THEMA: Auf "Schnuppertour" im Krüger
15 Nov 2017 18:18 #497249
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14.9.2017, Nachmittag: Der Streit ums Erbe

Wir fühlen uns, als seien wir schon wochenlang hier. Wir genießen die familiäre Atmosphäre und haben auch das Glück, dass es während unseres dreitägigen Aufenthalts in Umlani kaum Gästewechsel gibt. Nur zwei Neuankömmlinge aus den Niederlanden sorgen ein wenig für Verwunderung, weil sie scheinbar die falsche Urlaubsdestination erwischt haben. Nur so ist zu erklären, dass die beiden Mädels auch auf dem Safaritruck in voller Kriegsbemalung und im Strandoutfit unterwegs sind. Sie stoßen nach dem Mittagessen zu uns und bei der Begrüßung fällt der Blick unweigerlich auf den Schriftzug, der quer über ihren pinkfarbenen T-Shirts prangt: "Fuck you", steht da netterweise geschrieben, was unsere vielsprachige Camp-Mitbewohnerin Sabine beim Handshake mit einem trockenen "Fuck you too" quittiert. Damit ist alles gesagt.

Schließlich sind wir wieder unterwegs, wir wollen noch einmal nach den "Überlöwen" schauen, die ja ausreichend Proviant angesammelt haben und vorerst wohl nicht weichen werden.





Schon von Weitem ist der Schauplatz des grausigen Geschehens nicht zu übersehen.





Die Löwen haben einen der beiden Kadaver aufgegeben und liegen faul herum, ...











... während sich die Nachlassverwalter und Erben um die Reste streiten.











Interessenten gibt es viele, aber da bei den Hyänen die Weibchen ihren Männern nicht nur geistig, sondern auch körperlich überlegen sind, ist die Rang- und Reihenfolge eigentlich glasklar.



Da hilft nur schmachten und abwarten ...





Wer das Festmahl beendet hat, gibt seinen mühsam erkämpften Anteil allerdings noch lange nicht her.







Ich entschuldige mich in aller Form für das unappetitliche Foto, aber die Natur, so ist sie eben. Und wir wollen ja auch nichts verschweigen... Übrigens geht es hier laut Shadrack auch nicht ums pure Erleichtern, sondern auch um eine Besitzanzeige: Finger weg, das ist meins!



Es ist Zeit für einen Sundowner, doch auf dem Weg zu einem geeigneten Plätzchen kommen uns die Wildhunde vom Vorabend in die Quere. Während sich die Erwachsenen am Wasser zusammenrotten, um gemeinsam auf die Jagd zu gehen, bleibt der Nachwuchs mit nur einem einzigen, völlig überforderten Babysitter zurück. Über das Spielzeug muss unter pädagogischen Gesichtspunkten auch nochmal geredet werden...









Es ist schon längst dunkel, als wir auf einer Lichtung ohne Licht unseren Klapptisch aufstellen. Aber macht nix, meinen großzügig bemessenen Becher mit lecker Amarula finde ich blind. B) Die Stimmung ist gelöst, um uns herum gackern die Hyänen. Als eine von ihnen direkt vor uns auftaucht und in unsere Richtung läuft, werden wir schlagartig still. Shadrack beruhigt uns, sie wird uns nichts tun, sondern einfach ihrer Wege ziehen. Mag sein, aber mir kommt das Vieh monströs groß vor, so auf Augenhöhe und nur wenige Meter entfernt. Tatsächlich trottet sie schließlich friedlich weiter. Doch es ist ein weiteres einmaliges Erlebnis auf meiner imaginären Liste der Wunder, die einem nur in Afrika widerfahren.
Letzte Änderung: 15 Nov 2017 18:42 von Beatnick.
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16 Nov 2017 18:56 #497408
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15.9.2017: Eine Oase der Ruhe

Heute gibt's volles Programm. Gamedrive, Bushwalk, Baumhaus und wieder Gamedrive, aber der Reihe nach...

Das Wetter hat gewechselt, mit der immerwährenden Sonne ist es offenbar vorbei. Ob sich die Tiere deshalb so bedeckt halten? Shadrack geht mit Cabinet auf intensive Spurensuche. Vergebens. Ich frage nach Eulen, und Shadrack zeigt uns ein Nest. Der Bewohner schläft - wie offenbar fast jeder an diesem Morgen. Ganz in der Nähe plündert ein Weißkopfwürger ein Spinnennest, um sich seine eigene Bleibe mit den Fäden kuschelig zu machen.





Shadrack ist auf der Suche nach Elefanten, was in dieser Gegend nicht ganz so leicht ist. Seit endlich auch das Nachbargebiet Thornybush seine Zäune entfernt hat, zieht es wohl viele Dickhäuter dorthin. Als wir schließlich eine kleine Gruppe finden, steuert ein Bulle exakt auf uns zu. Wir waren schon oft in der Nähe von Elefanten, aber als dieser an uns vorbeistreift, könnte ich ihn fast mit der Hand berühren, wenn ich wollte. Shadrack beruhigt uns, aber ich kann mir nicht helfen: Mit rutscht das Herz sowas von in die Hose, dass ich zu keinem Foto imstande bin. Aber meine lange Optik wäre ohnehin untauglich gewesen. Es ist mucksmäuschenstill, zu hören ist nur das Windgeräusch der mitschwingenden Riesenohren. Ich wundere mich einmal mehr, wie leichtfüßig diese Kolosse doch sind.



Plötzlich ist Shadrack ganz Ohr. Es seien Cheetahs gesichtet worden. Eine Seltenheit, grundsätzlich bietet Timbavati Geparden zu wenig offene Fläche für die Jagd. Als wir ankommen, sehen wir zunächst nur eine Katze im Gras.



Etwas weiter weg steht ein Jeep direkt bei einer zweiten. Sie scheint etwas aktiver zu sein als unser Exemplar, aber wir können nicht dorthin fahren. Die unsichtbaren Grenzen müssen strikt beachtet werden, ansonsten, erklärt Shadrack, gäbe es "big trouble". Das will natürlich keiner.

Es ist, wie es ist. Wir verbringen noch ein wenig Zeit bei Cheetah Nummer eins und fahren dann weiter. Wir sind schon ein Stück weit gekommen, als Shadrack unverhofft kehrtmacht. In die ganze Sache ist nochmal Bewegung gekommen. Gleich zwei Geparde haben die imaginäre Grenze passiert.





Das fremde Terrain muss natürlich ordnungsgemäß beschlagnahmt werden. Das ist zwar unter dem Lieblichkeitsaspekt wenig erbaulich, aber gute alte Tradition. ;)







Die beiden Kater rufen ein ums andere Mal ihren Gefährten, der aber zu nichts zu bewegen ist. Immer wieder witzig, dass diese imposanten Katzen wie piepsende Vögel klingen.





Die beiden sind unschlüssig, was zu tun ist, laufen unruhig hin und her und finden schließlich ein Plätzchen, an dem sie sich niederlassen.









Wir sind superhappy über diese unverhoffte Sichtung, die aus einem tristen Vormittag schlagartig einen großartigen Morgen macht.
Nach dem Frühstück starten wir zu einem Bushwalk, was eine interessante, aber auch schweißtreibende Angelegenheit ist. Die Sonne setzt sich zusehends durch.



Nach dem Mittagessen nutzen wir unsere letzte Chance und lassen uns zum Baumhaus fahren. Wir wollen unsere letzte Nacht in Umlani gerne in unserem gemütlichen Rondavel verbringen und hätten auch ohnehin nicht dort schlafen können. Die Übernachtung unserer spanischen Jungvermählten am Vorabend ist wegen starker Böen ausgefallen und auf heute verschoben worden. Wir wollen aber zumindest einmal Atmosphäre schnuppern, und so verzichten wir auf unseren Mittagsnap.

Etwa um halb Zwei sind wir da, gegen Vier sollen wir auf dem Weg zum Nachmittags-Gamedrive eingesammelt werden. Wir merken schnell, dass die Zeit nicht ausreichen wird. Ich hatte keinerlei Erwartungen und habe nicht geahnt, welchen Zauber dieser Ort auf mich ausüben würde. Das Baumhaus ist ein Jahr zuvor neu gebaut worden, riecht nach frischem Holz, ist rustikal und charmant und einfach nur der Hammer. Es gibt zwei große, roh gezimmerte Doppelbetten, ein paar einfache Bänke und sogar ein Porta Pottie.



Es ist jetzt heiß, aber hier oben weht ein Hauch von Wind. Der Blick ist fantastisch, die Ruhe einmalig und ich entschleunige dermaßen, dass die Zeit rasend schnell vorbeigeht. Zwei Büffel statten uns einen Besuch ab und das Spaßbad im Erdgeschoss hat auch geöffnet.











Als wir wie verabredet gegen Vier abgeholt werden, bin ich fast traurig. Die Spanier schauen mich erwartungsvoll an und ich sage wahrheitsgemäß: "Da könnt ihr euch auf was freuen."

Letzte Änderung: 16 Nov 2017 19:25 von Beatnick.
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18 Nov 2017 11:28 #497550
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15.9.2017, Nachmittag: Nah, näher, hautnah

Shadrack sagt, dass die Geparde noch immer in der Gegend seien. Mittags hat ein Guide beobachtet, dass Cheetah Nummer eins ein wenig humpelt. Daher also die Zwangspause. Shadrack fragt, ob wir noch einmal zu ihnen fahren wollen, natürlich eine rein rhetorische Frage. Unterwegs begegnet uns ein Rhino, diesmal ohne Loch im Ohr.







Wir treffen die Geparde im schönsten Nachmittagslicht.









Das Tier scheint an der Pfote verletzt zu sein, wirkt aber dennoch ziemlich entspannt.













Am nächsten Morgen ist das Trio weitergezogen, wir hoffen also, dass die Verletzung nicht allzu schlimm war.





Für den Moment sind wir vor allem froh, dass die neuen Löwenbosse nicht in der Gegend sind. Wir wollen uns gar nicht ausmalen, wenn...

Die Löwen haben noch gut mit ihrem Kill vom Vortag zu tun. Während das eine Männchen gerade wieder zu fressen beginnt, hält der andere etwas weiter entfernt ein Verdauungsschläfchen.









Erst als Shadrack - wie im Video zu hören - uns ermahnt, hektische Bewegungen zu vermeiden, bekomme ich mit, dass er sich erhoben hat und nun direkt an uns vorbeiläuft. Puhhh, wieder so eine hautnahe Begegnung. Ich hätte die Ermahnung nicht gebraucht. Stocksteif sitze ich auf meinem Platz.





Es ist unser letzter Abend in Umlani, ein bisschen Wehmut kommt schon jetzt auf. Beim Abendessen vermissen wir die Spanier, mit denen wir uns angefreundet haben. Die Mitarbeiter haben sie mit einem Candlelight-Dinner überrascht. Unsere Frischvermählten sind ganz gerührt, berichten sie uns später, bevor sie zum Baumhaus gebracht werden. Ich bin schon jetzt gespannt, was sie morgens zu berichten haben. Wir unterhalten uns angeregt mit Neuankömmlingen aus England, die gefühlt schon überall in Afrika auf Safari waren. Meine - ohnehin umfangreiche - geistige Todo-Liste wächst um mindestens zwei weitere Punkte an. Schließlich schlüpfen wir zum letzten Mal in Umlani unters Moskitonetz. Mal sehen, was der letzte Morningdrive so bringt...
Letzte Änderung: 18 Nov 2017 12:01 von Beatnick.
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20 Nov 2017 18:50 #497925
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16.9.2017: Ist der Ruf erst ruiniert...

Unser letzter Gamedrive in Timbavati führt uns am frühen Morgen zunächst zum Baumhaus, in dem die Spanier die Nacht verbracht haben. Sie sind wie nicht anders erwartet restlos begeistert. Die Nacht war mild, sie schwärmen von der Geräuschkulisse, dem Besuch von Löwen und Hyänen am Wasserloch und dem phantastischen Sonnenaufgang.





Ziemlich weit weg entdecke ich Hornraben, die wir noch nie aus nächster Nähe beobachten konnten. Diese Riesenvögel sind leider arg bedroht, zudem scheu und reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Shadrack tastet sich vorsichtig heran, doch sie bleiben auf Distanz. Wir beobachten sie aus der Entfernung, bis sie langsam verschwunden sind.



Die Bandbreite an Sichtungen an diesem Morgen ist enorm. Wir folgen im Zickzack Löwenspuren, und irgendwann verkündet Cabinet, wir seien am Ziel. Aha. Was, wo? Ich sehe nichts, auch nicht mit dem Fernglas. Erst als sich die Löwendame ins gut einsehbare, ausgetrocknete Flussbett bequemt, bin ich wieder im Film. Dieser Mann hat Adleraugen!





Die Löwendame verzieht sich für ein Schläfchen ins Gebüsch. Ich richte mich im Wagen häuslich ein und lege das Fernglas weg, das ich noch immer in den Händen halte. Dabei löst sich ein Teil des schon seit mehreren Urlauben angeschlagenen Fernglases, tanzt noch eine Zeit lang wie ein Netzroller beim Tennis auf der Metallkante des Autos und plumpst dann auf die falsche Seite. Na toll! Die Löwin steckt die Nase aus dem Gestrüpp. Wir hatten uns aufgrund unserer bisherigen Safarierfahrungen den Ruf einer gewissen Expertise eingehandelt, doch damit ist es jetzt vorbei. Thomas quittiert das Malheur mit einem resignierten "Ach Schatz..." Shadrack dagegen ist ein Mann der Tat. Er öffnet die Autotür, fischt in deren Schutz nach einem Stöckchen und angelt damit schließlich das kreisrunde Teil. Mit ramponierter Reputation und wiederhergestelltem Fernglas geht es weiter.









An einem Mangustenbau herrscht reges Treiben.







Nur die Örtlichkeiten könnten mal wieder einen Hausputz vertragen...



Ich überlege, wie ich die Schmach tilgen kann, doch die Natur springt mir zur Seite. Seit Tagen hoffen wir auf eine Leopardensichtung, und an diesem Morgen habe ich im Brustton der Überzeugung kundgetan, dass es heute definitiv so weit ist. Nun hat der zweite Umlani-Jeep frische Spuren gefunden, wir sollen bei der Suche helfen. Als wir ankommen, sind die anderen schon fündig geworden.











Die Dame ist noch jung, ein zweiter Leopard soll in der Nähe sein. Ein paarmal wechselt der Leo die Position, bevor er im Bush verschwindet.















Auf dem Rückweg zum Camp sehen wir die zweite Leopardin gerade noch von einem Baum herunterklettern. Wie hat sie den Kill bloß ins oberste Stockwerk gehievt? Ich gelte jetzt übrigens zwar nicht mehr als Expertin, aber immerhin als Kassandra. Ist ja auch was...



Der letzte Gamedrive hat uns noch einmal restlos begeistert, ...







... nach dem Frühstück löst sich unsere nette Camp-Community auf, fast alle reisen heute weiter. "You've been very good to us", sagen Shadrack und Cabinet beim Abschied, der uns echt schwer fällt. Ein Satz, der mir bis heute nachhängt. Wir freuen uns natürlich darüber, dass wir einen guten Eindruck hinterlassen haben. Dennoch frage ich mich, welche Erfahrungen die beiden wohl schon mit Gästen gemacht haben?

Die Guides bereiten morgens ab Vier die Autos vor, verteilen vor dem Gamedrive Tee und Kaffee, fahren, suchen und finden Tiere, warten in der Mittagszeit die Jeeps, reparieren hier, besorgen neue Reifen da, packen die Kühlbox, fahren wieder, finden wieder Tiere, erklären, sind freundlich, mixen den Sundowner, räumen uns auf dem Auto hinterher und sind noch abends reihum beim Abendessen dabei, um den Gästen Gesellschaft zu leisten. Ein Traum-, vor allem aber ein Knochenjob, der mir allerhöchsten Respekt abnötigt.

Als wir abreisen, sind wir sicher: Wir werden ins Umlani-Bushcamp zurückkehren. Jetzt aber freuen wir uns darauf, wieder selbst zu fahren und den Krüger für uns zu entdecken. Das nächste Kapitel unserer Tour kann beginnen!

Letzte Änderung: 20 Nov 2017 19:35 von Beatnick.
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22 Nov 2017 18:01 #498241
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16.9.2017, Nachmittag: Von Timbavati nach Satara

Es sind knapp 130 Kilometer von Timbavati bis zum Orpen Gate, wo am frühen Mittag nichts los ist, und dann noch einmal rund 50 Kilometer bis zum Satara Restcamp, unserer Bleibe für die nächsten zwei Nächte.









Die Gegend soll zu den tierreichsten im Krüger zählen, Katzengebiet, wir sind sehr gespannt. Unterwegs begegnen uns wieder Tausende von Blutschnabelwebern. Sie sind weder zu übersehen, noch zu überhören. Wir halten eine Weile an und bewundern das lautstarke Spektakel.



Das Restcamp entspricht so ziemlich dem, worauf ich mich seelisch schon vorbereitet hatte. Es ist riesig, rummelig und versprüht den Charme einer Raststätte. Ein kleiner Kulturschock nach Umlani, aber es liegt mitten im Park, und das war das entscheidende Kriterium. Im Supermarkt decken wir uns mit Tee, Kaffee und Co ein, unser Bungalow liegt zum Glück am Rand des Camps mit weitem Blick in die Natur. Drinnen muss die Tür zum Bad geschlossen bleiben, wo es mehr oder minder dezent nach Kanalisation duftet. Das Mobiliar ist schlicht und ziemlich abgewohnt, draußen gibt es eine überdachte Terrasse nebst Küchenzeile, wo Gitter den Kühlschrank vor den Affen schützen. Kurzum: Schön geht anders, aber für zwei Nächte ist es absolut okay.

Am Nachmittag fahren wir auf Gravel eine Schleife von etwa 45 Kilometern über die S90, S41 und die vielfach empfohlene S100. An der S90 wimmelt es von Black-shouldered Kites, die auf dem offenen Gelände fette Beute machen.



(Wieder so unappetitliche Bilder, ich weiß auch nicht, was diesmal mit uns los ist...)








Die Strecke gefällt uns landschaftlich sehr gut, je näher wir der S100 kommen, desto tierreicher wird die Gegend.













Wir merken allerdings, dass uns die Zeit davonrennt, die vielen natürlichen Roadblocks sind zwar zugegebenermaßen süß, aber auch nicht gerade eine Hilfe...



Um 18 Uhr ist Toreschluss im Camp, ausgerechnet auf der S100 haben wir nun kaum noch Gelegenheit, nach rechts und links zu gucken. Gerade noch rechtzeitig rauschen wir herein.



Das Abendessen im campeigenen Restaurant fällt in die Kategorie "Hauptsache was im Magen" und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck, allerdings auch keinerlei Unwohlsein. Wir sind ganz zufrieden mit unserem Schicksal und freuen uns schon auf den nächsten Tag, den wir ganz nach unserem Gusto gestalten können.
Letzte Änderung: 22 Nov 2017 18:16 von Beatnick.
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23 Nov 2017 16:34 #498430
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17.9.2017: Spieglein, Spieglein an der Wand...

Der innere Wecker funktioniert weiterhin tadellos, Thomas macht sich in der Außenküche einen Kaffee und mir unaufgefordert einen Tee. Eine Aufmerksamkeit, die in den nächsten Tagen Tradition wird, allerdings den Urlaub nicht überdauert.

Um Sechs öffnet das Tor, wir sind schon zehn Minuten vorher da und längst nicht die einzigen. Es gibt also noch mehr Verrückte, ich verspüre eine gewisse Solidarität mit diesen Fremden, die ebenso wie wir kaum abwarten können, wieder unterwegs zu sein. Was dieser Tag wohl bringen wird? Vielen Freunden können nicht vermitteln, dass wir a) im Urlaub freiwillig so früh aufstehen und b) auch noch Spaß daran haben. Ich kann es ihnen nicht verdenken...

Wir fahren Richtung Westen zu einem nahe gelegenen Wasserloch (Girivana), das laut Karte noch existiert. Viele Wasserlöcher, die vor Jahren während einer schlimmen Dürreperiode künstlich angelegt wurden, sind wieder geschlossen worden oder werden noch geschlossen. Die Löwen hatten irgendwann begriffen, dass es ausreicht, sich an den Wasserlöchern auf die Lauer zu legen. Wie gebratene Tauben flogen ihnen die Antilopen in den Mund, deren Bestand ins Wanken geriet und somit das gesamte Ökosystem.

Es ist noch früh und die Sicht an diesem trüben Morgen ohnehin nicht die Beste, und so brauchen wir einen Moment, um die fünf Geparde am Wasserloch auszumachen. Eine Mutter mit ihren halbwüchsigen Kids, sehr beeindruckend, dass sie gleich vier durchbringen konnte. Zwei von ihnen starten einen halbherzigen Jagdversuch auf einen Schakal, der aber vielleicht auch einfach nur das Feld räumen soll, dann ziehen sie nach hinten weiter.





Wir fahren ein Stück und versuchen, sie in der Ferne zu erspähen, nur ein weiteres Auto ist in der Nähe und schaut weiter hinten. Wir wollen gerade aufgeben, da sehe ich eine klitzekleine Bewegung. Manchmal hat man eben einfach Glück: Sie steuern direkt auf uns zu, bleiben neben uns stehen, laufen dann ein Stückchen auf dem Weg vor uns her und verschwinden schließlich im Bush.







Wir halten vergebens noch ein wenig nach ihnen Ausschau, finden dafür aber die fabelhaften Krüger-Singers. Kennt ihr nicht? Here you go:







Zurück auf der Teerstraße braucht es keine großen Fähigkeiten im Spurenlesen, um eine Büffelherde zu finden. Ihre zahlreichen Hinterlassenschaften weisen geradewegs den Weg.





Wir fahren bis zum Aussichtspunkt "Bobbejaan Krans", der an sich sehr schön ist mit einem tollen Blick runter auf den Fluss und vielen Vögeln drumherum, aber brrrrr, wie es hier zieht. Der Wind ist eisig und anders als an den Tagen zuvor weicht die morgendliche Frische mit fortschreitender Zeit nicht, sondern nimmt eher noch zu. Schafskälte, ich verkrümel mich ins Auto und bedaure aufrichtig die Gäste auf den offenen Jeeps der geführten Touren. Sie frieren wie die Schneider und könnten wohl statt Kaffee und Erfrischungsgetränken eher einen Grog vertragen.

Auf der S39 (S=Gravel) hoch nach Timbavati und S40 wieder herunter hängen wir noch eine Schleife dran, ...















... bis wir schließlich auf der H7 (H=Teer) wieder nach Satara zurückkehren.









Die Sonne spielt heute nicht mit. Immerhin, es ist nicht mehr ganz so kalt, wir vespern gemütlich auf unserer Veranda und gönnen uns dann ein Mittagsschläfchen. So zumindest der Plan. Aber denkste! Kaum in der Horizontalen, schreckt mich ein Riesenknall auf. Was war das??? Ich stehe auf und direkt am Fenster, als ein Hornbill mit Karacho dagegenfliegt. Das Geräusch ist markerschütternd, ich renne raus und versuche, den lebensmüden Kamikazeflieger zu vertreiben, vergebens. Stattdessen stürzt sich ein zweiter Toko auf unser hinteres Fenster. Peng! Das hältst du im Kopf nicht aus.

(Dies ist ein Bild aus Umlani. Dort klopfte ein Toko mit dem Schnabel gegen das Glas, ein erster Vorbote, aber da fanden wir es noch niedlich...)


Unsere Nachbarin kommt dazu, sie wundert sich, das hat es doch am Vortag nicht gegeben?!? Wohl wahr, doch die Lichtverhältnisse sind heute anders, die Vögel sehen ihr Spiegelbild buchstäblich glasklar und attackieren den vermeintlichen Feind gnadenlos. Ich bin sauer, was für dämliche Kreaturen, haben immer so einen arroganten Gelehrtenblick und begreifen nix! Sie werden sich den Hals brechen. Schon folgt die nächste Attacke, ich stürze ins Haus und schließe die Vorhänge, ohne Effekt. Erst als ich die Fenster öffne, ist endlich Ruhe: kein Spiegelbild, keine Angriffe, wir atmen auf.



Es dauert nicht lange und ich dämmere entspannt vor mich hin - dann ist es wieder da: Platsch! Etwas weiter entfernt, aber unverkennbar, die Vögel haben sich auf die Fenster unserer Nachbarin verlegt, die nun ihrerseits erfolglos versucht, sie zu vertreiben. Ich verspüre einen Anflug von Hysterie, Tendenz steigend. Es reicht! Wenn sich diese Viecher schon um die Ecke bringen wollen, dann ohne uns. Ich schnappe die Autoschlüssel, meinen Rucksack und Thomas (in dieser Reihenfolge ;) ), wir gehen! Um es vorweg zu nehmen: Als wir abends von unserem unfreiwillig vorgezogenen Nachmittags-Gamedrive zurückkehren, checke ich als Erstes den Boden unterhalb der Fenster. Nichts zu sehen, was für eine Erleichterung!
Letzte Änderung: 04 Dez 2017 07:56 von Beatnick.
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