THEMA: Mit Öffis durch Ostafrika u. Ost-Kongo
21 Mär 2017 08:52 #468404
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  • Qayse am 21 Mär 2017 08:52
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Schön Guten Morgen, vielen Dank, dass du uns an deiner Reise teilnehmen lässt - ist für mich der spannendste Reisebericht, den ich bisher hier gelesen habe.
Und super Strassen-Fotografie!
VG aus Berlin
Qayse
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24 Mär 2017 16:09 #468846
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  • Gu-ko am 24 Mär 2017 16:09
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picco schrieb:
Hoi GuKo

Super dass Du weiterschreibst! :cheer:
Das klingt schon ganz anders als bei uns, wo die Gorillas sehr nah am Rangerposten direkt am Waldrand waren. Aber es war wohl derselbe Silberrücken, zumindest hat 'Eurer' dieselben leicht rötlichen Haare an der Stirn wie 'unserer' hatte! B)
Was war der Grund für den Konvoi?
Wir sind noch alleine hin und auch zurück gefahren, obwohl oben mehrere Touristenautos waren.
Waren das schon erste Anzeichen der Schiessereien im Januar?

So richtig abschätzen kann ich das mit der Sicherheit auch nicht, vielleicht ändert sich die Lage immer wieder. Es war jedenfalls so, als wir zurückfahren wollten, kam der Ranger ans Auto und bat uns auf die letzte Gruppe zu warten, da es nicht empfehlenswert sei mit einem einzelnen Fahrzeug nach Goma zurückzufahren. Und das deckt sich auch mit den Erzählungen des Schweizer Minenräumers, der meinte, dass sie Goma nur im Konvoi verlassen dürfen.
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24 Mär 2017 16:10 #468847
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  • Gu-ko am 24 Mär 2017 16:09
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Qayse schrieb:
Schön Guten Morgen, vielen Dank, dass du uns an deiner Reise teilnehmen lässt - ist für mich der spannendste Reisebericht, den ich bisher hier gelesen habe.
Und super Strassen-Fotografie!
VG aus Berlin
Qayse
Danke :)
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24 Mär 2017 19:19 #468872
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  • Gu-ko am 24 Mär 2017 16:09
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Teil 3

Von Ruanda nach Malawi


Nachdem wir den Kongo hinter uns gelassen haben, zieht es uns langsam aber sicher Richtung Malawi. Wir planen von Gisenyi über Kibuye nach Kigali zu fahren und von dort weiter Richtung Kigoma in Tansania. Kigoma besitzt einen Bahnhof und ist Endhaltestelle der Tanganjikabahn, die Kigoma mit Daressalam verbindet. Die Tanganjikabahn wurde 1904 von der Kolonie Deutsch-Ostafrika erbaut. Die Strecke ist insgesamt 1250 km lang.

Mit diesem Zug wollen wir von Kigoma bis Dodoma, der Hauptstadt Tansanias, fahren und von dort überland weiter Richtung Malawi bzw. Malawisee. Offen ist noch die Frage, wie von Kigali nach Kigoma kommen. Es gibt keine direkte Busverbindung und die Straße auf tansanischer Seite führt durch eine dünnbesiedelte und ziemlich unwegsame Gegend. Aber zuerst relaxen wir noch ein paar Tage am Kivusee.



Zwei oder dreimal pro Woche fährt morgens um 7 Uhr ein Schiff(chen) von Gisenyi nach Kibuye. Alternativ kann man auch den Bus nehmen, der täglich auf einer Erdstraße die Strecke in ca. 6 Stunden zurücklegt. Im Jahre 2013 fuhren wir mit diesem Bus durch eine der schönsten Landschaften Ruandas. Die Straße ist auch Teil des Congo Nile Trails, einer 227 km langen Trekkingstrecke.

Diesmal jedoch nehmen wir das Schiff. Die Abfahrtsstelle liegt etwas außerhalb des Zentrums, sodass wir ein Taxi brauchen um dort hinzukommen. Als wir gegen 6 Uhr 30 über einen wackligen Steg an Bord klettern, sind schon alle Sitzplätze von mit orangenen Rettungswesten bekleideten Ruandern belegt. Das Schiff ist nicht besonders groß und es herrscht ein ordentliches Gedränge. Während ich so herumstehe und überlege, wo wir es uns halbwegs bequem machen könnten, spricht mich ein Schiffsangestellter an. Er sagt, es gäbe einen VIP-Raum im hinteren Teil des Bootes. Weil die Passage im VIP-Raum 4000 RWF statt der 2500 RWF Normalpreis kostet, sind dort noch freie Plätze. Der Aufpreis lohnt sich, man sitzt in bequemen Clubsesseln in einem Extraraum.


Lake-Kivu Ferry


Lake-Kivu Ferry


Nyiragongo

Als wir die Bucht von Gisenyi verlassen, zeigt sich der Nyiragongo ein letztes Mal im Morgendunst. Eine dünne Rauchfahne steigt aus seinem Krater, dunkle Wolken sammeln sich um seinen Gipfel. Falls heute wieder eine Gruppe hochsteigt, müssen sie mit einem ordentlichen Unwetter rechnen. Glücklicherweise bleiben die dunklen Wolken im Kongo, sodass wir die warmen Strahlen der ruandischen Morgensonne genießen können.

Wir sitzen also in unseren VIP-Clubsesseln während das Schiff, nie allzu weit vom ruandischen Ufer entfernt, gemächlich Richtung Süden tuckert. Das kongolesische Ufer auf der anderen Seeseite versteckt sich derweilen im Dunst. Tiefeingeschnittenen Buchten, grüne Inseln und kleinen Siedlungen ziehen vorbei. Einmal legen wir kurz an, um Passagiere ein- bzw. aussteigen zu lassen.

Vielerorts sind die ruandischen Fischerboote mit ihren ewig langen Holzstangen unterwegs. Diese Holzstangen bewegen sich beim Fischen langsam auf und ab, erinnern dadurch an die Antennen riesiger Langusten.


Fischerboote auf dem Kivu-See


Fischerboote auf dem Kivu-See


Fischerboote auf dem Kivu-See


Fischerboote auf dem Kivu-See


Fischerboote auf dem Kivu-See


Kivu-See






Ankunft in Kibuye


Ankunft in Kibuye

In Kibuye verlassen wir das Schiff. Zwei Motorradtaxis bringen uns zum Home St. Jean. Das Home liegt etwas außerhalb auf einem Hügel und man hat von dort einen wunderbaren Blick auf den Kivusee. Wir haben vor drei Jahren schon einmal hier gewohnt. Leider haben die Preise deutlich angezogen, teilweise verdoppelt. Ein DZ kostet jetzt knapp 50 USD. Das ist reichlich für die kleinen, spartanisch eingerichteten Zimmer und vielleicht sind deshalb kaum Gäste da. Aber was soll‘s, man kommt wegen der Lage her, der Landschaft, dem Panorama. Und das Panorama ist immer noch grandios.

Nachdem wir uns eingerichtet haben, gehen wir erst mal ins Town-Center. Das ist zu Fuß in ca. 10 Minuten zu erreichen. Kibuye-Town besteht mehr oder weniger aus einem Straßenzug, in dem sich einige Geschäfte, Restaurants, eine Tankstelle und mehrere Banken befinden. Auch die Busse Richtung Kigali fahren direkt im Town-Center ab.

Da wir seit unserer Abfahrt in Gisenyi nichts mehr gegessen haben, suchen wir ein Restaurant auf. Die Restaurants haben in der Regel eine Art Büfett aufgebaut. In Metallbehältern, die von unten beheizt werden, befinden sich verschiedene Speisen. Man bekommt einen Teller in die Hand gedrückt, auf den man sich schöpft, was der Teller fassen kann.

Meistens gibt es Reis, Nudeln, Süßkartoffeln, gekochte Bananen, Bohnen, gekochten Mais, Kasawa, ein grünes, bitteres spinatähnliches, Gemüse und im letzten Topf das Fleisch. Ohne Fleisch kostet so ein Teller 1000 RWF, also etwa 1 Euro. Will man Fleisch, kostet jedes Fleischstück 300 Centimes extra. Das Fleisch kann man sich allerdings meistens sparen, da es meistens zäh wie Hosenleder ist. Man braucht wirklich viel Kaukraft um das zu essen. Entweder sind ruandische Rinder von Natur zäh, oder sie werden erst geschlachtet, wenn sie längst im Rentenalter sind.


Lake Kivu vom Home Saint Jean


Lake Kivu – Die Bucht von Kibuye

Wir bleiben drei Tage in Kibuye. Wir lümmeln ein wenig am Beach herum oder spazieren durch die Gegend. Der schmale Strand gibt, außer um mal ein kaltes Bier in Wassernähe zu trinken, nicht allzu viel her. Sonntags verwandelt er sich in eine Freiluftdisco mit überlauter Musikbeschallung und betrunkenen Ruandern.

Wir werden mehrmals angesprochen. Am Beach, auf der Straße, man will uns Bootsfahrten zu nahegelegenen Inseln verkaufen. Den Beschreibungen nach, gibt es drei Inseln, die man unbedingt besuchen sollte: Bat Island, Monkey Island und Peace Island.

Wir verabreden für den nächsten Tag eine Inseltour. In einem geräumigen Holzboot mit Außenbordmotor fahren uns zwei Guides zu den nahegelegenen Inseln.

Auf Bat-Island leben große Flughund Kolonien. Tagsüber hängen sie in den Ästen der Bäume. Die Guides klatschen laut in die Hände, worauf sie sich in kreischenden Schwärmen aus den Bäumen erheben. Es ist ein interessantes Schauspiel, wenn hunderte oder sogar tausende Flughunde über der Insel kreisen, aber ich frage mich, in wie weit wir den Tierchen durch unseren Besuch nicht schaden.

Auf Monkey Island gibt es tatsächlich nur einen einzigen einsamen Affen, der sich vermutlich zu Tode langweilt. Als wir anlegen, stürmt er auf unser Boot, stibitzt eine Banane und verschwindet wieder.

Peace-Island, das wir zuletzt besuchen, ist eine hübsche Insel mit Sandstrand und knorrigen Bäumen. Hier soll man Frieden finden können, leider haben wir nicht mehr genug Zeit dazu, denn die Bootstour geht dem Ende zu und wir müssen zurück.


Auf Bat-Island


Auf Bat-Island

Nach drei Tagen Fun and Sun in Kibuye wird es ernst. Wir müssen aufbrechen. Vor uns liegt eine ziemlich lange Strecke bis Malawi und wir können noch nicht abschätzen wieviel Zeit uns das kosten wird. Wir kaufen also ein Busticket und fahren nach Kigali. Dort mieten wir uns im Isimbi-Hotel ein. Das liegt sehr zentral und ist auch sonst ok. DZ 40 USD.

Später am Busbahnhof. Ich möchte herausfinden, was es für Verbindungen Richtung Tansania gibt. Wir fragen in mehreren Büros und sprechen mit den Ticket-Vermittlern, die man immer auf Busbahnhöfen antrifft. Alle sagen das Gleiche, es gibt nur einen Direktbus nach Daressalam, aber nichts nach Kigoma. Bleibt also nichts anderes übrig, als einen Bus zur Grenze zu nehmen und dort nach weiteren Transportmöglichkeiten zu suchen.

Am nächsten Morgen lassen wir uns von zwei Motorradtaxis vom Hotel zum Busbahnhof bringen. Mit dem Gepäck und je zwei Personen sind die Motorräder gut beladen. Die Strecke ist abschnittsweise ziemlich abschüssig. Mein Fahrer nimmt das sportlich und ich habe manchmal Mühe, mich auf dem Sitz zu halten. Plötzlich schießt ein PKW mit hoher Geschwindigkeit aus einer Seitenstraße, kreuzt unsere Fahrbahn und verfehlt uns nur um wenige Zentimeter. Einen Moment glaube ich, mein letztes Stündchen habe geschlagen. Selbst mein sportlicher Fahrer wird blass und das will bei einem Afrikaner einiges heißen.

Am Busbahnhof angekommen finden wir schnell den Bus zur Grenze. Wir müssen noch eine halbe Stunde warten, während sich das Fahrzeug mit Menschen und Gepäck füllt. Während wir sitzen und warten, klopfen ständig Bettler gegen die Scheiben, zeigen verstümmelte Gliedmaßen, in schmutzige Tücher gewickelte Babys, oder strecken die Hand ins Innere. Wir verteilen unser letztes ruandisches Kleingeld und ich bin froh, als es gegen 8 Uhr endlich losgeht.
Letzte Änderung: 04 Feb 2018 17:49 von Gu-ko.
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25 Mär 2017 19:11 #468987
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  • leser am 25 Mär 2017 19:11
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Danke Gu-ko für den spannenden und informativen Bericht

Gu-ko schrieb:
Liebes Forum, langweile ich euch eigentlich? :unsure:
daher eindeutig nein, das ist bester Lesestoff,
Danke und Grüße vom leser
PS: In der Ausstellung 100% Afrika im Guggenheim/Bilbao in 2006 waren einige Holzroller, Fahrräder udgl. Objekte ausgestellt ....und ich dachte immer, dass das originelle Artefakte sind............das gibt's wirklich :) shame on me :ohmy:
Letzte Änderung: 25 Mär 2017 19:13 von leser.
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28 Mär 2017 19:07 #469342
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  • Gu-ko am 24 Mär 2017 16:09
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leser schrieb:
Danke Gu-ko für den spannenden und informativen Bericht

Gu-ko schrieb:
Liebes Forum, langweile ich euch eigentlich? :unsure:
daher eindeutig nein, das ist bester Lesestoff,
Danke und Grüße vom leser
PS: In der Ausstellung 100% Afrika im Guggenheim/Bilbao in 2006 waren einige Holzroller, Fahrräder udgl. Objekte ausgestellt ....und ich dachte immer, dass das originelle Artefakte sind............das gibt's wirklich :) shame on me :ohmy:
danke fürs feedback :)
Letzte Änderung: 28 Mär 2017 19:07 von Gu-ko.
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