THEMA: Moskito-Tracking in Uganda
29 Jul 2012 19:01 #246448
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20. Juni 2012

Der letzte Tag mit Willi! Das letzte drängelnde Motoraufheulen! Das letzte Mal Geruckel im Landi!

Nein … die Wehmut packt uns nicht. Außer dass es unser vorletzter Tag in Uganda ist. Denn wie immer ist auch dieser Urlaub vieeeel zu kurz. Am Frühstückstisch hören wir schon das lästige Aufheulen vom geplagten Landi . Willi vergeudet eindeutig sein Talent mit uns – er sollte Rausschmeißer in einer Bar werden.

Beim Bezahlen werden wir erst mal um 10.000 USH beschissen. Christoph merkt es, aber will wegen 3 Euro keinen Aufstand machen. Ich schon. Trinkgeld ist das eine – Betrug das andere. Obwohl in allen Reiseführern davor gewarnt wird, hatten wir bisher mit dem Wechselgeld gar keine Probleme. Ich tobe. Wie kann man uns für so doof halten? Doch auch mein Mann bleibt stur: die 10.000 USH könne man als Entwicklungshilfe betrachten. Ich schaue auf den dreisten Manager und weiß nicht, ob ich diese Art von Entwicklung unterstützen kann… Kurz bevor Christoph und ich uns an die Gurgel gehen, einigen wir uns, dem Manager kein Trinkgeld zu geben und sagen ihm, dieses habe er sich ja schon selbst genommen. :evil:

Auf dem Weg durch den Lake Mburo NP sehen wir wieder jede Menge, Warthogs, Impalas, Zebras, springende Topis usw. Der Park lohnt sich wirklich – nur nicht früh morgens, da auch die Tiere hier eindeutig Spätaufsteher sind.








Auf der Teerstrasse angekommen, fragt uns Willi, ob wir denn nach Kampala rein wollen. Ein Besuch in Ugandas Hauptstadt steht zumindest in unserem Reiseplan. In Anbetracht der langen Fahrt, schlägt Willi vor, uns gleich nach Entebbe bringen. Lange Fahrt??? Wir werden mißtrauisch. „Willi, how long does it take?“ Die Antwort kommt ebenso schnell wie unerwartet: “7 to 8 hours! Maybe more.” Was? WAAAAASSS??? Für schlappe 260 km auf Teerstraße? Never ever!

Willi ist (mal wieder) pissed: ob wir ihn etwa mit 120 km/h nach Kampala hetzten wollten? 80 seien erlaubt. Muzungu-Cheating war gestern – Muzungus die Reiseführer lesen ist heute! :evil: 100 km/h sind erlaubt. ÄTSCH! Aber Willi ist hartnäckig. Und hat keinen Bock auf Kampala. „Was wollt ihr denn da sehen?“, ist der nächste Versuch aus der Sache rauszukommen.

Vor diesem Urlaub, wurde mir immer speiübel, wenn ich versucht habe, im Auto zu lesen. Aber wir wachsen mit den Aufgaben! Deshalb kann ich inzwischen eine 6 Punkt-Schrift auf der hinteren Sitzbank bei Salto-Rückwärts lesen… Also suchen wir hektisch in den Reiseführern und entscheiden uns für die Parliament -Avenue – das moderne Kampala. Oh jeh! Denn nun fällt die Stimmung im Landi unter den Gefrierpunkt!

Christoph im Siegestaumel, nutzt etwas später die Gelegenheit, um Willi in einem kleinen Dorf um eine Pause zu bitten. Während wir knipsen, nutzt Willi die Gelegenheit, seinen Unmut durch permanentes Peinigen des Motors zu unterstreichen. Ich frag mich, wie er darauf kommt, WIR hätten den Landi kaputt gemacht… :unsure:









Der Friseur Ihres Vertrauens



Der Elektrohändler Ihres Vertrauens


Als wir weiterfahren, verabschiedet sich die Sonne. So erleben wir den nächsten Äquator-Punkt im strömenden Regen. Hier ist es komplett anders als bei der ersten Äquator-Überquerung. Standen dort die beiden Monumente verlassen in the Middle-of-Nowhere, mit rudimentären Überbleibseln des stolzen UGANDA (JG…N…A), sind wir hier in einer Souvenir Hochburg. Mindestens 20 kleine Shops. Jeder bestückt mit Flaschenöffnern, „Muzungu“-T-Shirts, Holztieren, Ketten… Das nahezu identische Sortiment, im identischen Design findet man in jedem der Shops – natürlich ALLES handgemacht vom Verkäufer himself. Is klar! :P

Um 13.00 Uhr erreichen wir Kampala. Offensichtlich kann Willi nicht nur nicht lesen sondern auch nicht rechnen. Zumindest hat er sich beim Muzungu-Cheating kräftig verrechnet! Denn ohne Pausen hätten wir höchstens 3,5 Stunden gebraucht. Jetzt muss er da durch. Zugegeben – der Verkehr in Kampala ist spaßfrei. Neben den üblichen überladenen Mopeds, Fahrrädern, Autos und LKW gibt es hier gefühlt hunderte von Matatus, den kleinen Minibussen. Voller Nationalstolz zeigt uns Willi, die erste Ampel, die wir in Uganda sehen. Diese seltene Errungenschaft der Technik hat die gleiche Funktion, wie viele Kunstwerke in deutschen Städten – die zweckfrei an Kreuzungen rumstehen: GAR KEINE. B) Die Lichter springen lustig auf rot und grün – die Ungander kümmert das einen Dreck. Sie fahren immer. Allen voran, die Matatus, die ebenso abrupt losfahren, wie sie mitten auf der Straße stoppen. Um Leute auf und abzuladen, die dann wiederum hektisch auf der Straße zwischen dem Verkehr rumwuseln.



DIE Ampel, vor der Moschee (ein Geschenk von Gadaffi an Idi Amin)








Irgendwann meint Willi, wir wären im modernen Teil angelangt. Wir drehen die Köpfe nach links und rechts und wieder zurück. Wo? Wir sehen Mauern und ein paar höhere Gebäude im Bausünden-Charme der 70er Jahre. Das Parlament ist auch kein optisches Highlight – es sieht aus wie ein Krankenhaus, aber immerhin homogen im Stil der 70er. Aha! Photographieren wollen wir das architektonische Highlight dann auch nicht – zumal die Parkplatzsuche, das Zurücklaufen und eine eventuelle Diskussion mit Soldaten uns dafür zu aufwändig sind.

„What now?“ Hektisches Suchen im Reiseführer. Wir wollen ins Craft-Village. Schwerer Fehler – zumindest in Willis Augen. Denn er wird wütend und scheißt Christoph an: „Next time you tell earlier!“ Er müsse jetzt einen „Riesenumweg“ fahren, um da wieder hinzukommen. Wir sind sprachlos… :angry: Wer war hier noch mal der Kunde? Aber da es „next time“ definitiv nicht geben wird, halten wir den Mund. Nach 5 Minuten (U-Turn und nochmal am schicken Parlament vorbei) ist der "Riesenumweg" auch schon bewältigt.

Das Craft-Village besteht aus gefühlten 50 kleinen Shops im Kreis angeordnet. Jedes mit individuellem Handwerk bestückt… wer ahnt es? Richtig: vom Verkäufer persönlich angefertigt – und zufällig im gleichen Design wie überall anders auch. :woohoo:

Nachdem Kampala nicht wirklich was zu bieten hatte, verlassen wir Ugandas Hauptstadt wieder und entgehen so den berüchtigten Berufsverkehr. Eine weitere Stunde später treffen wir in Entebbe im Boma Guesthouse ein. Jetzt heißt es Good-Bye Calamity Willi! Ebenso kurz wie kühl fällt der Abschied aus. Und wir sind ehrlich gesagt froh, ihn los zu sein.
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Letzte Änderung: 11 Feb 2014 16:56 von Bamburi.
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29 Jul 2012 19:15 #246453
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Hi Anja,
werden wir Willi, wo Ihr ihn doch jetzt verabschiedet habt, denn auch ein einziges Mal zu Gesicht bekommen?

Schade, dass Euer Urlaub sich schon wieder dem Ende nähert. Ich bin gerne mitgereist.

Gruß
uschisiggi
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29 Jul 2012 19:29 #246459
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Hallo Anja,

nach ein paar Tagen Heimsafari an der Müritz (wenigstens die wohl einzige Woche mit echtem Sommerwetter abgegriffen), war ich schon gespannt, was es Neues von der Ugandafront gibt.

Ich stelle mir den Abschied von so einem Willi echt unangenehm vor. Da der sich wahrscheinlich stets im Recht gefühlt hat, wird er auch noch ein Trinkgeld erwartet haben, oder? Und ich hätte es wahrscheinlich noch nicht mal übers Herz gebracht, ihm nichts zu geben, auch wenn ich die ganze Zeit Magenschmerzen vor Ärger gehabt hätte - was mich dann noch mehr ärgern würde.
LG Ina
Letzte Änderung: 29 Jul 2012 19:29 von baobab2.
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29 Jul 2012 19:48 #246467
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Ach nööö, ich vermiß den Willi jetzt schon.

Aber im Ernst, es war stellenweise so lustig mit Euch und mit Willi, das ich die nun folgenden Entzugserscheinungen irgendwie kompensieren muss.

Danke nochmal für die aufrichtige Schilderung Eurer Gefühlswelt, durch die wir die Reise so herrlich authentisch miterleben konnten.

Ganz herzliche Grüße
lisolu
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01 Aug 2012 09:10 #246887
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Was sagen denn eure Reiseveranstalter in Deutschland und Uganda zu ihren Leistungen? Gibt es von denen eine Reaktion?
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01 Aug 2012 13:18 #246919
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Fritzmann schrieb:
Was sagen denn eure Reiseveranstalter in Deutschland und Uganda zu ihren Leistungen? Gibt es von denen eine Reaktion?

Hallo Fritzmann,

der deutsche Veranstalter ist unser Ansprechpartner. Der Ungandische hat uns das mehrmals klar gemacht... aber wenn ich was Konktetes habe, dann werde ich das posten!

@lisolu: Du Hast Entzug??? Da kann ich Dir gerne helfen :evil: Ich kann Dir gerne den Uganischen Reiseveranstalter verraten und Du buchst dann statt ZA den Survival Tripp mit Willi. Und dann aber bitte mit Reisebericht :woohoo:

@baobab2: Willi hat Trinkgeld von uns bekommen - aber das lag weit unter dem, was wir so eingeplant hatten. Der Anschiß am letzten Tag hat den Geldfluß auch nochmal reduziert :evil: Denn Trinkgeld sollte ja die Zufriedenheit ausdrücken...

@Uschisiggi: ich weiß nicht ob es fair ist ihn zu zeigen... er weiß ja auch nix von seiner Popularität im Forum.... ;)

Grüßle
Anja
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