THEMA: Mondlicht über der Kalahari - Reisebericht
20 Okt 2010 20:32 #159844
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  • Pascalinah am 20 Okt 2010 20:32
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Gegen Mittag starten wir Richtung Namibia. Nördlich von Springbok , am Strassenrand der N7, blühen mehr Blumen als im Park selber. Schnell ändert sich die liebliche Landschaft, es wird trockener, dann erreichen wir die felsigen Ausläufer des Orange-Tales in dessen Mitte sich der Grenzübergang befindet. Vor uns steht eine Truppe Overlander an der Abfertigung, trotzdem geht es relativ zügig. Wir werden weder nach Fleisch, noch nach Holz, noch nach sonstigen Sachen gefragt und rollen rasch über die Grenze. Eigentlich wollten wir die Strecke am Orange entlang zum Fish River Canyon fahren, aber dafür ist es nun doch etwas zu spät. Der in Upinton verlorene Tag hat uns veranlasst die Route zu ändern. So brausen wir die B1 entlang. Uff, haben wir uns verfahren? Sind wir zu hoch geflogen? Hier sieht`s aus wie auf dem Mond - ich war zwar noch nicht da, aber genau so stelle ich mir die Landschaft auf dem Mond vor - ! Absolute Öde! Schwarzgrauer Fels und staubige Erde, ohne jegliche Vegetation. Karg, schwarze Steine, etwas Gebirge. Trocken, trocken, trocken...!



Und das über Hundert Kilometer lang. Im Osten diese unendliche Weite. Am Abzweig der C 10 biegen wir zum Fish River Canyon ab. Die Gegend ist noch immer wenig einladend und weil wir keine Lust mehr zum Fahren haben, nächtigen wir im Hobas Camp, anstatt im Canyon Roadhouse. Leider sind hier im Hobas Camp die sanitären Anlagen – vorsichtig ausgedrückt - nicht gerade die saubersten! Aber unser Platz ist unter den hohen Bäumen recht schön und der Pool ist auch gut und sauber um sich kurz zu erfrischen.



Paviane schleichen umher und kontrollieren in regelmässigen Abständen die Mülltonnen. Ansonsten sind jedoch scheu, nicht so frech wie ihre Kollegen in Botswana.



01.09.10

Gegen 08:00 Uhr starten wir zum Canyon. Die Sonne steht jetzt gut, wir haben gutes Fotolicht. Am Haupt-Viewpoint wird gerade ein grosses Besucherzentrum (oder was immer das werden soll) gebaut. Als wir 1995 hier waren, gab es lediglich eine kleine, halb hohe Mauer. Wir lassen uns den ganzen Tag Zeit, klappern Viewpoint für Viewpoint ab. Auf die Dauer ähneln sich die Aussichtspunkte doch, so verzichten wir auf den 4x4-Trail und fahren zurück ins Camp. Ich nutze die Gelegenheit um Wäsche zu waschen, was auch die Abwaschschwämme beinhaltet. Ein paar Stunden später schaue ich nach der Wäsche... von den Schwämmen hängt nur noch ein kleiner abgenagter Fetzen an der Leine. Oh je, hoffentlich haben sich die Vögel nicht den Magen daran verdorben. Gesund und nahrhaft waren sie ja nun wirklich nicht. Na, wenigstens rennt jetzt nicht irgend ein Pavian mit unseren T-Shirts durch die Gegend. Alles schon erlebt!










02.09.10

Früh starten wir wieder und legen am Canyon Roadhouse einen Tankstop ein. Dabei schauen wir uns das renovierte Roadhouse einmal genauer an. Es ist liebevoll mit alten Autos und sonstigen Utensilien eingerichtet. Auf dem hiesigen Camp wäre die Übernachtung wirklich schöner gewesen, aber vorbei ist vorbei, nachtrauern hilft nichts.








Was meint Ihr, was passiert, wenn einer der Herren die Klappe öffnet?... Es tutet ganz laut im Lokal und jeder weiss Bescheid :laugh:

Endlich, entlang der B4 ändert sich das öde Einerlei der Landschaft. Sie wird lieblicher, Weideland und schön anzuschauende Gebirge unterhalten das Auge. Wir schauen uns den kleinen Ort Aus an, trinken im Bahnhofshotel gemütlich Kaffee, essen leckeren (reichhaltigen) Kuchen und fahren dann nach Klein Aus Vista. Wow! Das Camp ist wirklich sehr, sehr schön. Die Plätze sind gepflegt, liebevoll von einander getrennt und die sanitären Anlagen pikobello sauber. Von 3 Seiten wird das Camp von weitläufigen Bergketten getrennt und nach Norden hin blickt man in die Weite der Tirasberge. Die relative Nähe zur B4 stört überhaupt nicht. Wir wollen uns noch ein wenig bewegen und laufen den 4 km langen Sunset-Trail. Wir schauen der untergehende Sonne zu und beobachten noch 2 Steinböckchen, die herrlich von der Sonne angestrahlt, hoch auf einem Felsen stehen. Hätte sich das Männchen nicht ein wenig bewegt, hätten wir die beiden gar nicht entdeckt. Gerade noch bevor es ganz dunkel wird, erreichen wir unser Camp. Wir entfachen ein Lagerfeuer und geniessen diesen schönen, ruhigen Abend. Der nächtliche Sternenhimmel ist einfach atemberaubend. Kein Licht von aussen stört, man meint die Stille hören zu können. Ich sauge diese Stille in mich auf und merke, wie ruhig ich werde. Wenn ich jetzt nicht ins Bett gehe, schlafe ich hier draussen ein...gute Nacht!









Anhang:
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Letzte Änderung: 20 Okt 2010 21:07 von Pascalinah.
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20 Okt 2010 21:09 #159849
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Hallo Barbara,

habe gerade Deinen Bericht durchgelesen. Wirklich super schön und es versetzt einen gleich zurück in den KTP. Für mich ist dieser Park einer der schönsten in Südafrika. Wir waren 2007 das letzte Mal dort und haben auch in Gharagab übernachtet. Obwohl wir außer Tauben und einem Schakal nichts dort gesehen haben, war es einfach einmalig schön und wir würden jederzeit dorthin zurückkehren. Bei Deinem Bericht kommt man also fast wieder ins Träumen.

Auch Deine Bilder sind super. Kannst Du uns verraten, mit welcher Kamera (Kameras) und welchen Objektiven Du fotografierst?

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Schöne Grüße und einen schönen Abend,

Nicole
Letzte Änderung: 20 Okt 2010 21:10 von AfricaDirect.
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20 Okt 2010 21:26 #159852
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  • Pascalinah am 20 Okt 2010 20:32
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AfricaDirect schrieb:

Auch Deine Bilder sind super. Kannst Du uns verraten, mit welcher Kamera (Kameras) und welchen Objektiven Du fotografierst?

Hallo Nicole, auch Dir danke für das Lob.

Wir haben die Canon 40D und die Canon 400D
Objektive (alle von Canon):

18-50
70-200
150-500


LG Barbara
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20 Okt 2010 21:33 #159854
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03.09.10

In der Garub-Ebene, an der Tränke, zählen wir über 70 Wildpferde. Ein Fohlen wurde gerade geboren und liegt noch von der Geburt geschafft, abgespannt am Boden. Die Mutter, die die Nachgeburt noch nicht los geworden ist, spendet ihm Schatten. Wenig später erhebt sich der kleine Erdenbürger und sucht sogleich auf wackeligen Beinchen nach der Mamas Milchquelle. Das klappt nicht sofort, doch dann ist es doch geschafft und das kleine Fohlen trinkt die ersten Schlucke der nahrhaften Milch. Die Wildpferde sind hier alles andere als scheu, sind an Menschen gewohnt. Sie lassen uns relativ dicht an sich heran kommen. Wir wollen sie jedoch nicht bedrängen und halten Abstand. Lange beobachten wir die Tiere, die doch anders aussehen, als unsere hiesigen Hauspferde: der Kopf ist kleiner, die Stirn flacher. Auch die Augen sind kleiner.







Wir fahren ein Stück weiter, halten an der alten Bahnstation Gharub. Hier treffen wir auf eine wirkliche Hummeldumm-Truppe – nur die Holzgirafe auf dem Dach fehlt (noch)! Damit Madam mit ihren strassbesetzten Sandälchen nicht zu weit laufen muss, fährt „Bahee“ seinen 8-Sitzer-Bus bis dicht an das verfallene Bahnhäuschen heran und fährt sich prompt samt Gepäckanhänger im tiefen Sand fest. Keiner weiss, warum er nicht auf dem harten Stück stehen geblieben ist... Man bloss keinen Meter zu Fuss gehen! Einige Leute bleiben auch stur im Bus sitzen, andere versuchen ihn raus zu schieben. Ergebnis: „Bahee“ sitzt 2 Meter weiter wieder fest! Nein, da braucht die Hummeldumm-Truppe gar nicht so zu uns rüber zu schauen. Wir schieben garantiert nicht mit! Endlich kommt einer auf die Idee, den Anhänger ab zu hängen, dann geht’s vielleicht besser! Kopfschütteln unsererseits, rote Köpfe auf Seiten der Hummelsdumms. Grinsend fahren wir weiter...



Nach nur wenigen Kilometern sehen wir ein Rudel Löffelhunde nahe der Strasse im Sand wühlen. Doch als wir anhalten laufen sie rasch weg und sind schon bald ausser Fotoreichweite. Löffelhunde sind herrliche, quirlige Kreaturen.
Nach gut 1 Stunde erreichen wir Kolmanskuppe. Auch hier hat sich in den letzten 15 Jahren logischerweise einiges getan. Zum Beispiel wird durch Schildern an den Gebäuden erläutert, wer in welchen Haus gewohnt hat. Das war 1995 noch nicht. Es ist schön, wieder durch die verfallenen Häuser zu schlendern, dem Lichtspiel im Inneren der Häuser zu folgen und die längst vergangenen Zeiten auf sich wirken zu lassen. Der Sand hat die Häuser zurück erobert und leise streift der Wind durch die Gebäude. Reste von Schablonenmalereien sind an den Wänden zu erkennen, Waschbecken bis oben mit Sand gefüllt, knarrende Treppen führen ins Obergeschoss. Im Wohnhaus für Verheiratete kann man schnurgerade durch die Türen in alle Zimmer schauen. Die unterschiedliche Farbgestaltung der Räume ist absolut fotogen.







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Letzte Änderung: 20 Okt 2010 21:54 von Pascalinah.
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21 Okt 2010 08:11 #159875
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  • namibiafieber am 21 Okt 2010 08:11
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Hallo Barbara,

jetzt seid Ihr in der Gegend, die wir auch anfahren wollen ;-)
Das liest sich wegen der Vorfreude natürlich mit noch mehr Interesse!
ABer auch der Rest gefällt mir ;-) Man muss ja wissen, wohin es sich sonst noch so zu fahren/reisen lohnt ;-))

Freu' mich auf die Fortsetzung!!!

Liebe Grüße
Antje
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21 Okt 2010 10:07 #159890
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Am frühen Nachmittag erreichen wir Lüderitz. Die Sites auf dem Haifish Campground haben jetzt Strom und sind nett angelegt, die sanitären Anlagen sind pikobello sauber. Es ist heiss, 31°C und lediglich ein laues Lüftchen weht. Richtig angenehm um in der Sonne ein wenig zu relaxen.





Wir schauen uns noch ein wenig in der Stadt um. Trotz diverser Veränderungen ist Lüderitz ein beschauliches kleines Städtchen geblieben. Die Häuserzeile zu Beginn der Bergstasse ist farbig geworden, jedes der 6 Häuser hat eine andere Farbe. Das erste ist das urige Restaurant Barrels; es gehört zur Pension Kratzplatz. Wir reservieren für den Abend einen Tisch und schlendern noch etwas durch das Städtchen. Die Kirche hat heute am Sonntag, leider geschlossen.















Um 18:30 Uhr finden wir uns wieder im Barrels ein. Gut, dass wir reserviert haben, denn ohne Vorbuchung hätten wir schlechte Karten gehabt um hier gut und günstig essen zu gehen.. Eine junge Frau macht Livemusik, sie spielt Gitarre und singt dazu. Es ist gemütlich, wir geniessen den Abend und kehren erst relativ spät zurück ins Camp.
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Letzte Änderung: 21 Okt 2010 10:16 von Pascalinah.
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