THEMA: Indochina: Hinter den Bergen bei den 7 … Guides!
23 Apr 2020 15:37 #587136
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So. 05.03.2017 Bootsrennen auf dem Mekong
Dieses Mal sitzen wir beim Frühstück (6:30) draußen, dort hat es weniger Mücken als im Salon. Das Frühstücksbuffet ist wieder sehr gut, nur wird heute erst alles nach und nach aufgebaut, weil wir so früh dran sind. Um 8:00 starteten wir bereits in das Tagesprogramm.

Bevor es zu heiß wurde, bestiegen wie den heiligen Phou Si-Tempelberg.







An diesem Tag fand eines der vielen Feste statt, weshalb schon viel Betrieb war und Opfergaben in Form von Geldscheinen in die Tempelanlagen gebracht wurden.


Wat Thammothayalan Geldopfer

Auch einen Buddha-Fußabdruck gibt es hier, nicht so haarsträubend hässlich wie im Elefantendorf, aber auch kein Motiv. Mehr Spaß machte es, die Novizen zu beobachten, die sich an Trommeln und Becken verausgabten.

Der Klostereintritt erfolgt gerade aus ärmeren Familien heraus meist mit 9 Jahren. Wie alle Marktverkäufer haben sie Smartphones, auf die sie sich stürzen, sobald die Dienspflichten erledigt sind.

Wir steigen weiter hinauf. Trotz des Nebels kamen wir in den Genuss eines schönen Panoramablicks über Luang Prabang.







Unser Guide gab sich gewohnt dialektisch. Auf Barbaras Frage, ob ein bestimmter Baum abgestorben sei, antwortete er: „Ja, dieser Baum ist tot. Er lebt noch“. (Guide-Spruch des Tages)


Zombie-Baum

Den Höhepunkt eines jeden Aufstiegs bildet die vergoldete Stupa von Wat Chom, zu der es eine schöne Legende gibt, die wir aber leider nicht mehr zusammenbekommen und auch über google nicht finden.



Hinunter geht es zu dem Plateau, von dem aus wir den Blick über den Nachtmarkt hatten. Auf dieser Höhe befindet sich noch ein Schmuckstück, das mit den anderen Prachtbauten gegebüber fast ein wenig unscheinbar wirkt.


Wat Pa Houak

Anschließend liefen wir hinunter zum Bootssteg am Mekong, um unsere Bootsfahrt zu den berühmten Höhlen von Pak Ou zu beginnen. Wir staunen nicht schlecht, als wir erfuhren, dass das riesengroße Boot uns allein transportieren sollte.



Wegen der Strömung sollte die Hinfahrt 2 Stunden, die Rückfahrt 1 Stunde dauern. Den Bootsführern schien das zu lange und so versuchten sie ständig, einander zu überholen, schnitten den Weg und zwangen zum Abbremsen. Ausgelöst oder befördert hatte dieses Gebaren vermutlich ein Vorfall ganz zu Beginn.
Unser ‚Kapitän‘ ging kurz nach dem Start auf die Toilette und überließ das Steuer seiner augenscheinlich überforderten Gehilfin, die wir Quax tauften, auch wenn sie viel zierlicher war als weiland Heinz Rühmann. Ihre nautischen Fähigkeiten beschränkten sich darauf, das Steuer gerade zu halten. Und so ließ sie uns ungebremst in einen anderen, überholenden und uns den Weg abschneidenden Kran krachen, der daraufhin ziemlich lädiert wirkte, genauer einen klaffenden Riss Mitte der linken Bootswand aufwies. Der Kapitän übernahm schnell das Steuer, tat so, als wäre er die ganze Zeit dort gewesen, während die jeweiligen Assistentinnen von Bordseite zu Bordseite einander beschimpften und der andere Bootsführer wild auf den großen Riss in der Außenwand hinwies. Unser Kapitän gab keine Reaktion zu erkennen und fuhr einfach weiter. Die kommenden Manöver schwankten zwischen Wettbewerb und Vergeltung. Wir schnitten einem überholenden Boot den Weg ab, das sich damit revanchierte, uns bei nächster Gelegenheit so an das Ufer zu drängen, so dass wir trotz des breiten Flusses zu einer Vollbremsung gezwungen wurden.


Die Bordwand zu photographieren trauten wir uns nicht, um nicht weiteren Ärger zu provozieren, daher nur dieses Bild der Verfolgungsjagd durch das von unserem gerammte Boot.

Das Uferansichten waren schön, aber, wenn man nicht gerade an ein solches gedrängt wurde, vergleichsweise unspektakulär.















Einen ersten Halt machten wir im Ban Sang May. …
Letzte Änderung: 23 Apr 2020 15:50 von Flotho.
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24 Apr 2020 15:01 #587228
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Einen ersten Halt machten wir im Ban Sang May. …



Einwohner und Mönche waren sehr geschäftig, um für ein bevorstehendes Buddhafest den Tempel zu streichen.





Dort lernten wir die Reisschnapsbrennerei





und die Webkunst kennen.



Die Produkte wurden natürlich auch verkauft, wobei das Tuch eigentlich überall extrem kratzig war.



Der Reisschnaps hingegen fiel vor allem wegen der teilweise nicht importfähigen (Grusel-)Einlagen - Schlangen, Skorpione und allerlei andere Kriechtiere - auf.



Bald fuhren wir weiter. Die heilige Höhle Tham Thing bei Pak Ou war kleiner, als wir erwartet hatten, und kann nur vom Wasser aus erreicht werden.





Über steile und teilweise sehr schmale Treppen ging es in die Kalksteinfelsenhöhlen. Wir kämpften alle etwas mit der Höhenangst, weil uns das Gedränge und Geschiebe ziemlich riskant erschien.



Das galt vor allem für die erste, nicht sehr tiefe Höhle, die übervoll von Buddhastatuetten war. Es handelt sich um Opfergaben, die ständig ergänzt werden. Die Statuen sind also zwischen frischgefertigt und 200 Jahre alt und 3cm bis 1,5m groß. Alles durcheinander, ebenso wie das Herstellungsmaterial. Die Darstellungsform ist hingegen nicht frei, sondern genau vorgegeben mit 32 Haupt- und 88 möglichen Nebenstellungen, sogenannten Mudras, die jeweils eine genaue Bedeutung haben.









Danach stiegen wir weiter hinauf zur großen Grotte Tham Phoum. Dort wurde es weniger stressig, sie war aber sehr dunkel und kaum erleuchtet. Auch dort gab es viele Buddhastatuen.







Früher lebten dort buddhistische Einsiedler. Barbara rannte vor und da sie keine Taschenlampe dabei hatte, bekam sie nicht nur von den Erläuterungen nichts mit, sondern auch die alten Höhlenmalereien nicht zu Gesicht.



Denn die Grotte war schon in vorbuddhistischer Zeit eine Kultstätte, in der die Flussgeister des Mekong verehrt wurden.

Wir machten uns auf den Rückweg und photographierten noch etwas die Umgebung,



ehe die schnelle und völlig ereignislose Fahrt flussabwärts begann.


Gefängnisanlage am Mekong

Nachdem wir wohlbehalten nach Luang Prabang zurückgekehrt waren, verabschiedeten wir unseren Guide, der noch zurück nach Vientiane musste. Für die Fahrt zum Flughafen sollte uns tatsächlich noch ein neuer Guide zugewiesen werden. Wir nutzten den dadurch freien Nachmittag für eine Erkundungstour auf eigene Faust. …
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26 Apr 2020 19:06 #587426
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Wir gingen über die Sisavang-Vong-Brücke, von der wir zunächst dachten, sie hätte keinen Fußgängerweg, ehe wir ein etwas klapprig wirkendes Seitengestell bemerkten,



um in die Außenbezirke zu gelangen, weil wir noch ein paar entferntere Sehenswürdigkeiten erkunden wollten. Zunächst mussten wir länger auf Barbara warten, die einige Mühe hatte, sich der wackligen Holzkonstruktion anzuvertrauen, zumal die Spalten und Löcher zwischen den Brettern durchaus beachtlich waren.



Auf der anderen Seite liefen wir durch das deutlich ärmlichere und weniger touristisch frequentierte Gebiet zum Wat Tao Hai, wo wir zwar zu spät waren, die Herstellung des handgeschöpften Papieres zu beobachten, aber wieder ein Trommelkonzert bewundern durften.



Über den etwas verfallen wirkenden, aber noch bewohnten Wat Phan Luang,



der für seine Rennbootproduktion bekannt ist,



spazierten wir weiter zum Wat Pa Kha, einem an einem laut Reiseführer „lauschigen Hain“ gelegenen Waldtempel.



Von lauschig war aber nicht viel zu spüren. Zwei ungemütlich wirkende Hunde begannen drohend zu knurren, als wir uns dem Eingang näherten, so dass wir schnell umdrehten.

Wat Ponsaath





war wiederum den Besuch wert, denn wir genossen einen tollen Ausblick über den Mekong.



Wir überlegten, ob wir zurückgehen oder aber zur entfernteren Brücke weitermarschieren sollten, um einen Rundweg abzuschließen. Barbara fragte kurzerhand ein englisch wirkendes Paar (auf „Do you speak English?“ folgte ein leicht indigniertes „I am English“). Trotz dieses etwas steifen Beginns erklären sie uns, dass die Brücke gut zu überqueren sei, die Taxe aber 10.000 Kip betrage. Barbara war das egal, sie wollte die erste Brücke keinesfalls mehr betreten. Das andere Konstrukt erwies sich zwar als eine nur saisonale Bambuskonstruktion, da sie aber nur 2-3 Meter über dem Wasser verlief, war sie dennoch wesentlich weniger furchteinflößend.







Nun waren wir wieder in der Altstadt und besichtigten die Hauptstraße entlang alle bislang ausgelassenen Tempel, wobei wir manch künstlerische Scheußlichkeit zu Gesicht bekamen. Recht schlicht war der Wat Pak Khan, eine Stiftung wohlhabend gewordener Händler.





Wat Souvannakhili stellt eines der seltenen erhaltenen Beispiele für den nordostlaotischen Xieng-Khouang-Stil dar.





Im Wat Wat Sibounheuang überlegen wir, dem Abendgebet beizuwohnen, aber obwohl es eigentlich erlaubt ist, wollen wir nicht stören, weil die Andacht schon begonnen hatte. Andere Touristen zeigen sich weniger rücksichtsvoll.




Wat Syrimoungkoun Xaiyaram ist architektonisch völlig untypisch mit nur einer Seitengalerie und hohen Seitenwänden.



Wir filmen das Abendgebet wiederum nur von außen, aber etwas entgeistert über den Einzug moderner Beleuchtungstechnik.


Wat Sop reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück und beherbergt heute die höhere Mönchsschule.



In unterschiedlicher Gefühlslage nach den zahllosen Tempeln am Ende eines ohnehin extrem langen Tages – Barbara begeistert, Thomas schwer genervt und Florian apathisch, erreichten wir endlich den letzten Tempel auf unserer Liste, Wat Sensoukharam. Dieser wird nicht nur im nordlaotischen Stil von zwei goldenen Löwen bewacht, sondern ist auch der am reichsten mit Goldschmuck verzierte Tempel Luang Prabangs.





Abschließend gingen wir ein letztes Mal über den Nachtmarkt und gaben unser überschüssiges Geld aus, da wir am nächsten Tag das Land verlassen würden. Wir aßen ein paar Crêpes mit Avocado und Salat bzw.- Ananas und Erdbeeren. So viel Auswahl haben wir noch nirgendwo gesehen


Frei nach dem vulkanischen Motto "unendliche Crêpes in unendlichen Variationen!"

Am Ende spendeten wir einem alten Bettler unsere restlichen Kip in der vergeblichen Hoffnung, er möge in seiner Musik innehalten.



Da Bettelei dort für alte Leute die größtmögliche Erniedrigung darstellt, ist die Not in solchen Fällen sehr groß, weshalb zu Gaben angeraten wird. Es gibt kein Sozialsystem, was nicht nur im fehlenden Wohlstand, sondern auch in der religiösen Vorstellung, dass Leid und Behinderung selbstverschuldet sind und erduldet werden müssen, gründet. Laos gilt mit 3 Mio. Tonnen Sprengkörper als das am stärksten bombardierte Land der Welt, ein Drittel der Sprengkörper ist nicht detoniert, so dass es nach wie vor zu zahlreichen Unfällen kommt. Umgerechnet gingen auf jeden Landesbewohner 2,5 Tonnen Bomben nieder.
Letzte Änderung: 26 Apr 2020 19:25 von Flotho.
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27 Apr 2020 17:53 #587493
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Mo. 06.03.17 Hütchenspiele mit den Reisepässen

Heute gönnten wir es uns, auszuschlafen, weil es kein Vormittagsprogramm gab. So frühstückten wir erst um 8:00 und bedauerten, das schöne Hotel verlassen zu müssen. Vor dem Auschecken um 12:00 unternahmen wir aber noch einen Spaziergang in das westliche Viertel, das wir noch nicht gesehen hatten.




Schule


Gesundheitsministerium - zur Zeit vielleicht besonders interessant.

Wir besuchten den rituell wichtigsten Tempel der Stadt, Wat That Luang, welchen Missionare des Inderherrschers Ashoka schon im 3. Jh. v. Chr. gegründet haben sollen.








Im Wat That Luang wurde Barbara wieder einmal von zwei begeisterten und sehr jungen Novizen angesprochen, die Selfies mit ihr wollten. Leider vergaßen wir zu fragen, ob auch sie mit einem Photo einverstanden wären.

Anschließend kamen wir an dem 1372 gegründeten und 1972 wiederrichteten Wat Monorom,




allgegenwärtige tägliche Reisopfergaben

dem mit über 100 Mönchen größtem Kloster Luang Prabangs, vorbei, gefolgt vom 1548 gegründeten und 1910 restaurierten Wat Mahathat







und den auf einer Terrasse über letzterem gelegenen Wat Ho Siang aus dem 19. Jh.





Im Wat Ho Siang beobachteten wir eine Szene mit einer Gruppe Novizen, in der ein vielleicht 10-Jähriger einem schätzungsweise 15-Jährigen das Smartphone stibitzte. Der Ältere stürzte sich auf den Jüngeren und würgte ihn, bis er das Smartphone wieder herausgab.

Um kurz nach 12:00 wurden wir von unserem neuen Guide abgeholt. Er half uns noch beim Check-In, sprach ausgezeichnetes Deutsch, war sehr freundlich und zuvorkommend und wusste augenscheinlich auch mehr zu sagen als unser eigentlicher Laos-Guide, dessen Wissen sich ja meist auf die neuesten Bauprojekte und die Versicherung, dass etwas „sehr sööhn“ sei, beschränkt hatte. U.a. konnte er uns die erfreuliche Mitteilung machen, dass wir wegen der vielen Menschen am Schalter wahrscheinlich mit einem Airbus statt der üblicherweise eingesetzten Propellermaschine fliegen würden.


Flughafen Luang Prabang

Er behielt Recht. Im trotzdem relativ leeren A321 bekamen wir trotz der kurzen Flugzeit von 90 min. sogar ein belegtes Brötchen für Vegetarier, unser Reisebüro hatte gute Arbeit geleistet. Die Einreisedokumente für Kambodscha füllten wir noch im Flugzeug aus. Wir merkten allerdings gleich nach der Ankunft den erheblichen Klimaunterschied zum noch tropischeren Kambodscha. Florian und Barbara fühlten sich regelrecht erschlagen.
Zum Wohlbefinden trugen die Einreisemodalitäten nicht gerade bei. Wir mussten Visaanträge, Reisepässe, Gebühren etc. einer Gruppe von Beamten abgeben, welche die Pässe mit den anderen Unterlagen einfach auf einem großen Haufen zusammenwarfen. Es kam immer mal ein Beamter, der einen Stapel zum Bearbeiten sortierte und für die nächste Gruppe holte. Für jeden Handgriff gab es einen eigenen Beamten. Jeder war nur für einen bestimmten Stempel, Eintrag, etc. verantwortlich. Es war die Karikatur einer dysfunktionalen Fließbandverwaltung, denn alles dauerte sehr, sehr lange. Die Damen und Herren bemühten sich auch nicht, eine Eingangsreihenfolge einzuhalten, so dass wir ganz weit nach hinten geschoben wurden. Die Ausgabe der Reisepässe war gleichfalls konfus. Eine chaotische Menschenmasse drängte sich vor der Ausgabe, in der ein einzelner Beamter die bei ihm eingehenden Passierscheine A 38, äh … Pässe öffnete, hochhob und die Namen oft mangels Sprachkenntnissen oder wegen der Lautstärke der Menge unverständlich ausrief. Weder war die Identifizierung so ganz einwandfrei, noch gelangten die Inhaber ohne großes Schieben und Stoßen an ihr Dokument. Mehrfach war der vermeintlich Glückliche dann doch noch nicht dran. Nachdem wir auch das überstanden (Thomas‘ Pass ließ über eine weitere halbe Stunde auf sich warten) und die Einreisekontrolle hinter uns gebracht hatten, konnten wir endlich zur Gepäckausgabe. Auf dem Gepäckförderband lief längst ein anderer Flug, aber nebenstehend fanden wir als letzte Passagiere alle unsere Koffer abgestellt vor.
Letzte Änderung: 27 Apr 2020 18:02 von Flotho.
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28 Apr 2020 19:39 #587607
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Nach Passkontrolle und Kofferabholung fanden wir unseren Guide recht schnell. Optisch ein ziemlicher Kontrast: ein dürres Männlein, statt unseres feisten laotischen Hamsters, dessen Bäckchen immer voller Nüsse gewesen waren. Er sprach auch sehr viel leiser, außerdem aber sehr undeutlich, so dass wir manchmal sehr wenig verstanden. Er lachte viel und irritierte mit seinem ständigen „jajaja“, wenn ihm die Worte oder Gedanken ausgingen. Sein Wissen war dafür erheblich breiter, so dass wir es nunmehr mit tatsächlichen Führungen zu tun bekamen. Er brachte uns zu unserem Fahrer und fahrbaren Untersatz, einem auch für dortige Verhältnisse abenteuerlichen Ding, das wir „das Vehikel“ tauften.


Das Vehikel und sein sympathischer Fahrer

Wir hofften und zweifelten, dass es die nächsten drei Tage durchhalten würde, denn es quietschte sehr, ruckelte hin und her und brach gerne etwas zur Seite aus. Wir wurden später von so jeglichem anderen Fahrzeug überholt und wütend angehupt, auch weil die Blinker etwas unzuverlässig waren. Möglich war das alles nur, weil im Schnitt ohnehin niemand mit mehr als 40 km/h ‚vehikelte‘. Ampeln waren, so unser Guide, noch eine recht neue Einrichtung und für die Mehrzahl der Fahrer hauptsächlich Dekoration. Abgebogen wurde nach Lust und Laune, unabhängig von Spur und Verkehrsaufkommen nach dem Motto ‚Irgendjemand wird schon halten‘.
Sodann fuhren wir zu unserem Hotel - Siem Reap Memoire d'Angkor Boutique Hotel







und verabredeten uns für 19:15. Sie wollten uns abholen und zum Phare-Zirkus bringen. Während Barbara sich ausruhte, nutzten Thomas und Florian die verbleibenden zwei Stunden für eine Stadterkundung, für die sonst kaum Gelegenheit sein würde.





Der Verkehr war gegenüber Laos eine große Steigerung und echte Herausforderung, Thomas meinte „wenn ich länger hier bleiben müsste, würde ich einen Herzinfarkt bekommen“. Zu Fuß konnte man keine 5 Meter laufen ohne gefragt zu werden, ob man ein Tuk-Tuk brauche. Dennoch schafften wir es, die Pub-Street und den Psah Chas (alter Markt) zu besuchen. Auch eine kleine, für Kambodscha aber sehr beachtlich LGBTI-Szene gibt es dort, an der wir kurz vorbeiliefen.


Pub Street




Getier am Spieß




Alter Markt


Kambodscha schrumpfte im 20. Jahrhundert zum kleinsten Flächenstaat Südostasiens. Damit verbunden ist eine recht starke ethnische Homogenität von über 90% direkten Nachfahren der Khmer. Das Land ist ob fehlender Infrastruktur schwer zu bereisen, auch weil es immer noch mit chinesischen Plastikminen verseucht ist, die nicht strategisch ‚sinnvoll‘ verteilt oder auch nur verzeichnet wurden, sondern bloß von den Roten Khmer zur Terrorisierung der eigenen Bevölkerung eingesetzt wurden. Dennoch beträgt die Bevölkerung heute wieder 15,5 Mio Einwohner, nachdem es bei Vertreibung der roten Khmer nur noch 5,2 Mio gewesen war. Entsprechend hoch ist weiterhin das Wachstum bei sehr junger Altersstruktur. 40% der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre, nur 3 % älter als 65.
Der abendliche Zirkusbesuch entpuppte sich als das Showhighlight der Reise. Artistisch gut mit sehr guten Hauptdarstellern, eine durchgängig erzählte, schöne Geschichte um (In-)Toleranz hatte der Phare etwas von einem asiatischen Cirque du Soleil. Hiermit also eine ausdrückliche Empfehlung für jeden, der mal dort hingelangt. Auch mit ökologischen Problemen beschäftigen sie sich, insbesondere gegen Plastikabfälle. Für den Eintrittspreis gibt es daher auch eine Trinkflasche für die weitere Reise, die man an ausgewählten Orten auffüllen lassen kann (sogar unser Hotel nahm an der Aktion teil). Allerdings waren die äußeren Umstände schon bemerkenswert. Barbara wurde schon bei der Fahrt in der Dämmerung in die äußeren Viertel etwas mulmig, uns störten hingegen vielmehr die Mückenschwärme. Die Reisebusführer sprühten kurzerhand alle Gäste beim Aussteigen dick mit DEET ein. Der Zirkus selbst wirkte nicht sehr stabil konstruiert, es hatte etwas von einer hölzernen Arena ohne Fluchtwege. Sollte jemand an einen Platz gesetzt werden, musste die Reihe erst einmal geleert werden. Auch gab es mehrere Stromausfälle während der Vorstellung. Dafür waren Film und Photo erlaubt, was Florian ausgiebig nutzte, bis schließlich die Kamera einfach kaputtging.













Zurück im Hotel probierten wir alles Mögliche mit der Kamera und recherchierten im Internet. Wir stellten fest, dass eine echte Reparatur notwendig sein würde. Das Telefonbuch gab einige mögliche Adressen, wir gingen davon aus, morgen früh eine neue kaufen zu müssen. Da Angkor Wat auf dem Plan stand, gerieten wir gehörig unter Druck. Nichtsdestoweniger fielen wir um 0:30 todmüde ins Bett.
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29 Apr 2020 18:45 #587663
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Di. 07.03.17 Siem Reap-Rally und Angkor Wat-Marathon

Wir frühstücken um 6:15 (Brötchen, Croissants, Obst/Gemüse und Honig), um bei Geschäftsöffnung schon vor den entsprechenden Kamerageschäften anzustehen. Frisch gestärkt stürzen sich Florian und Thomas in den morgendlichen Straßenverkehr. Die beiden im Internet gefundenen Läden sind auch schnell erreicht, haben jedoch noch geschlossen und keine offiziellen Öffnungszeiten aushängen. Daher gingen wir zum Hotel zurück, um etwas über die durch das Schaufenster erahnten Modelle zu recherchieren. Das professionellste Kamerageschäft öffnete zuerst. Man teilte uns mit, dass – wie wir schon ahnten – eine schnelle Reparatur nicht möglich sei. Wir entschieden uns schnell für ein noch relativ aktuelles Modell von Canon. Mit dem Bezahlvorgang begann das Drama. Um den von dem Geschäft erhobenen Zuschlag für Kreditkartenzahlung zu umgehen, versuchten wir die Summe bei einem ATM abzuheben. Auf beiden Karten war das Limit für Abhebungen zu niedrig. Auch nachdem wir einen anderen ATM gesucht hatten, standen wir vor dem gleichen Problem. Wir kamen daraufhin am Hotel vorbei, wo inzwischen schon unser Guide eingetroffen war. Wir fuhren mit ihm zum Kamerageschäft, um zähneknirschend den Zuschlag zu zahlen, wobei unser Guide erfolglos einen Rabatt zu verhandeln suchte. Die Kreditkartenzahlung im Geschäft funktionierte auch nicht. Also gingen wir mit dem Guide zu einer Bank, um Geld abzuheben. Die konnte uns überhaupt kein Geld auszahlen. Letztlich gelang es uns dann aber am ATM dieser und einer weiteren Bank jeweils mit beiden Kreditkarten insgesamt vier Teilbeträge abzuheben, mit denen wir die Kamera bezahlen konnten. Geringfügig günstiger als in Deutschland war der Kauf immerhin noch.

Mit neuer Kamera gerüstet und einiger Verspätung machten wir uns auf den Weg nach Angkor Thom, der von Jayavarman VII. um 1200 als neue Hauptstadt des Angkorreichs gegründeten Königsresidenz. Allerdings mussten wir zu diesem Zweck erst einmal Lichtbildausweise anfertigen lassen, die dann am Eingang, den unser Guide als „Checkpoint Charlie, he he he“ bezeichnete, gelocht wurden. Für den Massenandrang ist man inzwischen gerüstet:





Hier machte unser Guide, der auch durch seine beiden 10cm-langen Fingernägel auffiel, einem leicht snobistischen Merkmal des aufgestiegenen Mittelstandes, das als Beweiszeichen des Verzichts auf körperliche Arbeit dient, die man ihm aber ohnehin nicht geglaubt hätte, zum ersten Mal seine wahre Bestimmung deutlich, die eines begnadeten Aphoristikers: „Loch an Datum – heute. Zweiter Tag, zwei Locher, dritter Tag, drei Locher, hehehe“ (Guide-Erläuterung des Tages I). Nach Vertreibung der Khmer begann der Wiederaufbau der Klöster, auch die Angkor-Ruinen werden, wie man sehen wird, weiter genutzt.
Wir beginnen die Besichtigung Angkor Thoms vom südlichen Eingangstor aus, welches das besterhaltene ist. Die linken Figuren der Brücke stellen 54 Götter dar, die rechts 54 Dämonen.



Das Tor selbst weist Gesichter in jede Himmelsrichtung auf.


Es besteht auch die Option verschiedener Transportmittel.



Wir besuchen den synkretistischen Staatstempel Bayon nach Angkor Wat die berühmteste dortige Tempelanlage.









Er hat 54 Türme. 54 ist eine besondere Zahl wegen ihrer Quersumme 9. Die Bedeutung der Zahl 9 scheint unserem Guide etwas unklar, ist aber auf jeden Fall „sehr gutt“. Auch die 54 Götter und 54 Dämonen sind „sehr gutt“, weil darüber hinaus ihre Addition 108 wiederum die Quersumme 9 aufweist. Die 54 Türme des Bayon haben jeweils 4 Gesichter,

zusammen also 216 Gesichter, deren Quersumme 9 = „gutt“ ist. Leider wurden in den Kriegen des 20. Jahrhunderts viele Köpfe geplündert und verkauft.
Sowohl die historisch-mythologischen Ereignisse wie auch die zeithistorischen Veränderungen der Bausubstanz goutierte unser Guide immer wieder gerne mit einem gepflegten „Kopf ab, hehehe“.



Besonders aufmerksam machte er uns auf eine Reliefdarstellung der Zubereitung von Speisen, etwa gegrilltem Fisch; mit todernstem Gesicht erläuterte er „hier wird Schwein in heißes Wasser gekocht. … Essen!“ – er machte verdeutlichende Bewegungen mit den Händen (Guide-Erläuterung des Tages II).


Phallus-Symbole gehörten zu seinen Lieblingsobjekten.


Schönere Objekte findet man zu tausenden.


Auch Touri-Mönche mit ihren Novizen lassen sich die Gelegenheit zum Photographieren nicht entgehen.


Vieles besteht auch nur aus Ruinen.


Nach einem letzten Blick auf den Bayon-Tempel,


machen wir uns auf den Weg zum Baphuon ...
Letzte Änderung: 29 Apr 2020 19:02 von Flotho.
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