11. Kapitel: Polonnaruwa – für uns ein archäologischer Höhepunkt der Insel
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Besichtigung einer der ehemaligen Hauptstädte Sri Lankas. Polonnaruwa war von 1055 bis 1235 das wichtigste Zentrum der Insel. Unter König Parakrama Baku I. erlebte die Stadt eine Blütezeit und daher ist es nur folgerichtig, dass wir unseren Spaziergang durch die Ruinenfelder an einer ihn darstellenden Felsenstatue beginnen.
Danach besuchen wir das nahe gelegene Kloster Potgul Vihara, das einen guten ersten Eindruck von der Architektur Polonnaruwas vermitteln kann.
Immer wieder steigen wir zwischendurch in unseren Kleinbus – zu groß ist das Gebiet der Stadt, um es komplett zu Fuß zu erkunden. Die nächsten Stunden werden anstrengend werden – aber auch sehr lohnenswert.
Ein Höhepunkt der Besichtigung ist der Palast des Königs Parakrama Bahu I. Ursprünglich soll der Palast mehr als tausend prächtige Räume enthalten haben. Davon ist kaum noch etwas zu erahnen – trotzdem beeindrucken die hoch aufragenden Ruinen. Leider hat unser Guide einmal mehr wenig zu erzählen und weist nur lapidar auf vorhandene Informationstafeln hin: „Hier – musst du lesen.“
Im Anschluss sehen wir uns die Ratshalle, die etwas weiter östlich des Palastes liegt, an, deren prächtige Relieffriese uns sehr gut gefallen.
In der Nähe lohnt außerdem das königliche Bad einen Abstecher, das durch ausgefeilte unterirdische Wasserleitungen gespeist wurde.
Der nächste Stopp führt uns zum sogenannten Quadrangle, das eigentlich Dalada Maluwa heißt und einen abgeschlossenen Tempelbezirk innerhalb Polonnaruwas bildet – hier heißt es jetzt regelmäßig: Schuhe ausziehen – auch wenn Sand und Steine noch so heiß sein sollten…
Im Quadrangle findet sich das wohl älteste Gebäude der Stadt, das am Ende des 11. Jahrhunderts errichtet wurde. Zwar ist es noch fast vollständig erhalten, doch weiß man recht wenig über seine ursprüngliche Funktion. Möglicherweise wurde es als buddhistisches Statuenhaus errichtet.
Ganz in der Nähe findet sich der beeindruckende Watadage – ein gut erhaltener Rundtempel und das wohl eleganteste Gebäude, das man auf dem Ruinenfeld besichtigen kann.
Weitere Sakralbauten des Quadrangle schließen das Hatadage ein, wo in der Hauptstadtzeit Polonnaruwas die Zahnreliquie aufbewahrt wurde und den Satmahal Prasada, einen pyramidenförmigen Bau, den man eher in Thailand oder Myanmar vermuten würde.
Auch findet sich hier Gal Pota, das steinerne Buch – ein acht Meter langer Monolith, auf dem im Rahmen einer umfangreichen Inschrift von den Taten eines der Könige Polonnaruwas berichtet wird.
Je näher die Mittagszeit rückt, desto heißer wird der sandige Boden – es ist schon mit einem gewissen Preis verbunden, die alten Ruinen zu durchschreiten… Und so machen wir erstmal eine Rast im Schatten der Bäume und genießen den erfrischenden Saft von Kokosnüssen, die hier ganz wunderbar schmecken.
Weiter geht es dann außerhalb des Quadrangles. Wir sehen uns die größte vollende Dagoba Polonnaruwas an: Rankot Vihara.
Schließlich erreichen wir den Höhepunkt eines jeden Besuchs von Polonnaruwa: Gal Vihara – den schwarzen Fels. Hier kann man vier monumentale Buddha-Statuen bestaunen – eine eindrucksvoller als die andere. Besonders die stehende Statue mit den über die Brust verschränkten Armen ist dabei spannend, fällt sie doch aus der gewöhnlichen Ikonographie des Buddhismus heraus. Vielleicht handelt es sich hier um die Darstellung eines der Lieblingsschüler Buddhas? Oder um den Möch, der den Buddhismus nach Sri Lanka brachte? Man ist unterschiedlicher Meinung. Aber auch die drei übrigen Statuen sind kunstvoll gestaltet und ihr friedlicher Ausdruck weiß zu berühren.
Ein ganz toller Ort, dessen Gesamteindruck aber leider von einem etwas lieblosen Blechdach eingetrübt wird.
Damit ist die Besichtigung am frühen Nachmittag beendet - wir sind erschöpft und sehr zufrieden. In einem nahen Dorf machen wir eine Mittagsrast und genießen schöne Blicke auf das Grün uns umgebender Reisfelder. In der kleinen Gaststätte speist man von einem Lotusblatt und kann ganz viele typische Spezialitäten kosten. Auch lerne ich hier zum ersten Mal das Ginger-Beer IGB zu schätzen – mein Savanna Dry Sri Lankas. Wunderbar.
Den Rest des Tages verbringen wir entspannt im Hotel. Die Kinder schwimmen, der Vater stellt Echsen nach.
Nach all der Kultur der letzten Tage wird der kommende Tag eine Rückwendung zu den Naturschönheiten der Insel bringen: Wir werden das „Gathering“ im Kaudulla Nationalpark erleben – die weltweit größte Zusammenkunft asiatischer Elefanten.