THEMA: Biltong for Breakfast - 10 Tage im KTP
18 Mai 2019 20:16 #556703
  • Rangu
  • Rangus Avatar
  • Beiträge: 130
  • Dank erhalten: 555
  • Rangu am 18 Mai 2019 20:16
  • Rangus Avatar
Dann entdeckte sie talabwärts plötzlich etwas und ging in den Pirschmodus über.



Wir konnten dort nichts erkennen, auch nicht mit dem Fernglas. Ihre Augen waren jedoch ganz klar auf einen einzelnen Punkt fixiert. Langsam schlich sie Richtung Beute, wechselte dann in diesem unverkennbaren, geduckten Gang einer Katze-auf-Killerkurs die Uferseite. Und landete damit direkt vor unserer Nase.



Dort versteckte sie sich hinter einem dicken Ast. Die beiden Cubs hinter ihr. Inzwischen konnte wir in weeeeeiter Ferne einen einzelnen, durch das Hitzeflimmern verzerrten Springbok erkennen. Er hielt sich lange am Batulama-Wasserloch auf, wahrscheinlich, weil es dort einen Salt Lick gibt. Hanri hatte sich inzwischen sogar wieder aufgesetzt und wartete geduldig darauf, dass es weiterging. Nach einer gefühlten Ewigkeit brach der Bock dann auf und trottete weiter, Richtung Cheetah. Aber er war sehr vorsichtig. Wir dachten, vielleicht haben die Beutetiere inzwischen gelernt, dass ein Dutzend weiße Autos die Anwesenheit eines Raubtiers bedeutet…? Man weiß es nicht. ;)





Es war also eine Art High-Noon-Situation. Der Springbok tappte langsam aber sicher in die Falle. Die Kulisse: Hinten durch die Düne klar begrenzt, nach links und rechts das bis ins Unendliche offene Flussbett. Wo sollten wir uns positionieren? Bei Hanri standen inzwischen wirklich viele Autos, einige davon mit Anhänger - denen gelang das Rangieren nicht so gut, sie blockierten sich laufend gegenseitig. Entweder aus Selbstsucht oder Ahnungslosigkeit. Richtung Springbok waren deutlich weniger Autos, darunter auch die Fotografin, die uns vor ein paar Tagen auf den Meerkat-Bau mit den Jungen aufmerksam gemacht hatte. Vielleicht wusste sie aus Erfahrung, dass die Antilope in die entgegengesetzte Richtung fliehen würde - also weg von der Katze statt an ihr vorbei - und ihr damit direkt vor die Linse? Wir beschlossen genau in der Mitte zwischen Raubkatze und Beutetier stehen zu bleiben. Das war eine sehr gute Entscheidung.

Wir warteten. Und warteten. Motor aus. Klima aus. Strumpfhose zu dick. Alles heiß. Schweißhände. Ich legte die Kamera ab - die Jagd wollte ich live erleben, nicht durch den Sucher. Hanri und die Cubs hatten sich inzwischen wieder unsichtbar gemacht. Schritt für Schritt näherte sich der Springbok der Gepardenfamilie. Blieb immer wieder stehen. Ging dann langsam weiter. Blieb stehen. Ging weiter. Und PENG - da schoß Hanri aus dem Gebüsch hervor! Zeitgleich machte der Springbok eine 180-Grad-Drehung und sprintete mit gigantischen Sätzen davon. Unfassbar, wie schnell dieses Tier war. Die lang gestreckten, schlanken Beine katapultierten ihn derartig durchs Flusstal, dass ich seine Geschwindigkeit nicht wirklich verarbeiten konnte. Aber die Katze - unglaublich, unfassbar, ich bekomme immer noch Gänsehaut - war schneller. Viel schneller. Da wir genau mittig standen, konnten wir die Verfolgungsjagd direkt von der Seite beobachten und sehen, wie der Vorsprung der davon zischenden Antilope mit konstanter, unaufhaltsamer, gruseliger Gewissheit auf nichts schrumpfte. Hanri war nach zwei, drei Atemzügen nur einen knappen Meter hinter dem Bock. Da lief er die steile Dünenwand hoch. Und sie brach die Jagd ab.

Wir waren fix und fertig. Plakativer kann eine Demonstration der Schnelligkeit dieser Tiere nicht sein. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen - es wirkte fast wie ein Spezialeffekt beim Film. Ebenso plakativ war, dass Hanri die Geschwindigkeit nur kurz halten und ihr Limit nicht mal um einen einzigen Meter überschreiten konnte. Denn am Ende haben nur ca. 50 cm gefehlt, um sich und ihren beiden Jungen eine stattliche Mahlzeit zu bescheren. Sie ging leer aus. Wir definitiv nicht.

Nach dem Spektakel legte sie sich gemächlich in den Schatten eines Baumes mit ihren Cubs. Der Springbok stand zitternd weit hinter Batulama und schnaubte laute Warnrufe Richtung Norden. Wir kehrten verschwitzt, durstig, hungrig und überglücklich nach Urikaruus zurück.
Do no harm, but take no shit.
1996: Maasai Mara * 2012: Etosha * 2015: Kruger * 2018: KTP * 2019: Namibia Rundreise * 2021 Uganda Rundreise
Reisebericht KTP 2018 - Biltong for Breakfast
Letzte Änderung: 26 Mai 2019 19:12 von Rangu.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Pascalinah, Tanja, casimodo, maddy, Old Women, Daxiang, Fortuna77, Malbec, Gabi-Muc, Dandelion
18 Mai 2019 20:20 #556705
  • Rangu
  • Rangus Avatar
  • Beiträge: 130
  • Dank erhalten: 555
  • Rangu am 18 Mai 2019 20:16
  • Rangus Avatar
Im Camp beobachteten wir noch im Gegenlicht den bereits bekannten Lannerfalken bei der Taubenjagd am Wasserloch.





Ich versuchte bestimmt eine Stunde lang, ihn im Sturzflug einzufangen - gab dann irgendwann auf, weil er mir immer wieder aus dem Bild zischte. Und außerdem ging er jedes Mal leer aus. Als ich die Kamera endlich mühselig gereinigt und verpackt hatte, machte es hinter mir plötzlich “PAFF!”. :blink: Ich blickte mich um und sah den Falken mit einer dicken Taube in den Fängen davon schwingen. Eine breite Federwolke regnete langsam auf das Wasserloch hinab.

An diesem, unserem letzten vollen Tag im Park begriffen wir damit ein für alle mal: Timing ist hier alles.
Do no harm, but take no shit.
1996: Maasai Mara * 2012: Etosha * 2015: Kruger * 2018: KTP * 2019: Namibia Rundreise * 2021 Uganda Rundreise
Reisebericht KTP 2018 - Biltong for Breakfast
Letzte Änderung: 18 Mai 2019 20:32 von Rangu.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Pascalinah, Hanne, Tanja, casimodo, Topobär, erdferkel, maddy, Old Women, Daxiang, Malbec
26 Mai 2019 12:23 #557442
  • Rangu
  • Rangus Avatar
  • Beiträge: 130
  • Dank erhalten: 555
  • Rangu am 18 Mai 2019 20:16
  • Rangus Avatar
Donnerstag, 25.10.18
Urikaruus - München


Der letzte Tag in Afrika brach an. Mike trug es mit Fassung, aber ich - obwohl ich nun wirklich nicht nah ans Wasser gebaut bin - musste mir immer wieder eine Träne verdrücken. Da dieses Forum ja eine Art Quarantäne für Afrika-Infizierte ist, kennt Ihr die greislige Abschiedswehmut sicherlich auch. :lol:

Während wir unsere sieben Sachen zusammenpackten, entdeckten wir im Flusstal noch zwei sehr schreckhafte Kudubullen. Es war erstaunlich, wie viel wachsamer sie waren als die Springbok, die sich soweit ich weiß vorwiegend in den Tälern und somit in der Nähe von Menschen aufhalten. Immer wieder beäugten sie unsere Terrasse. Ich saß ganz ruhig da - wenn ich mich aber nur nach vorne lehnte, um ein Foto zu knipsen, rannten sie vor Schreck davon. Ich verabschiedete mich also endgültig von der legendären Uri-Terrasse, um den beiden eine Chance zu geben, bis zum Wasserloch vorzudringen.



Auf der Strecke nach Twee Rivieren sah der Auob deutlich grüner aus, als zu Beginn unserer Reise. Hier und da blühten sogar winzige Blumen. Der epische Regenguss der vergangenen Woche zeigte Wirkung.





Wir fuhren auch ein letztes Mal durch die Bee-Eater-Street.

Do no harm, but take no shit.
1996: Maasai Mara * 2012: Etosha * 2015: Kruger * 2018: KTP * 2019: Namibia Rundreise * 2021 Uganda Rundreise
Reisebericht KTP 2018 - Biltong for Breakfast
Letzte Änderung: 26 Mai 2019 19:14 von Rangu.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Tanja, erdferkel, maddy, Old Women, Gila, Daxiang, Malbec
26 Mai 2019 12:29 #557444
  • Rangu
  • Rangus Avatar
  • Beiträge: 130
  • Dank erhalten: 555
  • Rangu am 18 Mai 2019 20:16
  • Rangus Avatar
Und ganz zum Schluss, auf der Dünenstrecke kurz vor dem Camp, streckte uns eine balzende Ground Agama zum Abschied ihre türkisblaue Kehle zu.





In Twee Rivieren pumpten wir dann unsere Reifen auf und verließen mit Kloß im Hals den Park. Auf der Fahrt nach Upington redeten wir kaum - wir waren zu sehr damit beschäftigt, die Eindrücke der letzten zehn Tage zu verarbeiten. Als wir unseren Hilux abgaben, stellten wir fest, dass ein Rücklicht kaputt war. Das störte Pieter (diesmal der Junior) aber nicht, er war sehr kulant. Ich vermute ehrlich gesagt, dass der Schaden bereits vor unserer Abreise bestand. Wir haben es nur nicht bemerkt, weil die Übergabe so unheimlich gehetzt war. :dry: :whistle: Pieter fuhr uns zum Flughafen und erzählte vom Business. Wie schwer es sei, Upington für den Tourismus sicher und sauber zu halten, wie wenig Hilfe von der Regierung kam, von der Korruption, vom Geld und überhaupt. Es war alles sehr spannend, gerne hätte ich mich noch länger mit ihm unterhalten.

Leider war in ganz Upington - auch am Flughafen - kein Souvenirladen zu finden. Zumindest wusste Pieter von keinem. So mussten wir unsere letzten Rand mit nach Hause nehmen und für die nächste Reise zwischenlagern.

Der Rückflug war ereignislos und der Flieger nicht so voll, so konnten wir eine komplette Mittelzeile für uns beanspruchen. Ein schwacher Trost - denn so verging der Flug umso schneller und schon waren wir wieder in München. Wir lieben unsere Heimat ja, aber trotzdem. Die Orientierung fiel zu Beginn schwer. Es fiel uns beiden tatsächlich auf, wie viel unser Alltag von Technik bestimmt wird, und wie laut hier alles ist, so mitten in der Stadt. Die Sehnsucht nach Afrika ist bis heute ungemindert und wird erst im August diesen Jahres wieder gestillt. Da geht es zusammen mit unserer Tochter sowie meinen beiden Eltern, die noch nie im südlichen Afrika waren, auf eine leicht modifizierte, kindgerechte Einsteiger-Namibia-Tour. Viel Abenteuer wird diesmal nicht dabei sein (wenn man vom Abenteuer absieht, mit einer 3,5-Jährigen einen zehnstündigen Flug in Angriff zu nehmen). 2020 wird’s schon ein kleines bisschen wilder, da reisen Mike und ich alleine in die Mabuasehube-Sektion. Jedenfalls wird ab jetzt jährlich nach Afrika gereist. Der Kontinent hat uns nach unserer dreijährigen Berufs- und Babypause wieder, this time for good.

Vielen Dank an alle, die mitgelesen haben! :)
Do no harm, but take no shit.
1996: Maasai Mara * 2012: Etosha * 2015: Kruger * 2018: KTP * 2019: Namibia Rundreise * 2021 Uganda Rundreise
Reisebericht KTP 2018 - Biltong for Breakfast
Letzte Änderung: 27 Mai 2019 21:44 von Rangu.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Hanne, Tanja, Topobär, erdferkel, maddy, fotomatte, rofro, Old Women, Gila, Daxiang und weitere 5
Powered by Kunena Forum