Und so fahre ich allein auf eine Nachmittagsrunde.
An der Teerstraße, die vom Camp wegführt, zeigt sich wenig Wild und so komme ich recht flott an der Hauptstraße an, die ich aber wieder schnell verlasse und auf den Timfeneni-Loop einbiege, eine kleine Dirtroadschleife, auf der erfahrungsgemäß recht wenig Verkehr herrscht.
Anfangs führt der Weg durch dichten Busch – Sichtungen sind nur direkt an und auf der Straße möglich und bleiben dann auch aus. Nach einiger Zeit und langsam einsetzender Ernüchterung treffe ich plötzlich auf einer Lichtung auf mein Nachmittagshighlight.
Eine B.N.-Kuh mit ihrem Kalb grast friedlich nur wenige Meter von der Straße entfernt.
Ich halte an, stelle den Motor aus und leiste den beiden ein wenig Gesellschaft. Es ist ganz ruhig hier, leise bewegen sich die beiden Tiere über die Wiese, das einzige Geräusch verursacht das stetige Grasrupfen der breiten Mäuler. Kein anderes Auto weit und breit. Langsam bewegen sich Mutter und Kind über die Ebene und kommen mir dabei ganz nah. Die Sonne des Nachmittags taucht die Szenerie in ein schönes warmes Licht und ich bin ganz Beobachtung.
Ein herrlicher Moment – einzig getrübt von dem Bewusstsein der Gefahr, in der die beiden Dickhäuter und ihre Artgenossen gegenwärtig schweben.
Es macht mich traurig, mir auszumalen, dass Mutter und Kalb vielleicht in naher oder fernerer Zukunft der Schlächterei um ihrer Hörner Willen zum Opfer fallen könnten. So friedlich, so verletzlich. Ich hoffe inständig, dass unsere Töchter noch die Gelegenheit haben werden, ihren Kindern diese wundervollen Geschöpfe in ihrem natürlichen Lebensraum zeigen zu können und diese dann wiederum den nachfolgenden Generationen. Melancholisch flüstere ich den beiden Tieren gute Wünsche für ihre Zukunft zu und verabschiede mich von ihnen: Mögen sie noch lange in Frieden ihrer Wege ziehen dürfen.
Der weitere Weg bleibt dann einmal mehr recht sichtungsarm und bald bin ich zurück in Berg-en-Dal.
Meine Frau und die Kinder steigen nach einem schönen und entspannten Nachmittag auf dem Spielplatz zu mir in den Bus und wir drehen gemeinsam noch eine kleine Runde in Richtung des Matjulu Wasserlochs, eine Strecke, die uns im Rahmen von zwei vorhergegangenen Reisen schöne Leopardenbegegnungen beschert hat – 2016 war es das großartige Paarungsschauspiel dreier Leoparden, eines unserer Allzeit-Highlights.
Um es vorwegzunehmen: In diesem Jahr werden wir hier keinen Leoparden begegnen. Heute stehen Dickhäuter im Fokus. Und so treffen wir an der Wasserstelle auf eine kleine Elefantenherde, die ein putziges und sehr neugieriges Jungtier bei sich haben. Ein weiteres Elefantenlieblingsbild entsteht hier.
Auch einige B.N. lassen sich im nahen Busch ausmachen.
Als die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden ist, kehren wir zum Camp zurück.
Plötzlich entdecken wir in mittlerer Entfernung und teilweise von dichtem Bewuchs verdeckt zwei weitere N. Dieses Mal handelt es sich jedoch um zwei der im Kruger nur selten zu sehenden S.N. – Mutter und Kalb!
Wir freuen uns über diese Entdeckung, auch wenn das Muttertier sich weitgehend unseren Blicken entzieht und das Licht für Fotos ob der späten Stunde denkbar schlecht ist. Trotzdem halten wir gut gelaunt das Jungtier auf unseren Speicherkarten fest und freuen uns darüber, gemeinsam mit den Kindern eine weitere Spezies auf ihrer „Checkliste“ abhaken zu können (übrigens ein sehr motivierendes Instrument und ein schönes Souvenir – es gibt mit dem „Guide to the wild“ eine sehr kindgerechte Broschüre im Kruger, wenn auch natürlich nicht in deutscher Sprache).
Jetzt geht es aber schnell heimwärts nach Berg-en-Dal, denn der Toresschluss droht: Ich freue mich derweil über einen Nachmittag mit Kälbern von dreierlei Dickhäuterspezies.
Zurück in unserer Hütte kochen wir ein kleines Abendessen und setzen uns gemütlich auf unsere ummauerte Terrasse. Den Grillplatz nutzen wir für ein kleines Lagerfeuer, auf den Tisch stellen wir (Anti-Moskito)Kerzen. In dieser gemütlichen Atmosphäre lässt es sich aushalten.
Anstelle eines Nightdrives gehen wir nach dem Essen gemeinsam mit unseren Stirnlampen und dem Spotlight bewaffnet am Campzaun entlang. Und dieser kleine Spaziergang wird total schön. Einerseits macht es Spaß, mit den Kindern eine Nachtwanderung zu unternehmen (jedenfalls solange sie nicht getragen werden wollen…) und andererseits haben wir tatsächlich einige schöne Sichtungen: Zwei Tüpfelhyänen lassen sich ganz nah am Zaun beobachten und als Höhepunkt entdecken wir in vielleicht zehn Metern Entfernung eine Zibetkatze, die wir recht lange mit unserem Lichtkegel verfolgen können.
Dadurch, dass wir die Kameras in der Hütte gelassen haben, entsteht auch kein Fotostress und wir können diese schöne Sichtung einfach so genießen und auf unseren internen Speicherkarten verewigen.
Müde kehren wir zu unserer Hütte zurück und alsbald sind die Kinder auch eingeschlafen. Meine Frau und ich sitzen noch ein wenig im Freien und sehen in den schönen Sternenhimmel. Für den folgenden Tag habe ich einen frühmorgendlichen Drive gebucht: Um 4.30 Uhr wird es losgehen, also zieht es auch uns bald ins Bett.
Gute Nacht!