Die Victoria Fälle sind das Highlight im südlichen Afrika. In der Stadt Victoria Falls hat sich auffällig, trotz der Rezession im Tourismus in Zimbabwe, fast nicht geändert. Der Campingplatz mitten in der Stadt ist beinahe ausgebucht. Im “Spar-Supermarkt” gibt es alles zu kaufen. Menschen freundlich wie immer.
1980 begann man auf der sambischen Seite mit den Wildwasserfahrten in den Zambezischluchten. Der Wildwassertrip auf dem Zambezi gehört zu den besonders schwierigen Touren mit dem Schwierigkeitsgrad 3 bis 5, auf einer Skala von 1 bis 6.
Die Schlauchboote sind aus einem besonders strapazierfähigem Material. In jedem Boot ist ein erfahrener Profi des Veranstalters.
Die Rapids sind nicht von schlechten Eltern, egal ob Hoch.- oder Niedrigwasser. Bei fast jeder Tour kippen Boote um und die Crew landet im Wasser. Die Schlauchboote werden von Kajaks begleitet. Deren Aufgabe ist die über Bord Gegangenen einzusammeln.
Verletzungen sind trotz Schutzhelm und Schwimmweste nicht selten.
Mut und Selbstvertrauen sind unabdingbare Voraussetzungen für dieses “Great Adventure”. Besondere körperliche Fitness ist nicht erforderlich. Der Fluss bestimmt ohnehin den Reiseablauf. Am Ende, klitschnass, Zambeziwasser geschluckt, aber masslos glücklich ein grossartiges Abenteuer heil überstanden zu haben.
Der Tourablauf richtet sich nach dem Wasserstand des Zambezi. Von Anfang Juli bis Mitte/Ende Februar findet das bei Rapid Nr. 4 beginnende Low Water Rafting statt. In den übrigen Monaten kann beim High Water Rafting erst ab Rapid Nr. 11 gestartet werden.
Eine Steigerung ist nur noch das “Bungi Jumping” von der Brücke über den Zambezi. Freier Fall in 110 Meter Tiefe.
Dieser Büffel hat an keiner unserer Touren teilgenommen, sagt unser Bootsführer. Scheint ein Spaßvogel zu sein.
Das Abenteuer beginnt bereits mit dem Abstieg in die Schlucht. Über einhundert Meter steil nach unten. Mit jedem Meter scheint es heißer zu werden. Etwas Abkühlung bringt der Fluss, der am Liegeplatz der Schlauchboote träge dahin fliesst.
Inklusive Bootsführer sind wir acht Personen. Ein fast siebzigjähriger Arzt, ein zweiundfünfzigjähriger Unternehmer, beide aus Israel. Zwei Biologen, ca. fünfunddreißig Jahre alt aus Neuseeland. Ein etwa gleichaltriger Architekt aus Wales, sowie wir. Nachdem alle ihr “Testament” (Haftungsfreistellungserklärungen) unterschrieben haben, geht es nach einer kurzen Einweisung in die Boote. Die Kleidungsvorschrift, T-Shirt, kurze Hose und leichte Turnschuhe deuten darauf, dass es eine nasse Angelegenheit wird. Die Tour geht über zwanzig Kilometer.
Pro Boot sind jeweils zwei Begleitkajaks dabei, die "Schwimmende" auffischen sollen.
Nach wenigen Minuten die erste Stromschnelle. Das vor uns fahrende Boot kommt quer rein und kentert. Die wichtigste Regel ist das Boot gerade zu halten. Kommt es quer in die Rapids, kentert es mit hoher Wahrscheinlichkeit. Fünfzig Prozent der Boote kentern. Ganz schnell begreift man, der Mensch ist für dieses Vergnügen eine unvollkommene Konstruktion. Zwei Arme sind entschieden zu wenig. Gebraucht würden sechs.
Zwei um sich festzuhalten. Zwei um Rudern und zwei um mit einer Kamera im Unterwassergehäuse Aufnahmen machen zu können.
Wir schiessen schnurgerade, der Bootsführer hat genau den richtigen Einstieg gewählt, durch den ersten Rapid. Dann kommen ungefähr zweihundert Meter ruhiges Fahrwasser. Die Insassen des Vorbootes, die nun keine mehr sind, ziehen schwimmend das Boot in eine ruhige Bucht um es zu wenden.
Diese ruhigen Flussabschnitte sind nicht ungefährlich - da gibt es Krokodile. Angeblich hat es noch nie ein Problem mit den Krokodilen gegeben. Dieses kleine Krokodil, ungefähr zwei Meter, wird für Menschen noch ungefährlich sein.
Vor dem Rapid neunzehn ist eine breite Schlucht. Hier gibt es nochmals Instruktionen. Die Nummer 19 ist die Hölle. Meterhohe Wasserwände, ein weißer brodelnder Hexenkessel. Boot 1. schiesst schräg rein und kentert. Offensichtlich rudert nur die eine Seite. Dann ist das Boot in den brodelnden Naturgewalten verschwunden. Sich schnell entfernend sehen wir orangerote Schutzhelme in dem Getöse. Später erfahren wir, dass eine junge Australierin vermisst wurde. Beim Wenden des Bootes wurde sie gefunden. Sie war unter dem umgekippten Boot geblieben und hatte nicht los gelassen.
Nun sind wir dran. Schicksal nimm deinen Lauf. Dead or Life ist der Schlachtruf. Die Hölle öffnet ihre Pforten. Wer meint die Pforte zur Hölle besteht aus glühendem Eisen und die Hölle aus Feuer und Rauch, begreift sofort es gibt noch eine andere Hölle. Wir schiessen hinein. Wasser von überall. Das schwere Schlauchboot wird wie ein Tennisball hochgeworfen - dreht sich um fast fünfundvierzig Grad. Kracht betonhart auf. Instinktiv machen wir das genau Richtige und bekommen das Boot wieder gerade. Dann stürzen Wassermassen über uns. Für Sekunden sind wir die “Yellow Submarine”. Wasser - überall, von oben, unten rechts, links, vorn und hinten. Das Boot wird herumgewirbelt wie ein Luftballon. Festhalten unmöglich, die Hände werden zum Rudern gebraucht. Du klebst am Boot, als hättest du Pattex in der Hose, oder du gehst über Bord. Rapid neunzehn ist die Krönung. Es ist ein Kampf auf “Biegen und Brechen”. Nach einer kleinen Ewigkeit ist es vorbei. Wir haben den Fluss besiegt.
Wieder an Land zittern ein wenig die Beine. Alle sind überglücklich. Wir gratulieren und umarmen uns. Keiner über Bord gegangen, keine Verletzungen. Klitschnass, Zambeziwasser geschluckt und voller Stolz eine grossartige Herausforderung bestanden zu haben. Wir tauschen die Adressen.
Angst gehabt fragt unser Bootsführer. Ein einstimmiges Nein, hatten keine Zeit dazu.
Unser Bootsführer meint: Wenn du die Neunzehn geschafft hast, dann wirft dich in diesem Leben nichts mehr um.
Schauen wir mal. Morgen machen wir von Zambia aus einen “Ultralightflug” über den Zambezi. Oh, es gibt noch mehr: Bungi Jumping von der Brücke, 110 Meter im freien Fall in die Tiefe. Reiten auf gezähmten Elefanten quer durch den Busch. Fußsafaris im Zambezi National Park. Ausserdem haben wir uns ein Permit besorgt um im Park auf einem Beobachtungsstand direkt an einem Wasserloch zu übernachten.
Da Aufnahmen während der Rafting-Tour unmöglich sind, lassen wir uns auf der Zambiaseite der Fälle zur Abruchkante führen.
Es ist ein langer Weg den wir mehr hüpfend von Stein zu Stein bewältigen.
Hier stürzt der Zambezi über einhundert Meter in die Tiefe. Es gibt so viel zu erleben.
Livinstone Denkmal auf der Zambiaseite der Fälle
Als David Livingstone am 16. November 1855 zum ersten Mal die Victoria-Fälle sieht, schreibt er in sein Tagebuch:
"Das Erste was man aus einer Entfernung von etwa zwei Stunden erblickt, gleicht riesigen Rauchsäulen. Die Wasserwolken werdem vom Wind gebogen und vermischen sich mit den Wolken”.
Die Eingeborenen nannten das Naturwunder, dem sie aus Furcht nicht gerne näher kommen, "Donnernder Rauch".
Es gibt so viel zu erleben.
Ausführliche Informationen zu den Aktivitäten von Victoria Falls aus auf:
www.shearwateradventures.com/
Mehr zum Abenteuer Afrika in 2010:
www.privatsafaris.de/html/safaris_2010.html