Assekrem Nordpiste
Die Nacht ist nicht nur kalt, sondern auch kurz. Bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang sind wir auf den Beinen, denn selbigen wollen wir auf dem Gipfel des Assekrem bei der Eremitage du Pere de Foucauld erleben. Das geht nur zu Fuß und so wird uns schnell warm.
Pünktlich zum Sonnenaufgang beginnt auch die Wolkendecke aufzureißen.
Wir werden vom hier oben lebenden Pater zur Morgenmesse in seiner kleinen Kapelle eingeladen. Die ist kaum in der Lage unsere Gruppe zu fassen. Obwohl ich überhaupt kein gläubiger Mensch bin, war die Messe hier oben in der sehr einfachen und schmucklosen Kapelle ein sehr schönes Erlebnis. Es hatte etwas archaischen. So stelle ich mir Gottesdienste in der Frühzeit des Christentums vor.
Danach sitzen wir noch lange im Gespräch mit dem Pater zusammen. Im Gegensatz dessen was man von einem Eremiten erwartet, ist er sehr weltoffen und interessiert.
Hier hätte ich es gut noch länger ausgehalten, aber wir müssen leider weiter, wissen wir doch nicht, was die heutige Strecke von uns verlangen wird. Bevor wir aber starten, gibt es erst einmal ein ausgiebiges Frühstück auf dem Parkplatz vor der Herberge.
Die heute vor uns liegende Strecke gibt es offiziell gar nicht mehr. Die Nordpiste auf den Assekrem wurde schon vor vielen Jahren aufgegeben und seitdem nicht mehr gepflegt und instandgesetzt. Was uns genau erwarten wird, wissen wir nicht, denn die Strecke verändert sich von Jahr zu Jahr. Das Wetter zerstört die Piste von Jahr zu Jahr mehr. Hin und wieder werden die schwierigsten Passagen von den Befahrern der Strecke provisorisch ausgebessert.
Was sich gleich zu Anfang der Strecke zeigt, ist die fantastische Landschaft. Das ganze Gebirge ist vulkanischen Ursprungs und hinter jeder Kurve erwartet einen ein neuer beeindruckender Ausblick.
Die Strecke steigert sich langsam. Ist sie zu Anfang noch gut zu befahren, wird sie immer schwieriger, je tiefer wir kommen. Hier in den tiefer gelegenen Tälern kommen nach Regenfällen anscheinend größere Wassermassen zusammen, die vielfach die Piste erheblich beschädigt oder sogar komplett zerstört haben.
Immer häufiger ist die Piste unpassierbar und wir müssen uns Umfahrungen suchen. Mit den wendigen Motorrädern ist das überhaupt kein Problem. Mit dem großen LKW dafür um so mehr. Letztendlich findet Gregor aber immer einen Weg. Häufig wechseln wir für längere Passagen von der Piste ins Bachbett.
Am späten Nachmittag haben wir es geschafft. Die Hauptpiste von In Ekker nach Djanet ist erreicht. Der LKW hat auf der Piste stark gelitten und ist schwer angeschlagen. Federn und Aufhängung sind an mehreren Stellen gebrochen. Wir brauchen dringend ein Schweißgerät. So beschließen wir nach Ideles zu fahren, wo wir hoffen, entsprechende Hilfe zu bekommen.