21.Tag (Fr. 13.01.2017)
Mto wa Mbu – Lake Natron
109km
Nach dem Frühstück war zunächst einmal Großeinkauf für die nächsten 10 Tage in der Wildnis angesagt. Während die Mädels und Hans sich auf dem Markt um Obst und Gemüse kümmerten, klapperte ich die kleinen Läden auf der Suche nach Getränken und Brot ab. Ich bin auch recht schnell fertig, aber auf dem Markt sind wir über eine Stunde beschäftigt. Das liegt in erster Linie daran, das viele Händler nur eine sehr eingeschränkte Vielfalt an Waren anbieten, so dass man mit sehr vielen Händlern ins Geschäft kommen muss, bis alles Benötigte beisammen ist. Es zeigt sich auch wieder, dass Rechnen in diesem Land sehr schlecht geschult wird. Ohne Taschenrechner sind die Händler noch nicht einmal zu den einfachsten Rechenaufgaben in der Lage.
Nachdem alles verpackt ist, starten wir zum Lake Natron. Am Ortsende von Mto wa Mbu zweigt die Piste in Richtung Norden von der Hauptstraße ab. Schon nach wenigen Kilometern treffen wir auf die erste Straßensperre. Ein offiziell aussehender Ranger will von uns ein Permit für die Region sehen. Er kann uns auch solch ein Permit zeigen, welches ebenfalls einen offiziellen Eindruck macht und anscheinend in Arusha erworben werden muss. Trotz sehr intensiver Vorbereitung auf diese Reise, mit umfangreichen Recherchen in Reiseführern und im Internet hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas von einem solchen Permit mitbekommen. Auch eine Recherche im Anschluss an die Reise brachte keine neuen Erkenntnisse zutage. Kann mir irgendjemand näheres dazu sagen. Mich würde vor allem interessieren, wie und wo man dieses Permit erwerben kann. Zu unserem Glück war der Ranger sehr verständnisvoll. Wir konnten ihm unsere Situation erklären und da wir auch nur im Transit zur Serengeti die Region durchqueren wollten, lies er uns auch ohne Permit passieren. Geldforderungen wurden an diesem Gate nicht gestellt.
Je mehr wir Richtung Norden fuhren, umso mehr verloren wir auch an Höhe. Es wurde immer heißer und trockener. Überall steigen Staubtornados in die Luft. Zeitweise sehen wir ein halbes Dutzend gleichzeitig. Es wehnte auch die ganze Zeit ein starker heißer Wind. Es war als würde man in einem Föhn stehen. Durch den vielen Staub in der Luft ist es sehr diesig.
Die Landschaft wirkt sehr archaisch, wozu auch die vereinzelten Manyattas der Massai beitrugen. Ebenso die Massai-Hirten mit ihren Tieren, wobei dieser Eindruck häufig schnell verflog, wenn sie zum betteln lauthals schreiend angerannt kamen, kaum dass man mal irgendwo eine Pause machte.
Folglich gibt es auch keine Fotos von Massai, dann das ist nur gegen Bargeld möglich.
Bald kam dann der Oldonyo Lengai ins Blickfeld. Ein formschöner aktiver Vulkan und heiliger Berg der Massai. Kurz darauf tauchte auch schon der Lake Natron in dunstiger Ferne auf.
Die Piste weißt auf lange Strecken extremes Wellblech auf. Um diesem zu entgehen, haben sich zahlreiche Nebenspuren in der Savanne gebildet, auf denen dafür extremer Bulldust geboten wird. Man hat also nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Auf den letzten 20km sind dann noch zahlreiche Bachbetten und alte Lavaströme zu queren, die vom Oldonyo Lengai herunter ziehen, so dass die Fahrt durch die vielen Kanten und Absätze noch etwas ruppiger wird.
Je näher wir dem See kommen, umso mehr Wildtiere mischen sich unter das Vieh der Massai. Wir sehen Zebras, Gnus, Giraffen, Strauße und Gazellen.
Insgesamt gibt es auf der Strecke 3 Zahlstellen. Zunächst sind an zwei Distriktgrenzen jeweis 10US$ pro Person zu zahlen. Abschließend ist für das Lake Natron Nature Reserve 15US$ pro Person und 2.000TSH für das Auto zu entrichten. Alles ganz offiziell mit Quittung.
Als Übernachtungsplatz haben wir uns wieder für die World View Campsite entschieden, die auf einer Tarasse am Hang des Tals liegt. Die Campsite ist noch genauso schön, wie wir sie von unserem letzten Besuch in Erinnerung haben. Jetzt eine grüne Oase inmitten der Trockenheit, die ringsum herrscht. Die Sanitäranlagen sind noch immer in gutem Zustand.
Den Rest des Tages verbringen wir lesend im Schatten der Bäume auf der Campsite.
Zum Sonnenuntergang gehe ich nach vorn an die Abbruchkante der Hangterrasse. Hier zeigt sich, dass die Campsite ihren hochtrabenden Namen völlig zurecht trägt.