Freitag, 02.10.2009 – Rendezvous mit der wahren White Lady
Heute klingelt der Wecker etwas später, denn heute werden wir abgeholt! Das Frühstück ist wieder lecker und Heiko bekommt heute sogar seinen Kakao. Weil wir heute entgegen aller Tipps noch an den Brandberg weiterfahren wollen, haben wir schon ausgecheckt und das Auto abreisefertig auf dem Hotelparkplatz abgestellt.
Chris holt uns pünktlich um 10 vor 8 standesgemäss mit seinem Landrover Defender ab. *seufz* ^^ Wir fahren wieder zurück nach Swakopmund und lachen schon die ganze Fahrt über - Chris ist ein wahnsinnig sympathischer und witziger Typ.
Wir holen noch zwei andere Pärchen ab, dann kann´s losgehen in die Dünen! Vorher hält Chris aber noch einen Vortrag über seine Freunde, die Quadbiker. Die zerstören seit Jahren die Wüste durch Querfeldeinfahren, auf den ebenen Fläche wo kein Sand sondern kleine Steinchen liegen verweht der Wind die Spuren nicht, sie bleiben Jahrhunderte lang zu sehen!
Chris demonstriert das anschaulich an der Ochsenwagenspur aus dem letzten Jahrhundert, die immer noch perfekt zu sichtbar ist. Vor einiger Zeit hat er ein Flugzeug gechartert und Luftaufnahmen gemacht, überall ziehen sich die Kreise und Fahrrillen, was darunter liegt ist unwiederbringlich zerstört. Und wieviel darunter lebt sollen wir heute noch sehen .....
Die Aufnahmen hat er an die Regierung geschickt, die nun endlich erste Massnahmen eingeleitet hat, nicht viel, aber immerhin ein Anfang. Kaputt wird die Wüste natürlich trotzdem bleiben. Man merkt wie sehr ihm diese Sache am Herzen liegt und wie er sich seit Jahren dafür einsetzt. Etwas bedrückt setzen wir unseren Weg fort, trotzdem ist es bewundernswert und unterstützenswert dass es Menschen gibt die sich so einsetzen.
Direkt nach der Brücke Richtung Walwis Bay geht´s links rein und wir halten an der ersten Düne und steigen aus. Chris erklärt uns als erstes dass es hier seit einem Jahr nicht geregnet hat, die Pflanzen aber durch Nebel- und Taubildung überleben und wahnsinnig viel Wasser speichern. Die Pflanzen schmecken bitter und schützen sich so vor Tierfrass. Wie Tiere hier durch "Müsli" überleben können veranschaulicht uns Chris mit lustigen Sandmalereien.
Es dauert nicht lange und wir haben unser erstes Tier gefunden, den Bau einer Carparachne aureoflava der berühmten "Dancing white Lady", die endemisch in der Namib lebt. Es ist ein grosses Tier und Chris möchte sie nicht ausgraben, so halten wir nach Bauten von kleineren Exemplaren Ausschau. Es dauert nicht lange und er findet einen, Chris gräbt und gräbt und gräbt, der Gang ist sicher 60cm tief in die lockere Düne gebaut. Das Spinnchen ist schnell gefangen und geht gleich mal in Abwehrstellung. Was für ein wunderschönes Tier !!!! (leider fehlen mir hier alle Macros die ich gemacht habe. Sobald ich sie öffnen und bearbeiten kann reiche ich sie nach!)
Als nächstes findet Chris die Spur eines Skinks. Ein paar beherzte Schaufelbewegungen in den Sand, und schon liegt er vor uns.
Wir gehen ein paar Meter weiter und finden ein grosses Chamäleon. Es sitzt gut getarnt neben einem Stein und schaut sich die Umgebung an.
Chris packt einen schwarzen Käfer aus, den das Chamäleon auch sofort erspäht und sich auf den Weg macht. Dabei wechselt es seine Farbe dem Boden entsprechend und pirscht sich ran.
Schwupps, schon klebt der Käfer an der langen Zunge und wird einverleibt. Mahlzeit! *g*
Dann entdeckt Chris noch ein kleines Chamäleon. Das grosse verzieht sich derweil in einen kleinen Busch^^
Während wir noch das Chamäleon bewundern, hat Chris das nächste Tier entdeckt: die Spur einer Sidewinderschlange verrät ihr Versteck. Mit dem Schlangenhaken ist sie schnell aufgestöbert, schnell schlängelt sie über dem Sand und macht dabei ihrem Namen alle Ehre und vergräbt sich ruckzuck unter der nächsten Pflanze. Nur noch die Augen sind zu sehen, für das ungeübte Auge und für Beute unsichtbar
.
Dann entdeckt er noch Spuren des Palmato-Geckos, ein nachtaktives, sehr lichtempfindliches Reptil mit intensiver Farbgebung. Schnell ist der arme Kerl ausgegraben, wir bewundern die Färbung, fotografieren schnell und dann setzt Chris ihn wieder in ein vorgegrabenes Sandloch, wo er sich schnell wieder eingräbt und gegen Sonne und Hitze schützt.
Wir setzen unseren Weg im Auto fort, finden noch eine weitere Sidewinder und Silberfischchen, die ganz unten in der Nahrungskette stehen. Sie ernähren sich von dem "Müsli", Pflanzenresten die der Wind anweht und die sich an den Dünen sammeln. Chris erzählt uns viel über die Dünen und das viele Leben, das sich fast unsichtbar unter der Sandoberfläche tummelt.
Am Seitenhang einer Düne gräbt Chris kleine Wüsteneidechsen aus. Sie schimmern golden im Sonnenlicht und beissen sich am Ohr fest.^^
Wir befahren eine hohe Düne, immer im Tiefsand oder auf vorhandenen Wegen, denn der wird vom Wind regeneriert. Die Aussicht ist atemberaubend, die Dünen sind goldgelb- schwarz- rot changierend. Die schwarze Farbe kommt von Eisenspänen, Chris demonstriert mit einem Magneten wie eisenhaltig der Sand hier ist. Ein schwarzer Igel entsteht!
Die rote Farbe kommt von winzigen Rubinen, klein wie Sandkörner und kleine Quarzsteinchen, Chris hat ein paar gesammelt, tiefroter glitzernder Sand.
An dieser Stelle muss ich mal Werbung für Chris machen *hust^^ .... er hat schon viel vom Forum gehört und ich hab ihm versprochen, allen zu erzählen dass diese Tour wirklich genial ist. Und das ist nicht übertrieben!
Ich finde es ausserdem sehr gut so engagierte Leute wie Chris zu unterstützen.
Wir fahren auf und ab über die Dünen und haben irgendwann einen atemberaubenden Blick aufs Meer. Wir steigen ein letztes Mal aus, machen Rast und geniessen die Aussicht die sich uns bietet.
Chris fährt uns zurück zum Hotel, wo wir gleich ins schon gepackte Auto springen und gen Norden düsen. Unser heutiges Ziel ist der Brandberg, wo wir zwei Tage campen wollen. Auf der Salzstrasse die die Küste entlangführt kommen wir sehr zügig voran. Einige Kilometer hinter Swakopmund sichten wir ein Wrack im Meer. Am Strand entdecken wir angespülte Quallen und bunt schimmernden Schaum.
Kurz vor Henties Bay biegen wir rechts ab und fahren wieder ins Landesinnere. Die Gegend wird wieder sehr öde, ganz flach und farblos. Die Gravelpad ist sehr breit und ausgezeichnet zu befahren, auch hier kommen wie sehr zügig voran denn zu sehen gibt es ohnehin fast nix.
Nach ca. zwei Stunden erreichen wir Uis, an den Strassenseiten werden an Verkaufsständen Halbedelsteine angeboten, oft stehen Ziegen als Begleitschutz Spalier.
Kurz vor Uis biegen wir links zum Brandberg ab, schon von weitem haben wir das grosse Bergmassiv gesehen.
Hier herrscht ein ganz eigenes Microklima, in dem viele Tier- und Pflanzenarten endemisch leben.
Der Weg zur Lodge ist gut beschildert und so checken wir nach kurzer Farmpad an der Rezeption ein. Die Lodge liegt wunderschön mit tollem Blick auf´s Bergmassiv und die umliegende Savanne. Es ist wahnsinnig heiss hier. Mein grösster Wunsch wird direkt an der Rezeption erfüllt: die Elefanten, die hier wild leben, befinden sich just in diesem Moment direkt im Campingplatz!
Der Weg dorthin ist schnell erklärt und wir haben auch freie Wahl bei unserem Stellplatz für die nächsten beiden Nächte! Aber an Zeltaufbauen denkt jetzt niemand, wir wollen die Elefanten sehen. Wir kurven ein bisschen über den wunderschönen grosszügigen Platz und schon sehen wir eine grosse Herde Dickhäuter. Wir nähern uns mit dem Auto und bleiben in gebührender Entfernung stehen, die Herde bewegt sich gemächlich und knabbert an den Bäumen rum. Es ist ein wunderschönes Erlebnis diese grossen Tiere so nah in freier Wildbahn zu beobachten. Die Kleinsten werden von den Mädels behütet, ein Bulle bildet das Schlusslicht und sichert die Herde nach hinten ab.
Irgendwann reissen wir uns los und suchen uns einen schönen Platz für die heutige Nacht. Alle Plätze haben Wasseranschluss und Toiletten- und Duschhäuschen stehen stets in der Nähe unter freiem Himmel. Toll!
Schnell ist das Zelt aufgebaut und das obligatorische Feuerchen brennt. Wir halten weiterhin Ausschau nach den Elefanten, aber die Herde hat sich in die Gegenrichtung aufgemacht. Ich nehme erstmal eine erfirschende Dusche und kühle mich etwas ab.
Die Sonne versinkt neben dem Brandberg und färbt den Himmel rot. Wir lassen uns dazu unser Oryxfilet schmecken.
Wir beziehen unser Bettchen im Zelt und sind auch schnell eingeschlafen. Ob wir heute Nacht wohl nochmal Elefantenbesuch bekommen?