Ankunft in Holguin und Fahrt nach Santiago
Internationaler Flughafen "Frank País" in Holguin
Die meisten Touristen, die nach Ostkuba fliegen, landen auf dem internationalen Flughafen "Frank País" in Holguin. Holguin liegt etwa 60km von dem Feriengebiet Guardalavaca entfernt, dessen Sandstrände vor allem von Pauschalurlaubern besucht werden. Mein Ziel, Santiago de Cuba, liegt in der entgegengesetzten Richtung, etwa 170 km südlich von Holguin.
Wie schon bei früheren Einreisen werde ich an der Passkontrolle zunächst fotografiert, dann muss ich ein paar Fragen nach dem Grund meines Aufenthaltes beantworten und meistens wollen sie noch wissen, wo man zu wohnen gedenkt. Verboten ist das Übernachten bei Privatpersonen, Freunden oder Bekannten. Man muss also entweder ein Hotel angeben, oder eine Casa Particular, eine staatlich lizenzierte Privatunterkunft.
Nachdem ich alle Fragen beantwortet habe, komme ich ohne größere Verzögerungen durch die weiteren Zollformalitäten. Vielleicht liegt es daran, dass ich nur ein einziges Gepäckstück dabeihabe. Die Zöllner konzentrieren sich auf die Reisenden, die mit Bergen von Koffern, Kartons und Reisetaschen ankommen. So wie z.B. die Kubanerinnen auf Heimaturlaub, die Gepäckwagen vor sich herschieben, auf denen sie ihre Habe zu mehreren Metern hohen Türmen gestapelt haben. Sie werden zu den seitlich stehenden Tischen gewunken und nach gründlicher Inspektion geht das Gefeilsche um die Höhe des zu entrichtenden Zolls los...
Vom Flughafen bringt mich ein Sammeltaxi nach Santiago. Es ist ein gigantischen US-Oldtimer aus vorrevolutionären Zeiten, eine "Maquina", wie die Kubaner diese Gefährte nennen. Der Wagen ist so breit, dass auf den Sitzbänken locker fünf Personen nebeneinander Platz hätten. In einer Maquina nach Santiago zu fahren vermittelt gleich zu Beginn Kubafeeling. Kubafeeling vermitteln allerdings auch die stinkenden Camiones (LKWs), hinter denen wir herfahren und die den Innenraum zeitweise in eine Gaskammer verwandeln, bis der Fahrer endlich überholt.
Zuckerrohr
Ich sitze am offenen Fenster und lasse mir den warmen Fahrtwind um die Ohren streichen. Dunkle Gebäude huschen vorbei, später Dörfer mit kleinen Häusern, staubigen Straßen und spinnennetzartig gespannten Stromleitungen. Dann, bis zum Horizont, Weideland und Zuckerrohrfelder. Das weiche Licht der Abendsonne lässt die Gegend schöner aussehen, als sie tatsächlich ist.
Als wir nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt die ersten Häuser Santiagos sehen, ist es längst dunkel.
Es ist dunkel, als wir in Santiago ankommen
Santiago
Schließlich setzt mich der Fahrer des Sammeltaxis vor einem unscheinbaren Haus unweit des Zentrums ab. Das Haus, die Casa Tita, ist eine Casa Particular, also eine private Zimmervermietung. Die Casas Particulares sind eine preisgünstige Alternative zu den staatlichen Hotels und da man direkt bei Kubanern zuhause wohnt, ergeben sich oft interessante und hilfreiche Kontakte. In der Regel bekommt man ein sauberes Zimmer mit Doppelbett, Dusche und WC, Aircondition, oft auch Kühlschrank und TV. Das kostet je nach Saison und Ort zwischen 12 - 25 CUC. (1 CUC, oder Peso Convertible genannt, entspricht 1 USD)
Ich habe mein Zimmer in der Casa Tita für die ersten drei Nächte über Airbnb reserviert. Ich plane drei Tage in Santiago zu bleiben. Übermorgen bekomme ich mein Fahrrad, das ich von Deutschland aus bei „Profil-Cuba-Reisen“ gemietet habe. Ich hätte, wie schon auf früheren Touren, mein eigenes Rad mitbringen können, aber diesmal habe ich mich entschieden eins zu mieten, hauptsächlich aus Bequemlichkeit, so spare ich die Mühen der Verpackung und des Transports.
Santiago de Cuba
Santiago de Cuba
Trotz der späten Stunde werde ich herzlich begrüßt. Mein Zimmer ist klein, fensterlos, fast ein bisschen düster, aber es hat einen Zugang zu einer Terrasse mit Tischchen und Stühlchen und üppigen tropischen Pflanzen, die aus rostigen Dosen und Plastikbehältern wachsen.
Aber das einzige, was ich heute noch brauche, sind eine Dusche und ein Bett.