Abfahrt von der Ghaubschen Gästefarm und die Zufahrt zur Hakusembe Lodge. Die Lodge selbst ist ok, meine Freundin wurde allerdings durch Handteller-große Spinnen verängstigt, was sich in Afrika in den einfacheren Lodges wohl nicht vermeiden lässt. Die Lodge liegt schön am Okavango, den angebotenen River Cruise haben wir nicht gemacht. Die zwei englischen Pärchen (die wir dann überall wiedergetroffen haben…) fanden sie jedenfalls schön, haben allerdings nicht das „Haushippo“ sondern viele Vögel gesehen.

8. Tag: Hakusembe River Lodge – Mahangu Safari Lodge
Alles Teerstraße bis auf die letzten Kilometer zur Lodge, die unter deutscher, netter Leitung ist. Die Lodge selbst, die direkt am Fluss liegt (Abendessen mit Hippogrunzen), ist ok. Nachmittags sind wir zum gegenüberliegenden Buffalopark aufgebrochen. Dort haben wir in dieser Region die meisten, allerdings sehr scheuen Tiere gesehen (Elefanten, Büffel, Kudu & Co., Hippos, Adler. Die Elefanten waren richtig aggressiv, ganz im Gegensatz zum Chobe NP. Das liegt wohl mit daran, wie man uns sagte, dass dort bis vor ein paar Jahren noch gejagt wurde. Als der Guide uns etwas über einen vor uns stehenden Elefanten erzählte, hörten wir auf den Rücksitzen zweimal ein fauchendes Katzengeschrei. Gesehen haben wir nichts, meine Freundin wollte dann allerdings auch schnell weiter.) In der Nacht gab es dann lautes Löwengebrüll. Am nächsten Morgen haben wir eine Bootstour unternommen, auf der wir zahlreiche badende Hippos, Seeadler, Kingfisher, Krokodile und ein paar Antilopen gesehen haben. Am Mittag sind wir in den Mahangu aufgebrochen. Dort wurde uns klar, dass die Mittagszeit für Tierbeobachtung eher schlecht ist. Wir haben ein paar Zebras, Kudus, Strauße, zwei Elefanten gesehen. Da man uns in der Lodge am Nachmittag erzählt hat, dass wohl frische Löwenspuren gesichtet wurden, sind wir noch einmal Richtung Wasserloch (10 km ein Weg) aufgebrochen, haben dieses allerdings nicht ganz erreicht, da der Park um 18:00 Uhr schließt. Auf dem Weg dorthin haben wir die ersten Gnus, noch einmal Zebras und ein paar Strauße gesichtet (schön, bei untergehenden Sonne zu fotografieren). Im Mahango Park gibt es auch eine 4x4-Strecke, über die wir leider nichts berichten können, da sich unsere Gurke sicherlich nach wenigen Metern festgefressen hätte.

10. Tag: Mahangu Safari Lodge – Camp Kwando
Da wir noch die Popa Falls uns anschauen wollten, haben wir an der Rezeption nachgefragt. Von der nördlichen Fluss-Seite sei die Aussicht schöner. Da ich die Route nicht sofort kapiert hatte, fragte ich noch einmal nach: „You can’t miss it, there’re not so much roads here around.“ Leider haben wir es dann eben doch nicht gut gefunden. Nach der Brücke und dem Polizeiposten, vor dem „Gefängnis“, geht es direkt nach rechts auf eine miserable Sandpiste, wo wir mehrfach aufgesetzt sind. An dem Campingplatz mussten wir dann noch 20 $ entrichten für etwas, das sich meiner Meinung nach nicht lohnt: ein paar Stromschnellen. Die Zeit hätten wir uns sparen können. Das meiste zur nächsten Unterkunft war Teerstraße, wieder die Zufahrt (~30 km) als Schotterpiste. Das Camp ist schön, die einzelnen Hütten sehr einfach. Leider hatten wir hier nur eine Nacht, sonst hätten wir hier mehr unternommen. Der in der Nähe liegende Mamillipark soll sehr schön sein, wie uns ein bayrisches, Namibia-erfahrenes Pärchen versicherte, allerdings war dieser überschwemmt und nicht befahrbar, schon gar nicht ohne 4x4. An der Lodge selbst haben wir ein paar schöne Vögel gesehen und fotografiert.

11. Tag: Camp Kwando – Chobe Safari Lodge
Alles Teerstraße bis auf die Abfahrt von der Lodge. Der Grenzübertritt war denkbar einfach: Nach der Anti-Maul-und-Klauenseuche-Reifen-und-Schuhwäsche mit dreckiger Brühe musste für das Visum noch ein Obulus an die botsuanische Staatskasse entrichtet werden. In Botsuana kann man nur mit Pula oder Rand bezahlen. Getauscht haben wir in Katima Mulilo bei der Windhoek Bank (z.B. an einer Tankstelle nach dem Weg fragen). In der Chobe Lodge angekommen mussten wir feststellen, dass in Botsuana eben doch Massentourismus herrscht, entgegen der Auskunft von unserem Reisebüro. Botsuana sei teurer, da man Massentourismus verhindern möchte. Eigentlich ja eine positive umweltschützende Idee. Die Realität sieht aber anders aus. Abends haben wir gleich einen Gamedrive unternommen (10 bis auf den letzten Sitzplatz vollgepackte Fahrzeuge allein von unserer Lodge). Man hatte den Eindruck, dass die Guides hier ihr „Programm“ abspulen, zumindest war es nicht so persönlich wie auf den vorherigen Gamedrives. Die Tierwelt allerdings ist beeindruckend: Elefantenherden, Büffel, Schakale, Seeadler, Giraffen, Hippos, Geier… Am nächsten Tag sind wir zu den Victoria Falls aufgebrochen, eine recht teure Unternehmung (70 Euro für den Bus, 30 Euro für die Einreise, 25 Euro für den Eintritt in den Victoria Falls Park, alles natürlich pro Person). Der Busfahrer auf simbabwischer Seite trug ziemlich zu unserer Erheiterung bei. In einer Polizeikontrolle hat er mit der Polizistin geschäkert und sie mit kaltem Mineralwasser „bestochen“, woraufhin sie uns durchwinkte. Am dritten und letzten Tag haben wir morgens einen Gamedrive unternommen, die beste Zeit, um Katzen zu sichten. Die hatten sich allerdings zunächst rar gemacht. Irgendwann kam dann ein Funkspruch durch: „Löwen!“. Der Guide drehte und raste zurück. Hier hatte sich bereits eine Traube von Autos gebildet, die einem allesamt den Blick auf die 30 Meter entfernten müden zwei Löwinnen versperrten. Nach 5 Minuten verzogen sich diese ins Gebüsch, und sie wurden nicht mehr gesehen… Sollten wir noch einmal hierher kommen, mieten wir wie viele andere auch auf jeden Fall einen 4x4 und machen eine Safari in aller Ruhe.

13. Tag: Chobe Safari Lodge – Nata Lodge
Zwar alles Teerstraße, dafür aber schlecht (gar nicht) ausgeschildert. Auf einer längeren Umgehungsstraße, die direkt neben der zu reparierenden Fahrbahn verlief, fuhren wir nur so 70 km/h. Trotzdem sind wir ca. um 12:30 angekommen. Die Lodge ist ok. Sie gehört zur gleichen „Kette“ wie die Chobe Safari Lodge und Moremi Crossing. Nachmittags haben wir einen Ausflug in die Salzpfanne gemacht, wo wir bei Sonnenuntergang viele Flamingos gesehen haben. Wenn die Pfanne mehr Wasser führt, halten sich hier wohl abertausende Flamingos und Pelikane auf, und alles sei sehr viel beeindruckender. Wir fanden es trotzdem schön.

15. Tag: Nata Lodge – Maun Lodge
Alles Teerstraße und schnell zu bewältigen (2,5-3 h). Die Lodge ist sehr einfach, war aber ja auch nur als Zwischenstopp ins Delta gedacht. Das zugehörige Restaurant/die Bar fanden wir ebenfalls ok. Aktivitäten gibt es hier keine. Maun fanden wir wie alle anderen bisher gesehene Städte eher abstoßend.

16. Tag: Maun – Moremi Crossing (Fly-in)
Unkompliziert hat man uns vom Hotel zum Flughafen (immerhin ein International Airport) gebracht. Die Sicherheitsbestimmungen sind ein Witz, aber wahrscheinlich passiert ja auch nicht viel auf einem 30-Meilen-Flug von Maun ins Delta in einer winzigen Propellermaschine. Mein Taschenmesser, das ich versehentlich noch im Handgepäck hatte, hat der nette Mensch von Moremi Air mir dann im Wartebereich nach der Sicherheitskontrolle wieder zugesteckt und fügte hinzu: „But don’t stab the pilot!“. Der Flug war ruhig, einen Zwischenstopp im Pom Pom Camp haben wir noch eingelegt, um drei Mitreisende abzusetzen. Am Airstrip im Delta hat uns dann ein Guide abgeholt und uns im Mokoro zur Lodge befördert, wo uns das Personal singend empfing. Jeder bekommt hier einen persönlichen Guide für die Dauer des Aufenthalts und dieser war durchgeplant. Zuerst eine Bootstour am Nachmittag (hier gibt’s Vögel, Affen, Lechwes, Antilopen zu sehen). In der Nacht störte dann ein Elefant unsere Nachtruhe, einmal wackelte kurz unsere Zelthütte. Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass direkt neben unserem Zelt der „elephant’s bedroom“ sei, eine kleine Mulde. Dort wo Elefanten hausen, bleibt scheinbar grundsätzlich nicht viel stehen außer deren Hinterlassenschaften. Am nächsten Morgen dann gab es eine Wanderung auf einer nahegelegenen Insel (hier haben wir keine Tiere gesehen). Am Abend haben wir uns noch einmal für eine andere Wanderung ausgesprochen. Gesehen haben wir wenig neues, ein paar Giraffen, ein Lechwe und eine wunderschöne Eule. Insgesamt waren wir etwas enttäuscht über den Aufenthalt im Delta, vielleicht waren aber auch unsere Erwartungen zu hoch. Ein Pärchen, das wir dort getroffen haben und uns von Selinda und Pom Pom berichtete, hat dort viele Löwen (auch männliche) und sogar einen Leopard gesehen. Da waren wir natürlich neidisch! Drei Tage zuvor hatte es zudem mehr Glück als wir: sie haben im Moremi Crossing Löwen gesehen, die einen Büffel gerissen hatten und sich dann mit den Hyänen um die Beute streiten mussten. In Pom Pom bot man noch Game Drives an, die es im Moremi Crossing leider nicht gibt. Sollten wir diesen Flecken noch einmal besuchen, würden wir uns auf jeden Fall im Pom Pom einquarten (allerdings sollte man das nötige Kleingeld nicht vergessen!)

18. Tag: Maun – Motswiri Kanana Wilderness Lodge
Wieder mal keine Beschilderung. In Ghanzi angekommen hatten wir das meiste der Strecke bereits zurückgelegt und dachten, die letzten 32 km schaffen wir auch noch „mal eben“. Tja, nachdem wir rechts abgebogen waren, an der Shelltankstelle vorbei und an der T-Junction links, kam dann nach einem Kilometer eine schlechte Schotterpiste (22 km) bis zur Einfahrt der Lodge. Für die letzten 10 km haben wir dann noch eine geschlagene Stunde benötigt, es war eigentlich keine Zufahrt sondern eine Zumutung. Unsere Verärgerung wich durch den netten Empfang auf der Lodge und durch den tollen Gamedrive, auf dem wir sieben Breitmaulnashörner beobachten konnten. Gemanaged hat das ganze ein junger Brite, der sein praktisches Jahr in Botsuana absolviert. Er hat dann auch für uns beim Sundowner ein Tisch und zwei Stühle aufgestellt – das einzige Mal während unserer dreiwöchigen Afrikareise. Wieder einmal hat mir die britische Art imponiert, davon können wir Deutsche uns noch etwas abschneiden. Gekrönt wurde der Aufenthalt durch das Abendessen unter dem Sternenhimmel in der Boma bei Lagerfeuer. Da wir die einzigen waren, kam natürlich Romantik auf! In der Zelthütte jedoch dann weniger, hier habe ich bei zu kleinem Mosquitonetz sage und schreibe 19 Stiche bekommen, zum Glück war es kein Malariagebiet mehr.

19. Tag: Motswiri Kanana Wilderness Lodge – Kalahari Bush Breaks
Alles Teerstraße (Dauer ca. 2,5-3 h). Der Grenzübertritt war unkompliziert, das Autokennzeichen und meine Passnummer kannte ich inzwischen auswendig. Die Farm ist schön, die Bewirtung gut. Abends haben wir noch eine Impalaherde am Wasserloch gesehen.

20. Tag: Kalahari Bush Breaks – Windhoek Airport
Wieder alles Teerstraße (Ankunft 13:00 Uhr). Eher langweilige Landschaft, in der Regenzeit ist sie bestimmt viel schöner. Dann hieß es Abschied nehmen, Auto zurückbringen (alles unkompliziert) und noch lange auf das Boarding warten.

Insgesamt sind wir glaube ich über 4000 km gefahren. Vor Abreise hatten wir die Befürchtung, es sei zu viel. Es war auch viel, da wir aber fast nur auf Teerstraßen gefahren sind, war trotzdem erträglich. Meistens sind wir nach dem Frühstück losgefahren uns dann so zwischen 12:30 und 13:30 Uhr angekommen. Dann hatten wir noch Zeit, etwas zu essen und uns auszuruhen, bevor es mit den Aktivitäten losging (meistens zwischen 15 und 16 Uhr). In Namibia ist alles perfekt ausgeschildert, in Botsuana gar nichts. Manchmal hilft nicht einmal die Karte weiter, sondern nur das Nachfragen. Die Teerstraßen sind alle ok (ich bin so zwischen 100 und 120 km/h gefahren, bezeichne mich aber eher als gemäßigten Fahrer). Die Schotterstraßen sind höchst unterschiedlich (von 20-100 km/h ist alles drin), die C-Straßen sind tendenziell besser. Sollte ich noch einmal in die Ecke kommen, würde ich auf jeden Fall (egal ob Trocken- oder Regenzeit) ein 4x4 (Hilux!) mieten. Es lohnt sich.

An die Menschen dort habe ich nur positive Erinnerungen. Man liest ja immer wieder von Überfällen, z.B. beim Auswärtigen Amt (Rundu, Maun), und in den Städten haben wir uns wahrscheinlich daher auch unwohl gefühlt. Während unserer Etappen war dieses Gefühl jedoch verflogen. Wir sind nicht ein einziges Mal beschissen worden, ganz im Gegensatz zu unserem vorherigen Urlaub in New York (da fährt noch ein Taxifahrer mit 15$ zu viel herum). Egal ob Supermark, Lodge oder Tankstelle: Es wurde stets korrekt abgerechnet. Noch ein wichtiger Hinweis: Keine Stoppschilder überfahren, auch nicht da, wo es vielleicht unsinnig erscheint. In Botsuana sind ja alle Nase lang Polizeiposten im Wechsel mit Disease-Control-Stationen. Einmal überfuhren wir in Schrittgeschwindigkeit ein Stoppschild (das ich zugegebenermaßen übersehen hatte), und schlossen an das vor uns stehende Auto auf. Das gefiel dem jungen Polizisten nun gar nicht: Er kommandierte uns zurück, um uns dann im nächsten Augenblick wieder nach vorne zu holen.

Da ich gerne fotografiere, hier noch ein paar Sachen, die vielleicht weiterhelfen. Problematisch fand ich den Staub und das Rütteln auf den Schotterpisten. Auf jeden Fall sollte man die Ausrüstung gut schützen. Ein Teleobjektiv ist Pflicht für Tierfotos, über die Brennweite lässt sich trefflich streiten: ich hatte ein Sigma 50-500mm-Objektiv am APS-C-Sensor dabei. Bei Vögeln stößt man schnell an seine Grenzen, aber wer kann sich schon ein 600er + 2x-Telekonverter leisten… Für die restliche Tierwelt reicht bei diesen Lichtverhältnissen ein 500er. Ein Einbein ist für Gamedrives sehr vorteilhaft, ein Dreibein kriegt man hier nicht unter. Auf den Gamedrives ist Schnelligkeit gefragt. Einmal fuhr der Guide nach 20 s unmotiviert weiter (bei einer sehr schönen Rappenantilope). Da man ja die schönsten Bilder bei weichem Licht macht, sind die meisten Fotos bei ISO >400 entstanden, um einigermaßen kurze Belichtungszeiten zu erzielen. Scharf wurde es mit dem Sigma erst bei 1/200 (konnte mir leider keine Festbrennweite leisten…). Wenn man nicht explizit zum Fotografieren verreist, entstehen doch eher Urlaubsfotos, dafür aber besondere. Die Gamedrives eignen sich nicht zum Fotografieren, da fehlt einfach die Geduld.

So, dann genug gelangweilt. Viele Grüße und eine schöne Zeit in Afrika,

Andreas
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22 Okt 2010 20:30 #160138
  • engelstrompete
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  • engelstrompete am 22 Okt 2010 20:30
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Hallo Andreas,
vielen Dank für Dein Bericht und einige für mich sehr gute Informationen :)

Die Fahrt an den Popafalls kann ich voll nachvollziehen. Wir waren dort April 2010 und wurden von den Gefangenen Kopfschüttelnd beobachtet, weil die Strecke damals ganz schön spannend war. Es waren viel Wasserdurchfahrten und wir hatten aber Gott sei Dank einen 4x4 :laugh:
Lieben Gruß
Cécile :)
"I never knew of a morning in africa when I woke up and was not happy". Ernest Hemingway
Reisebericht:2010 "Nach 4 Anläufen als Selbstfahrer in Namibia"
namibia-forum.ch/for...hrer-in-namibia.html
Reisebericht 2011 Eine neue Erfahrung....
www.namibia-forum.ch...eiseberichte/187663- eine-neue-erfahrung.html[/size]
2007 ,2008 ,2009 2mal ,2010,2011 Namibia Botswana.
2011 Shanghai, 2012 Florida Virgin islands Karibik.
2012 Namibia und KTP
2013 Das erste Mal Südafrika Kruger NP
2014 Kapstadt und Kruger NP
2015 Kruger National Park
2016 kruger National Park
2017 Kruger National Park
[/url]
2 KLICKS auf die "SONNE" und man liest den Reisebericht OHNE Kommentare !!!!!
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22 Okt 2010 21:34 #160142
  • Liane
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  • Liane am 22 Okt 2010 21:34
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Hallo Andreas,

habe Deinen Bericht mit großem Interesse gelesen. Ich bin erst seit einer Woche wieder zurück und hatte eine ähnliche Tour. Wir haben den Süden ausgelassen und sind von Windhoek gleich nach Norden gefahren. Waterberg -wilderness-Plateau Lodge war ein Traum. Aber auch Ghaub-Farm, Hakusembe mit Bootstour haben uns gefallen. Jede Lodge hat ihren Reiz. Und wenn´s einem mal nicht so gut gefällt, ist man am anderen Tag wieder an einer schöneren Stelle.
Von meiner Reise 2007 wußte ich, dass man die Popa-Falls auslassen kann. Ja, man muß dem Touristen auf so langen Fahrstrecken immer auch vermeindlich lohnende Ziele vorgaukeln.
Der Massentourismus im Raum Kasane ist schon nervig! Ich erlebte 2007 dort einen Gamedrive, es war das Letzte: Mit Sprechfunk hetzten die Safarifahrzeuge an die Stelle, wo eine Löwenfamilie oder ein Leopard waren. Die Tiere wurden gehetzt. Für mich war das wie Endzeitstimmung.
So habe ich mich diesmal für das Ichobezi-Hausboot entschieden. Auf dem Boot sind 4 Zimmer. jedes Zimmer hat einen Guide und ein kleines Motorboot. Wir sind auf dem Chobe gemütlich gefahren, haben an den Stellen, wo die Tiere zur Tränke gehen übernachtet und konnten so ganz entspannt und in Ruhe die Natur geniesen. Mit dem Motorboot haben wir noch kleinere Ausflüge ans Ufer gemacht, um z.B.das kleine Hippo am Strand aus der Nähe fotografieren zu können.
Ich war auch im Pom Pom Camp! Es war der Höhepunkt unserer Reise. Wenn ich an die Begegnung mit den Löwen denke, bekomme ich noch heute eine Gänsehaut. Allerdings teuer ist es schon. Dieses Camp liegt zwar ziemlich im Süden des Deltas, hat dadurch aber den Vorteil, dass man Ausflüge zu Land und zu Wasser machen kann.
Mit der Straßenbeschilderung in Botswana hatten wir auch so unsere Mühe. Manchmal wird einem erst nach 50 km gasagt, dass man sich nicht geirrt hat. Daruaf nahmen wir dann jedes mal einen Schluck aus unserer Wasserflasche. Zum Glück hatte ich einen Stadtplan von Maun dabei, sonst hätten wir den International Airport gar nicht gefunden. 1000 Schilder am Straßenrand, aber kein Hinweis auf den Flughafen.
Das Kalahari Bush Breaks fanden wir sehr gut. Die Innenarchitektur war der Wahnsinn. Zum Glück hatten wir dort 2 Nächte.
Zum Schluß waren wir 3 Nächte zum Relaxen in der Windhoek Mountain Lodge. Wir waren die einzigen Gäste. Diese Lodge ist auch recht gemütlich, hat hat sich auf Biker spezialisiert. D.h., man kann sich dort ein Motorrad ausleihen. Auf meiner jetzt 3. Reise nach Namibia sind mir zum ersten Mal Biker begegnet.
Wir hatten als Mietwagen von europcar einen Hyundai Tucson 2.0, obwohl uns ein Nissan x-trail 2x4 versprochen war. Aber wir waren recht zufrieden mit diesem Gefährt. Der Wagen hatte genügend Bodenfreiheit für die Sand- und Schotterpisten.
Allerdings hatten wir ein anderes Problem mit dem Mietwagen: Ich hatte per Vorvertrag die Information, dass ich 7500 N$ Kaution zu hinterlegen hätte. Vor Ort waren es dann auf einmal 26400 N$!! Zuerst dachte ich, dass ist ja nur ein Stück hinterlegtes Papier. Aber denkste. Nach ein paar Tagen war meine Visa-Card blockiert, denn mein Verfügungsrahmen pro Monat war nur 2500 Euro. Zum Glück hatte sich mein Mann kurz vor Reiseantritt auch noch eine Visa-Card zugelegt. Die Fallstricke kommen manchmal von Seieten, wo man es nicht vermutet.
Wir hatten eine wunderschöne Reise, von der wir wohl ein Jahr zehren werden. Alles hat wunderbar geklappt. Als Reiseagentur hatte ich Elefant-Tours. Kann man empfehlen. Leider war der Rückflug um 14 Stunden verspätet. Air namibia scheint da einige Probleme zu haben. Aber das ist inzwischen vergessen.

liebe Grüße von Liane
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22 Okt 2010 23:44 #160150
  • raro28
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  • raro28 am 22 Okt 2010 23:44
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Hallo,
ihr habt mir eines voraus--> ihr habt die Tour schon genießen können, die ich erst plane! Nach Namibia,Namibia-Südafrka wollen wir im nächsten Jahr von Windhoek durch Botswana (Okavango + Chobe) zu den Vic Falls und durch Caprivi und KaudomNP wieder zurück nach Windhoek.
Ist diese Tour in 24 Tagen mit nur einem Fahrzeug zu schaffen, oder ist es ratsam auf einigen Abschnitten mit mehreren Fahrzeugen unterwegs zu sein ( Sand, schweres Gelände)?
Ein paar Tipps brauche ich ganz sicher noch für meine Planung--> ein bischen Zeit habe ich ja auch noch.

raro28
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23 Okt 2010 10:54 #160165
  • Hanne
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  • Hanne am 23 Okt 2010 10:54
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Hallo Andreas,

schön beschriebener Reisebericht. Wir waren im Mai in Botswana-
wie Du schreibst die Beschilderung sehr sehr mangelhaft-auch
zu den einzelenen Unterkünften -kein Hinweis - ohne GPS
hätten wir viele nicht gefunden.
Ja die Zufahrt zur Motwiri fanden wir auch eine Zumutung- am
Tor angekommen - das verschlossen war - hing ein Zettel -die
Lodge ist unter Wasser - fahren sie weitere 10 km biegen ab-
weitere 5 km usw. da waren dann 3 Bungalows wo wir untergebracht
waren. Haben uns am nächsten Tag dann die Motswiri angesehen-
alles überschwemmt von einem Dauerregen in der Nacht- sah nicht
sehr einladend aus- sodass wir nach Motswiri nicht mehr fahren
würden - leider haben wir die Nashörner nicht gesehen -- so gut
wie keine Tiere - na ja , war ja überall Wasser.
Liebe Grüsse
Hanne
8 x Südafrika,1x Zimbabwe, 22x Namibia, 4x Botswana, 1x Lesotho, 1 x Swasiland
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23 Okt 2010 16:01 #160184
  • Pascalinah
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  • Pascalinah am 23 Okt 2010 16:01
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Hallo Andreas,

herzlichen Dank für deinen kurzen, aber informativen Bericht. Dürfen wir vielleicht später noch ein paar Bilder dazu sehen?

LG Pascalinah
Nimm dich vor Leuten in Acht, die damit angeben, wer sie sind.
Ein Löwe wird dir nie sagen müssen, dass er ein Löwe ist.
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