Tag 8
Nachts schüttete es wieder wie aus Eimern. Hin und wieder wurde ich wach und hörte den Regen auf’s Dach prasseln.
Ich war schon abmarschbereit als um 6 Uhr wieder dieses leise „Hälllooo!“ ertönte. Ich öffnete Moses die Tür, er stellte mir Kaffee und Plätzchen auf den Sekretär und wollte mich wieder in ein Gespräch verwickeln. Aber nicht morgens um 6! Nicht mit mir! Ich sagte ihm unmissverständlich, dass er nun gehen soll. Er wünschte mir ein langes Leben. Ich bedankte mich und dachte ‚aber bitte ohne dich‘.
Emanuel hatte mir gestern mitgeteilt, dass wir heute Morgen keine große Tour machen könnten. Wir würden bereits gegen neun Uhr im Camp zurück sein. Danach müsste er zwei Leute vom Airstrip abholen. Und nachmittags wären wir dann zu dritt im Auto.
O.K. Damit kann ich leben.
Es war wieder ein toller Sonnenaufgang!
Wir fuhren heute Morgen aber nicht, wir rutschten. Die Erde war so schlammig und matschig, dass wir nur so durch die Gegend schleuderten. Nach ca. 90 Minuten hatte es sich ausgeschleudert. Das rechte Vorderrad wollte geradeaus fahren, das linke lieber eine Rechtskurve. Und da sich die Räder nicht über die Richtung einig wurden, blieb Emanuel einfach stehen!
Ich tippte auf Radaufhängung oder Achsschenkel (bin aber kein Kfz-Mechaniker). Emanuel erklärte mir zwar auf Englisch, was das Problem sei, aber so gut sind meine Kenntnisse nun doch nicht. Für Emanuel war es aber wohl nicht das erste Mal.
Er nahm es gelassen. Zog sein Handy aus der Tasche und versuchte das Fahrzeug der Amerikaner zu erreichen.
Simon, der Fahrers des anderen Fahrzeugs, kam dann mit den Amerikanern an Bord gut 40 Minuten später bei uns an. Ich stieg ins andere Fahrzeug um und musste mir dumme Sprüche anhören. Natürlich war alles nett gemeint und ins Lächerliche gezogen. Aber wegen dieses Zwischenfalls verlängerte sich meine Pirschfahrt um gut zwei Stunden. Wir kamen rechtzeitig zum Mittagessen im Camp an.
Für Emanuel war anderweitig Hilfe unterwegs und er stand uns nachmittags wieder zur Verfügung.
Beim Mittagessen waren wir nun mit 3 Parteien im Camp. Die beiden von Emanuel angekündigten zwei Leute waren mittlerweile auch anwesend.
Auf jeden Fall waren die beiden Neulinge Deutsche. Ich gab mich als Landsmann zu erkennen und war froh, nach nunmehr 8 Tagen mal wieder meine Muttersprache testen zu können.
Anschließend wollte ich endlich mal zur Rezeption und hier einige Fotos machen. Der Askari Joseph begleitete mich.
Nachmittags teilte ich mir mit den beiden Deutschen das Fahrzeug. Um uns herum nur die üblichen Verdächtigen. Emanuel hielt nun für jedes Tier an (die ich alle schon kannte und fotografiert hatte). Aber dafür hatte ich natürlich Verständnis. Für die beiden war es die erste Safari seit sieben Jahren. Die beiden hatten eben Nachholbedarf.
Wir erlebten noch hautnah einen Kill mit. Ob hier ein Löwe eine neue Taktik entwickelt hat? Eine Löwin lag neben einem Ausgang einer Warzenschweinhöhle und schaute gelangweilt um sich. Dann ging alles blitzschnell. Da kam wohl ein Warzenschwein aus der Höhle, die Löwin schnellte blitzschnell herum und packte sich das arme Schwein. Der Todeskampf währte so 10 Minuten lang. Dann war es still.
Ich hatte Emanuel in den letzten Tagen erlaubt, meine 2. Kamera zu benutzen. Und so war es mittlerweile selbstverständlich, dass er diese Kamera vorne bei sich hatte. Und er fotografierte, was das Zeug hielt. Für mein Teleobjektiv waren wir zu nah am Geschehen, so dass ich fest an die Fotos von Emanuel glaubte. Das war leider eine Fehleinschätzung. Alle Bilder waren total verwackelt. Wie er das geschafft hat ist mir ein Rätsel. So gibt es hiervon leider keine Bilder.
Wir fuhren weiter. In ein Waldstück, dass auch von einem Leoparden bevorzugt wird. Hier kreisten mehrere Fahrzeuge. Gesehen haben wir aber nichts. Leider!
Es war inzwischen kurz nach fünf. Um uns herum zogen wieder einmal dicke Gewitterwolken auf.
Und dann geschah es. Emanuel wollte den Wagen eine kleine Anhöhe rauffahren. Wir rutschten weg, die Hinterräder buddelten sich ein. Emanuel gab noch mehr Gas. Der Matsch spritzte bis ins Fahrzeug. Wir steckten hoffnungslos fest.
Es begann zu regnen. Emanuel und Franzisko stiegen aus, suchten Steine und Knüppel um diese unter die Räder zu legen.
Simon, Fahrer des zweiten Fahrzeugs, befand sich gut 200 m weiter von uns entfernt und kam uns zu Hilfe.
Wir Insassen wollten alle aussteigen und helfen. Aber wir wurden vehement zurückgewiesen.
Die drei versuchten nun, das Fahrzeug irgendwie flott zu bekommen bzw. abzuschleppen. Es war sinnlos. Also hieß es mal wieder – umsteigen!
Die Amerikaner lachten sich schlapp und sparten natürlich nicht mit dummen Sprüchen! Es wurde eine lustige Rückfahrt.
Abends im Camp sagte ich den Amerikanern, sie brauchten nun keine Angst mehr haben wenn sie mich sehen. Es könnte nun nichts mehr passieren. Ich würde morgen zurück fliegen.
Wir alle zusammen verbrachten noch einen netten Abend.
- letzter Teil folgt -
Liebe Grüße
Papa Kenia