Durch den Torres del Paine, Teil 1
In unseren letzten vollen Tag im Torres del Paine starten wir früh. Der Lago Grey liegt in fantastischem Morgenlicht, das Wetter ist vielversprechend. Wir müssen einmal um das Bergmassiv herum auf die andere Seite, und als wir aufbrechen, ist noch kaum jemand außer uns im Park unterwegs.
Die 50 Kilometer quer durch den Nationalpark sind wir schon bei unserer Anreise gefahren, konnten jedoch im Nieselregen kaum etwas erkennen. Deshalb wollten wir diese Strecke unbedingt noch einmal bei besserem Wetter erleben. Die Straße ist nur noch auf den ersten Kilometern rumpelig, dann in das Geholper plötzlich vorbei: Sie ist in den wenigen Tagen seit unserer Ankunft geschoben worden und in deutlich besserer Verfassung als zuvor.
Wir fahren vorbei am türkisblauen Pehoe See, ...
... an stillen Lagunen und legen an den Aussichtspunkten viele längere Stopps ein.
Wir hatten uns sehr gewünscht, das gewaltige Bergmassiv wolkenfrei erleben zu dürfen. Nun geht dieser Wunsch in Erfüllung.
Wer wandern will, ist im Torres del Paine im Paradies. Neben dem berühmten "W" und dem "O", beides mehrtägige Trekkingtouren, sind etliche Tagestouren möglich. Der Klassiker ist der Aufstieg zum Mirador Base de las Torres, die 20 Kilometer (Hin- und Rückweg zusammengerechnet) sowie die gut 1.000 Höhenmeter traue ich mir aber mit meinem angeschlagenen Bein leider weiterhin nicht zu. Ich hoffe, dass ich bis El Calafate wieder fitter bin, wo es eine vergleichbare Wanderung gibt, die ebenfalls an einer (beziehungsweise zwei) Lagune(n) endet.
Wir entschließen uns an diesem Tag zu zwei kürzeren Wanderungen, und machen nach einer ebenso gemütlichen wie spektakulären Autofahrt schließlich kehrt in Richtung Parkzentrum.
Am Parkplatz Salto Grande hat die "Schrottkarre" Pause, während wir zunächst dem Wasserfall einen Besuch abstatten.
Dahinter beginnt der Wanderweg über eine Hochebene zum Mirador Cuernos (="Hörner"), der zwar beliebt, aber für meinen Geschmack keineswegs überlaufen ist.
Gut eine Stunde sind es (ohne längere Fotostopps) bis zum Aussichtspunkt, und ich bin vom ersten bis zum letzten Schritt völlig begeistert von diesem einfachen, aber abwechslungsreichen Trail.
Der Weg führt vorbei am idyllischen Nordernskjöld Lake.
Nicht nur hier, in der gesamten Gegend sind immer noch die Spuren eines verheerenden Brandes zu sehen, den einige Jahre zuvor ein Tourist durch Unachtsamkeit verursacht hat. Insgesamt wurden seit 1980 - so habe ich es zumindest gelesen - fast 30 Prozent der Schutzfläche zerstört, weil nachlässige Besucher Waldbrände ausgelöst haben. Mittlerweile ist offenes Feuer im Park verboten.
Der Anblick des Paine-Massivs, auf das wir direkt zulaufen, ist gigantisch.
Rechts im Bild die markanten "Los Cuernos", links - ein wenig in den Wolken - der Cerro Paine Grande, der mit 3.050 m die anderen Berge überragt.
Kurz vor dem Ziel treffen wir auf eine große Gruppe Guanacos. Ein Wanderer hinter uns erstarrt zur Salzsäule, als eins der Tiere von unten im Schweinsgalopp auf ihn zurast, doch es schlägt kurz vor ihm einen Haken und sprintet haarscharf an ihm vorbei. Eigentlich sucht es nur Familienanschluss.
Soooooooo müde, erstmal ablegen.
Wer passt auf wen auf? Babysitter auf Guanaco-Art.
Am Aussichtspunkt sitzen schon mehrere Wanderer, mit denen wir sofort ins Gespräch kommen. Wir tauschen Reiseerfahrungen aus, genießen den Ausblick auf die bizarren "Cuernos" und die Sonne, über uns kreisen die Kondore - es ist herrlich!
Teil 2 zu diesem Tag folgt...