THEMA: Island 2020: Als Corona ganz weit weg war
22 Okt 2020 17:46 #597137
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Betti auf Island

Eine meiner frühesten und schönsten Kindheitserinnerungen ist das abendliche Vorlesen meines Vaters. War mein erster Protest gegen die viel zu frühe Bett-Order verebbt, schlüpfte ich noch leise schmollend in meinen Frottee-Schlafanzug und lauschte schließlich andächtig den Abenteuern von Nonni auf Island.

Die Bücher, die mein Vater selbst schon als Junge gelesen hatte, entführten mich gedanklich in eine fremde Welt aus heißer Erde, Schnee und Eis, und ich lernte allerlei nützliche Dinge. Zum Beispiel, wie es sich zu verhalten gilt, wenn man von einer Lawine verschüttet wird (ein Wissen, das ich zum Glück nie zur Anwendung bringen musste), dass es Pferde mit einem fünften Gang gibt und Gegenden, in denen der nächste Nachbar tagelange Fußmärsche entfernt lebt - für mich als Sprössling des rummeligen Ruhrgebiets eine fast schon absurde Vorstellung. Es konnte daher in meinen kindlichen Augen nicht anders sein, als dass diese wundersame Insel mit ihren wundersamen Wesen dem Reich der Fabel entsprang, zumindest aber in unerreichbarer Ferne liegen musste. Und das machte sie umso reizvoller für mich.

Hochtemperaturgebiet Hverarönd beim Myvatn 2019




Jökulsarlon-Gletscherlagune 2019


Zu den großartigsten und gleichzeitig zweifelhaftesten Errungenschaften des Erwachsenwerdens zählen ja Erkenntnis und Kenntnis. Zum Beispiel die der Geografie. Erstaunt musste ich irgendwann feststellen, dass Island nicht nur real, sondern nach heutigen Maßstäben sogar ums Eck ist. Ich nahm mir fest vor, Nonnis Heimat eines Tages zu besuchen. Warum es dann so lange gedauert hat, kann ich noch nicht einmal sagen, doch Ende Juli vergangenen Jahres war ich dann erstmals am Ziel meiner Kindheitsträume.

Snaefellsness mit dem Snæfellsjökull 2019


Landmannalaugar 2019


Rund dreieinhalb Stunden dauert der Flug aus Deutschland nach Keflavik. Praktisch ein Katzensprung, doch bestimmte Umstände können die Verhältnismäßigkeit von Distanz auf unserer gefühlt zur Erbse geschrumpften Erde wieder zurechtrücken. Wie Corona zum Beispiel und ein damit einhergehender Lockdown des Flugverkehrs, oder ein Vulkanausbruch wie der des Eyjafjallajökull, der 2010 wochenlang für Chaos bei den Airlines führte. Das ist deshalb besonders erwähnenswert, weil auch diesmal im Vorfeld unserer Reise eine ganze Reihe von Erdbeben Island erschütterte und auf einen möglichen Ausbruch des Vulkans Grimsvötn hindeutete. Nachdem Icelandair nach der Corona-Zwangspause nun endlich wieder flog, mochten wir uns diese Ironie des Schicksals im Fall der Fälle kaum ausmalen.

Wir hatten zunächst einen SAS-Flug geblockt und dann aber rechtzeitig zurückgegeben, nachdem Icelandair wieder auf den Plan trat - wenn auch noch verhalten. Statt des eigentlich täglichen Abflugs von Hamburg gab es nur einen wöchentlichen Slot am Samstag, und weil wir auch für den Rückflug die Sicherheit einer regelmäßig beflogenen Strecke haben wollten, entschieden wir uns für Flüge ab/bis Frankfurt/Main. Auch Zubringerflüge aus Hamburg waren noch rar und hätten uns eine sechsstündige Wartezeit in der Mainmetropole beschert. Also sattelten wir auf den Zug um, und um ganz sicher zu gehen, dass das alles in Zeiten von Ausfällen und Unsicherheiten entspannt über die Bühne gehen würde, reisten wir einen Tag früher in Frankfurt an. Das hatte zudem den Charme, dass wir einen wunderbaren, lauen Sommerabend mit den Casimodos verbringen konnten, die wenige Wochen nach uns Island bereisen wollten und ähnlich enthusiastisch waren wie wir. 1.000 Dank Kerstin und Carsten für diesen tollen, stimmungsvollen Abend! Eure Zeit wird kommen! :kiss:

Mit freundlicher Genehmigung der Casimodos :)


Am 13. Juli ist es dann soweit, und wir machen uns nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel auf den Weg zum Flughafen. Der wirkt wie leergefegt, entsprechend flott sind wir durch den Sicherheitscheck und harren der Dinge, die da kommen. Wir hatten auch deshalb von SAS auf Icelandair umgeswitcht, weil die Ankunftszeit in Island auf diese Weise deutlich vor 17 Uhr lag. Damit hatten wir dem Vernehmen nach gute Chancen, das Ergebnis des erforderlichen Tests bei der Ankunft noch am selben Abend zu erfahren. Das erschien uns nicht nur nervenschonend, sondern war auch deshalb von Bedeutung, weil erst dann die Reise ab der ersten Unterkunft fortgesetzt sowie größere Ausflüge unternommen werden durften.

Beim Boarding verhalten sich die Passagiere überraschend diszipliniert und stehen mit Abstand in Reih und Glied, im Bus ist es damit allerdings vorbei, denn der wird wie gehabt bis zum Anschlag vollgestopft. Der Flieger ist fast ausgebucht, auf die Idee, das günstige Zeitfenster zu nutzen, waren noch andere gekommen. Wir atmen etwas mühsam durch unsere FFP2-Masken, fühlen uns aber alles in allem gut.

Als wir über Island schweben, bin ich voller Vorfreude, aber auch gedanklich bei dem Test, der vor uns liegt. Was, wenn wir positiv wären? Wir müssten zwei Wochen in Quarantäne, immerhin auf Staatskosten, aber naja... Es wird schon gutgehen. Beim Aussteigen geht es brav Reihe für Reihe und nicht so hektisch zu wie sonst, das dürfte von mir aus Schule machen und auch in Zukunft immer so sein.



2.000 Passagiere dürfen zu diesem Zeitpunkt täglich ins Land, mehr gibt die Testprozedur nicht her. Nur vier Tage nach unserer Ankunft ändern sich allerdings die zulässigen Zahlen und das Verfahren, und Touristen aus vier Ländern dürfen ungetestet ein- und umherreisen - darunter Deutschland.

Für uns gilt das noch nicht, und so werden wir über den gähnend leeren Airport zu den Teststationen geleitet. Wie die meisten haben wir den Test schon aus Deutschland bezahlt. Die Schlange, in der wir stehen, rückt erstaunlich zügig voran und ich bin einmal mehr begeistert vom Einfallsreichtum und Pragmatismus unserer Gastgeber. Nur noch eine Dame ist vor mir dran, sie stimmt ein jammervolles Wehklagen an, lange bevor der Teststab sie überhaupt erreicht hat, und versetzt die Wartenden in den hinteren Reihen damit in helle Aufruhr. Grußlos und empört stürmt sie wenige Minuten später aus der Kabine und in Richtung Gepäck. Ich trete vor und zwinkere dem vermummten Tester zu, der all das isländisch-gelassen erduldet und zum Wohle seiner Volkswirtschaft - und letztlich auch zu unserem Vergnügen - täglich stundenlang in fremden Mundhöhlen und Nasen herumprokelt. Tatsächlich finde ich die kurze Prozedur gar nicht schlimm, was vielleicht auch der bühnenreifen Vorstellung meiner Vorgängerin geschuldet ist, nach der ich aufs Schlimmste gefasst war.

2019 sind wir per Shuttle zur Autovermietung gebracht worden, das ist jetzt aber nicht möglich, und so werden wir von einem Mitarbeiter der Firma abgeholt. Über MyCar kann ich nur das Beste sagen, beim letzten Mal hatten wir bei einem großen Anbieter eine echte Gurke von PkW bekommen, diesmal wollten wir etwas mehr abseits der ausgetretenen Pfade fahren und deshalb einen SUV mit mehr Bodenfreiheit. Island ist dummerweise ein sehr hochpreisiges Reiseland und das Auto mit der größte Kostenfaktor, und ein SUV oder gar Jeep treibt die ohnehin stolzen Summen noch einmal gehörig nach oben. Wir konnten aber vorab immerhin ausdealen, einen der neuen Wagen (Toyota RAV4 GX Automatik) zum Preis der Vorsaison zu mieten. Gerade einmal 3.200 Kilometer hat das Auto bei der Übergabe auf dem Tacho, und um es vorab zu sagen, wir hatten unsere helle Freude daran.

Im Lavafeld Berserkjahraun, Snaefellsnes


Meine ersten Eindrücke im Vorjahr waren ein kleiner Schock, die schwarze Einöde der Halbinsel Reykjanes, wo sich der Flughafen befindet, erinnerte mich fatal an Abraumhalden. Das sollte also die vielgelobte Bilderbuch-Landschaft sein?

Diesmal weiß ich, was uns wo erwartet, und glücklich nehmen wir die rund 150 Kilometer bis zu unserer ersten Unterkunft unter die Räder.



Es ist schön, die fast schon vertrauten Orte wiederzuerkennen, wir fahren vorbei an Lavafeldern, blühenden Lupinen (zu denen ich allerdings ein ambivalentes Verhältnis habe, weil sie zwar hübsch sind, aber hier fehl am Platze und die einheimische Flora verdrängen), sowie den großen, für den ersten Einkauf empfehlenswerten Discountern mit dem riesigen Sparschwein auf dem Dach.





Weil auch Restaurantbesuche auf Island die Reisekasse nicht unerheblich belasten, hatten wir uns dort 2019 reichlich eingedeckt. Das geht nun ohne Testergebnis nicht, und so fahren wir auf direktem Weg zum berühmten Geysir. Der Strokkur, der in schöner Regelmäßigkeit alle paar Minuten in die Höhe schießt, ist eine der größten Attraktionen und allzu oft von drölfzighundert Touristen umlagert.

Strokkur 2019






Weil das in diesem speziellen Jahr mutmaßlich anders sein würde und wir uns auch ohne Testergebnis draußen ein wenig die Beine vertreten dürfen, haben wir uns für die erste Nacht eine Unterkunft in direkter Nachbarschaft dieses beeindruckenden Naturphänomens gesucht. Keine Reisebusse, der Parkplatz leer, der erste Eindruck unterscheidet sich erheblich vom dem des Vorjahres, doch oh Schreck, die Tür des Litli (=klein) Geysir Hotels ist verschlossen. Die Spur in Form eines schlichten Zettels führt zum größeren, fast neuen und nicht gerade günstigen Hotel Geysir ein paar Meter weiter, das seine Pforten bereits wieder geöffnet hat - ein unverhofftes und willkommenes Upgrade.



Wir essen notgedrungen auf dem Zimmer, das nicht nur für isländische Verhältnisse großzügig ausfällt, spazieren zum Geysir und genießen die Stille.



Links mit den hellen Dächern das Litli Geysir Hotel, hinter dem Strokkur das Hotel Geysir


Um 21 Uhr piept Thomas' Handy, nur zwei Minuten später meins: negativ! Ich könnte die Corona-App knutschen! Erst jetzt spüren wir am Ausmaß unserer Glückseligkeit, wie sehr uns die andere Möglichkeit belastet hat.



Schlagartig fühlen wir uns so frei, wie wir uns eben nur auf Reisen fühlen. Es kann losgehen!

Letzte Änderung: 22 Okt 2020 19:20 von Beatnick.
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22 Okt 2020 21:53 #597154
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Liebe Beatnicks,

oh Mann. Ihr legt ja gleich mit wahnsinnig tollen Sehnsuchtsfotos und extremer Wortakrobatik los. Seufs :) B)
1.000 Dank Kerstin und Carsten für diesen tollen, stimmungsvollen Abend! Eure Zeit wird kommen!
Danke zurück. Es war wirklich ein schöner Nachmittag mit perfektem Wetter ! Und der Rest gibt sich irgendwie, irgendwo und irgendwann :dry:

Liebe Grüße
Carsten
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23 Okt 2020 19:33 #597218
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casimodo schrieb:
oh Mann. Ihr legt ja gleich mit wahnsinnig tollen Sehnsuchtsfotos und extremer Wortakrobatik los.

Vielen Dank, mein Lieber! Und happy B. :kiss:
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26 Okt 2020 20:30 #597374
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Im Land der Wasserfälle

Wasser in flüssiger und fester Form, manchmal kochend heiß und oft zu Eis gefroren, ist auf Island alles andere als eine Rarität. Häufig kommt es von oben, und damit sind nicht zwingend die leider ebenfalls nicht seltenen Regen-, sondern vielmehr die zahllosen Wasserfälle gemeint. Wer sich dafür begeistert, wird auf der Insel nicht lange suchen müssen, sie sind allgegenwärtig und in den verschiedensten Variationen zu haben. Gemein ist ihnen fast immer die Endung -foss (oder auch im Plural -fossar), die auf mich eine erheiternde Wirkung hat, ohne dass ich eigentlich genau sagen könnte, warum.



An unserem ersten Morgen fällt das Wasser allerdings zunächst einmal nicht nach unten, sondern schießt in die Höhe, denn noch vor dem Frühstück statten wir den heißen Quellen einen weiteren Besuch ab. So zeitig am Morgen sind wir die einzigen Besucher, die Stille ist fantastisch und wird nur hin und wieder vom Strokkur unterbrochen, der brav seiner Bestimmung folgt und alle paar Minuten eine turmhohe Wassersäule zischend in die Luft spuckt.



Einige Meter weiter in einem zweiten Becken deuten zwar winzige Bläschen an, dass sich unter der stillen Wasseroberfläche etwas regt. Doch der Große Geysir, Namensgeber aller Geysire weltweit, hat sich zumindest vorübergehend zur Ruhe gesetzt. Tektonische Verschiebungen sollen verantwortlich dafür sein, dass seine Aktivität immer wieder sogar für Jahrzehnte zum Erliegen kommt. 2019 haben wir ganze Menschentrauben gesehen, die - vergebens - auf einen Ausbruch warteten, und manch einer war dankbar für den Hinweis, dass es der etwas kleinere, aber entgegenkommendere Nachbar ist, den es zu belauern gilt. Die Unsitte, die Fontäne mithilfe von Schmierseife herauszukitzeln, hat sich glücklicherweise in den 1980er-Jahren auf Druck der Umweltschutzverbände erledigt. Und so blubbert und dampft der Geysir friedlich vor sich und gibt vor, ein Dorfteich zu sein - wenn auch ein sehr warmer.

Still ruht der Geysir (Foto von 2019)


Beim Frühstück gibt's eine große Auswahl, klassische Musik und den Blick auf den weiterhin stoisch seinen Dienst verrichtenden Strokkur. Er weiß wohl nicht, wie beeindruckend er ist. Mich jedenfalls lenkt er, obwohl wir ihn nun schon so oft ausführlich bewundert haben, mit jeder seiner Showeinlagen wieder aufs Neue von meinem Rührei ab; was kein Unglück ist, stammt es doch ganz offensichtlich nicht von glücklichen Hühnern, sondern aus der Tüte.



Unsere Siebensachen sind schnell gepackt, wir klemmen uns den kleinen Ausflug zum nur wenige Kilometer entfernten Gullfoss. Der "goldene Wasserfall" ist einer der beliebtesten Islands und fraglos imposant, präsentierte sich ein Jahr zuvor allerdings bei Traumwetter von seiner besten Seite. Das ist an diesem Tag nicht zu toppen, und so fahren wir in die entgegengesetzte Richtung zum ebenfalls in der Nähe liegenden Bruarfoss, denn wir haben uns fest vorgenommen, auch viele neue Plätze für uns zu entdecken.

Gullfoss 2019


Dieser Wasserfall galt lange als Geheimtipp und als sich seine Schönheit schließlich herumgesprochen hatte, fielen die Touristen wie die Heuschrecken über eine benachbarte Ferienhaussiedlung her, bahnten sich den Weg durch die dieselbe und auch querfeldein durch die Natur. Die litt ebenso wie die urlaubenden Hausbesitzer, und so gibt es mittlerweile einen kleinen Parkplatz an der Straße 37 östlich von Laugarvatn, von dem aus ein rund drei Kilometer langer Pfad zum Ziel führt.



Das Wetter ist brauchbar, zwar bewölkt, aber trocken und kein Wind, Vögel und zu Beginn auch Islandpferde begleiten uns auf dem herrlichen Weg entlang des Flusses Bruara (Brückenfluss), der zusehends schmaler und verwunschener wird.



Ufer!Schnepfe (Danke, Matthias)


Vorbei geht es an Stromschnellen und weiteren Wasserfällen, eine tolle Strecke.





Aus der Ferne sehen wir die Holzbrücke, die über den Fluss führt und einen wunderbaren Blick auf den Bruarfoss ermöglicht, und nach 40 Minuten stehen wir schließlich dort. Nur fünf Meter fällt der Bruarfoss in die Tiefe, doch sein ungewöhnlich babyblaues Wasser fließt strahlenförmig in die Flussspalte - er ist wunderschön.





Eine Familie kommt und geht, dann ein junges Paar, doch die meiste Zeit sind wir allein; klettern herum, genießen den Anblick und das Rauschen des außergewöhnlichen Wasserfalls.



Nach fast drei Stunden sind wir zurück am Auto, oha, irgendwie brauchen wir immer sehr lang, dann fahren wir erst nach Süden und schließlich auf die 32 ins Landesinnere. Die Gegend ist überwältigend und einsam, beim nächsten Mal müssen wir hier unbedingt mehr Zeit verbringen und einen Übernachtungsstopp einplanen, das nehmen wir uns fest vor.

Kurz bevor die Straße in eine F-Hochlandpiste übergeht, biegen wir ab auf eine sehr rumpelige Strecke, von der aus auch das wunderhübsche Tal Gjain mit seinen vielen kleinen Wasserfällen erreichbar ist. Wir lassen es links liegen, auch das steht auf der Agenda fürs nächste Mal, dann idealerweise bei etwas wolkenloserem Himmel.



Zusehends steiler windet sich die 7,5 Kilometer lange steinige Piste nach oben, die nur mit einem geländegängigen Auto befahren werden darf. Unser SUV macht einen tollen Job und ich finde die Rüttelstraße in angemessenem Tempo gut machbar. Vom Parkplatz aus ist es nicht mehr weit zu unserem Ziel, dem Haifoss (=hoher Wasserfall), der aus 122 Metern geteilt über eine steile Stufe hinabstürzt.



Es ist ziemlich frisch hier oben, die Landschaft schroff und spektakulär, und es liegen noch Reste von Schnee. Es soll einen Abstieg geben hinunter ins Tal, doch uns fehlen Muße und Zeit, dann eben - na logo - beim nächsten Mal. :-)

Dieser Wasserfall, der dritthöchste des Landes, ist bei den Isländern besonders beliebt. Nicht nur, weil er schön ist, sondern vor allem schön abgelegen, fernab der Ringstraße und nur mit etwas Aufwand erreichbar. Reisegruppen und Touristenmassen verirren sich nicht hierher. Unter diesen besonderen Umständen schon gar nicht, wir treffen kaum Menschen.



Zurück auf der Ringstraße passieren wir Hella, kein attraktiver Ort, aber für uns einer mit Geschichte: An dem riesigen Parkplatz nahmen wir im vergangenen Jahr den (vorgebuchten) Hochlandbus nach Landmannalaugar - es war ein unvergesslicher Tag.

Landmannalaugar 2019


Diesmal geht es direkt weiter zum Seljalandsfoss, der vor allem deshalb geschätzt wird, weil man hinter seinen Wasservorhang gehen kann. Es ist beileibe nicht so voll wie im Vorjahr, aber auch alles andere als leer, der Wasserfall steht im Ruf eines Topmodels und ist nicht nur entsprechend begehrt, sondern liegt eben auch praktischerweise direkt an der Ringstraße.



Seine zweifellos vorhandenen Reize prallen diesmal ziemlich an uns ab, denn wir wollen zum Gljufrabui, der nur wenige 100 Meter entfernt verborgen in einer Schlucht liegt.



Ein paar Schritte durch den Bach und ein bisschen nasse Füße, schon stehen wir inmitten der beeindruckenden Kulisse - die unverhofft zum Schauplatz einer Tragödie wird: Thomas' Superweitwinkel gibt just hier an Tag eins den Geist auf und lässt sich fortan kaum, später dann praktisch gar nicht mehr einsetzen. Das ist nur wirklich blöd gelaufen! :( (P.S.: Ein neues Objektiv ist mittlerweile angeschafft und Thomas' Seelenfrieden wiederhergestellt ;) ).

Nur noch wenig Energie haben wir nun aus diversen Gründen für den majestätischen Skogafoss übrig. Der letzte Wasserfall an diesem Tag, ebenfalls an der Ringstraße gelegen und stets gut besucht, nicht zuletzt, weil direkt zu seinen Füßen ein großer Campingplatz liegt.



Uns fehlt die Motivation, noch die lange steile Treppe zu erklimmen, an deren Ende sich ein grandioser Blick auf die Fallkante sowie schöne Wanderwege mit weiteren "Fossar" bieten, und kehren stattdessen im zum Campingplatz gehörenden Restaurant ein. Hungrig fallen wir über Fish and Chips und (Veggie-)Burger her, typisch isländisches Essen, kein Scherz, die Isländer lieben Fast Food.

Skogafoss 2019, rechts vom Wasserfall die Treppe




Dann nehmen wir die letzten Kilometer unter die Räder, es war ein langer Tag, am Horizont liegen die Westmännerinseln in schönem Licht.



Noch so ein Ziel fürs nächste Mal, doch jetzt freuen wir uns erst einmal auf Vik, das uns im Vorjahr so gut gefallen hat und wo wir drei Tage verbringen werden. Mit putzigen Gesellen, aber auch manchmal mehr Wasser, als uns lieb sein kann...

Letzte Änderung: 02 Nov 2020 10:56 von Beatnick.
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26 Okt 2020 23:40 #597387
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Tolle Bilder mal wieder und schön, dass du auch 2019 immer mal mit einsträust. So kann ich mir da eine schöne Route raus bauen, wenn es mal wieder so weit ist. B)

Wir waren ja nur wenige Tage mal vor Ort, aber die nassen Füße haben wir uns damals auch geholt und ich habe genauso auf dem Felsen gestanden...


Allerdings noch bevor ich mich mit der Fotografie beschäftigt habe, also nur ein echtes Urlaubs-Billig-Knipse Bild. An Smartphones der heutigen Qualität war da auch nicht zu denken, ich glaube ich hatte ein I-Phone2 damals.

Gruß,
Robin
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27 Okt 2020 08:10 #597394
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Moin mein Betti,
wie schön, dass es bei dir weitergeht ... und da
beim nächsten Mal müssen wir hier unbedingt mehr Zeit verbringen
musste ich doch wirklich lachen - es ist wohl so, genug ist nie genug!
Natürlich wieder tolle Fotos und ganz besonders freu ich mich über den da


Bis-bald-Grüße
Ingrid
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