Fortsetzung San Gerardo de Dota
Nach einem stärkenden Frühstück wollen die Kinder erstmal in unserem Häuschen spielen. Meine Frau und ich erkunden derweil einen der Trails, die hinter den Gästehäusern ihren Anfang nehmen und sich durch den Nebelwald winden. Hier kann man einem kleinen Bachlauf folgen und über eine Hängebrücke den Wald aus der Wipfelperspektive erleben.
Wir sind die einzigen Menschen weit und breit und genießen das satte Grün und die nur vom Rauschen des Bachs gebrochene Stille. Die Vegetation ist einmal mehr überaus dicht. Jeder Stamm ist von Flechten überzogen. Eine schöne und fast märchenhafte Atmosphäre, die der in Monteverde ähnlich ist.
Und immerhin ein Vögelchen erwischen wir trotz des dichten Blattwerks auch noch: Einen Ruddy Treerunner.
Nach unserem Elternausflug ist Bootfahren angesagt – die Kinder finden das Herumschippern auf dem kleinen See der Lodge ganz wunderbar und wir haben mit ihnen hier großen Spaß. Bevor es aber losgehen kann, müssen wir literweise Wasser aus den vom Regen gut gefüllten Booten herausschöpfen.
Als der Morgen weiter fortschreitet, mache ich mich schließlich allein auf den Weg zum benachbarten Hotel Savegre, das mit seinen Gärten und Trails für seinen Vogelreichtum gerühmt wird.
Wenige Schritte von unserer Hütte entfernt kommt es dabei bereits zu einer Überraschung: Ein männlicher Quetzal zeigt sich mir ganz unvermittelt am Rande des „Lodge-Waldes“.
Ich traue meinen Augen nicht. Warum sind wir heute nochmal so früh aufgestanden?
Im Hotel Savegre angekommen, muss ich als Externer zehn Dollar Wegenutzungsgebühr zahlen, die sich jedoch in den nächsten knapp zwei Stunden auszahlen werden.
Eine Vielzahl (!) von Vögeln lässt sich bereits in den Gartenanlagen des Hotels beobachten.
Kolibris sind hier stark vertreten. Es gibt hier eine Futterstelle, die jedoch nicht angeflogen wird. Es sind genügend Blüten überall um mich herum vorhanden. Hier lassen sich Lesser Violetears gut bei der Nahrungsaufnahme beobachten.
Der Talamanca Hummingbird kommt als für mich neuer Kolibri auf die Birding-Liste.
Daneben lässt sich der wunderschöne Long-tailed Silky-Flycatcher auf Nahdistanz sehen. Darüber freue ich mich besonders.
Und auch Sulphur-winged Parakeet, Sooty-capped Chlorospingus und Slaty Flowerpiercer sind Erstsichtungen für mich. Es ist ein echter Vorteil, wenn man noch nie zuvor in der Gegend war…
Neben dem Garten des Hotels erkunde ich einen der Trails, die sich auch hier am angrenzenden Nebelwald-Berg entlangziehen. Ich entscheide mich für den kurzen „Canto de las aves“-Weg, der als kleiner und manchmal ziemlich steiler Pfad durch den dichten Nebelwald führt. Vegetationsbedingt habe ich hier weniger Sichtungen als im Garten. Als Höhepunkt zeigt sich mir aber ein Black Guan – und damit habe ich die größeren Hühnervögel, die in unserem Wildlife-Guide aufgeführt sind, komplett.
Aber auch Mountain Thrush, Ruddy-capped Nightingale-Thrush, Spot-crowned Woodcreeper und Chestnut-capped Brushfinch lassen sich dokumentieren und unsere Vogelliste weiterwachsen. In CR kann man diesbezüglich eine echte Sammelleidenschaft entwickeln…
Auf dem Rückweg zum eigenen Domizil begegne ich Rufuos-collared Sparrow und Tropical Mockingbird.
Meine Frau fährt derweil erneut mit den Kindern im Ruderboot über den kleinen See. Ich schließe mich ihnen bei meiner Rückkehr an und wir verbringen eine entspannte und freudvolle Zeit, bei der die Kinder zu immer besseren Ruderinnen und Steuerfrauen werden, so dass sie am Nachmittag auch mal allein fahren können.
Zum Mittagsessen wollen wir in den Ort fahren, um in einer typischen Soda – einem einfachen Restaurant mit lokaler Küche – zu essen. Auch wollen wir uns am Fluss noch einmal auf Vogelpirsch begeben.
Dieser Teil des Tages folgt in einem nächsten Teilkapitel.