Dann zog ein unerbittlicher Wind auf. Mein Teleobjektiv hat trotz aller Sicherheitsvorkehrungen ziemlich gelitten - es sind immer noch ein paar Staubeinschlüsse in der Linse. Ich werde sie wohl reinigen lassen müssen, wenn wir von der diesjährigen Namibia-Rundreise zurückkommen. Bei meinem Einsteigerbesteck von Tamron fällt das zum Glück aber nicht allzu sehr ins Geld.
(Blöd, wenn der Körperschwerpunkt so hoch liegt... Auf Englisch sagen wir dazu "top-heavy".)
Dieser Wind hörte die nächsten zwei Tage nicht mehr auf. Das wurde uns vor allem in Rooiputs zum Verhängnis. Aber dazu später mehr.
Der Rest des Tages war recht sichtungsarm, das war vielleicht dem Wind geschuldet. Angeblich macht starker Wind die Tiere nervös. Nicht nur, weil ein Sturm droht, sondern weil es bei windigem Wetter schwerer fällt, Raubtiere zu wittern. Wir kehrten zurück Richtung KTC. In unserem Reiseführer lasen wir, dass im Kameldornbaum bei Craig Lockhart - Ikhayas Baum - ein Pearl-spotted Owlet brüten würde. Das Timing war perfekt, wir trafen etwa eine halbe Stunde vor Gate-Schließung dort ein. Wir suchten den gesamten Baum ab - ohne Glück. Die Vögelchen sind ja auch recht klein und gut getarnt. Einige der anderen Parkbesucher schauten ganz irritiert, weil wir den hübschen Leoparden ignorierten und stattdessen hochkonzentriert das knorrige Geäst begutachteten. Plötzlich ein lautes Geschnatter - ein der Elternvögel traf ein, mit einem Happen Beute im Schnabel. Tatsächlich - da war ein Jungvogel! Dort, wo der breiteste Ast des Baumes nach unten biegt, auf der Unterseite.
Für ein Beweisfoto hat das Licht noch gereicht.
Kurz nachdem wir im Camp eintrafen, gab es dann einen Wolkenbruch. Und was für einen! Im gesamten Oktober fallen normalerweise 10 Millimeter Regen. Im regenreichsten Monat des Parks sind es 41 Millimeter. Auf den ganzen Monat verteilt. In dieser einen Nacht vom 21. auf den 22. Oktober fielen 47 Millimeter. Eine ganze Stunde hielt der Platzregen an. Ich zählte mindestens einen Blitz pro Sekunde. Leider waren die Fenster in unserem Zelt auf, so dass in wenigen Minuten meine Bettdecke klatschnass wurde. Davon abgesehen hielt unser Zelt der Sintflut erstaunlich gut stand. Die Planen hinter unseren Betten waren komplett durchnässt, so dass wir sie etwas von der Wand wegziehen mussten. Und der Wind blies die ganze Nacht so stark, dass die Zeltwände ohrenbetäubend laut flatterten. Wie das Schnalzen einer Peitsche, immer und immer wieder. An Braai war unter den Umständen natürlich nicht zu denken - das Abendessen bestand aus Steak aus der Pfanne mit geraspeltem Apfel-Karotten-Salat. Naja, eher Apfel-Karotten-Mus - mit einer unfassbar stumpfen SANParks-Reibe und sehr viel Muskeleinsatz hergestellt.
Dann gruben wir die Reservewolldecken aus der Truhe im Zelt, hingen unseren ganzen nassen Kram an der mitgebrachten Wäscheleine auf und hauten uns in die Federn.