THEMA: Simbabwe...aktuelle, prekäre Situation
26 Nov 2017 12:46 #498854
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  • Alter Sack am 26 Nov 2017 12:46
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GinaChris schrieb:
Wie wohl die Ankündigung, weiße, enteignete Farmer zu entschädigen, umgesetzt und vor allem finanziert wird,
bleibt der Fantasie des geneigten Lesers überlassen.

Eine Entschädigung der weißen Farmer war vor 1-2 Jahren unter Mugabe schon offiziell beschlossen worden. Auch IWF und andere hatten das zu einer Voraussetzung erklärt, wenn Zim wieder internationale Finanzierungen bekommen will. Aber es war und ist kein Geld für Entschädigungen da. Die Finanzierung sollte dann durch eine Umlage der schwarzen Neufarmer erfolgen. Diese können das nicht erwirtschaften. Ende der Pseudo-Entschädigung.

Mnangagwa hat sich mit seiner Antrittsrede beim Ausland angebiedert. Er weiß, das Zim ohne Milliarden aus dem Ausland nicht mehr zu retten ist. 3 Szenarien:
1. China gibt ein paar Milliarden: Wirtschaftliche Rettung und Trendwende in Zim.
2. Niemand gibt Geld: Zim kollabiert in den nächsten 3-12 Monaten.
3. Es gibt erst mal ein paar hundert Millionen: Zim schleppt sich damit bis zur Wahl und danach sieht man weiter.
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26 Nov 2017 13:43 #498877
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China möchte dieses Land wirtschaftlich abhängig machen........ein weiterer Mosaikstein in Afrika......

.........BMW
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26 Nov 2017 14:12 #498889
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Ich bin zu faul das alles wieder zu auszugraben, daher aus dem Gedächtnis.
@ Landreform mit Entschädigung für weiße Farmer: Mugabe hatte dieser nur zugestimmt, weil ihm dafür Geld von GB und USA versprochen wurde, in einer nicht offiziell protokollierten Nebenabsprache. Vor ein paar Jahren sind Geheimhaltungsfristen abgelaufen und Beteiligte an den Verhandlungen haben diese bestätigt. Das Geld ist aber nicht geflossen*). Mugabe hat sich immer wieder auf diesen „Betrug“ berufen. ME hätte er und seine Partei und Militär die „Landreform“, so oder so, so durchgezogen wie das eben gemacht wurde.
@China und Rohstoffe befürchte ich, dass Mugabe schon viel und für viele Jahre an China für frisches Geld verpfändet hat. Könnte sein, dass schon auf so viel der Kuckuck klebt, dass da nicht mehr viel zu erlösen ist.

Schaut echt schlecht aus, es sei denn, Jemand vergibt jetzt viel "Geld ohne Mascherl". Bei den gefragten Größenordnungen sehe ich da schwarz, dass "der Westen" dieses Risiko eingeht, so bleibt wieder nur China
Grüße
*) siehe Nachtrag
Letzte Änderung: 26 Nov 2017 16:36 von leser.
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26 Nov 2017 16:38 #498932
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Nachtrag @ Farmenteignungen

Die ZANU Argumentation war vom Anfang an gewesen, dass die weißen Farmer unrechtmäßige Landeigner, weil koloniale Landdiebe, sind. Eine Entschädigung für das umzuschichtende „gestohlene“ Farmland wurde daher abgelehnt und erst in der letzten Verhandlungsphase nach Zusicherung der Finanzmittel zugestanden. Die Zahlungen flossen unter Thatcher nur teilweise und wurden unter Blair eingestellt, die (inoffizielle) Zusage der USA soll nie erfüllt worden sein, alles auch weil das Geld dafür zweckendfremdet wurde.
Es wurde außerdem festgelegt (das Jahr weiß ich nicht mehr), dass bei jedem beabsichtigten Farmverkauf diese zuerst der Regierung zum Kauf angeboten werden musste. Erst wenn die Regierung diese Kaufoption nicht zog, waren der Verkauf und der neue Eigentumstitel rechtskräftig. Das entwickelte sich zu einer Doppelmühle für die Regierung. Denn nach der ZIM-Werdung haben zig weiße Farmer verkauft und/oder das Land verlassen. In den 80/90ern hat ein hoher Anteil der Farmen die Besitzer gewechselt. Wo immer die Regierung aus Geldmangel nicht ankaufte, waren die neuen (weißen) Besitzer erstmals im neuen Zimbabwe auch rechtmäßige Besitzer. Wie dieses Problem gelöst wurde ist Geschichte.
Grüße
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27 Nov 2017 07:45 #499093
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Wer in den letzten Jahren in Südafrika herumgefahren ist und vielleicht an der einen oder anderen Mine oder an einem Bergwerk vorbeigefahren ist, der weiss, dass bereits jetzt die Chinesen extrem dominant in Zimbabwe sind was den Abbau von Ressourcen angeht.
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27 Nov 2017 09:22 #499105
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Mugabes Sturz bleibt in Afrika nicht ohne Wirkung

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Fast 40 Jahre nachdem Rhodesien zu Simbabwe wurde und damit als letzte Kolonie in Afrika die Unabhängigkeit erhielt, gibt Langzeit-Diktator Robert Mugabe die Macht endlich aus der Hand. Sein mehr oder minder freiwilliger Rücktritt ist ein Gezeitenwechsel für das Land.



Mitglieder einer Musikgruppe halten am 24. November in Harare ein Plakat mit einem Bild von Simbabwes neuen Präsidenten, Emmerson Mnangagwa, in den Händen, während sie auf dessen Amtseinführung warten. Mnangagwa soll das Land bis zu den für nächsten Jahr geplanten Wahlen führen. Foto: dpa

Dieser Schritt dürfte nicht ohne Folgen für den übrigen Kontinent bleiben. Mit mittlerweile 93 Jahren war Mugabe der Letzte aus der Generation der afrikanischen Gründerväter, die ihren Staat komplett dominiert und darüber oft ruiniert haben.

Robert Gabriel Mugabe hatte, wie Jomo Kenyatta für Kenia oder Mobutu Sese Seko für Zaire, auch für Simbabwe eine ganz andere Funktion als sie etwa das Staatsoberhaupt einer westlichen Nation für das dortige Gemeinwesen hat. Während die Präsidenten in Europa ihre Länder nur repräsentieren, geht die Rolle des afrikanischen Gründervaters weit darüber hinaus. Fast alle sehen sich nicht nur als zeitweilig eingesetzte Verwalter des eigenen Staates, sondern als seine direkte Verkörperung - und konnten gerade wegen dieser Doppelrolle später nur schwer von der Macht lassen. Viele starben im Amt.

Etwas typisch Afrikanisches

So sehr die Figur Mugabes auch die Spezies des zum Staat gewordenen Potentaten sogar noch übersteigert haben mag, so sehr hat sie dennoch etwas typisch Afrikanisches. Gerade die Rolle des vermeintlichen Einheitsstifters, die Mugabe zunächst ein paar Jahre lang durchaus erfolgreich spielte, ist in vielen Teilen Afrikas noch immer typisch für die Art politischer Führung. So hilfreich es einst auch gewesen sein mochte, dass der Präsident anfangs als personelle Klammer eines zersplitterten Gemeinwesens fungierte, so stark wogen später die Nachteile einer solchen Stellung. Denn sie führt zu einem starken Autoritarismus, der später wiederum fast immer in einer kaum verbrämten Diktatur mit den bekannten Folgen mündete.

Gerade weil Korruption und Amtsmissbrauch in Simbabwe so tief verwurzelt sind und mit Emmerson Mnangagwa nun auch noch ein alter Kampfgefährte Mugabes in dessen Schuhe schlüpft, wird der Neubeginn dort bei aller Freude ein besonders schwerer werden. Mugabe hat seinem Land politisch wie ökonomisch immensen Schaden zugefügt. Seine Wirtschaft schrumpft, viele Banken sind vermutlich bankrott und es leidet an einem akuten Mangel an Devisen. Auch wird es noch immer von einer Partei regiert, die unter Mugabe systematisch Wahlen manipulierte und die Opposition knebelte, während sich die politische Elite unverfroren an den Bodenschätzen des Landes bereicherte.

IWF: schnell handeln

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat den neuen Präsidenten bereits wissen lassen, dass Simbabwe nach dem langen Jahren eklatanter Misswirtschaft zügig handeln müsse, um seine zerrüttete Wirtschaft neu zu beleben. Das Land hat seine internationalen Schulden mehrfach nicht bedient, was ihm nun den Zugang zu neuen Krediten stark erschwert.

Jede wirtschaftliche Hilfe sollte aber auch erst dann erfolgen, wenn die neue Regierung führende Oppositionspolitiker in die nun geplante Übergangsregierung aufgenommen hat - und die Menschenrechte respektiert. Zu schnelle und bedingungslose Hilfe wie sie die EU bereits 2014 mit der überstürzten Aufhebung der Sanktionen gegen Simbabwe gewährte, würde die falschen Signale setzen.

Signale für Südafrika

Die Folgen des Diktatorensturzes mögen nicht mit dem Aufstand 2011 in Nordafrika vergleichbar sein, wo ein Funke zum Feuerball wurde und die ganze Region von Tunis nach Damaskus in Brand setzte. Ein paar Funken dürften jedoch über den Limpopo nach Südafrika springen und könnten dort schon im Dezember für einen veritablen Brandherd sorgen, wenn der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) dort seinen wichtigen Parteitag abhält, um die Nachfolge von Präsident Jacob Zuma zu regeln. Der von schweren Korruptionsvorwürfen geplagte Präsident wird dabei mit einigem Entsetzen beobachtet haben, wie schnell sich eine Partei von einem Führer abwenden kann, dem sie noch kurz zuvor scheinbar sklavisch zu Füßen lag.

Das schnelle Aus für Mugabe könnte aber auch Potentaten anderswo in Afrika zunehmend unter Druck setzen, allen voran Joseph Kabila im Kongo oder Uhuru Kenyatta in Kenia. Unter der Oberfläche brodelt es vielerorts jedenfalls bereits beträchtlich. Noch befinden sich die meisten Länder Afrikas im Würgegriff ihrer oft verantwortungslosen Eliten. Doch das Schicksal Mugabes zeigt: Ihr Griff wird schwächer.


LG
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