THEMA: Mama Mutig in Deutschland / Vortragsreihe
07 Sep 2019 12:47 #566974
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  • Mzeekenya am 07 Sep 2019 12:47
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Rebecca Lolosoli ist die beeindruckendste Frau, die ich in meinem 78-Jährigen Leben getroffen habe! 2017 hatte ich das grosse Glück, mehrere Wochen lang in Umoja und in Wamba, Rebeccas Geburts- und Heimatort leben zu können und Einblick in das Familien- und Clanleben der Lolosolis zu bekommen. Rebecca hat das erste Frauendorf in Afrika gegründet und aufgebaut.
Ich habe 2017 über die charismatische Frau in diesem Forum berichtet und den Bericht mit Fotos ergänzt. Aufgrund mehrerer primitiver persönlicher Angriffe habe ich dann nicht mehr über Umoja (Suaheli für 'Einheit') geschrieben und meine Posts gelöscht.
Das Umojaprojekt ist es aber wert, wieder einmal in Erinnerung gerufen zu werden... Danke Sasa - ich hoffe, du bist damit einverstanden, dass ich deinen Beitrag um einige Details und mit Bildern ergänze.

Rebecca in Wamba während eines Familienbesuchs


Umoja ist nicht nur ein Dorf für geschlagene oder verstossene Samburufrauen mit ihren Kindern, sondern hat für Besucher auch einfache Unterkünfte und ein Restaurant, in dem man "einheimisch" essen kann. Rebecca macht zudem die beste Pizza, die ich in meinem Leben genossen habe!



Rebeccas Vater war im Samburuland ein grosser, sehr geachteter Häuptling. Das hat auch auf seine Tochter "abgefärbt", die es geschafft hat, sich gegen alle Felsbrocken, die ihr von Männern in den Weg gelegt wurden, durchzusetzen. Inzwischen hat sie sich gegen alle Widerstände der patriarchalisch gegliederten Samburu-Männerwelt behauptet.


Dank der Hilfe des "Freundeskreis Umoja" (fk-umoja.com/kontakt/) hat sich das Frauendorf in Laufe der letzten fünf Jahre ausserordentlich stark und gut entwickelt. Unter anderem ziehen die Frauen in einem Treibhaus verschiedene Gemüse- und Kräutersorten für den Eigengebrauch, aber auch für den Markt in Archers Post.



Zu den wichtigsten Aktivitäten des Freundeskreises und Rebeccas gehört eine mit Spendengeldern errichtete Schule, die über zweihundert Kinder unterrichtet. Die Schüler erhalten ein einfaches aber gesundes und sättigendes Mittagessen, das jeden Tag frisch zubereitet wird.





Letzte Änderung: 08 Sep 2019 23:58 von Mzeekenya.
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07 Sep 2019 13:01 #566976
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Das Leben ist nach wie vor hart im Samburuland, das überwiegend aus Halb- und Dornwüsten besteht und in dem noch vielerortes Faustrecht herrscht. So wurde Umoja vor zwei Jahren nachts überfallen und die Banditen haben über 20 Rinder und 50 Ziegen und Schafe weggetrieben. Sie sind nicht mehr aufgetaucht, obwohl die Polizei wusste, wer die Übeltäter waren.



Die Frauen im Umoja village leben ohne jeden Komfort. Es gibt keine Elektrizität in den Hütten und bis vor kurzem kein sauberes Trinkwasser. Das Wasser zum Trinken, Waschen und Kochen musste aus dem Uaso Nyiro River geschöpft werden.
Seit zwei Jahren liefert ein Bohrloch, das über 30 000 EUR gekostet hat, frisches und gesundes Wasser, das aus einer Tiefe von 140 m hoch gepumpt wird.

Uaso Nyiro River, der die beiden Game Reserves Samburu und Buffalo Springs trennt








Eine Woche lang hat die Bohrfirma bei über 40° C Tag und Nacht gebohrt. Nur während der heissesten Tagesstunden musste der Betrieb für einige Zeit eingestellt werden, weil die Gerätschaften zu heiss wurden.


Endlich sind die Arbeiter in 140 m Tiefe auf Grundwasser gestossen.
Letzte Änderung: 07 Sep 2019 23:33 von Mzeekenya.
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07 Sep 2019 13:23 #566981
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Rebeccas Familie stammt aus Wamba, einem kleinen Distrikthauptort mitten in der Dornwüste. Ich konnte sie zusammen mit Rebecca eine Woche lang besuchen. Die Brüder, Cousins und Neffen waren unglaublich gastfreundlich und wäre es nach ihnen gegangen, hätten sie die halbe Schaf- und Ziegenbevölkerung für uns geschlachtet. Und natürlich mussten wir zumindest alle Familien- und Clanchiefs besuchen...
Von allen Seiten kamen Rebeccas Familienmitglieder und Bekannte. Es wurde bis weit in die Nacht hinein gebechert und Mbuzi choma (gegrilltes Ziegenfleisch) gegessen.



In einem winzigen Dorf ausserhalb von Wamba wohnt ein Teil von Rebeccas Familie, u.a. ihre Stiefmutter und zahllose Kinder, Enkel und Urenkel




Rebecca mit ihrer Stiefmutter, von der sie in allerhöchsten Tönen schwärmte.



Natürlich haben wir Rebeccas Familie heiss begehrte Lebensmittel mitgebracht: Ugali (Maismehl), Salz, Zucker, Tee und Speiseöl.
Letzte Änderung: 07 Sep 2019 21:47 von Mzeekenya.
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07 Sep 2019 13:41 #566986
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Samburu lieben - wie fast alle Kenianer, deren Leibspeise Nyama choma (gegrilltes Fleisch) ist - Schaf- und Ziegenfleisch, aber die wenigsten können es sich regelmässig leisten. Dank verschiedener Spender, die mir für Umoja grosszügig Geld zur Verfügung stellten, konnte ich, zusammen mit Tom, Rebeccas ältester Sohn, in Archers Post sowohl grössere Mengen Lebensmittel kaufen als auch auf dem wöchentlich stattfindenden Viehmarkt Schafe und Ziegen. Im Umoja-Dorf gab es dann ein Gelage und von den Schlachttieren blieb kein Stückchen Fleisch übrig. Ja selbst aus den Köpfen wurden Suppen gekocht.





Die Frauen von Umoja haben keine Arbeit und verdienen kaum etwas, sieht man von ein bisschen Gemüse ab, das sie auf dem Markt von Archers verkaufen. Sie fertigen zudem Glasperlenschmuck an, den sie Touristen verkaufen. Allerdings sind die nicht besonders zahlreich, denn die Busfahrer bringen ihre Gäste nicht gern in das Dorf, weil sich Rebecca und ihre Frauen standhaft weigern, die Fahrer zu "schmieren". Umoja village kann besucht werden. Die Frauen tanzen für die Gäste und lassen sich mehr oder weniger gern fotografieren.



Eine blutjunge Samburufrau...

... und ihr kleines Mädchen im Umoja village


Rebeccas Stiefmutter in Wamba, eine weit über 80-Jährige, fast blinde Samburufrau, die ihr ganzes Leben nie aus ihrem Dorf bei Wamba hinaus gekommen ist.





Zu den wichtigsten Aufgaben Rebeccas und ihrer Helferinnen gehört es, die Samburudörfer in einem Umkreis von bis zu 20 km zu besuchen und die Frauen über die noch immer weit verbreitete Beschneidung der Mädchen aufzuklären. Rebecca geht dann mit zwei, drei Mitstreiterinnen zu Fuss in den Busch und ist bis zu 12 Stunden unterwegs. Auf Schautafeln zeigt sie den Frauen, was bei einer Beschneidung geschieht und welche körperliche Schäden sie anrichtet.

Letzte Änderung: 07 Sep 2019 16:05 von Mzeekenya.
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07 Sep 2019 16:04 #566998
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Eine bemerkenswerte Frau: Rebecca Lolosoli
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07 Sep 2019 21:30 #567011
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Tom, Rebeccas ältester Sohn und Manager des Umoja village, als Bräutigam!
Die Hochzeit dauerte drei Tage und drei Nächte und war die anstrengendste Veranstaltung, die man sich vorstellen kann.

Letzte Änderung: 08 Sep 2019 11:14 von Mzeekenya.
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