Tag 5, von Otavalo zum Cotopaxi
Gerädert und unausgeschlafen (es war wirklich das unbequemste Bett des Urlaubs) gehen wir zum Frühstück. Zumindest scheint jetzt am morgen die Sonne, und vielleicht haben wir Glück, es könnte doch auch mal ein guter Tag werden.
In Otavalo schauen wir als erstes zum Markt am
Plaza de los Ponchos. Das ist der große Marktplatz mitten in Otavalo, wo die indigenen Völker Ihre Waren zum Verkauf anbieten. Speziell Webartikel aller Art, Hüte, Bilder, Keramik und sonstiger Schnickschnack wird feilgeboten. Für uns ein willkommener Anlass, unserem kleinen Enkelkind ein ecuadorianisches Souvenier mitzubringen:
Der Markt ist bunt, wir sind zum Glück wieder sehr zeitig unterwegs, so dass sich das Getümmel noch in Grenzen hält.
Mag sein, dass am Samstag, wenn der Haupttag stattfindet, hier der Bär brummt. Für uns ging das alles recht ruhig und gesittet ab, es war ein kleiner netter Markt, mehr aber nicht. Aber wie gesagt – nett war´s auf alle Fälle.
Nach dem Marktbesuch wollen wir den
Parque del Condor besuchen. Das von der holländischen Regierung finanzierte Naturschutzzentrum in luftiger Höhe ist Heimat des vom Aussterben bedrohten Kondors. Im Park werden verletzte Greifvögel aller Art gepflegt und nach gewisser Zeit wieder in die freie Wildbahn entlassen. Zwei Flugvorführungen (4 USD p.P.) , nämlich um 11.30 Uhr und 16.30 Uhr gibt es hier zu bestaunen. Solche Flugshows sind vom Prinzip her nicht jedermanns Sache. Greifvögel in freier Natur sind uns lieber, aber es erfüllt hier seinen guten Zweck und deshalb sehen wir die Sache auch positiv.
Hier kommt dann noch (neben den prächtigen Exemplaren der Greifvögel) noch ein ganz besonderer Vogel:
Hier in und um Otavalo gäbe es noch so Einiges zu sehen. Es gibt Lagunen, auf denen man mit dem Boot eine Ausflugstour unternehmen könnte, und 2 oder 3-stündige Wanderungen stehen ebenso auf der Aktivitätenliste. Für all das haben wir keine Zeit, denn wir haben noch die Strecke zu unserer nächsten Unterkunft vor uns, nämlich die 139 km entfernte Chilcabamba Lodge.
www.booking.com/hote...abamba-lodge.de.html
Bis dahin ist es aber ein weiter Weg, besonders dann, wenn es am Nachmittag einen Wolkenbruch am anderen hat. Ab nachmittags ca. 14.00 Uhr hat es im Abstand von einer halben Stunde jedesmal sintflutartige Regengüsse, so was haben wir selten zuvor erlebt. Unglaublich, welche Wassermassen binnen kürzester Zeit die Zufahrtsstraße zur
Chilcabamba-Lodge (3.487 m hoch) in eine schlammige Rutschpartie verwandelten. Das ganze übersäht mit Schlaglöchern. Wobei das Wort Schlaglöcher nicht das beschreibt, was es war, nämlich richtig tiefe und große Straßenabsenkungen. Das war nun eine Slalomfahrt vom Allerfeinsten. Wie oft haben wir über die „alte“ Straße von Kasane nach Nata gesprochen. Ein Witzchen im Vergleich zu dem, was wir hier angetroffen haben.
Die
Hauptroute von Quito bzw. von Otavalo zum Cotopaxi führt normalerweise über die Panamericana Richtung Tombillo und Machachi. Von Machachi aus wäre es nicht mehr weit zu unserer Unterkunft gewesen. Wir haben aber den
Nebenweg, nämlich über Sanggolqui gewählt, was im Nachhinein ein grober Fehler war.
Einige Male dachten wir wirklich ans Aufgeben, aber irgendwie und mit Hängen und Würgen sind wir dann doch in der Lodge heil angekommen. Einfach so nach dem Motto „Augen zu und durch“ - wir sind bestimmt zehn wenn nicht zwanzig mal richtig „aufgehockt“.
Aber gut – wir sind angekommen und zum Auto bleibt festzuhalten: wenn mir noch einer sagt, die Straßen in Ecuador sind doch
„nicht so schlecht“,
dann weiß ich es mittlerweile besser. Mag die Panamericana im Bereich der größeren Städte in gutem Zustand sein – sobald man die Hauptroute verlässt und das Wetter macht nicht mit, dann ist Schluß mit lustig. Und zugegebenermaßen war unser Auto ganz einfach zu klein. Hier wäre mehr Bodenfreiheit dringend nötig gewesen und wir würden jedem „Nachahmer“ empfehlen, mindestens einen SUV auszuleihen.
Die
Chilcabamba-Mountain-Lodge ist eine wunderschöne Unterkunft. Mitten im Andenhochland, am Fuße des 5.897 m hohen Cotopaxi, der der höchste freistehende aktive Vulkankegel der Erde ist. 2015 stiegen ungeheuerliche Rauchschwaden wochenlang aus dem Krater hervor, und die Gipfelbesteigung ist bis dato untersagt. Seit März 2017 ist jedoch zumindest eine Gletscherbesteigung bis auf eine Höhe von 5.300 m erlaubt.
Zum Glück bleiben wir in dieser schönen Unterkunft zwei Nächte, das haben wir gut gemacht. Im Nachhinein muss man sagen, dass man es hier durchaus auch eine Woche lang aushalten kann. Die Betreiber der Lodge sind unglaublich freundlich und bieten den wenigen Gästen eine absolut schöne Bleibe. Die angebotenen Aktivitäten suchen seinesgleichen, man kann Reitausflüge zum Cotopaxi machen, man kann angeln und es werden tolle Wandertouren angeboten.
Die Zimmer sind rustikal, piccobello sauber, und ein romantischer Holzofen sorgt für wohlige Wärme. Essen gibt’s in der Bauernstube vorm Kamin, ein wirklich perfektes Fleckchen Erde.
Für die Übernachtung in der Chilcabamba Lodge haben wir pro Nacht für die "beste" und gleichzeitig größte Suite
124 USD incl. Frühstück bezahlt, und die Nebenkosten für´s Dinner und ebenso die Getränkepreise sind mehr als günstig gestaltet. Außer uns ist am ersten Abend noch ein deutsches Paar in der Lodge, außerdem ein höchst komisches Paar aus Australien (solche, die ohne Punkt und Komma reden) und dann noch eine Familie aus Ecuador.
Als Empfangscocktail haben wir ein sehr sehr leckeres Getränk bekommen:
einen
CANELAZO, a traditional spiced hot drink from the Andes, made with
Cinnamon (Zimt)
Naranjilla ( die Lulo, auf Spanisch auch Naranjilla genannt, ist eine südamerikanische Kulturpflanze aus der Gattung Nachtschatten in der Familie der Nachtschattengewächse.
Sugar and
Aguardiente (Zuckerrohrschnaps)
Dieses feine Getränk ist zu unserem Lieblingsgetränk in Ecuador geworden. Schade, dass man es hier in Deutschland wohl nicht kaufen kann.
Den Cotopaxi haben wir übrigens heute nicht gesehen. Er war zwar zum Greifen nah, aber total eingehüllt in dicke Nebelschwaden. Dafür gibt´s morgen superschöne Bilder von diesem majestätischen Berg.
Für morgen haben wir auch schon einen
Reitausflug mit der Lodge gebucht. Drei Stunden (für mich völlig verrückt, denn das hält ein normaler Mensch (Mann) gar nicht aus), aber es wird ein herrlicher Tag werden.