THEMA: Noch ein Selbstfahrer Reisebericht
11 Okt 2010 08:08 #158589
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  • MartinGroth am 11 Okt 2010 08:08
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Findus2009 schrieb:
Bayrische Volksmusik bei Air Namibia haben wir "genossen" ....

Wir auch! :X
Wir haben bei einem Attendant auch gemault, er hat uns als "Wiedergutmachung" einen dreifachen Sundowner gebracht.
War aber auch zu gruselig...

Herzliche Grüße
Martin
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11 Okt 2010 16:02 #158627
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Hallo Martin,
wann werden wir es euch deutschen einmal recht machen?
Meckern,meckern,meckern.
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12 Okt 2010 08:16 #158697
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  • MartinGroth am 11 Okt 2010 08:08
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jeweller schrieb:
Hallo Martin,
wann werden wir es euch deutschen einmal recht machen?
Meckern,meckern,meckern.

Naja, wer in Windhoek in einer Maschine der Air Namibia die Passagiere mit dieser Art deutscher Folklore beschallt, hat es nicht besser verdient! Ich meckere sehr selten, aber da war die Schmerzgrenze erreicht. :angry:

Herzliche Grüße
Martin
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12 Okt 2010 13:21 #158722
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15.09. - Tag 7...Sossuvlei

Ganz so zeitig wie gedacht, müssen wir nicht aus den Federn, denn das Tor zum Park öffnet erst um 7 Uhr. Die Schlange ist überschaubar, aber der Torwächter versieht seine Kontrollprozedur mit frühmorgendlicher Gemütlichkeit. Ausgerechnet inmitten dieser Wüste erwartet uns wieder ein Asphaltband, was die knapp 60 km lange Fahrt zu den Hauptattraktionen natürlich beschleunigt. Wie grundsätzlich in fremden Ländern halte ich mich an das Tempolimit und bilde damit ein natürliches Hindernis für zahlreiche Tourbusse, Hilux-Mietautos und sonstige Ungeduldige. Den Sonnenaufgang konnten wir aufgrund der späten Toröffnung leider nicht miterleben. Da an diversen Fotostopps schon reichlich Touris stehen, verzichten wir auf frühmorgendliche Aufnahmen – ein Fehler, denn so deutlich wie um diese Tageszeit werden sich die Konturen der links und rechts emporragenden roten Dünen später nicht mehr ablichten lassen. An der bekannten Düne 45 halten wir uns auch nur kurz auf. Sämtliche geführten Touren scheinen hier ihren Gesellschaften das Frühstück zu servieren. Es wimmelt von Leuten und im Gänsemarsch tippeln Dutzende von Dünenbesteigern den Kamm hinauf zur Spitze. So brausen wir weiter bis zum 2 x 4 Parkplatz, wo die Fahrer der Shuttles bereits begierig darauf lauern, uns für einen Obulus von 10 $ weiter ins Dünenkerngebiet zu befördern. Wir müssen nicht mal warten, bis eine Gruppe zusammen ist, sondern werden exclusiv durvh die tiefsandige Passage von ca 5 km chauffiert. Gemäß den Instruktionen des Fahrers stapfen wir dann über einen kleinen Sandhügel zum Dead Vlei. Im Gegensatz zum Sossuvlei, das in der Regenzeit mit reichlich Wasser überflutet wird, bleibt die Salz-Ton-Pfanne des Dead Vlei davon abgeschnitten. Die ausgetrocknete weiße Fläche mit den surreal aussehenden abgestorbenen Bäumen bildet einen reizvollen Kontrast zu den drumherum liegenden roten Riesendünen und dem kobaltblauen Himmel.

Dead Vlei

Nicht nur die Lichtverhältnisse sprechen für einen Besuch am frühen Morgen, auch die Temperatur ist nur jetzt noch angenehm und steigt am Mittag ins Unerträgliche. Darum machen wir uns bereits am späten Vormittag schon wieder auf den Rückweg. Die schattenlosen Dünen wirken jetzt fast wie eine einzelne kontrastlose Fläche. Kurz vor dem Ausgang stehen Hütchen inmitten der Fahrbahn und da es mir nach Absperrung der linken Fahrbahnseite aussieht, fahre ich langsam rechts daran vorbei. Das findet die am Straßenrand wartende Polizeipatrouille, die hier eine Kontrolle durchführt nicht so lustig und winkt mich sofort herüber. „Why do you drive on the wrong side ?“ werde ich angepfiffen und mach emit meinem Erklärungsversuch keinen großen Eindruck. Nachdem man uns zum Ziel unserer Fahrt befragt und meinen nationalen Führerschein zum Glück nicht beanstandet hat, dürfen wir weiterfahren. Zurück in der Lodge mampfen wir das eigentlich für die Dünentour vom Hotel erworbene Lunchpaket im Zimmer und faulenzen den Rest des Tages am Pool. Beim abendlichen Dinner erleben wir wieder eine Überraschung, indem wir erneut auf unser Autotausch-Pärchen treffen, das zwar nicht in der Sossuvlei Lodge wohnt, aber hier das Abendessen einnimmt. Da wir schon am Gehen sind, vereinbaren wir ein Treffen zwei Tage später um 15 Uhr im Cafe Anton in Swakopmund. Ob das wohl klappen wird ?


Sossuvlei Lodge

16.09. - Tag 8 ... Sossuvlei - Swakopmund

Schweren Herzens verlassen wir die luxuriöse Behaglichkeit der Sossuvlei Lodge und stürzen uns wieder in eine Mammutetappe nach Swakopmund. „Don`t forget to leave your key“ steht auf der Torumrandung bei der Ausfahrt. Hält man uns eigentlich für senil? Nachdem wir nur wenige km weiter schon wieder eine Polizeikontrolle passieren müssen, bitte ich später Miriam, in meinem Rucksack eine CD zu suchen. Völlig entgeistert blickt sie mich an, als sie eine weiße Fernbedienung zutage fördert, die zur Klimaanlage des Zimmers der Sossuvlei Lodge gehört und von mir versehentlich mit dem Reiseführer zusammen eingepackt worden sein muss. Also doch senil. Zum Zurückfahren ist es zu weit, also müssen wir uns halt in Swakopmund um die Rückgabe kümmern.
Die Weiterfahrt über Solitaire auf der C14 verläuft recht ereignislos. Erst am Kuiseb-Pass wird die Landschaft wieder ein wenig abwechslungsreich. Den Abstecher zum Canyon, in den zwei deutsche Geologen während der Kriegsjahre geflüchtet sind, schenken wir uns aber, da wir beide uns nicht so richtig fit fühlen. Interessant ist noch die Abbruchkante, wo die Route in die weite Ebene zur Küste hinab sinkt. Gelegenheit, sich an einem Aussichtspunkt ein wenig die Beine zu vertreten. Danach wird es elend langweilig und zäh, denn die Piste zieht sich schnurgerade durch eine öde, eintönige und trockene Wüstenei bis kurz vor Walvis Bay. Dort verlässt uns erstmals in Namibia der Sonnenschein und macht einem trüben und diesigen Hochnebel Platz. Auch die Temperatur stürzt um nahezu 20 Grad auf gerade mal noch 15° C ab..fröstel. Endlich wieder auf Asphalt legen wir noch die knapp 30 km von Walvis Bay nach Swakopmund entlang einer für uns wenig reizvollen Küste zurück. In Swakopmund suchen wir unsere Unterkunft, Sam’s Giardino, auf, die in einem ein wenig abseits vom Zentrum gelegenen Viertel liegt. Die am Nebenhaus „beschäftigten“ Bauarbeiter schrecken aus ihrer Lethargie hoch, als sich wieder einmal meine Alarmanlage mit ohrenbetäubendem tröten selbständig macht. Immerhin finde ich diesmal schnell den Kniff heraus, wie man sie abstellt. Sam’s Giardino ist eine knufflige Pension mit einem schönen Garten, die von einem ausgewanderten Schweizer geleitet wird. Attraktion ist der zottelige Haushund Beethoven, der jedem Besucher sofort ungestüm sein Quantum Streicheleinheiten abfordert. Bei einem Gratis Nachmittagskaffee haben wir erstmals auch kostenlosen Zugang zum Internet, wo wir unser Wohlergehen nach Hause übermitteln und der Sossuvlei Lodge die dreiste Entführung der Fernbedienung beichten können. Wir unternehmen einen ersten Spaziergang in die City von Swakopmund, die zu Fuß in einer Viertelstunde zu erreichen ist. Schon jetzt fallen uns die zahllosen sprachlichen Überbleibsel aus der deutschen Kolonialzeit auf, die sich in Schildern oder Beschriftungen jeglicher Art manifestieren. Zurück im Hotel werden wir vom Hotelier Samuel Egger mit einem exquisiten Abendessen bewirtet. Etwas enttäuscht scheint der Weinliebhaber, dass wir absolute Weinbanausen sind und den edlen Tropfen aus seinem stilvollen Weinkeller nicht zusprechen wollen. Neben den Gaumenfreuden versorgt er seine Gäste während des Essens auch noch mit allerlei interessanten Informationen über Land und Leute. Während Miriam bald ins Zimmer verschwindet, stöbere ich noch in der umfangreichen Reisebibliothek, so gut mich der unermüdlich herumbalgende Beethoven lässt.
Anhang:
Letzte Änderung: 16 Nov 2010 17:53 von Cheesy.
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18 Okt 2010 13:09 #159517
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Puuh, endlich mal wieder Zeit für ein weiteres Stückchen Bericht.
Gruß
Jürgen

17.09. - Tag 9 ... Swakopmund

Frühstück mit Konversation. Hotelier Sam lässt es sich nicht nehmen, seinen Gästen auch am frühstückstisch seine Aufwartung zu machen. Sein Buffet ist allerdings sehr lecker. Bevor wir zu unserer Sightseeing-Tour aufbrechen, will meine Frau noch das Innere unseres Wagens ein wenig auswaschen und bittet an der Rezeption um Eimer und Lappen. Nix da – bei ehemaligen Imperialisten ist sowas unüblich und die Aufgabe wird vom Hotelier an den Houseboy delegiert. So können wir uns in die erkundung von Swakopmund stürzen. Wie schon gesagt hat die offizielle Umbenennung vieler Örtlichkeiten in zeitgenössiche afrikanische Namen nichts daran geändert, dass die 34000 Einwohner Gemeinde, die deutscheste Stadt Namibias geblieben ist. Viele Gebäude und Fassaden strahlen noch nostalgischen Flair aus und wirken heute, da das Wetter zum Glück sonnig ist, äußerst malerisch und liebenswert. Vor dem Sightseeing und Shopping haben wir allerdings noch einen besonderen Programmpunkt. Bei unserer Hochzeitsfeier hatten Freunde von uns eine Tombola veranstaltet und uns den Erlös für unsere Reise übergeben. Statt diesen der Reisekasse beizufügen, haben wir beschlossen den Betrag von knapp 200 € vor Ort in Namibia einem sozialen Hilfsprojekt zukommen zu lassen. Bei der Recherche (unter anderem hier im Forum) sind wir dabei unweigerlich auf den Namen von Anja Rohwer gestoßen. Ihre Mutter Jutta hat jahrelang Hilfsprojekte in Namibia organisiert und durchgeführt und nach ihrem Tod hat Tochter Anja nun diesen Part übernommen. Sie führt unter anderem in Swakopmund den Laden Kubatsirana unter dem Motto „Helping Hands“ in dem selbstgefertigte Erzeugnisse namibianischer Frauen aus Selbsthilfeprojekten verkauft werden. Anja ist tatsächlich selbst im Laden und empfängt uns sehr freundlich. In aller Ausführlichkeit erzählt sie von den vielen Anstrengungen, die sie und ihre Helfer für Schulen, Kinderheime, Behinderteneinrichtungen, Frauenhilfsprojekte, Aidsbekämpfung und vieles mehr leisten. Das ringt uns gewaltige Hochachtung ab und wir freuen uns einen, wenn auch nur kleinen, Hilfsbeitrag hierzu leisten zu können. Gerne hätte Anja uns in ein Township zu einer ihrer Kindergärten mitgenommen, was uns natürlich sehr interessiert hätte. Aber weil heute Freitag ist, geht das nicht, denn an diesen Tagen beginnt in den sozialen Brennpunkten des Landes das übliche Wochenendbesäufnis und Anja verzichtet auf derlei Besuche. Trotzdem eine äußerst aufschlussreiche und informative Stunde, die wir uns mit Anja unterhalten können. Darüberhinaus erstehen wir noch ein wunderbares Holzpuzzle für Miris Nichte im Bewusstsein, das der etwas höhere Preis einem guten Zweck zugute kommt. Nun aber auf zum Rundgang durch Swakopmund. Am Strand sammeln wir ein paar Muscheln, bewundern die pittoresken Fassaden ehemaliger Kolonialgebäude wie dem früheren Bahnhof oder dem alten Amtsgericht und vergessen natürlich auch nicht, den zahlreichen Souvenir- und Kunstläden einen Besuch abzustatten.

Altes Amtsgericht

Dazwischen müssen wir noch einen Umschlagl besorgen, die ominöse Fernbedienung einpacken und auf der Post an die Sossuvlei Lodge zurückschicken. Nach einem Mittagssnack machen wir uns auf den Weg zum afrikanischen Markt in der Nähe des Leuchturms, wo Dutzende Straßenhändler ihre Holzschnitzereien und ähnlichen Tand feilbieten. Hier bekommen wir den Besucherschwund, den Namibias Tourismus in diesem Jahr zu verkraften hat, drastisch zu spüren. Wo sich sonst zahlreiche Touristen tummeln, sind wir nahezu die einzigen weißen Schaulustigen, so dass ganze Horden von aufdringlichen Verkäufern über uns herfallen und uns nicht mehr aus den Klauen lassen. Nur ein wenig schauen ist völlig unmöglich und schon nach wenigen Minuten wird uns das Ganze derart lästig, dass wir das Weite suchen. Immerhin handeln wir einem der Burschen eine dieser komischen kastanienähnlichen Früchte mit Namibia-Motiv ab, um dadurch allen künftigen Händlern, die einem die Dinger an jeder Ecke andrehen wollen, den Wind aus den segeln zu nehmen. Nun ist es Zeit für unser Date. Tatsächlich treffen kurz nach uns auch unsere Autotauschpartner im Cafe Anton ein. Uta und Matthias sind ein sympathisches Paar aus Oldenburg, mit denen wir bei leckerem Kuchen einen unterhaltsamen Nachmittag verbringen. Dabei erfahre ich nebenbei auch, dass der Toyota Hillux tatsächlich schon relativ bald, wie von mir vermutet, einen Reifenschaden hatte. Anschließend shoppen wir noch gemeinsam ein wenig. Unter anderem bringe ich die beiden mit dem ihnen tatsächlich noch nicht bekannten Buch „Hummeldumm“ in Berührung, das sie natürlich sofort kaufen. Nach dem Abschied gehen wir zurück ins Hotel, wo wir heute mal auf ein üppiges Dinner verzichten und eine Kleinigkeit auf dem Zimmer essen. Während Miri sich mit einem Buch zurückzieht, trinke ich noch ein Dämmerschöppchen mit einem netten Schweizer Paar. Vor dem Schlafengehen schaue ich noch die heutigen Fotos auf der Digitalkamera durch und stelle mit Grausen fest, dass aufgrund einer falschen Einstellung alle überbelichtet sind.

18.09. - Tag 10 ... Sossuvlei-Uis

Als wir am Morgen das Gepäck zum Auto bringen, stellen wir fest, dass der Hotelboy einen ausgezeichneten Job gemacht hat. Das Innere unseres Kia sieht wieder aus wie geschleckt. Leider ist er nicht zugegen, um unserer Lob einzuheimsen. Die Summe, die wir ihm zahlen sollen, ist wahrlich unanständig gering und natürlich legen wir das Doppelte obendrauf.
Bevor wir das idyllische Swakopmund verlassen, mache ich nochmal einen Schnelldurchlauf und knipse alle Motive vom Vortag ein zweites Mal. Auf gut befahrbarer Piste geht es nun weiter der Küste entlang nach Norden. In Henties Bay füllen wir Sprit nach und ich amüsiere mich über den Golfplatz, der außer den Abschlägen und den Grüns nur aus Sand besteht. Das muss ich für meine Golfkollegen natürlich fotografisch verewigen. Eine halbe Stunde später haben wir Cape Cross erreicht, wo wir natürlich die riesige Robbenkolonie besuchen. Entgegen vieler skeptischer Meinungen finden wir den Ort absolut sehenswert. Wenn man sich an den Gestank und den Lärm der über 100.000 Tiere gewöhnt hat, wird das Schauspiel nie langweilig. Hier streiten sich zwei Rabauken, dort döst eine Gruppe in seligem Schlummer, manche posieren richtiggehend für die Kamera, andere trollen sich genervt und trampeln dabei rücksichtslos über ihre Nachbarn hinweg. Besonders sehenswert sind die kühnen Sprünge und die unerwartet grazilen Bewegungen, die die an Land so unförmigen Tollpatsche in der Brandung und im Wasser vollführen.

Robbenkolonie Cape Cross

Zurück in Henties Bay biegen wir auf die C35 in Richtung Landesinneres ab. An der Landschaft ändert sich nichts, nur dass die Wüste jetzt auf beiden Seiten der Strasse liegt. Es ist eine ätzend langweilige Strecke, nur der stetige Anstieg der Temperaturanzeigeunterbricht die Monotonie. Erst nach fast 100 km wird es mit Auftauchen von Hügel und Bergen wieder interessanter. Die Vegetation nimmt zu und am Horizont tauchen im Dunst die Umrisse des Brandberg Massivs, mit dem 2573 m hohen Königsstein, dem höchsten Berg Namibias auf. Bald darauf erreichen wir Uis, ein ziemlich gottverlassenes Nest inmitten von ehemaligen Minenhügeln.Fast alle Touris, die in dieser Gegend haltmachen, tun dies wegen der Felszeichnungen im Brandvergmassiv, insbesondere der berühmten „White Lady“. Deshalb steigen sie auch zumeist in der weit außerhalb des Ortes liegenden Brandberg White Lady Lodge ab, einer der renommiertesten Unterkünfte des Landes. Wir nicht, weil nämlich die Lodge bereits ausgebucht war, als wir die Reise planten. Ein Tip aus dem Forum führte uns zum Brandberg Rest Camp, das sich mitten in Uis befindet. Die Gegend ist alles andere als vertrauenserweckend. Eine heruntergekommene Tankstelle, 1-2 Restaurants und eben unser Rest Camp, in dem wir von einer zahnlosen älteren Dame begrüßt werden. Unsere Zimmer liegen in einem etwas abseits des großen Hofes liegenden Seitentrakt. Wirkt alles etwas schmuddelig und verlottert, aber die Zimmer sind absolut in Ordnung und vor allem sauber. Immerhin besitzt das Camp einen riesigen Pool, an dem wir uns zum Sonnenbad niederlassen. Hier scheint gerade ein Kindergeburstag gefeiert zu werden. Zahlreiche Kiddies springen herum, das Restaurant ist mit Kuchenresten, Süßigkeiten und Luftballons übersät und im Pool schwimmt eine Flotte aufblasbarer Tiere herum. Offensichtlich ist das Camp bei namibianischen Ausflüglern recht beliebt. Das bekommen wir auch am Abend anschaulich zu spüren. Hungrig begeben wir uns ins Haupthaus, um im eigenen Restaurant zu essen, da draußen eine Handvoll lästiger Edelsteinverkäufer und Bettler herumlungert, die wir nicht unbedingt wieder um uns herumhaben wollen. Zunächst einmal erfolgt die Begrüßung durch Inhaber Basil. Der ist eine Kultfigur für sich. Ein Bär von einem Mann, mit wallenden Haaren und Rauschebart, gekleidet in eine khakifarbene Tropenuniform mit Stirnband. Bei der Buchung hatte er mich per Mail gebeten, ihm ein Bier aus meiner Heimat mitzubringen. Obwohl er die Marke erstaunlicherweise schon in seiner Sammlung hat, freut er sich riesig und drückt Miriam und mich erstmal an seine riesige Brust. Vom Essen im Restaurant rät er uns allerdings ab, da er etwas seltsame Gäste habe und damit zu rechnen sei, dass in Kürze reichlich Betrunkene hier herumwanken würden. Wir sind irritiert, gehen aber auf seine Empfehlung hin in ein nahegelegenes Restaurant. Dort ist außer einer kleinen deutschen Rentnergruppe nichts los. Aus der Speisekarte gibt es nur noch Schnitzel, Cordon-Bleu und Rumpsteak, alles in gutem Deutsch aufgeführt. Das Essen ist aber ausgesprochen schmackhaft und preislich sehr günstig. Zurück im Camp gehen wir noch in die Bar, weil ich von Basil noch das Gegengeschenk in Form eines einheimischen Biers zugute habe. Dort tobt mittlerweile der Bär in unfassbarer Weise. Eine Horde von gut 2 Dutzend namibianischer Lesben feiert eine wilde Party und ein Trupp südafrikanischer Tierfänger, die zuvor mit dem Heli einschwebten ist auch schon am Bechern. Dazwischen thront allgegenwärtig Basil, der seinen Gästen in puncto Trinkfreudigkeit in nichts nachsteht. Zwei Bier später bin ich mittendrin, darf mir kultige Rocksongs wünschen, die Basil aus mit Enthusiasmus aus einer Internet-Jukebox downloadet, muss von seinem selbstgebrannten Zitronenschnaps probieren, finde neue Bekannte unter den Großwildjägern, und sehe dem bunten Treiben der Lesben-Trinkorgie zu. Ich wäre sicher gnadenlos versumpft, wenn meine Frau mich nicht inbrünstig gebeten hätte, mit Ihr aufs Zimmer zurückzukehren. Am nächsten Morgen werde ich gewiß froh sein darüber.

19.09. - Tag 11 ...Uis - Khorixas

Auch das Frühstück im Brandberg Rest Camp ist ein Erlebnis für sich. Nachdem wir die Überreste der Kinderparty zur Seite geräumt und uns vom Saft- und Müslibuffet bedient haben, müssen wir ungefähr eine halbe Stunde warten, bis die einsame Bedienung uns endlich die bestellten Eier, das Brot, die Butter und die Marmelade serviert. Einige der andern namibianischen Gäste, die noch länger warten müssen, sind recht ungehalten. Wir nutzen die Wartepause, um ein wenig mit ihnen zu plaudern. In der Zwischenzeit tauchen die ersten übernächtigten Mitglieder des Lesbenclubs auf, teilweise bereits wieder mit Bierflaschen bewaffnet. So was hätten wir vielleicht in der Szene Berlins erwartet, aber nicht hier in einer der verlassensten Gegenden im südlichen Afrika. Freundlich verabschiedet uns Basil, der uns das Prädikat verleiht, „normale“ Leute zu sein, im Gegensatz zu den Pauschalreisegruppen, die er verabscheut und nicht beherbergt. Wenn diese Gäste normale Leute waren, wie mögen dann erst die abnormalen beschaffen sein.

Heute geht es auf eine kurze Etappe, die uns nur knapp 120 km weiter ins Damaraland nach Khorixas führt. Die Landschaft wird bewachsener und wir hoffen, nicht nur wegen der Elefantenwarnschilder mal wieder auf ein wenig Wildlife. Aber Fehlanzeige – dafür gibt es zunehmend menschliche Ansiedlungen, meist in Form primitiver Hütten. Am Pistenrand stehen einheimische Frauen, oft in folkloristischen Gewändern und Schmuck gekleidet, um ihre Schnitzereien feilzubieten oder für Fotos zu posieren. Am frühen Nachmittag erreichen wir Khorixas, ein schmuckloses Städtchen, das bereits wieder per Asphaltstrasse an das nordöstliche Namibia angeschlossen ist. Wir checken in der iGowati-Lodge ein, deren Gebäude sich im afrikanischen Stil präsentieren, verstauen aber nur kurz das Gepäck im Zimmer. Dann düsen wir auch schon wieder los, denn der Nachmittag hält noch ein strenges Programm für uns bereit. Es geht zurück in den Pistenstaub auf die C35 in westlicher Richtung. Nach ca. 45 km erreichen wir den Petriefied Forest, den Versteinerten Wald. Ein Parkplatz, ein Kiosk und das Kassenhäuschen liegen direkt an der Hauptroute. Natürlich wird man mit einem Permit zur Kasse gebeten und erhält daraufhin einen eigenen Führer zugeteilt. Unserer ist entgegen der Aussage im Reiseführer sehr aufmerksam und eifrig. Zunächst erklärt er uns ein wenig zur Welwitschia-Pflanze, der ältesten Bodenpflanze, die bis zu 2000 Jahre alt werden kann, und zeigt uns ein paar der schönsten Exemplare, die hier in großer Zahl herumliegen ( von Wachsen kann man nicht reden, da sie wirklich fast wie welker Salat ausschauen). Auf einem 800 m langen Rundweg werden wir dann zu einigen besonderen versteinerten Baumstämmen des Geländes geführt. Die steinerne Konsistenz der vermeintlichen Holzstücke ist zugegebenermaßen faszinierend und der Führer erklärt die wissenschaftlichen Aspekte auch sehr verständlich. Da ich aber in Arizona bereits eine größeren Park dieser fossilen Relikte bestaunen durfte, bin ich jetzt nicht so furchtbar beeindruckt.

Petrified Forest

Trotzdem erhält der Guide ein ordentliches Trinkgeld, wohingegen wir seine Bitte, einen Kollegen im Auto nach Twyfelfontain mitzunehmen, leider abschlägig bescheiden. 20 km weiter biegt dann die Pad D3254 ab, der wir durch eine hübsche Landschaft mit rötlichen Felsen und gelben Grasflächen folgen. Die letzten Kilometer vor den Felsformationen der Organ Pipes sind allerdings eine Qual, denn die Piste wird hundmiserabel. Die Felspfeiler der „Orgelpfeifen“ selber, die in einer kleinen Schlucht liegen, hätte ich mir eigentlich ein wenig größer und imposanter vorgestellt. Sie erheben sich nur bis zu maximal 4-5 m, sind aber von ihrer glatten, kaminartigen Form durchaus bestaunenswert.

Organ Pipes

Als eher unattraktiv empfinden wir den „Verbrannten Berg“, der einfach ein flacher, schmuddelgrauer Hügel in einer deutlich ansehnlicheren Hintergrundlandschaft ist. Aufgrund des fortgeschrittenen nachmittags und weil wir ein wenig ausgelaugt sind, verzichten wir nach kurzer Überlegung auf die bekannten Felszeichnungen von Twyfelfontein und machen uns auf den Rückweg. Ziemlich geschafft kommen wir kurz vor Sonnenuntergang wieder in Khorixas an und freuen uns auf die belebende Dusche. Das Abendessen nehmen wir mal wieder in Buffet-Form im Restaurant der Lodge ein. Wieder einmal stoßen wir auf bekannte Gesichter. Ein Pärchen aus der Nähe von Dresden, das wir bereits in der Sossuvlei Lodge kennengelernt hatten, sitzt auch da und wir gesellen uns dazu. Nach einem netten gemeinsamen Dinner verabschieden wir uns bis zum Frühstück und fallen bald in einen gerechten Schlaf.
Letzte Änderung: 16 Nov 2010 17:55 von Cheesy.
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27 Okt 2010 17:49 #160709
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20.09. - Tag 12 ... Khorixas - Okaukuejo

Aus dem gemeinsamen Frühstück mit den Dresdnern wird leider nicht, da wir Faulpelze nicht aus den Federn kommen und erst kurz vor dem Abräumen des Buffets daherkommen. Die andern sind schon unterwegs und so bleibt uns nur eine kurze Nachricht an der Rezeption als Abschiedsgruß. An dieser Stelle müssen wir eine Lanze brechen für die iGowati-Lodge, die in vielen Internet-Bewertungsplattformen ziemlich schlecht wegkommt. Wir können absolut nichts Negatives finden. Hübsch angelegt, sauber, zuvorkommendes Personal – und das alles zu einem günstigen Preis. Wenn man eine Durchgangsstation sucht und keinen Wert auf eine spektakuläre Lage legt, meines Erachtens nach durchaus zu Empfehlen. Khorixas selbst ist nun nicht gerade der Nabel der Welt. Wir können direkt gegenüber der Ausfahrt tanken und einkaufen. Am Bankomat stehen die Einheimischen Schlange, so dass wir das Geldziehen verschieben müssen. Nur ungefähr 40 km können wir den entspannenden Asphaltbelag genießen, dann müssen wir schon wieder in die Pampa abbiegen. Zum Glück sind es nur ca 20 Minuten Geholper auf der D2743 bis zur bekannten Felsformation des Vingerklip. Die Landschaft ist faszinierend. Nach einer senkrecht abfallenden Felskante auf der schwindelerregend die Häuschen der Ugab Terrace Lodge thronen, erstreckt sich eine weite savannenartige Ebene, die nur unterbrochen wird von einigen Tafelbergen, wie sie aus dem Monument Valley und der Marlboro-Werbung bekannt sind. Und als Krönung erhebt sich die skurrile Steinsäule des Vingerklip scheinbar aus dem Nichts.

Vingerklip

Je näher man hinkommt, umso gewaltiger entpuppen sich die Dimensionen der Felsnadel. Wer nicht in der gleichnamigen Lodge logiert, muss auch hier wieder Eintritt löhnen, um bis ganz zu dieser Attraktion zu gelangen. Nach dem Eingangstor wird die Pad allerdings abenteuerlich und die Schlaglöcher erreichen Monsterdimensionen. Nur mit Mühe steuere ich unseren Kia trotz hohen Radabstands unbeschadet bis zum Parkplatz. Zum Glück kann man nur Schritttempo tuckern, denn ein Quartett Kudu-Antilopen prescht im Galopp vor uns über die Straße.
Bevor wir die paar hundert Meter zum Fuß der 35 m in den Himmel ragenden Vingerklip hochsteigen, müssen wir beide noch hinter einem Felsen plötzlich einsetzenden Verdauungsproblemen Tribut zollen. Dann klettern wir hinauf und genießen die geniale Aussicht auf das Ugab-Tal. Ein absolut lohnender Abstecher.
Im quirligen pulsierenden Städtchen Outjo, das wir nach knapp 50 km auf der Asphaltstraße erreichen füllen wir die Bargeldvorräte nochmal auf. Richtungswechsel nach Norden und dann geht es auf der C38 Richtung Etosha. Die Aufregung nimmt zu.
Unterwegs sind wir froh, dass Namibia reichlich mit Rest Areas gesegnet ist, denn Miri kämpft immer noch ein wenig mit Durchfallattacken. Am Anderson Gate, dem südlichen Eingang zum Etosha Park, werden wir zunächst registriert. Auf meine Frage, wie wir uns denn im Fall einer Panne zu verhalten haben, meint die Kontrolleurin nur grinsend, dass das kein Problem sei, denn es würden praktisch ständig Ranger patrollieren und einem schnell helfen. Beruhigend, denn der angeblich obligatorische Reifenschaden lässt ja Gottseidank immer noch auf sich warten. Die knapp 20 km zum Okaukuejo Camp sind noch geteert und führen durch leicht bewaldetes Gebiet. Zwischen den Wipfeln erkennen wir erfreut bereits die erste Giraffe. Wildlife – wir kommen.
In Okaukuejo herrscht trotz der Hitze am frühen Nachmittag hektische Betriebsamkeit. Während wir an der Rezeption aufs Einchecken warten, treffen wir 2 Paare wieder, die in der Sossuvlei Lodge die Nachbarzelte bewohnt hatten. Eine der Frauen erzählt uns ganz aufgeregt, dass in ihrer vorigen Lodge ein Elefant alle Zäune niedergerissen habe und zeigt uns Fotos, wie sie bei einer Safari einem anderen aggressiven Dickhäuter begegnet seien. Sie ist froh über die hohen Mauern, die hier das Camp einschließen. Wir beziehen unsere Hütte und gehen auf erste Erkundungstour. Das direkt im Camp befindliche Wasserloch ist natürlich eine echte Sensation, selbst wenn es zugegebenermaßen Stadionatmosphäre ausstrahlt. Im Halbrund um den Tümpel gruppieren sich von erhöhter Position oberhalb einer Mauer aus die Beobachter, man kann auf Bänken sitzen und sogar eine kleine überdachte Tribüne ist vorhanden. Momentan ist allerdings außer ein paar Springböcken nix Tierisches zugegen und wir beschließen zur Sonnenuntergangszeit wiederzukommen. Den Rest des Nachmittags nutzen wir für ein wenig Sonnenbaden am Pool, wenngleich der Wind recht frisch weht. Als die Sonne sich dem Horizont entgegen neigt, schlendern wir frisch geduscht wieder zur Wasserloch-Manege, wo sich schon die ersten Schaulustigen postiert haben. Entgegen den allgemeinen Erwartungen, dass gegen Abend die durstigen Tiere in Scharen kämen, tut sich allerdings gar nichts, nur ein mickriger Schakal schleicht herum, bevor er die Mauer erklimmt und sich in Richtung Camp trollt. Na hoffentlich machen das die Raubtiere nicht genauso. Eine gute halbe Stunde vergeht ereignislos, ehe sich in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne, langsam und gemessen eine Gruppe von ca 10 Giraffen nähert. Ihre Art, die Beine zum Trinken mühsam zu knicken, ist beeindruckend und komisch zugleich.
Auch ein paar Zebras löschen ihren Durst, aber alles in allem ist das Spektakel überschaubar und wir nehmen unser Abendessen ein, das wiederum aus einem Buffet besteht. Ein ziemlich frostiges allerdings, denn wir sitzen draußen in exponierter Lage dem böigen und kühlen Wind ausgesetzt. Das erste Mal auf dieser Reise sind wir wirklich froh, etwas wärmere Sachen dabei zu haben. Softshellmäßig eingepackt, besuchen wir dann nochmals das Wasserloch und haben das Glück zwei Nashörner bei ihrem Schlummertrunk beobachten zu können. Nach dem sich Miriam ins Zimmer zurückzieht, geben sich noch drei weitere Rhinos die Ehre. Schade, dass die nächtlichen Bilder, die ich mit meinen begrenzten fotografischen Kenntnissen, aus dem gewiss nicht schlechten Apparat von Miriams Onkel herausholen kann, keine wirklich beeindruckende Qualität aufweisen.

21.09. - Tag 13 ... Etosha Nationalpark

Heute ist der designierte Etosha-Wildlife Day. In freudiger Erwartung stehen wir zeitig auf. Das leckere Frühstücksbuffet und einige Besorgungen im Shop halten uns ein wenig auf. Besonders letzterer ist ein ziemliches Ärgernis. Die Mineralwasservorräte werden offensichtlich seit längerem nicht mehr aufgefüllt und man muss sehen, dass man noch irgendwelche Restbestände an Miniflaschen zusammenkratzen kann. Dazu ist die Kasse kaputt, so dass für jeden Kunden mühsam von Hand eine Quittung geschrieben werden muss. Das ist nun wieder Afrika, wie es nerven kann. Bewaffnet mit einer neuen Etosha-Karte, in der auch alle vorkommenden Tiere bildlich dargestellt sind, fahren wir später als erhofft los. Unser Reiseführer hat uns für den Vormittag die nördlich von Okaukuejo gelegenen Wasserlöcher empfohlen. Schon wenige 100 m hinter dem Tor kreuzen die ersten Zebras die Piste. Es folgen Gnus, Oryx-Antilopen, Giraffen, Springböcke – wir sind gleich einmal begeistert, weil man in den flachen gelben Grassavannen die Tiere einfach wunderbar beobachten kann.

Weniger imposant sind die Wasserlöcher Okondeka und Wolfsnes, an denen sich praktisch überhaupt nichts regt. Die Highlights des Vormittags sind also effektiv die Wegstrecken, entlang derer sich die Tiere ungezwungen bewegen und immer wieder schöne Fotos, auch Nahaufnahmen, zulassen. Die zunehmende Hitze des späten Vormittags lässt uns dann die öde Warterei an den verlassenen Wasserlöchern beenden und treibt uns zu einer Pause zurück ins Camp. Gewohnheitsmäßig gehen wir noch schnell zum Camp-Wasserloch und trauen unseren Augen nicht. Hier vor unserer Haustür ist die Hölle los. Ganze Herden von Zebras, Gnus, Oryx-Antilopen, Kudus usw tummeln sich am und sogar im kühlen Nass. Hätten wir ordentlich Benzin und Zeit sparen können. Die tollste Szene mit zwei wild kämpfenden Oryx-Antilopen verpasse ich leider, weil ich schnell im Zimmer bin, um noch ein Fernglas zu holen. Miriam schießt aber eine eindrucksvolle Fotodokumentation des heftigen Streites.


Nach einer kurzen Mittagspause am Pool, machen wir uns auf, um die südlich von Okaukuejo gelegenen Wasserlöcher zu besuchen. Diese Tour beginnt gleich mit einem Hammer. Nicht mal 200 m vom Camp entfernt marschiert ein mächtiger wohl schon etwas betagterer Elefantenbulle majestätischen Schrittes über die Straße. In seinen Augen sind wir bestimmt niederes Gewürm, denn unsere hektischen Fotografierbemühungen lassen ihn vollkommen kalt. Atemberaubend, wenn so ein Koloss nur wenige Meter an einem vorbei schreitet. Erfreut, dass wir damit schon sicher eine Dickhäuterbegegnung auf der Wildlife-Habenseite verbuchen können, steuern wir das nächste Wasserloch Gaseb an. Dort verblasst ruckzuck unser voriges Erlebnis. Eine Herde von ca 20 Elefanten mit vielen Jungtieren tollt ausgelassen im Wasser herum. Besonders die kleinen Elefantenbabys, die von den ausgewachsenen Tieren sorgsam eingekreist werden, fühlen sich pudelwohl bei ihrer Feuchtigkeitskur mit Schlammpackung.

Am folgenden Wasserloch Gemsbokvlakte kommen dann auch wieder andere Tiere zum Zuge, die bei Elefantenanwesenheit keine Chance zum Trinken haben. Hier gibt es sogar einen kleinen Grünstreifen, an dem sich Giraffen gütlich tun. Diese einzigartigen Tiere mit ihrer aristokratischen Gelassenheit haben es uns irgendwie besonders angetan. Auf einem schmalen Sträßchen kurven wir durch einen touristisch eher weniger befahrenen Teil des Parkes. Trotz recht üppiger Vegetation hat es auch nicht sehr viele Tiere. Immerhin taucht unvermittelt ein Straußenpaar direkt am Pistenrand auf und posiert geradezu eitel für unser Fotoshooting.

Am Ombikia-Wasserloch ganz in der Nähe des Parkeingangs hoffen wir endlich die ersten Löwen zu sehen, die hier angeblich recht häufig zu Gange sein sollen. Leider bekommen wir „nur“ eine Reihe von Antilopenarten und unsere ersten Warzenschweine zu Gesicht.
Einige Giraffen auf dem Rückweg zum Camp und nochmalig unser Elefanten-Opa von heute mittag bilden den Abschluss unserer Tiererlebnisse.
Das Dinner nehmen wir diesmal drinnen ein, obwohl es heute ein deutlich milderer Abend ist. Miri krabbelt in die Federn und ich mache einen letzten Gang zum Wasserloch, wo ein einzelner Elefantenbulle gemächlich seinen Schlummertrunk einnimmt.

22.09. - Tag 14 ... Okaukuejo - Onguma

Wieder stehen wir recht früh auf, weil wir nochmals beim „löwenträchtigen“ Ombikia-Wasserloch vorbei wollen. Und wieder verzögert sich der Aufbruch, diesmal weil das Auschecken an der Rezeption sich ewig lange hinzieht. Ob das der Grund war, dass wir auch dieses Mal keines der begehrten Raubtiere vorfinden, wird ein Geheimnis bleiben.
Auf jeden Fall starten wir danach zu einer kompletten Parkdurchquerung, um zu unserer nächsten Lodge zu gelangen. Wie am Vortag zieht uns die Fahrt durch das Wildreservat schnell in seinen Bann. Dass die Tiere uns Touris scheinbar gleichmütig als Teil ihres Daseins akzeptieren, erweckt zumindest nicht das Gefühl, nur ein lästiger Eindringling zu in diesem fragilen Ökosystem zu sein. Und immer wieder gibt es neue Begegnungen mit der exotischen Tierwelt, von denen uns nach wie vor die Elefanten und Giraffen am meisten faszinieren.
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Hier weiter westlich stoßen wir dann an die Ränder der Etosha-Pfanne, der scheinbar endlosen Lehm- und Salzebene, die einst der Boden eines seit langem ausgetrockneten Sees war. Ein bisschen sieht sie aus der Ferne wie ein großer weisser Ozean aus, an den die Vegetationszonen wie Uferbuchten zu grenzen scheinen.
Mittagsrast machen wir nach knapp 70 km im Camp Halali, das um diese Tageszeit völlig ausgestorben daliegt. Hier hat es im Gegensatz zum restlichen Park, sogar einige kleine Erhebungen. Auch Halali hat ein eigenes Wasserloch, das allerdings ein weniger weiter vom Campzentrum entfernt liegt. Eisschleckend marschieren wir in sengender Hitze dorthin, aber obwohl es recht idyllisch am Fuß eines Hügels liegt, finden wir die Szenerie deutlich langweiliger als in Okaukuejo. Weiter geht die Fahrt nach Westen in Richtung des dritten großen Etosha-Camps. Dazwischen liegen noch einige weitere Wasserlöcher, darunter Kalkheuwel, das unser Reiseführer als besonders lohnend anpreist. Schon bei der Abzweigung kommt uns ein Fahrzeug entgegen, dessen Insassen beide Daumen emporrecken. Bei der Ankunft sehen wir sofort warum, eine unbeschreibliche Szenerie bietet sich uns dar. Das Wasserloch ist fest in Elefantenhand, aber nicht 5, 10 oder 20 Tiere umsäumen das Wasser sondern fast 60 (!) Tiere zählt Miriam, so gut es in dem Gewimmel möglich ist. Ein Heidenspektakel sowohl optisch wie akustisch. Man weiss gar nicht wohin man schauen oder knipsen soll und das alles aus nächster Nähe.

Ich bin noch mitten drin, ein kleines Videofilmchen mit meiner Kamera zu versuchen, als Miriam auf Rückzug drängt, weil einer der Dickhäuter bedrohlich nahe auf uns zukommt und sich dominierend vor uns aufbaut. Also räumen wir noch ganz benommen von diesem Erlebnis das Feld. An der Abzweigung machen wir eine Familie, die gerade dran vorbeifahren will, auf die Sensation aufmerksam, was besonders die Kinder natürlich dankbar aufnehmen. Nur wenige Kilometer weiter stoppen wir, weil mehrere Autos am Wegesrand parken, immer ein Zeichen einer lohnenswerten Wildbeobachtung. Man sagt uns, dass eben ein Leopard gesichtet worden sei, aber leider sind wir zu spät, um noch eine Spur von ihm erhaschen zu können. Die Aufreger häufen sich nun im Minutentakt. Zuerst werden wir von 2 Zebras aufgehalten, die hintereinander mitten auf der Straße stehend, die Weiterfahrt blockieren.


Hupen möchte ich nicht, also klatsche ich aus dem Fenster in die Hände. Das eine Zebra setzt sich in Bewegung, trabt vorwärts, stellt sich einfach auf die andere Seite seines Kollegen und erstarrt wieder zur Salzsäule. Ein entgegenkommender Landrover ist nicht so rücksichtsvoll und prescht einfach mitten durch, was die Zebras dann doch zur schleunigen Flucht zwingt. Wieder nur kurz darauf sehen wir linkerhand ein Straußenweibchen direkt am Wegesrand. Ich verlangsame das Tempo – zum Glück –plötzlich höre ich nur Miriams spitzen Schrei und trete instinktiv voll in die Eisen. Gerade noch rechtzeitig, denn von einem riesigen Termitenhaufen verdeckt läuft das zugehörige Straußenmännchen über die Straße und entgeht nur um Haaresbreite unserem Kühlergrill. Welch ein Schreck, das hätte eine gewaltige Kollision gegeben, denn die Strauße sind deutlich mächtiger als man sie von Fernsehaufnahmen her einschätzen würde. Irgendwann am Nachmittag erreichen wir dann Namutoni, das westlichste der drei Camps innerhalb des Etosha Parks, das aus einem früheren Fort entstanden ist. Da uns die Verkehrsführung etwas irritiert halten wir uns nicht lange auf und besuchen das nächstgelegene Wasserloch Klein-Namutoni Eine stattliche Zahl verschiedener Tiere hält sich dort auf und präsentiert uns eine seltsame Form von Rassentrennung. Schön geordnet und reihen sich Warzenschweine, Springböcke, Giraffen, Oryxe, Kudus und verschiedene Vögel nebeneinander auf ohne eine einzige Vermischung. Sieht ulkig aus. Leider sehen wir auch hier keine Löwen und so müssen wir uns wohl damit abfinden, den König der Tierwelt hier im Etosha-Park nicht persönlich angetroffen zu haben. Darüber bin ich zugegebenermaßen etwas traurig, nicht nur weil der Löwe mein Sternzeichen ist. Wir verlassen den Nationalpark durch das von Lindquist-Tor und biegen unmittelbar dahinter in die Zufahrt zur Onguma Lodge ein. Entlang der Parkgrenze geht es einige Kilometer eine Piste entlang, bis wir die 8 Hütten des Onguma Bush Camp erreicht haben. Diese vielgerühmte Lodge hat einen etwas exclusiven Charakter in einer Abgeschiedenheit, die einen abseits vom Trubel der Etosha Camps in aller Ruhe entspannen lässt.

Onguma Bush Camp

Die Gartenanlage ist schön angelegt und hinter dem Poolbereich gibt es einen Aussichtsturm auf ein eigenes Wasserloch, welches nachts beleuchtet ist. Zunächst bin ich allerdings etwas mufflig, denn am Pool gibt es deutlich zu wenig Liegen, die alle belegt sind. Ein nicht gerade schweigsamer Männertrupp mit sächsischem Zungenschlag trägt nicht gerade zum Relaxen bei, zumal einer sein Bierglas fallen lässt und die Scherben erst mühsam aus dem Pool gefischt werden müssen. Erst langsam gelingt es uns, nachdem wir es uns notgedrungen in Sesseln bequem gemacht haben, unseren Ärger runterzufahren und die Nachmittagssonne zu genießen. Den verlorenen Kredit holt sich die Onguma Lodge schnell wieder zurück durch den tollen Personal Service, den wir während unseres Aufenthalts genießen dürfen. Chefkellner Matthäus und seine Kollegen sind superfreundlich und lesen einem jeden Wunsch von den Augen ab. Von einem Balkon aus genießen wir bei einem wunderbaren Sundowner nochmals einen der fantastischen afrikanischen Sonnenuntergänge, um hernach mit einem köstlichen Abendessen verwöhnt zu werden.



23.09. - Tag 15 ... Onguma - Windhoek

Etwas wehmütig sehen wir bei einem ausgiebigen Frühstück dem Reisetag zurück nach Windhoek entgegen. Herzlich werden wir vom Servicepersonal mit einer Umarmung verabschiedet. Dann nehmen wir fast 500 km lange Schlussetappe unserer Selbstfahrertour in Angriff. Auf der Onguma-Zufahrt begegnet uns nochmals eines dieser knuffligen Damara-Dikdik, einer sehr kleinen Antilopenart, die ein süßes Bambigesicht mit ganz langen Wimpern aufweist. Dann fressen wir viele Asphaltkilometer auf der Strecke B1 über Tsumeb, Otavi, Otjiwarongo und Okandheja nur unterbrochen von einigen wenigen Stopps zum Tanken oder Vesper verzehren. Beim Tanken in Otjiwarongo versuche ich einen der auffallend blau blühenden großen Bäume ( weiß jemand, wie die heißen ?) zu knipsen, die wir in den größeren Städten immer wieder sehen, aber wirklich beeindruckend wirkt das Foto vor dem gleichfarbigen Himmel nicht. Schließlich erreichen wir Windhoek und quartieren uns wieder in unserem schon vom Ankunftstag bekannten Safari Court Hotel ein. Da es um mehr als 10 Grad wärmer ist als vor 2 Wochen können wir diesmal ein Bad im Hotelpool nehmen und uns die Anstrengung der langen Fahrt abspülen. Den letzten Abend in Namibia verbringen wir bei einem leckeren Dinner-Buffet, ehe wir bald unser Zimmer aufsuchen. Noch geht es am nächsten Tag ja nicht nach Hause, denn wir haben noch einen kurzen Trip nach Kapstadt auf dem Programm.
Letzte Änderung: 16 Nov 2010 18:00 von Cheesy.
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