Tag 4 – 3. November 2018 – Cape of Good Hope Trail – Part 1
Hout Bay – Cape of Good Hope Trail, Erica Hut
Wandern am schönsten Ende der Welt - das wollten wir uns nicht entgehen lassen!
Der 'Cape of Good Hope Trail' ist ein
33.8 km langer
zweitägiger Rundweg auf der Kap-Halbinsel. Über verschiedene Umwege und Loops kann die Route um bis zu 10–12 km verlängert werden. Die Wanderung beginnt und endet am
'Main Gate' der Cape of Good Hope-Sektion des Table Mountain Nationalparks und führt durch Fynbos, über Klippen und an Stränden entlang. Sie ist mehrheitlich gut ausgeschildert und kann sowohl im Uhrzeigersinn als auch im Gegenuhrzeigersinn begangen werden. Das Fahrzeug kann über Nacht am Main Gate parkiert werden. Wir hatten kein schlechtes Gefühl dabei, obwohl sich unser gesamtes Gepäck im Kofferraum befand.
Karte des Cape of Good Hope Hiking Trails. Die Hauptroute ist rot markiert, alternative Routen in weiss.
Die Buchung erfolgt telefonisch über das
Buffelsfontein Visitor Centre, könnte vermutlich jedoch auch problemlos via E-Mail getätigt werden. Da wir die Wanderung gemeinsam mit unserem in Südafrika lebenden Freund Matthew machen wollten, hat er die Reservation und Organisation dankbarerweise für uns übernommen. Die Kosten belaufen sich auf R318/Person (Stand November 2018). Dazu kommt die Parkgebühr (gratis mit der Wild Card).
Für die Übernachtung stehen drei Hütten zur Verfügung; Protea, Restio und Erica. Während die Erica Hut separat liegt, teilen sich Protea und Restio eine Küche sowie das Badezimmer. Jede Hütte verfügt über drei Etagenbetten mit total sechs Schlafplätzen, eine eingerichtete Küche mit Gasherd sowie ein Braai. Ein Schlafsack, Feuerholz sowie Nahrungsmittel sollten selbst mitgebracht werden. Die Hütte muss mit anderen Wanderern geteilt werden, wenn man weniger als sechs Personen in der Gruppe ist. Die Hütten verfügen dank Solar Panels über Strom, das Duschwasser wird mit Gas geheizt. Wie von Sanparks gewohnt haben die Reservation sowie das Procedere wunderbar geklappt bei uns. Das Feuerholz wird gratis in die Nähe der Hütte geliefert, ein Gepäckservice kann gegen Gebühr dazu gebucht werden.
Aber fangen wir vorne an. Leider müssen wir uns am heutigen Morgen alleine auf die Wanderung am Kap der Guten Hoffnung machen. Matthew hat sich vor wenigen Wochen bei einem Sturz die Kniescheibe gebrochen und ist deswegen nicht in der Lage, uns wie geplant zu begleiten
. Auch die Idee, ihn einfach Abends auf der Hütte zu treffen werfen wir aufgrund seiner über dreistündigen Anfahrt und dem grossen Aufwand über den Haufen.
Trotzdem sind wir guten Mutes und kreuzen nach einem kurzen Frühstück und einer kleinen Irrfahrt (das Navi will was anderes als wir
) um ca. halb neun Uhr am Main Gate des Nationalparks auf. Wir parkieren unser Auto, schnappen unsere gepackten Rucksäcke und holen uns den Schlüssel für die Erica Hut, welche uns bereits vor einigen Tagen per E-Mail zugeteilt wurde. Der Empfang ist herzlich, man wundert sich wieso wir nur zu zweit aufkreuzen, obwohl wir für drei Personen gebucht haben und ein Ranger macht sich darüber lustig, dass wir
DIE LETZEN seien, welche sich heute auf die Wanderung begeben. Kein Problem für uns, es ist ja noch nicht neun Uhr
. Nach neun Uhr darf man nämlich nicht mehr loslaufen! Schnell sind alle Fragen geklärt, die Wanderschuhe geschnürt und voller Vorfreude gehts los.
Aufgrund des Wetterberichts, welcher für Sonntag eher schlechteres Wetter vorhersagt, haben wir uns entschlossen, am ersten Tag die kürzere (13km+) aber dramatischere Route entlang der Ostküste mit Blick auf die False Bay zu wandern. Der Himmel ist wolkenverhangen, blühende Protea-Büsche und viele Blumen am Wegesrand heitern die Stimmung jedoch auf. Wir begegnen einigen Kapstädtern auf einer Tageswanderung, haben die Kap-Halbinsel ansonsten jedoch gefühlt für uns alleine. Der Massentourismus scheint weit weg.
Die Route schlängelt sich den Klippen entlang, ein stetes auf und ab. Dicke Eidechsen geniessen die ersten Sonnenstrahlen des heutigen Tages entlang des Weges. Wir erklimmen gefühlt jede noch so kleine Erhöhung und steigen auf der anderen Seite wieder runter. Die Aussicht ist spektakulär und die Vegetation mit den blühenden Proteabüschen und Blumen genial!
Bei Kanonkop legen wir eine erste kurze Pause ein, stärken uns mit Schokolade und wählen nun die Fortsetzung der Wanderung auf der weissen Route der Küste entlang. Zuerst geniessen wir aber nochmals die spektakuläre Aussicht
. Mittlerweile brennt die Sonne unerbittlich vom Himmel. Es ist schwül-warm. Unter einem grossen Felsen finden wir später etwas Schatten für unser Picknick.
Nun führt der Weg der Küste entlang. Wir sind alleine und es begleitet uns nur das Rauschen des Meeres.
An einem kleinen Flüsschen kommen wir zu einem abrupten Halt. Am anderen Ufer steht eine Straussen-Mamma mit ihrem Nachwuchs. Wir sind etwas unsicher. Aber uns bleibt nichts anders übrig
. Das Flüsschen muss hier überquert werden, eine passendere Stelle gibt es nicht
.
Schlussendlich zeigt sich die Straussenfamilie sehr kooperativ und entspannt. Langsam ziehen sie von dannen. Wir machen uns aufs letzte Teilstück und sie froh, über die wieder aufziehende Bewölkung.
Es ist einfach nur schön hier! Gegen halb drei Uhr treffen wir auf dieses bereits herbeigesehnte Schild:
Es folgt ein kurzer Aufstieg in Richtung Erica Hütte. Unser Brennholz steht bereits bereit und will noch auf den Berg hochgeschleppt werden. Oben treffen wir auf unsere heutigen Mitbewohner. Ein junges südafrikanisches Geschwisterpaar aus Kapstadt und ihre spanische Kollegin. Unkompliziert und nett die Leute.
Für die heutige Wanderstrecke haben wir inklusive einigen kürzeren Pausen ca. sechs Stunden gebraucht. Das hat Sanparks in etwa voraus gesagt. Wir ruhen uns aus, geniessen den wunderbaren Ausblick von unserer Veranda und versuchen uns wieder einmal mit der Identifikation der verschiedenen umherschwirrenden Vögel. Die Sunbirds scheinen Proteas zu lieben
. Wir erspähen Orange-breasted Sunbirds, Cape Sugarbirds sowie einen Malachite Sunbird. Das grosse Teleobjektiv haben wir jedoch nicht dabei. Für eine Wanderung ist dieses einfach zu schwer!
Das Foto ist vom nächsten Morgen, aber es passt so gut hierher. Hier haben wir den restlichen Tag verbracht...
Es gibt kaum etwas schöneres, als einen gemütlichen Nachmittag und Abend an so einem wunderbaren Ort zu verbringen. Was für ein
Privileg!
Kurz vor dem Eindunkeln machen wir gemeinsam mit den anderen Wanderern ein grosses Feuer (Brennholz ist nun genügend da) und braaien leckere Rindsspiesschen mit Knoblauchbrot und Gemüse. Wir sitzen noch einige Zeit draussen (mittlerweile ist eine Windjacke nötig) und plaudern. Die Augenlieder werden jedoch bei allen schwerer und schwerer, die Beine sind es schon lange
. Will heissen, die Nachtruhe kommt heute früh...