Nach einer durch vieles, nur nicht Schlaf, geprägten (Halb)Nacht werden wir geweckt! Nein, eigentlich nur aufgefordert aufzustehen. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns wirklich geschlafen hat. Wir ziehen alles an was wir haben, es ist klirrend kalt, schalten die Stirnlampen an und gehen, stumm, mechanisch die Geröllhalde hoch. Fast wie bei der Düne 45 - 2 Schritte nach vorne, einen zurück! Die Kopfschmerzen nehmen zu, die ersten kehren um, wir beissen die Zähne zusammen und gehen weiter, immer weiter, bis schliesslich der Kraterrand bei Gilmans (Stella) point erreicht ist. Zunächst Euphorie, dann die Erkenntniss, dass es noch gut 130 Höhenmeter und ganze 6 km zum „Freiheitsgipfel“ sind! Die nächsten streichen die Segel und gehen, mit tränen überströmten Wangen wieder nach unten!
Wir fragen uns: „Ja, was in Himmels Namen wollte der Leopard hier oben???
Weiter geht’s, die Sonne geht auf und erleuchtet die Gletscher mit einem, auch durch die Höhe bedingtem, nicht von dieser Welt erscheinendem Licht. Es ist einfach überwältigend, wir können nicht anders, uns kommen die Tränen; eine Mischung von Bewegung und Freude. Wir haben die Kälte (gemessene -18 Grad, und das ziemlich genau am Äquator!!), die Kopfschmerzen und die Müdigkeit vergessen und gehen, fast im Laufschritt auf den Gipfel zu. Es ist Weihnachtstag (25.12) und was für ein Geschenk! Wir wollen gar nicht mehr weg von hier, verbringen eine, vielleicht zwei Stunden dort oben; können uns nicht satt sehen, fühlen, spüren!
Magische Stimmung kurz vor Sonnenaufgang in der Nähe von Gilmans point; uns fällt hier bereits auf, dass die Gletscher abrupt, mit einer hohen Wand enden, nicht almählich auslaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten!
Die Kolonne der müden "Übriggebliebenen"!
Die Sonne steht am Horizont, die teilweise über 30 m hohen Gletscherwände werden von der tropischen, afrikanischen Sonne wunderbar in Szene gesetzt!
Gletscher, Wolken und Ebene.....filigran und, ach so prekär! Wir wissen, dass dies nur "auf Zeit" ist, saugen es in uns auf!
Die letzten Bastionen des Gletschers trotzen der afrikanischen Sonne
Schemenhaft im Hintergrund, der 4560 m hohe Meru. Der Arusha Nationalpark liegt am Hang des Berges, wunderbar, idyllisch auf dem Hügelrücken zwischen Meru und Kilimanjaro
Der Blick in den Krater ist atemberaubend.....überall sind noch zeichen der vulkanischen Aktivität zu sehen.....kleine Dampf- und Gaswolken entweichen der Erde. Durch die sehr intensive Sonneneinstrahlung, vor allem bei dieser Höhe sind die Kontraste zwischen dem weissen Eis und der schwarzen Lava besonders extrem
Das Gipfel"kreuz" mit einigen mehr oder weniger interessanten Angaben
Es ist geschafft! Wir stehen auf dem höchsten Punkt Afrikas!
[An dieser Stelle muss ich einfach mal folgende Anmerkung zu einer der (vor Corona) aktuellen Diskussionen in DE loswerden: Wir haben am 25.12.2005 vom Gipfel des Kibo mit dem Mobiltelefon einwandfrei mit unseren Kindern in DE, inklusive Fotos verschicken, kommunizieren können!!! Wo ist nun die „dritte Welt“? Im ach so „primitiven“ Afrika, oder vielleicht doch genau hier, bei uns, wo obiges auch Heute noch, nach mittlerweile 15 Jahren mancherorts nicht gelingt?!]
Der Guide drängt, wir haben noch einen langen Weg vor uns. Es geht zurück; die „Düne-45-ähnliche Verhältnisse“ sind hierbei durchaus hilfreich! Zunächst zurück zum Barafu Camp wo wir deftig essen, uns 2 Stunden ausruhen und dann eine weitere Höllentour, immer den elend langen Grad hinunter, bis zum Mweka Hütten Camp auf 3100 m! Die gesammte Tagestour ist also 1300 m hoch und dann 2800 m runter und das bei der Meereshöhe - das ist ein Wort! Wir sind euphorisch, atmen kräftig durch, Kopfschmerzen sind weg und (fast) vergessen; es bleibt pure Freude am Erlebten!
Die gleiche Gletscherzunge wie beim Aufstieg, nur 2 Stunden später im grellen Sonnenschein.....welch ein Unterschied!
Unser Lager in Mweka.....Todmüde, aber was für eine Freude am erlebten!
Der Kili verabschiedet sich in Stil.....zarter Wolkenschleier bei Sonnenuntergang.....wir staunen mit offenem Mund und feuchten Augen!
Wir fahren zurück nach Moshi, geniessen die Stadt noch ein wenig und fahren anschliessend noch 3 Wochen auf Safari, wobei wir die Nationalparks; Lake Manyara, Ngorongoro, Serengeti, Arusha und Tarangire besuchen. Dies ist aber ein anderes Kapitel und hat nur wenig mit dieser Geschichte zu tun, daher werde ich hier auch nicht zu diesem Abschnitt berichten.
Abschliessend hierzu vielleicht noch die Bemerkung, dass diese Gesamttour in die top 3 unserer „Allzeit-Bestenliste“ gehört!
Katalysator? Staubfilter? Was ist das?.....auch die "Handbremse" war richtig gut!
.....und TSCHÜSS, AFRIKA!
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So, wie kommt man also nun vom Kilimanjaro nach Tortola?