THEMA: Argentinien/Chile - Gletscher, Gipfel und Geysire
01 Jul 2019 08:42 #560480
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Mystische Laguna Torre oder: Bye-bye Wanderpumps

Es gibt unzählige Wandertouren in El Chalten. Zum Start gehen wir einen echten Klassiker an, die Tour zur Laguna Torre. Die Wetterprognose klingt gut, und so nehmen wir nach dem Frühstück die insgesamt rund 22 Kilometer, für die sieben Stunden veranschlagt werden, gut gelaunt in Angriff.



Der Weg führt zügig aus dem Ort heraus nordwärts. Auf den ersten Kilometern geht es sanft, aber stetig bergauf, es sind jedoch insgesamt keine großen Höhenunterschiede zu überwinden.



Die Strecke ist wunderschön. Wir sind früh dran und noch sind außer uns kaum andere Wanderer unterwegs.



In einem kleinen Waldstück entdecken wir ein Magellanspecht-Weibchen. Ich beobachte es fasziniert und so dauert es eine Weile, bis ich das permanente, penetrante Geräusch um uns herum registriere.



Ein paar Meter weiter wird das durchdringende Gezeter immer lauter, und der Verursacher linst unweit des Weges vorwitzig aus seiner Baumhöhle.



Wir setzen uns auf einen Baumstamm und harren der Dinge, die da kommen mögen. Der kleine Kerl mit Sturmfrisur veranstaltet ein Heidenspektakel ...



... und endlich, wir haben schon fast eine halbe Stunde gewartet, lässt sich die Mutter erweichen und füttert ihren ungeduldigen Filius.





Die Aktion ist leider schnell vorbei. Die Mutter fliegt davon, der kleine Specht zieht sich in seine Höhle zurück. Wir warten weiter ab, doch bis auf das unentwegte Krakeelen aus dem Baumstamm war's das mit der Show.

Weiter geht es durch die abwechslungsreiche Landschaft. Wir laufen durch offenes Gelände mit vielen Aussichtspunkten, urwüchsigen Wald und ein weites Tal, am Fluss Fitz Roy entlang, die Berge vor uns immer im Blick.





Zuletzt müssen wir die Gletschermoräne überwinden.



Und dann sind wir da. Vermutlich war der Cerro Torre, der nun direkt vor uns liegt, am Vortag zumindest für einige Momente zu sehen. Doch obwohl es sonnig geworden ist, versteckt er sich an diesem Tag - wie beinahe immer - in den Wolken. Er ist verflixt scheu, dieser Berg.



Die Aussicht ist dennoch grandios. Der grüne See, die Berge dahinter und der leuchtende Glaciar Grande verfehlen ihre Wirkung nicht - es ist eine beinahe mystische Atmosphäre.



Wir machen ausgiebig Rast und picknicken, erst als es immer voller wird, kehren wir um. Auf dem Rückweg kommen uns viele Wanderer entgegen und wieder sind wir froh über unseren relativ frühen Start am Morgen.



Wir laufen einige Kilometer gemeinsam mit einem älteren Ehepaar aus Südafrika, das seit fast ein Jahr mit seinem kleinen Wohnmobil durch Südamerika tourt. Beide sind sehr nett und haben faszinierende Geschichten auf Lager. Heimweh haben sie nicht, aber demnächst, so erzählen sie, wollen sie wieder einmal in die Heimat reisen, um ihre Enkelkinder zu sehen. Was sie danach machen, wissen sie noch nicht. Irgendwie macht es mir immer Mut, wenn wir solch spannende Menschen auf unseren Reisen treffen ...

Bei dem kleinen Magellanspecht legen wir noch eine Pause ein. Er ist zwar nicht zu überhören, lässt sich jedoch nicht noch einmal blicken.

Ich bin begeistert von der Tour, allerdings zuletzt auch maulig: An einem meiner Wanderschuhe hat sich die Hartschale verformt und drückt nun unentwegt gegen den Knöchel, der höllisch schmerzt. Ich denke, dass die Steigeisen am Perito Moreno das Problem ausgelöst haben, was letztlich auch egal ist, denn zu ändern ist es nicht mehr.



Ich würde am liebsten barfuß gehen und quäle mich auf den letzten Metern ins Ziel. Nach fast zehn Stunden zurück am Hotel, fliegen die nichtsnutzigen Treter - die mir allerdings jahrelang gute Dienste geleistet haben - im hohen Bogen in den Müll. Auf Nimmerwiedersehen! Dumm nur, dass ich nun gerade noch zwei Paar Schuhe in petto habe - wenig wandertaugliche Flip Flops und Turnschuhe. Ob ich damit auf unseren nächsten Trips weit komme? :pinch:

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02 Jul 2019 23:55 #560679
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Das Kind muss an die frische Luft

Mit steifen Gliedern schleppe ich mich am Morgen die steile Treppe in den Gastraum hinunter zum Frühstück. Die über 20 Kilometer vom Vortag stecken mir in den Knochen, und so bin ich beim Aufwachen nicht unglücklich, dass heftiger Regen aufs Dach prasselt. Ein fauler Tag kommt mir zumindest nicht ungelegen - ich bin mit mir und der Welt im Reinen, als ich mich mit meinem Buch in der Sofaecke lümmle. Draußen ist es finster und schüttet wie aus Eimern. Irgendwie schade, aber auch ziemlich gemütlich.

Gegen Mittag wird das Prasseln erst sachter und verstummt dann ganz, die Wolken hängen nicht mehr tintenschwarz über uns. Thomas wird unruhig, ich nicht. Doch ich sehe (zunächst etwas widerstrebend) ein, ich muss meine Sofaecke verlassen. Schließlich entstammt Hape Kerkeling nicht nur meiner Generation, sondern auch meiner Heimatstadt. Sein Buch "Der Junge muss an die frische Luft" ist ein Abklatsch meiner Ruhrpott-Jugend. Und so geht es mir wie ihm: Spielt das Wetter mit, insistieren meine längst verstorbenen Vorfahren aus den Tiefen meines Unterbewusstseins "Kind, du musst an die Luft!" Das steckt so in mir drin, da kann ich nicht aus meiner Haut; bis heute nicht und wohl auch nie mehr. (Heute kommt allerdings zusätzlich zum Wetter- natürlich auch noch der Zeitfaktor hinzu. Wie man das Problem mangelnder Luft in Zeiten intensiver Arbeitstage löst, wurde mir leider nicht mit auf den Weg gegeben.)

Nach allzu großen Sprüngen ist mir in Anbetracht meiner schmerzenden Knochen und Muskeln trotzdem nicht, und wir entschließen uns zu einer kleineren Wanderung, die wir ohnehin als "Joker" im Hinterkopf hatten. Sie beginnt beim Lago Desierto, einem See direkt bei der chilenischen Grenze, der noch bis vor einigen Jahren eine wesentliche Rolle im letzten Grenzkonflikt zwischen Chile und Argentinien spielte.



Knapp 40 Kilometer sind es auf einer abenteuerlichen Schotterstraße dorthin, die nicht nur äußerst holprig und zuweilen steil, sondern nach den starken Regenfällen auch stellenweise überflutet ist. Weil unsere kleine "Schrottkarre" aber offenbar bei ihrer Montage in einen Topf Zaubertrank gefallen ist und zudem glaubt, ein erstklassiger Jeep zu sein, meistern wir alle Hürden mit Bravour.

Die Natur an dieser einsamen Strecke ist beeindruckend. Wir fahren parallel zum Fluss, der nach dem Regen etwas aus dem Ruder gelaufen ist, durch einen märchenhaften Wald und kommen immer wieder direkt an Wasserfällen vorbei.



Die Straße endet als Sackgasse an einem Campingplatz. Der Lago Desierto liegt inmitten des patagonischen Waldes und einmal mehr fühlen wir uns ans Ende der Welt versetzt. Hier startet unsere Wanderung zum Glaciar Huemul, der benannt ist nach einer seltenen Andenhirschart, die wir leider nicht zu Gesicht bekommen.



Fast die gesamte Region ist in Privatbesitz, weshalb wir einen kleinen Obolus entrichten müssen, bevor wir am Campingplatz vorbei in den Buchenwald verschwinden. Er ist märchenhaft, wild und ungezähmt, und weil es immer weiter aufklart, scheint nun auch die Sonne durch die knorrigen alten Bäume.



Ich komme ins Schwitzen, denn der Weg hinauf zum Gletscher ist zwar nur wenige Kilometer weit, allerdings auch steil und schmal. Zum Glück erweisen sich meine Turnschuhe nach dem vorzeitigen Ableben meiner Wanderschuhe als ziemlich rutschfest. Oben angekommen, werden wir nicht nur mit strahlendem Sonnenschein, sondern auch einem herrlichen Rundblick belohnt.





Noch vor einer Stunde hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass sich der Fitz Roy, den wir diesmal von der anderen Seite betrachten, an diesem bis dato verregneten Tag zeigt. Doch zusehends taucht er aus den Wolken hervor.





Am smaragdgrünen Bergsee mit Blick auf den Glaciar Huemul legen wir eine längere Pause ein, es ist herrlich hier oben. Und weil diesen Ausflug nur wenige Touristen auf der Agenda haben, sind wir über weite Strecken ganz allein.







Wir lassen uns alle Zeit der Welt, klettern ein wenig über die Felsen, sitzen in der Sonne und genießen das (subjektive) Gefühl der völligen Abgeschiedenheit. Nur einige Vögel leisten uns Gesellschaft.







Die Rückfahrt ist ziemlich entspannt, die Wasserlachen sind schon etwas geschrumpft und der Fluss hat sich dorthin zurückgezogen, wo er hingehört: ins Bett. Bei strahlendem Sonnenschein und in bester Stimmung kommen wir zurück nach El Chalten, wo wir einen guten (echten!) Italiener entdecken. Das toppt natürlich die Sofaecke, ich bin bekennender Pasta-Junkie und lasse mir die hausgemachten Nudeln richtig schmecken. Einmal mehr war es ein wunderbarer Tag - und die "Schrottkarre" hat sich schon wieder ein Sonderlob verdient.



Letzte Änderung: 03 Jul 2019 00:34 von Beatnick.
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05 Jul 2019 15:37 #560945
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Ein Traum in Türkis

Es ist noch nicht richtig hell, als uns am Morgen der erste Shuttle des Tages einsammelt. Wir haben ihn am Abend zuvor ganz unkompliziert über unser Hotel buchen lassen, und er bringt uns zur Hosteria El Pilar, die ein ganzes Stück außerhalb von El Chalten in Richtung Lago Desierto liegt. An dieser wunderschönen Unterkunft fernab der Touristenströme beginnt unsere Wanderung zur Laguna de los Tres und von dort weiter nach El Chalten.

Wir hätten auch direkt im Ort starten können, doch die von uns gewählte Variante birgt einige Vorteile: Wir müssen nicht dieselbe Strecke zweimal laufen, umgehen einen langen, steilen Anstieg zu Beginn der Wanderung und kommen zudem am Glaciar Piedras Blancas vorbei.

Als uns der (bis auf den letzten Platz gefüllte) Kleinbus an der Hosteria ausspuckt, nieselt es, keine idealen Voraussetzungen also. Die kleine Menschentraube, die wir zunächst bilden, zerfällt nach nur wenigen Minuten in ihre Einzelteile, jeder hat sein individuelles Gehtempo. Vor uns liegt eine Strecke rund 25 Kilometern, kein Pappenstiel, zumal wir noch die Laguna Torres in den Waden haben. Thomas und ich gehen es gemächlich an, allerdings ohne zu bummeln. Wir durchwandern ein schönes Tal und dann einen Südbuchenwald, der uns vor dem Regen schützt und in dem wir fernab des Weges wieder einen jungen Magellanspecht ausdauernd rufen hören. Es geht sanft ansteigend bis zu einer Hochebene, zwischendurch ist in der feuchten Luft an einem Aussichtspunkt vom Glaciar Piedras Blancas kaum etwas zu sehen.



Nach rund zweieinhalb Stunden gabelt sich der Weg. Rechts geht es in Richtung Laguna de los Tres, links nach El Chalten. Das Wetter hat sich deutlich gebessert und es regnet nicht mehr, doch der Fitz Roy hüllt sich in Wolken. Der Aufstieg lohnt sich allerdings nur, wenn die Granitfelsen auch zu sehen sind, zudem soll er alles andere als trivial sein und ich bin zwangsläufig wieder nur in Turnschuhen unterwegs. Ich bin hin- und hergerissen, doch am Ende biegen wir links ab. Ein richtig gutes Gefühl ist das aber nicht. Wir sind noch nicht weit gekommen, da setzen wir uns auf eine Bank und überlegen von Neuem.



Das Wetter wird immer besser, schon lugt der Fitz Roy aus den Wolken hervor. Und auch der Weg zur Laguna ist nun klar erkennbar. Soooo schlimm sieht er ja nun von hier unten gar nicht aus?! Thomas scharrt schon längst mit den Hufen und schließlich ringe ich mich durch: Wir wagen es! Umkehren, so denke ich, können wir ja immer noch. Als würde ich uns nicht besser kennen ...

Rechts unten im Bild der Anstieg zur Laguna de los Tres.


Wir kommen an einem Campingplatz vorbei, zwar mit schauerlichen Sanitäranlagen, aber in traumhafter Lage. Kurz dahinter beginnt der Aufstieg, von dem ich viel gelesen habe. Ein Warnschild bringt mich nicht unbedingt nach vorn, wieder drängen die Turnschuhe an meinen Füßen in mein Bewusstsein ...



Dann steigen wir im Zick Zack über große Felsbrocken und loses Geröll den Hang zur Laguna de los Tres hoch. Der Weg ist nur einen Kilometer lang, aber steil und uneben und zuweilen bei zu starkem Wind gesperrt. In dieser Hinsicht haben wir Glück, es ist relativ windstill und nun kommt auch die Sonne heraus. Der Aufstieg ist anstrengend, aber technisch nicht sehr anspruchsvoll, wir finden immer guten Tritt. Dennoch tragen alle anderen - und das ist auch absolut richtig so - feste Wanderschuhe.



Oben müssen wir noch die Endmoräne überwinden, die von unten nicht zu sehen war, ...





... dann haben wir es nach rund einer Stunde geschafft. Hinter uns liegen El Chalten und der Viedma See, ...





... vor uns die Laguna de los Tres. Der Blick ist überwältigend. Die Granittürme ragen mächtig hinter der Lagune auf, die in der Sonne knallbunt leuchtet - das war definitiv alle Mühe wert!



Deutlich zeigt sich, warum der gewaltige Fitz Roy in der Sprache der Ureinwohner "El Chalten" heißt: "Rauchender Berg". An seiner Spitze hängen fast immer Wolken fest.



Die Wanderung ist die wohl populärste der Gegend und wir sind alles andere als alleine hier. Wir suchen uns eine ruhige Stelle, schöpfen Atem und genießen den Anblick. Dann laufen wir bis an den Rand des Gletschersees hinunter.



Am Vorabend haben wir in unserer Hotel-Sofaecke von einer Amerikanerin den Hinweis bekommen, dass etwa 500 Meter weiter links ein weiterer See liegt, die Laguna Sucia. Ich denke, ohne den Tipp hätten wir ihn glatt ausgelassen, denn er ist in einer Senke verborgen und zunächst nicht zu sehen.



Wir orientieren uns nach links und klettern den Hang hinauf. Als ich oben bin, erwischt mich der patagonische Wind mit einer Wucht, die ich dahin noch nicht einmal geahnt hatte. Ich komme ins Straucheln, will natürlich nicht vom Berg purzeln und werde schließlich einfach umgeweht. Unsanft lande ich mit dem Allerwertesten auf spitzen Steinen - autsch! Ich signalisiere Thomas, der gerade hinter mir über die Kuppe klettert, auf allen Vieren zu krabbeln, stopfe meinen Rucksack in eine Felsspalte und genieße dann einfach nur die Aussicht über beide Lagunen.





Der Wasserfall weht im heftigen Wind mehr als dass er fällt, und dann noch in die falsche Richtung.



Wir bleiben ziemlich lange hier oben, selten habe ich etwas so Schönes gesehen. Doch schließlich machen wir uns auf den Rückweg.



Der Pfad ist mittlerweile regelrecht überlaufen, ganze Massen kommen uns schnaufend entgegen. Wieder einmal zahlt sich unser früher Start aus. Auf dem schmalen Weg gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten und so kommt es zu Engpässen und Staus. Die fittesten Wanderer klappern ungeduldig mit ihren Trekkingstöcken, was natürlich nichts bringt, hier ist Rücksichtnahme gefordert. Wir feuern die Entgegenkommenden an, "It's worth the pain", und viele scheinen sich aufrichtig darüber zu freuen. Unserer Beobachtung nach bleibt keiner auf der Strecke, eine gewisse Grundkondition ist aber sicher hilfreich.

Unten angekommen machen wir Rast, denn wie immer ist runter nicht unbedingt leichter als rauf.



Am Fluss füllen wir unsere leeren Wasserflaschen auf, das Wasser im gesamten Areal ist glasklar und trinkbar.





Dann wandern wir zurück nach El Chalten, wofür wir etwa drei Stunden einplanen. Ich spüre die Anstrengung und wir legen zwar ein zügiges Tempo vor, machen aber auch immer wieder Pause. Die Strecke bleibt wunderschön.







An der Laguna Capri (es gibt einen gleichlangen Alternativweg über den Mirador Fitz Roy) befindet sich ein weiterer Campingplatz, es ist sonnig und die Stimmung am Ufer des hübschen Sees herrlich entspannt. Einige ganz Mutige trauen sich sogar ins eiskalte Wasser.





Die letzten Kilometer laufen wir immer bergab durch einen Wald. Ich bin froh, dass wir diese langgezogene Steigung zu Beginn der Wanderung vermieden haben.

Am Ende zieht sich der Weg ein wenig, der tolle Blick auf den Rio de las Vueltas ist ein letzter Höhepunkt. Dann endlich kommt El Chalten in Sicht.



Fast zehn Stunden sind wir unterwegs, als wir jubelnd im Ort ankommen, und haben durch unsere Unentschlossenheit an der Weggabelung und das Hin-und-her-Gerenne zwischen den beiden Lagunen noch ordentlich Kilometer draufgepackt. Unterwegs hatte ich krachenden Hunger, doch als wir bei unserem favorisierten Italiener sitzen, bekomme ich vor Erschöpfung kaum einen Bissen runter. Was schade ist, denn das Essen ist nicht nur gut, sondern El Chalten insgesamt auch nicht gerade günstig.

Am Abend bin ich fix und fertig, aber glücklich. In meinem persönlichen Ranking ist die Laguna de los Tres eine der schönsten Tagestouren, die wir je gemacht haben und wird höchstens getoppt vom Tongariro Alpine Crossing in Neuseeland, wo es so aussieht:

Unterwegs am "Schicksalsberg" in Neuseeland:






Beim Einschlafen will ich gar nicht darüber nachdenken, dass ich mich um ein Haar gegen den Weg hinauf zur Laguna entschieden hätte. Zum Glück haben wir uns ein Herz gefasst - es hat sich gelohnt!

Letzte Änderung: 16 Jul 2019 00:02 von Beatnick.
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08 Jul 2019 16:19 #561220
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Von den Bergen über die Stadt in die Wüste

Am Morgen fühle mich gut, zumindest mental. Körperlich eher zerschlagen. Am Tag nach unserer Wanderung zur Laguna de los Tres, unserem letzten in El CHalten, ist für mich eine weitere große Tour undenkbar.

Das Wetter ist wunderbar, wir lassen uns treiben; wandern zunächst noch einmal ein Stück in Richtung Laguna Torre, bis zu der Stelle, wo wir den kleinen Specht in seiner Höhle beobachtet hatten. Doch von dem Vogel fehlt jede Spur. Ich checke vorsorglich den Boden rund um den Baum, doch nichts deutet auf eine Katze oder sonst irgendwelche Räuber hin. Der Kleine hat das Hotel Mama wohl verlassen. :ohmy:

Zurück in El Chalten setzen wir uns in ein uriges Cafe, das dekoriert ist mit alten Ski, zerfransten Kletterseilen und schwarz-weiß Fotos, die von Abenteuern längst vergangener Zeiten zeugen. Der Ort selbst, der in den 1980er-Jahren vor allem als Statement in den Grenzstreitigkeiten mit Chile gedacht war, ist jung, und ich mag seine Atmosphäre. Nicht, dass hier übermäßig viel los wäre. Doch das bunte Publikum sorgt vor allem abends, wenn aus den Kneipen argentinische Rockmusik dringt und die Gäste ihren ereignisreichen Tag auf den Terrassen mit einem Bier ausklingen lassen, für eine entspannte Stimmung. Während unserer Zeit in El Chalten sind wir automatisch Teil einer verschworenen Gemeinschaft, deren Mitglieder allesamt naturverbunden, aktiv und solidarisch sind. Wie bei einem Marathon oder einem alternativen Festival. Ein gutes Gefühl.

Thomas' Entdeckung des Urlaubs.


Am Nachmittag gehen wir ein letztes Mal zum Mirador de los Condores hinauf. Das Wetter ist herrlich und der Fitz Roy zeigt sich erneut in seiner ganzen Pracht - anders als der Cerro Torre, der trotz meist guten Wetters nur an unserem ersten Tag für wenige Stunden aus seinem Versteck gelugt hatte.





Thomas will eigentlich Kondore fotografieren, was nicht gelingt, denn erst kommt keiner und dann fliegen die Objekte der Begierde viel zu hoch. Stattdessen beobachten wir eine Loica-Familie und auch sonst allerlei gefiederte Freunde.









Wir schlafen zeitig, denn die Nacht ist vorbei, da hat sie gefühlt kaum angefangen. Unser Flug ist deutlich vorverlegt worden, statt nachmittags geht es für uns nun schon um 9.30 Uhr von El Calafate nach Buenos Aires. Dort haben wir eine Nacht Zwischenaufenthalt, bevor wir in die Atacama-Wüste weiterreisen. Wir müssen ja aber erst noch nach El Calafate fahren, und so ist es stockfinster, als wir einen frühen Tee und Kaffee schlürfen. Außer uns zählt noch ein Japaner zu den Frühaufstehern, er will bei Sonnenaufgang am Mirador de los Condores sein. Den Plan hatten wir eigentlich auch, denn wir hatten fantastische Fotos von einem in Rot getauchten Fitz Roy gesehen. Doch in den vergangenen Tagen war die morgendliche Wetterprognose zu schlecht und wir wollten keinesfalls vergeblich mitten in der Nacht aus den warmen Federn krabbeln.

Es fühlt sich merkwürdig an, durch die menschenleere Pampa zu fahren. Kein anderes Auto, kein künstliches Licht, keine anderen Menschen. Der Sonnenaufgang lässt auf sich warten und wir haben schon beinahe die Hälfte der Strecke hinter uns, als wir aus großer Entfernung zumindest eine Ahnung davon bekommen, was der Japaner wohl gerade aus nächster Nähe erlebt.







Wir liegen gut in der Zeit, und an einem einsamen Picknickplatz öffnen wir die Frühstücksboxen, die uns unsere Unterkunft mit auf den Weg gegeben hat. Die Aussicht ist definitiv besser als deren Inhalt, denn man hatte uns zunächst vergessen und am Morgen in die Box hineingestopft, was nur eben zu finden war. Doch immerhin haben wir etwas im Magen.





Am Flughafen parken wir die kleine "Schrottkarre", die uns hervorragende Dienste geleistet hat und die mir regelrecht ans Herz gewachsen ist. Immerhin ist es uns während unserer gemeinsamen Zeit gelungen, ihre (bereits vorhandenen) Blessuren mit ausreichend Dreck zu übertünchen.



Im Flughafen bekommen wir einen Riesenschreck, denn von Thomas' Fotorucksack fehlt jede Spur. Ich bekomme weiche Knie und sehe ihn vor meinem geistigen Auge in El Chalten im Zimmer oder an der Rezeption stehen. Doch zum Glück geht Thomas noch einmal zum Auto zurück und wird dort fündig. Puh! Vor lauter Erleichterung muss ich mich erstmal setzen.

Die nächste Hürde ist die Rückgabe des Autos. Die Schalter sämtlicher Autovermieter haben bereits geöffnet, nur unserer nicht. Der Vermieter in Ushuaia hat uns glücklicherweise seine Handynummer mitgegeben und nimmt sogar - wenn auch hörbar verschlafen - ab. Ich versuche trotz Sprachbarriere zu erläutern, wer wir sind und was das Problem ist, und irgendwann ist er im Bilde. Um Sieben, sagt er im Brustton der Überzeugung, öffne das Büro allerspätestens. Ich weise ihn sanft, aber bestimmt darauf hin, dass es bereits deutlich nach Sieben ist und wir überdies dringend zum Gate müssen. Er ruft den Mitarbeiter an und dann wieder uns, noch eine halbe Stunde, dann sei der Kollege da. Zu spät für uns, entgegne ich und schlage vor, den Schlüssel beim benachbarten Vermieter abzugeben. Das passt ihm irgendwie nicht, doch er sieht ein, es ist die einzige Möglichkeit.

Wir stehen nun allerdings ohne irgendwelche Papiere da, die versichern, dass wir den Wagen in dem Zustand abgegeben haben, wie er uns übergeben wurde. In Anbetracht der Vielzahl der Mängel möglicherweise ein Risiko. Aber es hilft nichts, wir müssen los, und es geht auch alles gut: Wir haben nie wieder etwas in dieser Angelegenheit gehört und unser Deposit problemlos und zeitnah zurückerhalten. Und so ist das Kapitel "Mietwagen", das so turbulent endete wie es begann, für uns glücklich abgeschlossen.



Mittags sind wir zurück in Buenos Aires, und ein bisschen fühlt es sich an, als kämen wir nach Hause. Es ist brüllend heiß, noch heißer als bei unserer Abreise. Nur drei Wochen sind seitdem vergangen, doch es kommt uns viel länger vor. Was haben wir seither nicht alles gesehen und erlebt! Wir haben keine konkreten Pläne, bummeln durch "unser" Viertel, genießen das typische Großstadtgefühl und fahren abends mit dem Taxi nach Palermo. Anders als beim ersten Versuch klappt es diesmal mit einem Tisch im "Don Julio", und es wird seinem Ruf als herausragendes Restaurant gerecht - sogar für mich als Vegetarierin.





Am Morgen beginnt abermals früh ein diesmal längerer Reisetag: Über Santiago fliegen wir nach Calama in die Atacama-Wüste. Von dort geht es per Shuttle weiter nach San Pedro, und während des rund 80-minütigen Transfers bekommen wir einen ersten Eindruck von der Landschaft, die so ganz anders ist als alles, was wir bisher auf dieser Reise erlebt haben.





Unsere Unterkunft ist okay und liegt wenige Minuten vom Zentrum entfernt in einer ruhigen Seitenstraße. Das Dorf selbst hat mit seinen staubigen Wegen und Lehmhäusern den ursprünglichen Charme bewahrt, was fast eine Kunst ist, denn es ist fest in touristischer Hand.





Souvenirläden, Tourenanbieter, Restaurants, alles ist auf die zahlende Kundschaft ausgerichtet. San Pedro ist aber auch unübersehbar eins der Hauptziele für Backpacker in Chile. Sie sind überall, machen Straßenmusik und lassen sich von der Polizei immer nur kurzfristig vertreiben. Sie scheinen im Ort nicht sehr beliebt zu sein, stören mit ihrem Gesang und Geklampfe wahrscheinlich die Nachbarschaft und bringen zudem kaum Geld in Umlauf. Ich persönlich schätze aber ihre Anwesenheit, denn sie sorgen für eine lässige Atmosphäre. Ich weiß, wir werden uns hier wohlfühlen. Der letzte Abschnitt unserer Reise kann beginnen.

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11 Jul 2019 07:42 #561550
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Gestrandet in der Wüste

Ein leicht erhöhter Puls und ein eher unruhiger Schlaf - das ist die Bestandsaufnahme nach unserer ersten Nacht in gut 2.400 m Höhe. Einige wenige Vorsorgemaßnahmen haben wir uns selbst auferlegt, dazu zählen möglichst wenig Kaffee, null Alkohol, viel Wasser und ich lange zudem reichlich beim Tee aus Coa-Blättern zu, der in unserer Unterkunft kostenfrei rund um die Uhr angeboten wird und angeblich einer Höhenkrankheit vorbeugen soll.

Wir haben auch bei diesem Teil der Reise die Ausflüge größtenteils vorab gebucht. Es war ohnehin relativ schnell klar, welche wir machen würden, nur an unserem letzten vollen Tag in San Pedro möchten wir spontan entscheiden. Ich bin etwas überrascht, als uns morgens um Sieben ein ausgewachsener Reisebuss einsammelt. Ich hatte mir darüber im Vorfeld keine großen Gedanken gemacht, aber instinktiv mit einer kleineren Gruppe gerechnet. Im Bus sind alle noch etwas verschlafen, aber sehr freundlich, wir sind eine echte Multikulti-Truppe und haben sogar einen Reiseleiter mit Mikrofon und allem Pipapo - ein bisschen fühle ich mich wie bei einer Butterfahrt. :huh:

Das Mikro ist glücklicherweise defekt, und so stellt sich der Guide in den Gang und spricht direkt mit uns, was schon viel besser ist, doch es folgt die erste dicke Enttäuschung. Worauf wir uns auf dieser Tour am meisten freuen würden, fragt er, und ich antworte wie aus der Pistole geschossen: "Piedras Rojas!" Doch er schüttelt bekümmert den Kopf, die Lagune ist derzeit gesperrt. Die Begründung liegt mir mindestens ebenso schwer im Magen wie die Sperrung selbst: Die Lagune, als eine der letzten frei von Eintritt und vollkommen naturbelassen, sei zu einer Müllkippe verkommen. Besucher haben ihre Namen in die roten Steine geritzt, die dem Naturwunder seinen Namen geben, und sie überdies als öffentliche Toilette missbraucht. In die Zeit unseres Aufenthalts fällt nun also nicht nur die "Grundreinigung", sondern auch die Errichtung eines Kassen- sowie Klohäuschens. Der Mensch macht sich alles selbst kaputt... :(

Wir kommen gut voran, die Straßen sind in perfektem Zustand und weitgehend leer. Die Landschaft ist unwirklich und wunderschön, doch ich habe zunächst vor allem an der Hiobsbotschaft des Guides zu knabbern, die mich nachhaltig erschüttert.

Unser erster Stopp ist Toconao, das für seinen alten Kirchturm von 1750 bekannt ist. Das kleine Andendorf hat sich spürbar auf die Touristen eingestellt und bietet allerlei Folklore-Artikel an. Natürlich sollen wir einkaufen, aber als wir über zwei Kaltgetränke hinaus kein Interesse zeigen, werden wir auch nicht bedrängt. Wir machen einen kleinen Rundgang, insgesamt fällt der Halt für unseren Geschmack zu lang aus.



Danach gewinnen wir zügig an Höhe, ich habe Druck auf den Ohren, und schließlich erheischen wir einen ersten Blick auf unser erstes Etappenziel: die Lagunas Altiplanicas, zwei am Fuß zweier großer Vulkane nebeneinander liegende Seen auf einer Hochebene.



Ich kann es kaum abwarten, aus dem Bus zu kommen, und tatsächlich bleiben wir - wenn auch etwas unvermittelt mitten auf der Straße - stehen. Doch schnell merken wir: Hier stimmt was nicht. Der Fahrer versucht zu starten, doch der Bus macht keinen Mucks mehr. "No problem", meint der Guide, wir sind ohnehin am Ziel und erst einmal eine Zeit lang unterwegs. Bis dahin hat der Busfahrer das Vehikel sicher flottgekriegt und sammelt uns an der zweiten Lagune wieder ein. Soweit die Theorie.

Wir sind nun auf über 4.100 m Höhe, so hoch war ich noch nie, doch bis auf einen leichten Kopfschmerz geht es mir - ebenso wie Thomas - gut. Die Laguna Miscanti ist ein atemberaubender Anblick und wir sind ganz aus dem Häuschen, müssen uns allerdings immer wieder zu langsamen Bewegungen zwingen, sonst geht uns in der dünnen Luft sofort die Puste aus und der Kopfschmerz wird stärker.



Wir schlendern also wie zuvor eindringlich ermahnt ausschließlich auf den gekennzeichneten Wegen an der Lagune entlang und an Vulkanen vorbei ...



... zur Lagune Miniques, die einen nicht minder spektakulären Anblick bietet.



Wir laufen zu ihr hinunter und lassen uns auch dabei viel Zeit, denn von unserem Bus ist auf dem benachbarten kleinen Parkplatz noch immer nichts zu sehen.



Der Rest unserer Gruppe hat sich bereits zusammengefunden und beratschlagt, was zu tun sei, was reine Zeitverschwendung ist, denn die Antwort des Guides fällt ebenso knapp wie pragmatisch aus: nichts. Der Bus, so erläutert er, sei allein mit Bordmitteln nicht flottzukriegen. Die Agentur sei aber per Funk informiert, schicke einen Mechaniker und zudem einen Ersatzbus, was aber natürlich eine ganze Weile dauere, denn das Ersatzfahrzeug müsse ja erst die lange Anfahrt bewältigen.

Links hinter mir im Bild der Pannen-Bus.


Zum Glück geht es uns allen gut, nur ein junger brasilianischer Familienvater sorgt sich - sicher auch zu Recht - um seine sechsjährige Tochter, die allerdings topfit erscheint. Ich wundere mich dennoch darüber, dass a) so ein kleines Kind bei dieser Tour dabei ist und b) es keinen - zumindest erkennbaren - Plan B zu geben scheint, sollte jemand Probleme bekommen.

Bei mir selbst trifft diese Information auf große Gelassenheit. Diese unvorhergesehene Panne verschafft uns an diesem fantastischen Ort wertvolle Zeit, die wir sonst nicht gehabt hätten. Die anderen Gruppen sind längst weitergezogen und wir sind ganz allein. Es ist angenehm warm, alle haben ausreichend Wasser dabei und fühlen sich gut, wir können die Stille und Weite nach Herzenslust genießen. Gemächlich spazieren wir zurück zur Lagune Miscanti. Irgendwo dahinter, denke ich zwischendurch ein wenig sehnsüchtig, liegen die Piedras Rojas.



Volle drei Stunden vergehen bis zu unserer "Rettung". Dann tauchen drei Kleinbusse auf, mit denen wir unsere Tour fortsetzen. Das Mittagessen entfällt, das Restaurant am Weg hat seine Pforten längst geschlossen. Doch ich tausche es gern gegen die unverhoffte Zeit an den Lagunen ein.



Ohnehin ist unser Ausflug ja noch längst nicht vorbei: Es folgt Teil zwei, in dem Flamingos eine zentrale Rolle spielen. Und auf die freue ich mich ganz besonders.



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14 Jul 2019 09:23 #561760
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Pretty in Pink

Es ist bereits Nachmittag, als wir in der Laguna Chaxa ankommen, dem zweiten großen Stopp auf dieser Tour, das Licht wird schon weicher. Wir sind zurück auf 2.300 m. Nur rund 60 Kilometer sind es von San Pedro zur Lagune, die mit zum Salar de Atacama zählt, der mit 3.000 Quadratkilometern größten Salzebene Chiles. Der letzte Teil der Strecke ist eine Piste aus Salz und als wir aussteigen, muss ich sofort meine Sonnenbrille aufsetzen, so sehr blendet die weiße Weite.





Die Salzkrusten sehen im Sonnenlicht aus wie Schnee, und beim Laufen knirscht es unter den Füßen.



Die Laguna Chaxa ist Teil des Nationalreservat "Los Flamencos", die salzige Lagune wird aus vielen unterirdischen Quellen gespeist und erscheint wie ein unwirkliches Meer aus bunt schimmernden Lachen und rosa-weiß glitzernden Salzkristallen.



Die Flamingos lieben den hohen Salz- und Mineraliengehalt und filtern das Wasser unaufhörlich auf der Suche nach kleinen Krebstieren, die ihrem Gefieder die Farbe geben.







Drei der sieben weltweit vorkommenden Flamingo-Arten gibt es hier.

Chileflamingo




Anden-Flamingo




James-Flamingo, zu erkennen unter anderem an den pinkfarbenen Beinen


Die Vögel lassen sich in aller Ruhe beobachten, die Salzwüste und die hohen Vulkankegeln um uns herum bilden eine einzigartige Kulisse.



Die Umgebung ist wieder eine völlig andere als zuvor an den Zwillingsseen, aber ebenso faszinierend. Weil wir durch die Panne spät dran sind, sind außer uns nur noch einige wenige Selbstfahrer hier. Die Stimmung ist friedlich und ich fühle mich einmal mehr fernab von allem. Kein Wind, kaum andere Geräusche - Stille.







Wir haben ausreichend Zeit für den nur 400 m langen Rundweg, aber wie immer könnten wir noch Stunden bleiben. Durch die Nähe zu San Pedro und die guten Asphalt- und Salzstraßen ist es kein Problem, mit einem Mietwagen selbst herzukommen, und vorsorglich mache ich mir eine entsprechende gedankliche Notiz. Vielleicht kehren wir ja eines Tages zurück ...







Erneut sind wir die Letzten, die in den Bus klettern, und weil die Tour nun schon insgesamt deutlich länger dauert als geplant, schauen viele ungeduldig auf die Uhr. Ich wundere mich darüber. Wofür sind wir denn hergekommen, wenn nicht für die einzigartige Natur?







Am Valle de Jere bei Toconao, einer grünen Oase in einem Tal, legen wir einen letzten kurzen Stopp ein, ...



... dann fahren wir zurück nach San Pedro. Es dämmert schon, und der omnipräsente, fast 6.000 m hohe Licancabur wird von der Abendsonne angestrahlt.



Zurück in unserem Hippie-Dorf lasse ich mich noch ein wenig durch die Gassen treiben, während es Thomas nach dem langen Tag schon zum Hotel zieht. In den staubigen Sträßchen ist richtig was los und ich genieße die lebendige, aber zugleich friedliche Atmosphäre. Allerdings ist an diesem Abend für uns beide früh Zapfenstreich, denn schon um kurz nach Vier und somit mitten in der Nacht werden wir wieder eingesammelt. Das nächste Abenteuer in der Wüste wartet.

Letzte Änderung: 14 Jul 2019 09:36 von Beatnick.
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