Im Juni/Juli dieses Jahres 2019 waren wir für gut zwei Wochen in der Nordhälfte Irlands und Nordirlands unterwegs.
Lange habe ich überlegt, ob ich im Rahmen dieses Forums etwas dazu schreiben soll. Es gab aber über diverse Kanäle doch immer wieder Anfragen, auch der Begriff „Inspiration“ taucht hier immer mal wieder auf. Zudem gönnt sich der ein oder andere von euch ja auch gerne mal eine Auszeit in Irland.
Daher will ich doch mal versuchen, eine kurze Zusammenfassung unserer Tour zum besten zu geben. Wie lang und detailliert die dann am Ende wird, könnt ihr gerne mitbestimmen. Ich bin für alles offen, und Material hat sich während der Reise mehr als genug angesammelt.
Unsere Route rund um die Nordhäfte Irlands folgte im Wesentlichen dem Wild Atlantic Way ab Galway nordwärts, und am Ende hatten wir tatsächlich 2261 km mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 52 km/h zurückgelegt. Das sind fast schon namibische Verhältnisse.
So sah unsere Tour aus:
2x Ü Galway, 2x Ü Westport, 2x Ü nördlich Ballina ( B&B ), 2xÜ Gweedore, 3x Ü Bushmills ( B&B ), 3x Ü Belfast, 2x Ü Dublin.
Damit war auf dieser Tour alles drin: quirlige Städte, einsame Strände, spektakuläre Klippen, vor sich hin rottende Schiffswracks, einzigartige Naturwunder, Geschichte satt und die pulsierenden Metropolen Belfast und Dublin (letzteres kannten wir aber schon von unserer Tour 2017).
Unsere Highlights entlang der Route:
Die Landschaft Connemaras, Achill Island, Mullet Peninsula, die Steilküste North Mayos, die Einsamkeit im Donegal, die gesamte Causeway Coast, Belfast (vor allem die Black Taxi Mural Tour), in Dublin das Gefängnismuseum Kilmainham Gaol und die barrierefreie Stadion-Dachtour auf dem Croke Park Stadion.
An Unterkünften hatten wir einen Mix aus Stadt- und Landhotels sowie B&B's. Gerne hätten wir mehr B&B's gebucht, aber das gestaltete sich mit unserem Rolli sehr schwierig, so dass wir hier öfter als gewünscht auf Hotels ausweichen mussten. Aber immerhin fanden wir entlang unsere geplanten Route zwei barrierefreie B&B's.
Ansonsten hatten wir mit Rolli unterwegs keinerlei Probleme und konnten alles machen, was wir uns vorgenommen hatten. Auf Details zum Thema Rolli möchte ich aber hier nicht weiter eingehen.
Ein paar Stichworte zu Dingen, die uns aufgefallen oder aus unserer Sicht erwähnenswert sind:
Reisezeit und Wetter:
Mitte/Ende Juni empfanden wir als ideal. Wir hatten für irische Verhältnisse phantastisches Wetter mit viel Sonne, nur drei trübe graue Tage und nur wenig Regen. Auf unserer Tour August/September 2017 war es genau umgekehrt: Nur drei schöne Tage und der Rest bedeckt und grau. Dafür standen damals die meterhohen Fuchsienhecken in voller Blüte.
Trotz Beginn der Hauptsaison war – abgesehen von touristischen Hotspots – nur wenig los.
Planung und Buchung:
Irland ist natürlich kein besonders exotisches Reiseziel und es ist überhaupt kein Problem alles selbst zu buchen. Geplant haben wir die Reise selbst, sämtliche Etappen und Destinationen sind auf unserem Mist gewachsen. Wegen der für uns erforderlichen Barrierefreiheit speziell bei den Unterkünften haben wir das ganze zur Abklärung, Optimierung und letztendlich Buchung (inkl. Flug und Mietwagen) an einen hier im Rhein-Neckar-Raum ansässigen Spezialreiseveranstalter für Irland gegeben.
Ein sehr gutes und hilfreiches Routen-Planungshilfsmittel für den Wild Atlantic Way ist der aus Irland stammende Wild Atlantic Way Route Atlas (ISBN 978-0-9552655-6-3). Der große Maßstab 1:126,720 stellt auch jede noch so kleine Ruine, Steinkreis usw. entlang der Strecke dar. In Gaeltracht-Gebieten sind die Ortsbezeichnungen zweisprachig (englisch/irisch), sehr hilfreich unterwegs.
Gaeltracht:
Wir sind durch mehrere Gaeltracht Gebiete gekommen, sowohl in Connemara als auch im Donegal oder auf der Mullet Peninsula wird in vielen Gebieten noch Gälisch gesprochen, was sich auch auf die Schreibweise der Ortsnamen und die Beschilderung im allgemeinen auswirkt. Wer da keine zweisprachige Karte hat …
Die Bewohner dieser Regionen sprechen mit Touristen aber auch Englisch, teils aber mit deutlichem Akzent …
Whisky:
An den Erzeugnissen der irischen Whiskyproduzenten kommt man kaum vorbei.
Sowohl als Begrüßungsgetränk im B&B als Potcheen, also sozusagen Rohbrand.
Oder aber zum Frühstück übers Porridge, um beschwingt in den Tag zu starten …
Guiness:
Gibt es überall und schmeckt in Irland einfach am besten. Wobei die Craft-Beers lokaler Micro-Breweries sollte man sich auch nicht entgehen lassen …
Pubkultur:
Auch die Iren verstehen es zu feiern.
An einem Freitag oder Samstag abends durch diverse Pubviertel zu schlendern ist nahezu unmöglich. Man wird unweigerlich in den Trubel hineingezogen.
Schafft man rechtzeitig den Absprung, kann man dafür am darauffolgenden Morgen und Vormittag ganz entspannt Museen, Ausstellungen und sonstige Hotspots besuchen und ist dort fast alleine …
Nordirland:
Hier wirkt alles durchorganisierter als in Irland, entlang der gesamten Küste ist auch ein touristischer Hotspot mit entsprechendem Rummel und vor allem auch mit teilweise gesalzenen Eintrittspreisen. Wie auch anderswo auf der Welt ist es hier sehr sinnvoll, die frühen Morgen- oder Abendstunden zu nutzen, will man dem Trubel aus dem Weg gehen.
Giants Causeway: Abends zum Sonnenuntergang. Ganz alleine ist man dort aber nicht. Früh morgens ist keine Alternative – es liegt alles im Schatten.
Dark Hedges: Ganz früh morgens. Ich war morgens um halb sechs alleine.
Games of Thrones:
So einiges wurde in Nordirland gedreht, die entsprechenden Drehorte werden massiv touristisch verwertet, und ganze Busladungen wilder Horden mit Schild, Schwert und Brustpanzer überfallen auch die idyllischsten Landschaften. Das mit anzusehen ist aber schon lustig.
Nordirlandkonflikt:
Als Nordirland- und vor allem als Belfast-Besucher kommt man eigentlich nicht an der jüngeren Geschichte der Stadt und der Region herum: Dem Nordirland-Konflikt, der ja gerade im Zusammenhang mit dem leidigen Brexit Hin und Her wieder mehr in das Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit gerückt ist. Wobei die Wurzeln dieses Konflikts weit in die Vergangenheit reichen …
Die beste Möglichkeit sich in Belfast über dieses Thema auf „touristische“ Weise zu informieren, ist eine Black-Taxi Mural Tour, also eine Rundfahrt mit einem Taxi zu den diversen Wandmalereien, die überwiegend in den protestantischen und katholischen Vororten und Wohnvierteln Belfasts zu finden sind. Viele der Taxifahrer haben als Kinder und Jugendliche viele der Konfliktereignisse der 70er bis in die 90er Jahre selbst miterlebt. Ihre Erläuterungen während einer solchen Tour sind gespickt mit persönlichen Erfahrungen und vermitteln damit eine beklemmende Authentizität, die auch nach Ende einer solchen Tour lange nachwirkt …
Tatsächlich wird bei der Tour sehr deutlich wie fragil der derzeitige „Frieden“ zwischen den Bevölkerungsgruppen ist. Katholiken und Protestanten leben in den Vororten nach wie vor strikt getrennt, es gibt zwischen katholischen und protestantischen Vierteln nach wie vor eine „Friedensmauer“ (erschreckende 6-8 Meter hoch) und Tore, die nachts oder bei potentiellen Konfliktsituationen wie z.B. den Aufmärschen der Oranier-Orden geschlossen werden. Patrouillierende gepanzerte Polizeifahrzeuge haben wir ebenfalls mehrere gesehen. Und unser Fahrer – Katholik – hat sich in den protestantischen Vierteln sichtlich unwohl gefühlt …
So, nach relativ viel Text gibt es natürlich auch jede Menge Bildeindrücke, ich versuche mal die gut 1000 mitgebrachten Fotos auf ein erträgliches Maß zu reduzieren:
Connemara
Connemara
Westport
Burrishoole Abbey
Achill Island - Towerhouse der Gráinne Mhaol Ní Mháille (Grace O’Malley)
Achill Island - Deserted Village
North Mayo
North Mayo - immer noch am Wild Atlantic Way
North Mayo - Steilküste
North Mayo - Steilküste
North Mayo - Downpatrick Head
North Mayo - Wer hier verhungert, ist selbst schuld ...
Mullet Peninsula - Vorfahrt achten
Mullet Peninsula
Mullet Peninsula - Deirbhiles Twist. Kein alter Steinkreis, sondern ein Kunstobjekt
North Mayo - Benwee Head
Donegal - Mount Errigal
Donegal - Irische Warthogs
Donegal - Wrack der "Cara Na Mara" am Strand von Bunbeg
Nordirland - Giants Causeway
Nordirland - Giants Causeway
Nordirland - Überfall von Games of Thrones Touristen
Nordirland - Mussenden Temple
Nordirland - The Dark Hedges früh am Morgen ...
... und später am Tag (und das ist noch ganz harmlos ...)
Belfast - City Hall
Belfast - Titanic Museum
Belfast - Wochenend-Vorräte
Belfast - Mural-Tour
Belfast - Mural-Tour
Belfast - Mural-Tour
Dublin - Gefängnismuseum Kilmainham Gaol
Dublin - Gefängnismuseum Kilmainham Gaol
Dublin - Croke Park Stadion Skyline-Tour übers Dach
Dublin - Croke Park Stadion Skyline-Tour übers Dach
Soweit ein paar Impressionen unserer Irland-Tour.
Ich hoffe ihr konntet ein paar Eindrücke gewinnen. Fragen, Anregungen, Ergänzungen - gerne
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