Hi Matthias,
Teilhabe am Besitz. Selbst bei uns gibt es einen enormen Ansturm auf Land- oder Hausbesitz, da dies einen realen Wert darstellt und in (vermeintlichen) Kriesen als Sicherheit angesehen wird. Und darum geht es meines Erachtens auch bei den Forderungen, nicht um das Land an sich und nicht um die Selbstbewirtschaftung, sondern darum etwas zu besitzen und die damit verbundene Absicherung.
was nachvollziehbar wäre, aber so läuft die Landreform in Namibia nicht (weiß nicht, wie es in Südafrika ist). Hier gibt es zwei Modelle der Wiederansiedlung: 90% der Umverteilung findet durch Aufkäufe der Regierung nach dem Prinzip "Willige Verkäufer, willige Käufer" statt. Dieses Land wird für maximal 99 Jahre an die neuen Besitzer verpachtet (1. Problem... keiner dieser zahlt nach der Übergangszeit die ohnehin minimale Pacht und ruft weiterhin nur nach dem Staat (bei kaputtgespielten Windmotoren etc); da würde ich schonmal sagen: "Runter vom Land, wir geben anderen "previously disadvantaged" eine Chance"). Es geht also keinesfalls um den Gedanken "Besitz als Sicherheit", denn es ist kein Eigentum und es können z.B. auch keine Kredite aufgenommen werden. Hier ist natürlich auch ein grundlegendes Problem, dass Kenntnisse der kommerziellen Landwirtschaft fast gänzlich fehlen. Ein anderesn Problem ist natürlich auch die Umverteilungsweise. In aller Regel bekommt jede Familie 1000-2000 ha. Das reicht aber, selbst mit besten Landwirtschaftskenntnissen und in der regenreichsten Region zu genau gar nichts. Aber man will/muss eben so viele Menschen wie möglich ansiedeln.
Die restlichen 10 Prozent sind Neufarmer, die durch günstige Kredite der Landwirtschaftsbank eine Farm ganz normal kaufen. Diese Farmen werden in aller Regel nicht schlechter als vorher geführt, da sie eben Besitz und damit Verantwortung mit sich bringen.
Grundsätzlich interessant finde ich, dass es einer Vielzahl der "Landsuchenden" egal ist ob sie Farmland oder städtisches Bauland bekommen. NUr, dass das Bauland in der Stadt eben ihnen sogar gehören würde. Deshalb wird ja auch versucht durch massive Landerschließung 20.000-40.000 neue Grundstücke pro Jahr abzugeben. So schafft man eben "Masse".
Übrigens wurden in den ersten 26 Jahren der Unabhängigkeit bereits etwa 20% aller kommerzieller Farmen "umverteilt". Hätte die Regierung alle Farmen die zum Verkauf standen wirklich gekauft (sie macht das - auch aus finanziellen Gründen - bei nur etwa 20%), wäre man mit dem Thema schon fast durch.
Viele Grüße aus dem regnerischen Windhoek
Christian