THEMA: Argentinien/Chile - Gletscher, Gipfel und Geysire
10 Jun 2019 12:31 #558448
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  • Beatnick am 10 Jun 2019 12:31
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Irrungen, Wirrungen und das perfekte Panorma

Der Weg von Punta Arenas zum Torres del Paine Nationalpark ist mit rund 350 Kilometern nicht allzu weit.




Schnappschüsse aus dem Autofenster. Das Licht spielt zwar nicht mit, doch einmal mehr zeigt sich: Die Fahrten sind - ähnlich wie in Afrika - weit mehr als nur ein notwendiges Übel, um von A nach B zu gelangen.

In Puerto Natales legen wir einen Zwischenstopp ein, denn hier befindet sich die letzte Tankstelle weit und breit. Um ein Haar wäre die kleine Hafenstadt sogar deutlich mehr als nur ein Tankstopp für uns gewesen. Was zunächst einmal kein Drama sein muss, weil sie durch ihre privilegierte Lage direkt am Fluss und mit Blick auf die Berge durchaus attraktiv ist. Doch wir hatten sie in unserer Planung zugunsten von vier Übernachtungen und somit drei vollen Tagen im Nationalpark bewusst ausgespart.

Ich hatte unserer Agentur gegenüber mehrfach betont, wie sehr uns an den Übernachtungen innerhalb des Parks gelegen ist und sie gebeten, rechtzeitig aktiv zu werden. Die Mehrkosten für die exklusive Lage haben wir dabei billigend in Kauf genommen. Uns wurde im Gegenzug mehrfach versichert, dass es keinerlei Zeitdruck gäbe. Was sich als Trugschluss erwies: Schließlich war das von mir favorisierte Hotel Lago Grey bereits ein Jahr zuvor ausgebucht - ohne uns.

Diese traurige Tatsache hat uns die Agentur, mit der wir ansonsten bei all unseren Reisen nach Mittel- und Südamerika nur gute Erfahrungen gemacht haben, allerdings nicht mitgeteilt, sondern uns stattdessen ohne entsprechenden Hinweis für vier Nächte nach Puerto Natales verfrachtet. Erst bei der Durchsicht des finalen Reiseplans bin ich darüber gestolpert - und aus allen Wolken gefallen. Knapp eineinhalb Stunden pro Strecke hätten wir von Puerto Natales zum Südeingang, dem nächsten Zugang zum Park, gebraucht. Und das auch nur in der Theorie. Denn als wir in der Praxis auf die Schotterstraße zum Südeingang einbiegen wollen, ist sie gesperrt.

Wir müssen also noch einmal rund 50 Kilometer weiterfahren bis zum Nordeingang und dann wieder ein ganzes Stück quer durch den Park zurück - völlig ausgeschlossen, an drei Tagen in Folge zwischen Puerto Natales und Torres del Paine zu pendeln.



Der Umweg allerdings entpuppt sich als landschaftlich reizvoll und zudem äußerst tierreich.









Wir sind nun bereits ganz in der Nähe des Torres del Paine und der Verkehr ist noch überschaubar als ohnehin schon - von einigen leichtsinnigen Passanten abgesehen...









Je näher wir dem Nationalpark kommen, desto schlechter wird leider das Wetter.





Am Parkeingang melden wir uns an und entrichten die Gebühr für die nächsten Tage, dann nehmen wir die letzten 50 Kilometer quer durch den Park zum Hotel Lago Grey unter die Räder.

Wir haben die Hotelproblematik am Ende so gelöst: Für die erste Nacht haben wir in Eigenregie über eine Buchungsplattform noch ein Superior-Zimmer im Lago Grey ergattert. Für die Nächte drei und vier hat die Agentur ein Standard-Zimmer im selben Hotel bekommen. Bei der zweiten Übernachtung war allerdings nichts zu machen, wir haben immer wieder nachgeschaut, doch das Hotel blieb ausgebucht. Wir haben deshalb auf eigene Faust eine andere Unterkunft unweit des Südeingangs gebucht (an der Südzufahrt, aber aus dem Park kommend weit vor der Straßensperrung), sodass sich die Fahrerei absolut in Grenzen hielt.

Unterwegs können wir die Schönheit um uns herum nur erahnen, von den berühmten Granitnadeln ist nichts zu sehen. Ich hoffe, dass uns die nächsten Tage besseres Wetter bescheren.



Die Schotterstraße, über die wir in Richtung Süden holpern, ist in ziemlich miserablem Zustand, wir werden ordentlich durchgerüttelt. In den Schlaglöchern steht das Wasser, und ich kann ihre Tiefe nur erahnen. Doch weil ich an unserer "Schrottkarre" ohnehin kaum mehr etwas verderben kann, fahre ich tendenziell forsch. Es hat eben alles auch sein Gutes. ;)



Auf den letzten Kilometern wechselt der schlechte Schotter über in groben Kies. Der Knall, wenn einer der Steine gegen das Bodenblech prallt, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Doch wir gewöhnen uns überraschend schnell daran. In den nächsten Tagen wird uns das Gepolter immer weniger auffallen, bis wir es am Ende kaum mehr wahrnehmen.

Ich hatte mir das Hotel Lago Grey, das am namensgebenden See und Gletscher ganz am Ende des Parks liegt, in den Kopf gesetzt - und es enttäuscht mich nicht. Ich fühle mich auf Anhieb wohl. Es beherbergt auch Reisegruppen, ist also nicht gerade klein. Doch der reduziert-skandinavische Stil gefällt mir, und beim Blick durch die riesigen Panoramafenster stockt uns regelrecht der Atem.





Auch in unserem modernen Superior-Zimmer mit Blick auf den Grey-Gletscher könnten wir es ziemlich gut einige Zeit aushalten. Schade, dass wir es am nächsten Tag schon wieder räumen müssen.




Ein neugieriger Nachbar linst schamlos in unser Schlafzimmer.

Das Essen im Restaurant ist okay, jedoch seinen mangels Alternativen hohen Preis nicht wert. Der Ausblick tröstet darüber allerdings locker hinweg.



Kurz vor Sonnenuntergang heben sich schließlich sogar die Wolken. Plötzlich sind sie da, die berühmten Torres, und mit ihnen all der Zauber, den ich mir von diesem besonderen Ort erhofft hatte.

Letzte Änderung: 10 Jun 2019 13:10 von Beatnick.
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10 Jun 2019 16:11 #558461
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Hallo Bettina,

endlich geht es in den Torres del Paine NP! :cheer:

Beatnick schrieb:
Schließlich war das von mir favorisierte Hotel Lago Grey bereits ein Jahr zuvor ausgebucht - ohne uns.
Ja, so ist es leider mit fast allen Unterkünften in Torres del Paine...
Ich habe Anfang dieses Jahres Emails an die Betreiber der Campings und Refugios geschrieben und sie haben mich freundlicherweise informiert, als die Buchungen online geöffnet wurden. Eine Woche später waren bestimmte Unterkünfte an bestimmten Tagen schon nicht mehr verfügbar!

Beatnick schrieb:
Diese traurige Tatsache hat uns die Agentur, mit der wir ansonsten bei all unseren Reisen nach Mittel- und Südamerika nur gute Erfahrungen gemacht haben, allerdings nicht mitgeteilt, sondern uns stattdessen ohne entsprechenden Hinweis für vier Nächte nach Puerto Natales verfrachtet.
Sehr ärgerlich! :-(
Gut, dass ihr das Problem doch einigermaße gelöst habt.

Beatnick schrieb:
Denn als wir in der Praxis auf die Schotterstraße zum Südeingang einbiegen wollen, ist sie gesperrt.
Wir müssen also noch einmal rund 50 Kilometer weiterfahren bis zum Nordeingang und dann wieder ein ganzes Stück quer durch den Park zurück...
Kannst du bitte genauer erklären, welchen Süd- und Nord-Eingang du meinst? Ich kenne aus meinen bisherigen Recherchen nur den Eingang "Guarderia Laguna Amarga", wo man die Eintrittgebühren zahlt und "Centro Administrativ", etwas südlicher. Und dann gibt es noch den Eingang mit Katamaran über Pudeto, wo wir für unseres Trekking hin müssen.

Wie war es mit der Bezahlung der Eintrittsgebühren, ging es schnell? Ich überlege es mir gerade, ob ich den Eintritt schon online bezahle, um Zeit zu sparen.

Ich bin total gespannt auf weitere Infos.

LG, Adriana
Letzte Änderung: 10 Jun 2019 16:12 von adriana.
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10 Jun 2019 16:23 #558462
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Liebe Bettina

Der Torres del Paine hat es in sich!! Das Wetter mit den fotogenen Wolken, aber auch der Wind. Als wir dort waren blies er so stark, dass man sich dagegen legen konnte ohne zu fallen.
Schrottkarre!! Wir mieteten in Puerto Natales einen Pickup 4x4 der im Park den Geist aufgab. Der Vermieter tauschte uns das Auto für einen anderen Pickup ein, der am letzten Tag ebenfalls den Geist aufgab. Im Hotel Las Torres übernachteten wir gemütlich, aber die Lage am Lago Grey ist super.
Es gibt eine Sage, wenn man diese Calafate Beeren isst man zurück nach Patagonien kehren wird. ;)
Liebs Grüessli
Malbec
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10 Jun 2019 16:59 #558467
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Servus Bettina
ziemlich geschafft von der ersten sportlichen Betätigung seit fast neun Monaten (Fuß hat gut durchgehalten und Schulter zickt nur ein wenig) sitze ich im Liegestuhl, lass mir die Sonne auf dem Bauch scheinen und habe endlich Zeit Deinen Bericht zu lesen. Der verursacht verdammt starkes Fernweh! Nur bei Schrottkarren und Agenturen, die nicht das machen, wofür man sie beauftragt, sträuben sich meine Nackenhaare.
Danke fürs Schreiben und die Fotos sind wieder super, also auch lieben Dank an Thomas. Die Fotos auf flickr kenne ich natürlich, aber mit Klasse Text macht es noch viel mehr Spaß!
Viele Grüße
Elisabeth
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10 Jun 2019 18:23 #558474
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Hallo Bettina,

das Foto mit den blühenden Lupinen hat mich gerade wirklich von den Socken gehauen. Einfach nur schön :) , fast so wie in meiner Kindheit auf dem Lande. Umso trauriger bin ich, dass es uns nicht vergönnt sein wird, denn wir sind Mitte Februar im Torres del Paine, und die Lupinenblüte wird dann wohl vorüber sein :angry: .
Deine Begeisterung für diesen Park hat uns ja auch dazu bewogen, tief in die Tasche zu greifen, und dort auch 4 Nächte einzuplanen. Tja, so ein Meinungsaustausch im Vorfeld kann manchmal recht teuer werden :whistle: :dry: ! Dein Malheur, bzw. das eurer Agentur (eigentlich unverschämt, denn die wussten doch, was ihr wolltet!!), war mir ja schon bekannt, und so habe ich mich ziemlich zeitig an die Buchung für diesen Park gesetzt. Das "Lago Grey" war für 4 zusammenhängende Tage nicht buchbar, weder bei den einschlägigen Portalen noch direkt, und so haben wir uns für eine Unterkunft entschieden, in der Freunde bereits übernachtet haben. Die waren sehr zufrieden. Über ein Buchungsportal war es nicht zu buchen, da noch nicht frei geschaltet, und daher habe ich die Lodge direkt kontaktiert. Alles sehr einfach, und ziemlich schnell hatte ich meine 4 zusammenhängenden Nächte :lol: . Ein paar Wochen später konnte man dann online buchen, jedoch für wesentlich mehr US-Dollar die Nacht und auch nur noch einzelne Nächte ergattern. Wir werden hier wohnen, direkt am Gate mit Blick vom Zimmer auf die Torres, nicht gerade preiswert, jedoch durchaus für diese exponierte Lage und Einmaligkeit der Landschaft noch so gerade okay: pampalodgepatagonia.com/.
Dein Problem mit der Umleitung hätte uns auf der Anreise nicht direkt betroffen, da wir aus El Calafate anreisen, jedoch für die, die es interessiert: unser Quartier, die Pampa Lodge, liegt ca. 3 km außerhalb des Parks beim Gate Serrano, das ist das südliche Hauptgate, was auch Bettina und Thomas eigentlich hätten nehmen müssen, und da gab es 2018 eine Straßensperre ab Puerto Natales, was eine Zufahrt über das Gate Laguna Amarga im Norden des Parks bedeutete. Meines Wissens ist diese Umleitung aufgehoben.
Ich bin sehr gespannt auf eure Wanderungen. Vielleicht kannst du ganz kurz auch etwas zum Schwierigkeitsgrad ( wenn man von einer normalen Fitness ausgeht, sonst regelmäßig etwas fordernden Sport treibt) und zur ungefähren Dauer der Touren sagen. Da wäre ich dir sehr dankbar :kiss: .
Die Fotos erzeugen in mir ein Gefühl, das kann ich gar nicht beschreiben: ein wahrer Sehnsuchtsort.

Danke für deine Mühe, Bettina,

Herzliche Grüße
Beate & Reinhard
Reiseberichte:
Patagonien 2020: Zwischen Anden, Pampa und Eis: namibia-forum.ch/for...n-pampa-und-eis.html
Das schönste Ende der Welt-Südafrika März 2017 namibia-forum.ch/for...rika-maerz-2017.html
Südafrika 2018-Ohne Braai gibt es keine Katzen namibia-forum.ch/for...es-keine-katzen.html
Letzte Änderung: 10 Jun 2019 18:27 von Old Women.
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10 Jun 2019 19:25 #558479
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Old Women schrieb:
... für die, die es interessiert: unser Quartier, die Pampa Lodge, liegt ca. 3 km außerhalb des Parks beim Gate Serrano, das ist das südliche Hauptgate, was auch Bettina und Thomas eigentlich hätten nehmen müssen, und da gab es 2018 eine Straßensperre ab Puerto Natales, was eine Zufahrt über das Gate Laguna Amarga im Norden des Parks bedeutete. Meines Wissens ist diese Umleitung aufgehoben.
Danke, jetzt habe ich eine Vorstellung, was Bettina mit Nord- und Süd-Eingang meint. :-)
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