THEMA: Reisebericht: Drei Wochen Äthiopien mit dem Rotel
21 Jan 2020 19:48 #578076
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Aufgrund der Enge sind wir schnell wieder draußen und betreten durch das Hauptportal nun die Beta Mariam. Welch ein Kontrast. Die Kirche ist reich mit Fresken, Malereien und Verzierungen versehen.





Die 13 Meter hohe Kirche besitzt eine zweite galerieartige Etage, die nur von den Priestern betreten werden darf und als Aufbewahrungsort für Kirchenreliquien dient.



Die Wandmalereien zeigen Szenen aus dem Leben Christi und Marias sowie verschiedene geometrische Motive (griechische Kreuze, Hakenkreuze, Davidsterne, Sonnenscheiben).









Auch Tiere werden abgebildet. So ein roter und schwarzer Stier im Kampf als Sinnbild des Kampfes zwischen Gut und Böse.



Am Wichtigsten ist hier allerdings die verhüllte „Säule des Lichts“. Diese Säule soll bis ins 16. Jahrhundert geleuchtet haben.



Auf ihren 4 Seiten sind in griechisch und Ge´es die 10 Gebote, die Geschichte von der Entstehung und von Ende der Welt und die Entstehungsgeschichte der Kirchen von Lalibela eingraviert sein. Die Säule ist verhüllt, weil es sehr gefährlich sein soll für den einfachen Menschen. Allenfalls „hochgestellte“ Priester dürfen sie anzusehen.
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21 Jan 2020 20:00 #578078
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Nach dem Verlassen der Kirche betreten wir im gleichen Hof noch die Kirche Beta Denagel ( Jungfrauenkapelle ), die ursprünglich wohl von Nonnen im Dienst des Königs genutzt wurden.



Die Kirche ist deutlich gröber aus dem Fels gehauen. Hier sehen wir ein sehr altes Gemälde von St. Georg.




Wir verlassen nun auch diesen Hof, steigen eine Treppe hinab und folgen rechts einem Graben zum dritten Hof des nördlichen Kirchenkomplexes.



Wieder ziehen wir unsere Schuhe aus und betreten die Kirche Bete Debre Sina (Heiliger Berg Sinai) . Die Kirche ist sehr schlicht gehalten mit ihren kreuzförmigen Säulen. Durch eine Tür kommt man in die Kirche Debre Golgota – wenn man ein Mann ist. Frauen haben keinen Zutritt.
Hier fallen sofort mehrere lebensgroße Reliefs von Heiligen ins Auge. Einige der Reliefs sind noch gut erhalten, so das sich anhand der Inschriften die äthiopischen Märtyrer Cherkos und Georg sowie der Evangelist Johannes bestimmen lassen. Neben den südlichen Relief sind an der Wand auch noch lebensgroße Wandmalereien von Heiligen zu erkennen.





Hinter einem Vorhang befindet sich der Priesterbereich mit dem symbolischen Grab Jesu. Hinter dem Priesterbereich liegt der Zugang zur Selassie-Kapelle, die nur von Priestern betreten werden darf. Sie ist der heiligste Platz in Lalibela. Dort befinden sich drei Altäre, die dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist gewidmet sind. Diese Kapelle, so vermuten Historiker, könnte ursprünglich die Totenkapelle der Könige von Zagwe gewesen sein.
Nach Verlassen der ineinander übergehenden Kirchen kommt man durch eine Art Turm aus der nördlichen Kirchengruppe heraus. Dreht man sich nun um, entdeckt man am Turm ein Kreuzfenster, welches das Grab Adams symbolisieren soll.



Wir laufen jetzt ein Stück an einigen doppelstöckigen Tukuls, den traditionellen Rundhäusern der Region vorbei.





Die Bewohner hat man vor einigen Jahren daraus vertrieben, um hier eine Art „Freilichtmuseum“ einzurichten. Oder auch nur, weil man meint, der Anblick der einfachen Bevölkerung könnte die Touristen stören ? Jetzt warten hier jedenfalls aufdringliche junge Souvenirverkäufer auf uns. Als wir uns durchgearbeitet haben, laufen wir ein kurzes Stück auf einer Straße nach rechts und biegen dann auf einen Fußweg ein
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21 Jan 2020 20:12 #578079
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Leicht zu erkennen, das es hier zur bekanntesten Kirche Lalibelas geht: Entlang des Weges haben Souvenirhändler ihre Stände aufgebaut. Wir nähern uns von oben der Kirche Beta Giyorgis, die mit ihrer Kreuzform weltweit viele Reiseführer und Bücher über Äthiopien als Titelbild ziert.





Auf einem kleinen Hügel oberhalb haben wir nun genau diesen Postkartenblick. Und der ist wirklich sehr eindrucksvoll.
Die Kirche wurde in einem Stück in den Fels hineingeschlagen.







Durch einen schmalen ebenfalls tief in den Fels geschlagenen Graben steigen wir schließlich nach einiger Zeit zur Kirche hinab. An einer Seite des Grabens sollen die Hufspuren des Pferdes von St.Georg zu sehen sein, dem diese Kirche geweiht ist.



Durch zwei in den Fels geschlagene Durchgänge kommen wir schließlich unten im Hof der Kirche an.





In der Wand einer Seite ist eine Vertiefung geschlagen. Hier liegen die Gebeine von 3 Pilgern, die auf dem Rückweg aus Jerusalem hier gestorben sind.



Auch in diesem Innenhof gibt es Vertiefungen, in denen heiliges Wasser gesammelt wird.
In der Kirche sind in einer Truhe die Werkzeuge von König Lalibela aufbewahrt, die dieser nach Beendigung der Bauarbeiten hier niedergelegt haben soll.





Denn diese Kirche war wohl die letzte erbaute Felsenkirche in Lalibela. Dazu ist noch ein 500 Jahre altes Gemälde von St. Georg zu sehen. An der Decke wieder Kreuze und die 12 Säulen, welche die 12 Apostel symbolisieren.
Nach diesen Besichtigungen laufen wir zurück zum Hotel, um erst einmal Mittagspause zu machen. Wir setzen uns an einen Tisch im Garten, bestellen Kaffee und ich notiere alles, was mir noch einfällt von den vielen Erläuterungen.
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21 Jan 2020 20:38 #578081
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Was für eine super Tour. Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Wahl, so ein interessantes Land zu bereisen.
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"Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
Ernest Hemingway
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23 Jan 2020 19:10 #578288
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Um 14 Uhr brechen wir wieder auf. Diesmal geht es zur südlichen Kirchengruppe. Die Bauten dieser Gruppe wurden vermutlich zunächst für weltliche Zwecke erbaut. Die Umwidmung zu Kirchen erfolgte wohl erst später.
Wir erreichen den Eingang neben einem tiefen grabenartigen Einschnitt, der den Jordan symbolisieren soll.



Das Areal ist komplett umgeben von tiefen Gräben und ähnelt daher eher einer Burgfestung.
Vor dem Zugang zur Doppelkirche Beta Gabriel und Raphael über eine neuere Brücke ziehen wir wieder unsere Schuhe aus. Schon die Fassade der Kirche lässt eher an eine ursprünglich funktionale Nutzung als Palastbezirk für den Adel oder Klerus denken als einen Kirchenbau.



Unten im 30 Meter tiefen Innenhof sehen wir die Öffnungen zur Wasserzisterne. Ein weiteres Indiz, das dieser Gebäudekomplex ursprünglich als befestigter Palast mit autarker Versorgung für den Ernstfall angelegt wurde.



Auch beim Eintreten fällt sofort auf, das die übliche Einteilung in Kirchenschiffe fehlt. Eher grob gehauene Säulen stützen die Decke ab. Wir sehen auch hier wieder etliche christliche Gemälde und ein Priester zeigt uns ein Kreuz.






Durch eine weitere Tür kommt man in die Raphael-Kirche, von der man auf den Balkon kommt. Von hier hat man einen guten Blick zum Eingang und in den Innenhof.



Wieder zurück über die Brücke ziehen wir unsere Schuhe an, die wie am Morgen, gut gehütet wurden. Durch eine Tür und einen Tunnel gelangen wir weiter in den Komplex der Bauten. Wieder im Freien im inneren Areal laufen wir zum halb verfallenen Beta Lehem (Haus des Brotes), in dem vermutlich das während der Gottesdienste gereichte Brot gebacken wurde.



Wir steigen einen steilen in den Fels gehauenen Weg hinab zum Fuß des Baus. Hier begeben wir uns in einen 40 Meter langen Gang in völliger Dunkelheit. Natürlich hätten wir Lampen dabei. Aber wir folgen dem Rat unseres Guide und tasten uns wirklich in völliger Dunkelheit durch den Tunnel. Ein eindrucksvolles Erlebnis. Am Ende des Tunnels gelangen wir zur Kirche Beta Mercurios. Einige der Kammern des Gebäudes wurden wohl auch einmal als Gefängnis genutzt, wie Kettenfunde nahe legen. Das Gebäude wurde bei einem Erdbeben bereits im 16. Jahrhundert teilweise zerstört. Nur ein kleiner Teil des Gebäudes ist noch erhalten.



Hier sehen wir sehr alte Wandmalereien, die teilweise nur noch schwer zu erkennen sind. Dargestellt sind hier die 12 Apostel und die drei Weisen aus dem Morgenland.





Ein Priester zeigt uns ein weiteres Kreuz.



Einige der Kreuze haben wie dieses hier Gravuren auf der Vorder- und Rückseite:





Durch eine Tür können wir den Bau verlassen und kommen in den durch das Erdbeben zerstörten Teil. Die Größe der Säulen und der Trümmer lässt erahnen, wie gewaltig dieses Gebäude ursprünglich gewesen sein muss.
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23 Jan 2020 19:24 #578290
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Zurück im Gebäude kommen wir nach zwei weitere Kammern durch eine Tür ins Freie und über eine Steile Treppe in der Innenhof der Emmanuel-Kirche. Die prachtvoll aus dem Fels gehauenen Fassade weist die klassische aksumitische Bänderung auf und war wohl im Gegensatz zu den vorherigen Gebäuden von Anfang an als Kirche geplant.







Sie diente wohl als königliche Kapelle und war über einen Gang direkt mit der Residenz verbunden. Ein Teil dieses Ganges ist der dunkle Tunnel, durch den wir uns zuvor getastet haben. Wir sehen wieder Gemälde und ein Kreuz im Inneren.






Wir verlassen den Kirchhof über einen kleinen Tunnel, der als Regenwasserabfluss dient und befinden uns nun im südlichen Teil des Grabens, der die ganze Anlage umschließt.
Unser Weg führt über Treppen hinab zu einem weiteren Wasserbecken und schließlich durch einen schmalen Felsspalt zur letzten Kirche.



Die Abba-Libanos-Kirche, die der Legende nach von der reumütigen Ehefrau Lalibelas mit Hilfe der Engel in einer Nacht erbaut wurde, weist eine Besonderheit auf: Sie wurde seitlich in den Fels geschlagen und ist oberhalb noch mit dem Muttergestein verbunden. Der Anblick erinnert ein wenig an die Felsenstadt Petra in Jordanien.



Dennoch gibt es einen frei gehauenen Rundgang, der auch dieser Kirche an allen vier Seiten eine Fassade verschafft. Im Innern wurden die Säulen, Rundbögen und Vorsprünge sehr sorgfältig aus dem Fels gearbeitet.

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