THEMA: Mit Öffis durch Ostafrika u. Ost-Kongo
15 Feb 2017 09:07 #464124
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  • Gu-ko am 15 Feb 2017 09:07
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Danke für die motivierenden Worte :) ich mache auch gleich weiter, ich bin allerdings nicht der schnellste beim schreiben...
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15 Feb 2017 09:31 #464127
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  • Gu-ko am 15 Feb 2017 09:07
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picco schrieb:
Hoi Gu-Ko
Jabadabadu!!!
Hat meine Forderung nach einem Reisebericht als Gegenleistung zu den DRC-Infos also gefruchtet! :evil:
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hi picco, durch deinen RB habe ich mich erstmals näher mit dem Nyiragongo befaßt und mir wurde schnell klar, da muss ich hin... B)
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15 Feb 2017 10:39 #464148
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  • Gu-ko am 15 Feb 2017 09:07
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Teil 1 - Kenia

Anfang November 2016. Von Addis Abeba kommend landen wir gegen Mittag in Nairobi. Ein bisschen weltstädtisches Flair habe ich vom Jomo Kenyatta Airport in Nairobi schon erwartet, gilt er doch als größter Flughafen Ostafrikas. Vielleicht gibt es woanders einen Bereich, der einem internationalen Hauptstadtflughafen eher gerecht wird, die Ankunftshalle gehört jedenfalls nicht dazu. Wir werden durch einen Raum geschleust, der stark an einen übergroßen Container erinnert. Menschen stehen in dichten Schlangen vor den Passkontrollen, oder drängeln um Tische, auf denen sich gelbe und weiße Formulare stapeln. Das Ausfüllen der Einreisepapiere haben wir zum Glück schon im Flugzeug erledigt, sodass wir uns direkt in die Schlangen vor den Immigration-Schaltern einreihen können.

Eins muss man den kenianischen Beamten lassen, trotz des Massenandrangs geht es flott voran. Gefühlte zehn bis fünfzehn Minuten später stehen wir vor dem Pult des Immigration Officers. Die sorgfältig ausgefüllten Einreiseformulare und Zollerklärungen landen achtlos in einem Karton. Ich vermute, es ist völlig egal was man da reinschreibt. Ich werde fotografiert, dann Fingerabdruck-Scan, 40 Euro fürs Visum bezahlen und wir dürfen einreisen.

Beim Gepäckband holen wir unsere Koffer und die Rucksäcke und gehen unbehelligt durch den Zoll. Mit rund 80kg haben wir deutlich mehr Gepäck, als man für eine Rucksackreise erwarten würde. Aber das Gewicht wird sich nach dem Familienbesuch deutlich reduzieren…

Der Bruder meiner Frau holt uns vom Flughafen ab. Das erspart uns das Gefeilsche mit den Taxifahrern, die am Ausgang des Terminals herumlungern. Auch ein Hotelzimmer hat er reserviert, sodass ich mir, während wir uns durch dichten Verkehr Richtung Innenstadt quälen, beinahe wie auf einer Pauschalreise vorkomme… B)


Nairobi - Central Business District

Nairobi

Nairobi gehört nicht zu meinen Traumzielen in Afrika. Die Stadt hat, was die Sicherheit anbelangt, weltweit einen schlechten Ruf. Nicht umsonst hat sie unter Reisenden den Spitznamen „Nairobbery“ bekommen. Die Kriminalitätsrate ist hoch und die Gefahr ausgeraubt zu werden, wird als ‘nicht gering‘ eingestuft. Auch wenn ich bei meinen bisherigen Besuchen diesbezüglich keine negativen Erfahrungen gemacht habe, fühle ich mich manchmal doch etwas unbehaglich, wenn ich in den Busbahnhofsvierteln östlich der Moi Avenue, oder nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs bin. Nachts sollte man zu Fuß am besten überhaupt nicht mehr auf den Straßen sein. Aber da wir zwecks Familienbesuchs in den Westen Kenias wollen, lässt sich ein Aufenthalt in der Hauptstadt nicht vermeiden.


Nairobi Busviertel

Das Kima Hotel liegt in der Ambala Road, in einer ziemlich lebhaften Gegend, ein paar Querstraßen nördlich der berüchtigten River-Road. In diesem Viertel befinden sich auch die Booking Offices der größeren Busgesellschaften und viele Überlandbusse und Matatus fahren hier ab. Tagsüber verstopfen Fahrzeuge aller Art und Größe die engen Straßen, dazwischen geschobene oder gezogene Handkarren und ein nicht enden wollender Strom von Menschen. Die Gegend ist laut und chaotisch, die Straßen schmutzig und wenn man direkt aus Europa kommt, braucht man etwas Zeit um sich daran zu gewöhnen.

Ganz anders sieht es nachts aus. Kaum wird es dunkel schließen die Geschäfte, Menschen und Fahrzeuge verschwinden, die Straßen sind wie ausgestorben. Kaum jemand ist jetzt noch zu Fuß unterwegs. Ein paar ärmliche Gestalten kauern auf Pappkartons in den Eingangsbereichen der Häuser, einzelne Frauen stehen frierend vor heruntergekommenen Hotels. Dann und wann sehe ich einen in eine rotkarierte Decke gehüllten Masai-Wächter durch die trüb beleuchteten Straßen patrouillieren. Doch ob der Stock, den er in der rechten Hand trägt, viel gegen Nairobis böse Buben ausrichten kann, bezweifle ich.


Ambala Road


Ambala Road
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Letzte Änderung: 04 Feb 2018 17:33 von Gu-ko.
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15 Feb 2017 11:07 #464159
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Wir bleiben drei Tage in Nairobi. Wenn ich schon mal hier bin, möchte ich etwas von der Stadt sehen. Bei einem Spaziergang kommen wir zufällig am Kenyatta International Conference Centre (KICC) vorbei. Das KICC ist sowas wie das Wahrzeichen Nairobis. Es besteht aus einem ziemlich hässlichen, turmartigen Hochhaus, einem Amphitheater, das einer traditionellen afrikanischen Hütte nachempfunden sein soll, und einer gepflasterten Parkanlage, in der sich Springbrunnen, bunte Fähnchen und eine Statue von Kenias erstem Präsidenten Jomo Kenyatta befinden.

Der Blick von oben muss toll sein. Bevor wir auf das Gelände dürfen, werden wir gründlich gefilzt, Gepäckkontrolle und Ausweiskontrolle. Möchte man zur Aussichtsplattform auf dem Dach des 105 Meter hohen Turmes muss man sich in ein Besucherbuch eintragen und seinen Ausweis abgeben. Ein Aufzug bringt uns bis zum 27. Stockwerk des KICC-Towers. Dann nochmal vier Stockwerke zu Fuß und wir sind ganz oben. Und wow - der Ausblick über Nairobi ist phantastisch!


Das KICC


Kenyatta


Nairobi - Central Business District – City Hall


Nairobi


Nairobi – Accra Road

Im Central Business District (CBD) dominieren Wolkenkratzer, Bürotürme und Regierungsgebäude. Die Skyline einer modernen Großstadt. Dazwischen Banken, Restaurants, Elektronikläden und ein paar wenige überlebende Bauten aus der Kolonialzeit. Hier ist nichts von Massenarmut, Dreck und Chaos zu sehen. Aber der Business District ist überschaubar. Eine kleine, moderne, saubere Insel inmitten einer Großstadt, die, je weiter man sich in die Außenbezirke bewegt ärmer, chaotischer, und unsicherer wird.


Nairobi CBD


Nairobi - Uhuru Park


Nairobi - Street


Nairobi - Street


Nairobi – Street


Nairobi – Street


Nairobi – Street

Außer Sightseeing gibt es einen weiteren Grund, warum wir drei Tage in Nairobi bleiben. Ein paar hundert Kilometer westlich von Nairobi, in einer Kleinstadt namens Webuye, freut sich ein kleines Mädchen riesig auf ein Fahrrad. Eigentlich wollten wir das Fahrrad von Deutschland mitbringen, aber da wir schon ziemlich viel Gepäck haben und der Transport bei Ethiopien Airlines stolze 100 Euro kostet, wollen wir das Fahrrad in Nairobi zu kaufen.

Wie sich herausstellt, ist das gar nicht so einfach. Bei den Gebrauchtfahrradhändlern stehen überwiegend abgewirtschaftete Gurken herum, die sich weder optisch als Geschenk eignen, noch technisch überzeugen. Wir versuchen es im kenianischen Einkaufsparadies Nakumatt (You Need it, We've Got It), aber auch dort Fehlanzeige. Was wir zu sehen bekommen ist fabrikneuer Schrott aus China und dazu noch schweineteuer.

Aber wer sucht der findet. Mit Hilfe der Schwester meiner Frau, die in Nairobi wohnt und sich einigermaßen auskennt, gelingt es uns am zweiten Tag, nach stundenlangem herumirren durch ziemlich dubiose Viertel und Straßen, ein qualitativ gutes Fahrrad zu finden. Es ist gebraucht, jedoch gut erhalten und dürfte von der Größe perfekt passen.
:)
Letzte Änderung: 04 Feb 2018 17:35 von Gu-ko.
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17 Feb 2017 18:20 #464512
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17 Feb 2017 18:23 #464514
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Nairobi – Webuye

Vom Kima Hotel zur Busabfahrtsstelle vor dem Panther-Bus-Büro in der Cross Road ist es nicht weit. Man könnte locker laufen. Da wir jede Menge Gepäck und auch noch ein Fahrrad dabeihaben, laden wir alles in ein Taxi und lassen uns die paar hundert Meter fahren.

Der Panther-Bus wirkt etwas heruntergekommen, die Sitze zerschlissen, aber sonst sieht er ganz ok aus. Es dauert eine Weile bis das ganze Gepäck verstaut ist und jeder seinen Platz gefunden hat. Gegen16.30 Uhr geht es los. Nachdem wir Nairobis Verkehrschaos hinter uns gelassen haben, nimmt der Verkehr rasch ab. Die Landschaft ist, soweit ich es durch die staubigen Pantherbusfenster erkennen kann, hügelig-grün, bunte Häuser flitzen vorbei, gelegentlich kleine Siedlungen, später Kakteen und kahle, trocken wirkende Büsche und Bäume. Es wird bald dunkel. Der Vollmond taucht die Landschaft in fahles Licht.

Wir sitzen vorne, direkt hinter dem Busfahrer. Aus der Musikanlage dröhnen dumpfe Bässe. Der Fahrer wirkt aufgedreht, als hätte er Speed-Tabletten geschluckt. Mit seiner schrillen Stimme übertönt er Fahrgeräusche und Sound. Riskante Überholmanöver wechseln mit abrupten Abbremsungen vor den Bremsschwellen, die alle paar Kilometer den Fahrer zwingen das Tempo zu reduzieren.


Panther Bus nach Webuye


Unterwegs


Unterwegs


Unterwegs – Vollmond

Webuye

Kurz vor Mitternacht sind wir in Webuye. Der Panther-Bus schmeißt uns direkt am Eldoret-Malaba Highway, etwas außerhalb des Zentrums, raus. Die Straße ist von einfachen Häusern und Hütten gesäumt, die man aber in der Dunkelheit kaum sieht. Vor den geschlossenen Geschäften und Verkaufsstände lungern dunkle Gestalten herum. Die Gegend gilt als nicht sehr sicher und da wir mit dem ganzen Gepäck eine fette Beute abgeben würden, haben wir vorsichtshalber schon von unterwegs ein Taxi bestellt, das uns vom Bus abholen soll.

Wir lassen uns zum Leisure Resort bringen, einem einfachen Hotel in der Nähe. Wir haben früher schon einmal dort gewohnt und hatten es als ganz ok in Erinnerung. Als wir ankommen wirkt das Gebäude dunkel, verlassen und irgendwie heruntergekommen. Wir sind die einzigen Gäste. Es erfolgt keine Registrierung und als ich dem verschlafen wirkenden Hotelmanager 1000 Shilling für die Übernachtung bezahle, bekomme ich keine Quittung.

Egal, nach der langen Fahrt freue ich mich auf ein Bett und eine Dusche. Als ich die Elektrodusche aufdrehe, kommt ein brauner, muffig riechender Schwall Wasser heraus. Hier hat wohl schon lange keiner mehr geduscht. Ich lasse das Wasser eine Weile laufen, bis es klarer wird. Oben am Duschkopf ist ein Schalter um die Wassertemperatur einzustellen. Je nach Einstellung kommt das Wasser entweder kochend heiß oder kalt. Um eine einigermaßen erträgliche Wassertemperatur zu erreichen muss ich während des Duschens immer wieder zwischen kalt und warm hin- und herschalten. Dabei entstehen kleine Blitze im Plastikgehäuse des Duschkopfs und das Licht im Zimmer flackert. Irgendwie unheimlich, wenn man nass im Bad steht.


Webuye Hauptstraße

Mit 20000 Einwohnern ist Webuye eine Kleinstadt. Früher (zwischen 1970-2009) war die Papierfabrik ‚Pan African Paper Mills’ größter Arbeitgeber in Webuye und sorgte für einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung, allerdings auf Kosten der Umwelt. Berichten zufolge soll die Luft damals von stinkenden Abgasen verpestet gewesen sein. Man roch Webuye schon lange bevor man es sah. Durch die Schließung der Papierfabrik vor sieben Jahren verloren zahlreiche Einwohner ihre Jobs. Viele verließen die Stadt, die Kriminalitätsrate stieg, dafür ist die Luftqualität deutlich besser geworden.

Touristen kommen selten nach Webuye. Die wenigen, die sich hierher verirren, sind auf der Durchfahrt von oder nach Uganda. Der Eldoret-Malaba Highway führt an Webuye vorbei und die ugandische Grenze ist nur 60 km entfernt. Wazungu (Weiße) sieht man selten, und wenn, dann sind sie für Hilfsorganisationen oder geschäftlich unterwegs. Der Hauptgrund unseres Webuye-Besuches ist natürlich der Familienbesuch. Doch es gibt durchaus ein paar besuchswerte Orte in der Umgebung Webuyes, z.B. den Kakamega-Regenwald (Kakamega Forest National Reserve), oder die Nabuyole-Falls.


Teamwork - Die Besitzerin des neuen Fahrrades muss feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, mit dem Radfahren.

Am nächsten Tag wechseln wir das Hotel. Meine Frau wünscht ein bisschen mehr Luxus und auch ich habe keine Lust, mehrere Tage in dem kleinen Zimmer mit der Elektrodusche zu wohnen. Viel Auswahl an Hotels hat man in Webuye nicht. Das Minata Hotel sieht neu aus und dürfte (neben dem Park Villa Hotel) das beste Hotel in Webuye sein. Ein Doppelzimmer kostet mit Frühstück 2700 KES. Die Zimmer sind groß genug und haben sogar einen kleinen Balkon.

Alles perfekt. Zumindest tagsüber. Doch nach Einbruch der Dunkelheit entwickelt sich vor unserem Zimmer eine erstaunliche Geräuschekulisse. Grillen, Frösche und/oder andere, mit unglaublich lauten Organen ausgestattete Insekten und Amphibien, veranstalten ein ohrenbetäubendes Konzert. Einer der Krachmacher erzeugt einen hochfrequenten Dauerton in Sirenenlautstärke. Zwischendurch machen sie kurze Pausen, vielleicht 10 oder 20 Sekunden lang, nur um dann wieder mit voller Lautstärke loszulegen. Das grenzt an akustische Folter.

Vor unserem Zimmer steht auf einem turmartigen Gestell ein Wassertank, der regelmäßig überläuft, wenn er gefüllt wird. Vielleicht ist das Feuchtgebiet darunter der Lebensraum des Sirenenfrosches. Irgendwann nach Mitternacht geht ihm endlich die Puste aus und ich kann einschlafen. Besser Zimmer Nr. 14 meiden.
Letzte Änderung: 04 Feb 2018 17:36 von Gu-ko.
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