THEMA: "Social distancing" mit Gorillas
03 Mai 2020 16:02 #588019
  • Carsten Möhle
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  • Carsten Möhle am 03 Mai 2020 16:02
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Familientreffen im Urwald
Die Wanderung zu den Gorillas ist so getimt, dass man in deren Mittagspause bei ihnen ankommt. Dann sind die Gruppen besonders entspannt, sehr inaktiv und längere Zeit an einem Ort. Hier der erste Blick und dann das Panorama:












Der Schutz des Gegenübers durch die Maske ist der Grund sie aufzusetzen, nicht ein symbolisch-dekoratives Element zu tragen. Beim Gegenübertreten der Gorillas wird das auch als verhältnismäßig und notwendig fraglos umgesetzt.
Eine UV-Lichtgestalt von einem anderen Kontinent würde empfehlen intravenös Sagrotan zu spritzen.

Woher kommt nun der grassierende zwanghafte Pessimismus, neuerdings auch "kritisches Hinterfragen" genannt, das die zeitweilige Maskenpflicht, um ein Gegenüber mit 100% gleichem Genom zu schützen schon als Maulkorberlass und Freiheitsberaubung wider eine Meinungsfreiheit zu interpretieren?
By the way: Eine Meinung kann auch falsch sein, zur Meinungsfreiheit gehört aber die Rede- und Veröffentlichungsfreiheit. Wer schon mal mit One-World- flat-earthern, Echsenmenschenliebhabern oder Gottes Bodenpersonal argumentieren wollte, weiß dass oftmals Meinungsfreiheit mit Freiheit des Glaubens verwechselt wird. In dem Bereich gibt es ja sogar unwiderlegbare Offenbarungen.
(Wenn es einen Gott geben würde, würde er gerade in Namibia Home Office machen)

Man fühlt sich wie ein Intensivmediziner. Die Maske verbirgt Emotionen. Und Gedanken



, aber ein Furz wird ja auch nicht von der Unterhose aufgehalten.



Alter weißer Mann.
Man muss die Maske nur in unmittelbarer Nähe der Gruppe tragen, also etwas über eine Stunde. In der feuchttropischen Hitze hat man schon bereits nach kurzer Zeit das Gefühl, das Champignons im Rachenraum wachsen. Der Vor-Ort-Ranger hat die Maske während seiner gesamten 12 Stunden Schicht auf.

Damit wir bessere Sicht auf die Gruppe haben, betreiben die Ranger noch ein wenig Forstwirtschaft. Lautstarker Einsatz der Machete beeindruckt die Gorillas nicht. Unser Begleitranger verkündet laut „10:36 The hour begins now!“



Hier ein erster, ungekürzter 5-Minuten Eindruck von 60 Minuten Affentheater



Hochaktiv waren in der Gorilla-Siesta die Gorillakinder. Wenn einer neugierig zu nah auf uns zukam, stellten sich die Ranger mit dem Rücken zum Tier dazwischen und drängten es ab.

Video fliegende Zwillingstürmer



Wird fortgesetzt mit Bananenphetaminen
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06 Mai 2020 15:13 #588285
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  • Carsten Möhle am 03 Mai 2020 16:02
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Mit der Zeit versucht man die Einzeltiere genauer zu bestimmen, um das Gruppengefüge herauszulesen. Am einfachsten geht das natürlich, wenn man ihnen Namen gibt:
Hairy Potter, Dirty Hairy, Forrest Gump, Che Guerilla, Funky Monkey, Prima Tologe, Fast and Furry-ous, Unser Charly, Donkey Cong



und dort, der kleine Jim Panse!



Affentittengeil – eine Frühform des Sodomismus









Wer beobachtet wen? Wird mit Augen-Blicken kommuniziert?
Man versucht und hofft bei einem Blick immer auch eine gemeinsame Vorgeschichte zu sehen, eine Abstammungslinie, einen gemeinsamen Vorfahren, Ururururururururururururururururururururururururu-Opa.
Nun mag das Angesicht zu Angesicht zu einem Bushman noch funktionieren. Trotz Gleichzeitigkeit – und Wertigkeit der Lebensverhältnisse möchte man unbedingt ein früheres „Selbst“ entdecken.
Ein gewisser Anthropozentrismus, oder ist es gar Anthroporassismus, hilft zumindest Fragen zu stellen, die wir noch nicht wirklich beantworten können:



Spielen wir eine Rolle im Leben der Gorillas?
Vermissen sie uns, wenn keine Touristen mehr kommen?
Oder werden wir von Ihnen nur erinnert als ein paar buntgekleidete Gaffer-Voyeure, die man als willkommene Tagesabwechslung er-duldet.
Abwechslungsgefahr



Die Ranger sagen, dass sich die Gorillas nicht anders verhalten, ob nur sie in der Nähe der Gruppe sind oder kleine Touristengruppen.
Zumindest ist es auch meine Beobachtung, dass wir den Gorillas ziemlich egal sind. Nur die Kleinsten machen einige neugierige Anstalten, auf uns zu zu gehen und uns zu untersuchen. Wenn die Affen durch den Wald rasen, sind wir nur Statisten.
Hier sieht man, dass die Abstandregeln einzuhalten, nicht immer gelingen kann





Man möchte sich auf die Brust trommeln, um zu zeigen, dass man das wahre Alphatierchen ist und Haar auf dem Rücken haben wir sowieso mittlerweile auch und noch an ganz anderen Stellen. Doch man möchte nicht provozieren, man hält sich an die Regeln, nur im Kopf summt man die Melodie von „Come Mister Gorilla, tally me banana“

Wird fortgesetzt mit Grunzlauten....
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06 Mai 2020 22:03 #588316
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Hallo Carsten,
Deine Begeisterung und die Denkanstösse deiner Begegnung mit den Gorillas ist ansteckend. Es geht wahrscheinlich allen die in ihrem Leben viele Tiere beobachten durften genauso. Wer einmal einem Gorilla in die Augen schauen konnte, wird es ein Leben lang nicht vergessen. Das ist ein Erlebnis wo man sich noch lange Zeit danach fragt, wer von den beiden nun das Tier ist...

Nun konnte ich endlich ein paar alte Dias digitalisieren. Ich war damals im nördlichsten Sektor des Parks, Jomba, sehr nah zur Grenze mit Uganda, deswegen sind die Landschaftsbilder nicht eins zu eins vergleichbar. Das Satellitenbild von heute zeigt fast keinen Wald mehr rund um Bunagana, und die Häuser sind jetzt wie du sagst alle quadratisch.

Leider fand ich keine Aufzeichnungen wie unsere Unterkunft damals geheissen hat. Ich weiss nur noch dass wir mit einem Geländewagen einen ganzen Tag unterwegs waren von Goma bis Jomba, weil wir just für den afternoon tea im kleinen Hotel / Bungalow eintrafen. Laut google maps ist die Distanz von Goma bis Jomba kleiner als 90km. Für das Gorilla tracking konnten wir zu Fuss vom Hotel zur Ranger Station gehen. Aber ich erinnere mich nicht ob es anstrengend war und wie lange wir unterwegs waren. Ich weiss aber dass wir drei Tage nacheinander ein tracking machten und dafür damals 750 usd 3x250 bezahlt haben.

Nun hoffe ich deinen sehr unterhaltsamen Bericht nicht allzu sehr zu strapazieren.



Gruss Leona
Letzte Änderung: 06 Mai 2020 22:21 von La Leona.
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07 Mai 2020 17:14 #588357
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Und hier noch ein kleiner Beweis wie unglaublich gross das Vertrauen der Gorillas zu den Menschen ist, dieses Gorilla-Kind "warf" sich dem Ranger an den Hals und wollte nicht mehr aus seinen Armen...derweilen sass der silverback entspannt in unserer gemischten Runde. Einmalig.



Gruss Leona
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07 Mai 2020 20:26 #588369
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@Carsten:
Schönen dank für deinen sehr unterhaltsamen und ja wohl mehrere Jahrzehnte überbrückenden Bericht.
Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass die Maske sicherlich auch gelegen ist um, wie du schreibst, "Emotionen und Gedanken zu verbergen"!.....vor nicht allzu-langer-Zeit (in geologischen Massstäben) teilen wir ja eine Ururur.....urur Grossmutter mit diesen Geschöpfen.....und.....über 99% unserer Genetik!

@Leona:
Ich verstehe die Frage kaum; "welches ist das Tier?".....wer Harari liesst, sollte das wissen und ich denke das weisst du auch!
Wunderbare Bilder zeigst du hier, vor allem das letzte! Ich denke er hat das wohl bereits schon öfter erlebt; mir wären die Wangen bei einem solchon Erlebnis schon sehr verdächtig feucht!

Liebe Grüsse,
busko
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
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12 Mai 2020 15:22 #588645
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Wer einmal einem Gorilla in die Augen schauen konnte, wird es ein Leben lang nicht vergessen. Das ist ein Erlebnis wo man sich noch lange Zeit danach fragt, wer von den beiden nun das Tier ist...

Hallo La Leona, ich hoffe doch nicht der stärker rasierte mit dem schlechteren Haarschnitt.



Wird sich tatsächlich jede Minute in dieser Szenerie für immer einprägen?
Ist der Löwe noch der König der Tiere, oder sollte es doch der Berggorilla sein?
Ein Besuch bei den Gorillas ja sehr planbar, das Auffinden kalkulierbar, ein Zeitansatz von 1-4 Stunden Wanderung ausreichend. Ein touristischer Glücksfall, dass man sich auf dem Weg dorthin wie ein Forscher fühlt und nicht wie ein Tourist. Die exotische Gegend, die magischen Landschaften, das Gesamterlebnis macht den Zauber dieser Begegnung aus, nicht das bloße gegenüberstehen.

Ein Vegetarier als König oder Queen geht ja sowieso nicht, also ist der Kompromiss der Leopard.



Wem ein Leopard ins Auge geschaut hat, den Blick vergisst man nicht. Dieses asoziale Wesen entscheidet, wann er uns begegnet, wie und wann er uns anschaut. Die Zufälligkeit, die Unherbeiführbarkeit dieser Situation verspricht das größere Glück.
Und, mit ihm kann man fasst nur über den Augen-Blick kommunizieren.

Wie anders bei den Bergorillas, ein Gruppentier mit ein wenig Mimik im Gesicht und Geräuschen und Grunzlauten. Man möchte verstehen, was sie sagen.



Zu den verschiedenen Grunzlauten gibt es hier eine gute Kommunikationsanleitung.
(Tondokumente aus der CD Berggorilla-Laute - Akustische Erinnerungen an die Berggorillas der Familie 5 (© Jörg Hess))

Würden sie so einer Gorilla Fäkalienbraut Ihre Wohnung vermieten?



Die mangelnde Hygiene in der Natur ist immer noch ein Tabuthema.
Die Fliegen haben sich für uns nicht interessiert, ein stinkender, beschissener Affe war ihnen eindeutig lieber. So wie Auto - Windschutzscheiben in Deutschland.
Für Fliegen waren wir weniger interessant als ein Stück Scheiße. Im lebenden Zustand sind wir als Ernährungsgrundlage einfach nicht zu gebrauchen.





Faules Gesindel, der Schweiß ist bei uns Deutschen Menschen auch ein Ausdruck der Schaffensfreude. Ein vierbeiniger Affe mit Allbeinantrieb ist es gewöhnt, die breite Nase stets auf Analhöhe zum Vordermann zu haben und seine Rektalrezeption zu optimieren. Er fühlt sich wohl in der Welt der müffelnden Rosette.

Wir Zweibeiner müssen uns mit kaltem Blick auf die Hinterteile unserer Artgenossen bescheiden, haben dafür aber die Hände frei zum photographieren.




Merkspruch: "Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen hinterher". Selber Spruch gilt übrigens in Namibia auch für Robben, aber eben nicht für Elefanten. (Eintagsfliegen fordern Rente am Mittag)




Moskitos, die den Eigenblutvorrat von uns wehrlosen Säugern drainieren, haben uns nicht belästigt. Die Malaria-Prophylaxe gibt zusätzlich ein sicheres Gefühl.
Ein Gorillababy in Damengröße 46 etwa, könnte von 7.000 Moskitos innerhalb von 45 Minuten vollständig geleert werden. Gut, das das nicht passiert.



wird fortgesetzt mit der Fellpflege als horizontales Gewerbe
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