THEMA: Südafrika im November 2010
30 Dez 2010 13:42 #167533
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  • Beate2 am 30 Dez 2010 13:42
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Hallo zusammen,

nun bin ich auch soweit - mein Reisebericht „Südafrika im November 2010“ ist fertig!

Nach viel zu langer Zeit stand endlich wieder ein längerer Urlaub in Südafrika auf unserem Programm. Zentraler Punkt der Planung war, dass mein Mann zu seinem Geburtstag mal wieder die Big 5 sehen wollte. So bat er also seine persönliche Reiseexpertin um die entsprechende Recherche - was sie natürlich nur zu gerne übernahm! :)
Der Wunsch für die Geburtstags-Location war klar - eine Private Game Lodge im Sabi Sand Gebiet. Das Drumherum fand sich dann auch recht schnell - hier habe ich versucht, einige Ziele einzubauen, die nicht auf jeder Reiseroute stehen.

Der Bericht ist lang geworden - macht es euch gemütlich! Neben unseren Erlebnissen auf den game drives wollte ich euch einige mehr oder weniger amüsante Erfahrungen nicht vorenthalten...

Vorab unsere Reiseroute: Kap - Kimberley - Cradle of Humankind - Hazyview - Sabi Sand - Ermelo - Harrismith - Clarens - Gariep Dam - Kap

Da mir beim Einsetzen des ersten Fotos gerade die ersten 4 Tage schon mal verloren gegangen sind, kommt jetzt alles in kleinen Häppchen.


Tag 1
Vom Kap ging unsere erste Etappe nach Kimberley. 950 km - ein langer Ritt. Mittlerweile sind die N1 und N12 recht gut ausgebaut (es gibt noch einige letzte, zeitraubende Baustellen) insgesamt war das Fahren so ganz entspannt. Wo gibt es schon den Luxus, am Freitag um 16.00 die Autobahn auf weiten Strecken für sich alleine zu haben? Genial! Die Landschaft unterwegs war typisch Karoo: viel weites, karges Land, ziemlich einsam dort, selbst die Karoo Schafe zeigten sich nur vereinzelt... und mit 38° war es heiß! Ich war froh, dass ich nicht irgendwo unterwegs in einem der Orte hinter Beaufort West noch eine Zwischenstation geplant hatte. Die Wände der Trans Karoo Lodge, die kurz mal zur Debatte stand, sahen aus, als ob dort gerade Kampfhandlungen statt gefunden hätten - riesige tiefe Löcher im Putz, unter denen die Backsteine hervor guckten. Na, wenn es drinnen auch so gepflegt ist... Die Orte wirkten alle miteinander nur staubig bis trostlos. Die Fahrt dauerte 10 Std, mit ca 1 Std Wartezeit an den Baustellen. Zur Erinnerung an die Strecke bekamen wir inzwischen ein Knöllchen für zu schnelles Fahren über ZAR 100.00... Mindestens 6 mobile Kontrollen haben wir gesehen, aber die Jungs haben wir völlig übersehen!

Unsere Unterkunft „5 Acres“, ruhig am südlichen Stadtrand gelegen, war einfach zu finden. Auf dem Gelände einer ehemaligen Farm liegen, in einem großen Garten verstreut, 5 Bungalows mit je 2 Zimmern. Unseres war geräumig, hell, neu eingerichtet und mit air con und kleiner Kochecke ausgestattet. Das Bad war ebenfalls neu, hell und groß. Und das Bett war groß und gut...





Wir waren die einzigen Gäste über das Wochenende und wurden von Pat und John liebevoll aufgenommen. Zum Essen gingen wir zu „Mario‘s“, einer Empfehlung von John. Die müssen dort „Freitag den 13.“ gehabt haben. Eine einzige Katastrophe! Sie liessen uns 90 Minuten auf das Essen warten - „sorry for letting you wait, but you will be impressed!“. And we were impressed!!! Denn wir bekamen wir 2 völlig ungenießbare Essen serviert: Eine kalte, fade und nicht durchgebackene Pizza und etwas das sich Lasagne nannte, aber dünne Tomatensuppe mit Mehleinlage war. Das hätten sie uns nicht antun sollen - es war mittlerweile 21.00, ich war müde, hungrig und vom Wein ziemlich hinüber. Und ich glaube, so heftig hat sich noch nie jemand über ein missratenes Essen beschwert. Ich weiss ja, Südafrikaner mögen es nicht, wenn man ungemütlich wird - hier konnte ich aber nicht anders. Immerhin mussten wir für diese Impression nichts zahlen, selbst die Getränke gingen aufs Haus. Zurück auf unserem Zimmer freute ich mich dann, dass ich das letzte Hasenbrot von unserer Reise noch nicht verschenkt hatte - war das lecker!!! Als Gute Nachtmusik gab es noch ein stimmgewaltiges Konzert der Karookröte aus dem pond. Das konnte mich aber nicht vom tiefen Schlaf abhalten. Nur unsere Bettdecken waren gewöhnungsbedürftig, denn sie waren laut. Es gibt hier eine neue Generation Bettdecken, die haben einen ganz steifen Bezugsstoff und der macht bei jedem Umdrehen einen ziemlichen Lärm. Das stört im Ohr!


Tag 2
Gut erholt zum - heute etwas sparsamen - Frühstück auf die Terrasse. Pat und John waren entsetzt, dass der vorige Abend so daneben ging. Das hätte noch nie ein Gast erlebt. Sie wollten nachhaken.
Danach ging es in die Stadt, mit dem Auto knapp 5 Minuten Weg. Zuerst haben wir einen Bummel durch das alte Viertel Belgravia gemacht. Hier stehen viele schöne, victorianische Häuser und eine, für die recht kleine Stadt, imposante Kathedrale.

Haus Dunluce




Weiter ging es zum Big Hole, der alten Diamantenmine. Das Ding macht seinem Namen wirklich alle Ehre: Seit 1872 wurde bis in 800m Tiefe gebohrt, der Durchmesser an der Erdoberfläche beträgt ca 460m, die oberen ca 150m liegen frei, darunter ist das Loch mit Wasser gefüllt. Von einer frei schwebenden Stahlkonstruktion kann man auf das smaragdgrün leuchtende Wasser im Loch hinunter sehen - beeindruckende Dimensionen! 1914 wurde der Abbau eingestellt, bis dahin wurden 14,5 Mio Karat oder 2722kg Diamanten geschürft. Wie winzig ist doch mein Steinchen am Finger...



Im dazugehörigen Info-Center gibt es alte Karten und Bilder davon, wie damals die claims abgesteckt waren, wie eng es war und mit welch primitiven Mitteln dort geschuftet wurde. Ein verdammt hartes Leben! Es sollen bis zu 50.000 Diamantengräber ihr Glück versucht haben. In einem schwer bewachten Raum sind dann auch noch eine Reihe wunderschöner glitzernder Kostbarkeiten ausgestellt. Gut ausgeleuchtet funkeln sie - Diamonds are a girls best friend...

Daneben gibt es noch ein Museumsdorf. Dort hat man alte Häuser aus der ganzen Stadt zusammen getragen und zu einer Diamantengräberstadt arrangiert. Gut gemacht.







Beeindruckt waren wir von einem Fertighaus, dass sich jemand Ende des 19. Jahrhunderts aus England hat einschiffen lassen.





Das Dorf gefiel uns besser als Pilgrim‘s Rest, da es nicht so aufgebretzelt ist und sich keine Busladungen hindurch drängten.

Mittlerweile war es früher Nachmittag, 36° heiß und staubig - wie zu Zeiten der Diamantengräber. Im heutigen Pub haben wir was Kaltes getrunken und den Rest des Tages geplant. Einen weiteren Stadtrundgang haben wir uns dann geschenkt und sind statt dessen schnell zu Pick‘n‘Pay, um etwas Leckeres zum Kaffee zu besorgen und dann gemütlich ab in den Garten. Aber vorher: Siesta...
Abendessen im „Annabell“. Nicht excellent, aber gutes Essen und zu den Gerichten gab es jeweils passende Beilagen. Nicht den leider noch oft üblichen Einheitskram.
Und der Service war schnell und aufmerksam. Definitiv ein Quantensprung!
Aus dem pond kam dann wieder ein Krötenkonzert - aber nur bis 23.00, dann war schlagartig Ruhe. Ein netter Zug der Tierchen!
Letzte Änderung: 11 Aug 2022 21:34 von chrigu.
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30 Dez 2010 14:49 #167540
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  • Beate2 am 30 Dez 2010 13:42
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Hi Cécile, hi Gerti,

gern geschehen!
Schon geht es weiter:


Tag 3
Wir haben wieder gut geschlafen. Das heutige Frühstück war viel reichhaltiger mit Filterkaffee, dazu gab es noch einen netten Schwatz mit unseren Gastgebern. Eine durchaus empfehlenswerte Unterkunft für solch einen Stopp. Mehr als 2 Nächte muss man für Kimberley nicht einplanen, die Sehenswürdigkeiten kann man gut an einem Tag schaffen.

Um 09.00 ging es weiter durch die Karoo in Richtung Krugersdorp, zur Cradle of Humankind. Ca 500 km auf der N12, wieder gut zu fahren. Katrin, unsere erstmals Mitreisende auf GPS-Basis, war manchmal etwas eigenwillig, wenn sie uns auf kürzester Strecke durch die Orte schicken wollte. Das ist in Südafrika ja nicht immer und nicht überall die beste Wahl! Wir 3 konnten uns aber immer arrangieren und haben viele Stadtviertel gesehen, die uns sonst verborgen geblieben wären. Alles verlief problemlos. Nur die letzten 6 km zu unserer Unterkunft waren ein Albtraum: potholes „Marke Kantinentopf“, dicht an dicht. Es war immer die Frage, welches davon nehmen wir mit? Wir waren in Schweiß gebadet danach. Hier streiten sich seit Jahren 2 Ämter darum, wer denn für die Reparatur der Straße zuständig sei... Demnächst geht dort wohl nichts mehr!

Unsere Unterkunft „Griffin‘s Estate“ liegt auf einem großen Gelände inmitten von Kohl- und Salatfeldern. Bei entsprechender Windrichtung ist eine Kläranlage in Riechweite. Das recht große Haus ist kreisförmig gebaut und wirkt wie eine Backstein-Trutzburg.





Von den 3 Generationen unserer Gastgeberfamilie wurden wir mit großem Hallo empfangen. Wir waren wieder die einzigen Gäste und machten in der ländlichen Ruhe erst mal Siesta. Unser Zimmer war wieder groß, sauber, die Einrichtung ok, insgesamt etwas dunkel, halt „südafrikanisch rustikal“. Die anderen Zimmer waren viel heller eingerichtet, dafür hatten wir das größte Bett. Beim Blick in die Bar stellten wir fest, dass es zwar viel moderne Technik gab, die Atmosphäre erinnerte aber an vergangene Zeiten... siehe oben.



Tee und Kekse am Pool, und den nächsten Tag planen. Wir waren froh, dass wir dort am Abend essen konnten, denn auf die Schlaglochpiste hätten wir im Dunkeln gar keine Lust gehabt. Der Koch Wilbur hat sich also extra für uns an den Herd gestellt und Hausmannskost bereitet: Ein kleiner Starter. Rinderbraten, Salzkartoffeln, überbackener Blumenkohl und Broccoli. Zum Nachtisch Eis mit Früchten. Liebevoll gemacht, sehr reichhaltig und recht gut. Für meinen Geschmack teilweise zu salzig. Er freute sich offensichtlich, dass er uns bewirten durfte und dass wir zulangten. Ein kurzes aber heftiges Gewitter brachte Abkühlung und wir gingen früh ins Bett.


Tag 4
Fit und munter wurden wir von einem gut gelaunten Wilbur empfangen. Continental Breakfast mit Müsli, Joghurt, Obst und gutem Filterkaffee - was will man mehr.
Unser erstes Ziel an diesem Tag war die Sterkfontein Cave. Dort wurden das vollständige Skelett von „Little Foot“ (3 bis 3,5 Mio Jahre alt) und der Schädel von „Mrs Ples“ (ca 2,5 Mio. Jahre alt) gefunden. Zur Geschichte der Menschheit, der Höhle und den Funden gibt es ein gutes Info-Zentrum. Sehr interessant, für mich aber mal wieder zu viel zu lesen - das mag ich in Museen und Ausstellungen immer nicht.







Der Vorteil des frühen Aufstehens zeigte sich bei unserer geführten Tour durch die Höhle: Neben uns wollten nur 3 weitere neugierige Nasen durch die zum Teil sehr engen Gänge krabbeln. Während Lebo, unsere guide, uns auf dem Weg zur Höhle schon ganz viel erklärte, rannte die Busladung Japaner im Eilschritt an uns vorbei... Das war okay so. Die Höhle ist groß und imposant, Lebo beantwortete all unsere Fragen geduldig - wie kann sie sich bloß all diese Australo...-Namen merken?! - und wir kamen irgendwann schwer beeindruckt wieder ans Tageslicht zurück.

Weiter ging es zum wenige Kilometer entfernten Maropeng Besucherzentrum. Von vorne sieht es wie ein steinzeitlicher Grabhügel aus, von hinten ist es ein hochmodernes Gebäude aus Beton, Stahl und Glas.



Es gibt auch hier eine gut gemachte, multimediale Ausstellung zur Geschichte der Menschheit. Hier kann man leicht mehrere Stunden verbringen.
Neben uns waren einige Schulklassen dort. Die Schüler waren alle eifrig dabei, Fragebögen auszufüllen und alles Mögliche auszuprobieren. Wir machten es ihnen nach und hatten auch unseren Spaß dabei. Und wir sahen viele staunende Kinderaugen - schön!

Die nächste Station des Tages war die Wonder Cave. Eine ca 1,5 Mio Jahre alte Höhle, die drittgrößte Südafrikas. Hier fuhren wir mit einem Aufzug nach unten in den einzigen riesigen Raum der Höhle, der bis zu 60 m tief liegt. Die Höhle wurde durch ein winziges Loch im Fels auf der Suche nach Diamanten entdeckt. Da es dort aber keine „Steine“ gab, wurde nur zur Gewinnung von Kalk gesprengt. Der wurde für Zahncreme, Schuhputzmittel etc. verwendet. Dennoch ist die Höhle in erstaunlich gutem Zustand und in ihrer Größe sehr beeindruckend. Es gibt noch ein paar Meter Schienen der alten Lore, mit der der Kalkstein transportiert wurde. Arbeiter und Material mussten mit Seilen an die Erdoberfläche gehievt werden.



Die Tourist-Facilities dort lassen derzeit mächtig zu wünschen übrig, es gibt nur die Kasse in einem Bretterverschlag und eine windschiefe Toilette. Die Bauarbeiten am upgrade sind aber in vollem Gange. Es lohnt sich, vorab nach den Tourenzeiten zu fragen. Wir hatten Glück und mussten nur 15 Minuten warten. Es hätten aber auch 2 Stunden sein können... Die Wartezeit könnte man sich im „Rhino and Lion Nature Reserve“ vertreiben, auf dessen Gelände die Höhle liegt.

Für uns war das aber genug Input für einen Tag und wir fuhren gemütlich durch weite sanfte Hügel und fruchtbare Gemüsefelder zurück in unsere Unterkunft.
Beim Abendessen füllte sich der Speisesaal, es kamen immer mehr schwarze Geschäftsreisende an. Meine Zählung ergab irgendwann, dass eigentlich die 4 übrigen Zimmer mindestens dreifach belegt sein müssten... Das Buffet war längst abgegessen, aber Wilbur kam unverdrossen mit gefüllten Tellern aus der Küche. Nach dem Essen hielt ich ein Schwätzchen mit Ria, unserer Gastgeberin. Sie war ganz happy, dass es 2 Europäer gewagt hatten, sich in Südafrika niederzulassen und immer noch glücklich mit ihrem Entschluss sind. Sie selbst sei als kleines Mädchen mit ihrer Familie aus Holland gekommen. Wir hatten uns viel zu erzählen. Unter anderem berichtete sie, wie unterschiedlich sie und ihr Mann Gerhard in Südafrika aufgewachsen seien. Und nun wurde der letzte Neuankömmling mit kräftigem Handschlag begrüßt: „Hallo, ich bin Gerhard. Du bist jetzt der vierzehnte Gast aus eurer Gruppe. Acht waren angekündigt. Aber das macht nichts. Wir haben noch Zimmer und Betten, die machen wir für euch fertig, ihr müsst nicht unter dem Baum schlafen. Hast du schon gegessen? Das warme Essen ist alle, aber es gibt noch Eier und Sandwiches...“ Dazu sagte Ria nur „look at him, isn‘t he great?“ Indeed, he is! Ich war ganz gerührt bei so viel Gastfreundschaft und Mühe.
Müde fielen wir ins Bett, es gab wieder ein heftiges Gewitter, aber wir schliefen wie die Murmeltiere. Beim Frühstück waren wir die Letzten und wurden wieder von dem strahlenden Wilbur verwöhnt.
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:41 von Beate2.
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30 Dez 2010 17:50 #167549
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Tag 5
Beim Frühstück waren wir die Letzten und wurden wieder von dem strahlenden Wilbur verwöhnt. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt.

Gerhards Hinweis, nicht über die südlichen Stadtautobahnen von Johannesburg in Richtung Osten zu fahren - „that will be a nightmare“ - sondern zuerst in Richtung Pretoria, war Gold wert. Trotz einiger Baustellen bei Pretoria hatten wir die großen Städte in einer knappen Stunde ohne einen Meter Stau hinter uns gelassen. Wunderbar relaxt fuhren wir also nach Hazyview, ca 490 km.
Wieder eine insgesamt ruhige Fahrt, wieder durch völlig andere Landschaften mit weiten Getreidefeldern und gigantischen Getreidesilos. Besonders schön fanden wir die Gegend zwischen Waterval-Boven und Nelspruit. Ein grünes Flusstal, Obstbäume, dazwischen blühende Jacaranda, ein strahlend blauer Himmel. In Nelspruit fielen uns die vielen Neuerungen, die im Zuge der WM entstanden waren, auf. Und die Durchfahrt durch die Stadt klappte diesmal problemlos. Beim letzen Mal hatten wir uns hier hoffnungslos verfahren. Zwischen Nelspruit und Hazyview entlang der R536 hatte sich auch viel getan. Wir konnten uns nicht erinnern, dass vor 9 Jahren die Orte fast nahtlos ineinander übergingen. Wo damals noch Bretterbuden standen gibt es heute viele neue Steinhäuser, zum Teil recht propper. Bemerkenswert waren auf der gesamten Streck all die mobilen Geschwindigkeitsmessungen. Wir haben allein 7 gezählt, wer sich zusätzlich noch geschickt im Gebüsch verbarg, wissen wir nicht. Man bevorzugte hierfür ganz unauffällige weiße Golf, die „unmotiviert“ am Straßenrand standen...
Da wir zügig fahren konnten, kamen wir schon am frühen Nachmittag in unserer Unterkunft „Laughing Waters“ auf einer Zitronen - und Macadamiafarm an.



Brian begrüßte uns herzlich, wir bezogen unser gemütliches Zimmer mit Blick zum üppigen Garten und legten uns kurz hin. Bald danach trafen unsere Freunde aus D ein. Sie hatten uns schon vorher am Kap besucht und waren dann alleine weiter gefahren. Von hier aus wollten wir wieder einige Tage zusammen verbringen. Zum Akklimatisieren und Schwatzen sind wir erst einmal alle in den Pool gegangen. Die anderen Gäste waren noch unterwegs und so hatten wir den Garten und Pool für uns.



Das kam gut bei 38° Hitze und Schwüle. Beim Aperitif meldeten sich aus dem Hintergrund mit lautem Grunzen die Hippos, die Vögel jagten erfolgreich Insekten - uns ging es gut.
Zum Dinner fuhren wir um die Ecke ins „Summerfields“. Bei angenehmer Wärme draußen sitzen - darauf hatten wir alle gewartet! Der Service war gut, die Speise- und Weinkarte gefielen uns. Leider waren unsere Lammkoteletts recht zäh und für den Preis zu klein. Die beiden anderen Gerichte fanden aber die Zustimmung der hungrigen Meute. Und das Dessert war wieder vom Feinsten. Der Abend war ein schöner Auftakt für die kommenden Tage. Mitten in der Nacht wurde ich dann von einem markerschütternden Schrei und Randale geweckt. Ich musste mich erst mal orientieren, wo ich denn wohl war und was das sein könnte. Irgendwann war es klar: Bushbabys in action. Man konnte wirklich meinen, ein Kind würde gequält. Danach fingen die Vögel und anderes Getier an zu lärmen und an Schlaf war so schnell nicht wieder zu denken. Ich erinnerte mich: Das Lowveld ist nachts eine ziemlich laute Gegend.


Tag 6
Auf der Terrasse servierten Brian und Zoe ein üppiges und leckeres Frühstück.



Wir wurden wieder nach woher und wohin gefragt und mit guten Tipps versorgt. Leider hatten wir hier nur eine Nacht gebucht, wir wären alle gerne länger geblieben - einfach zum Ausruhen und um am Fluss entlang zu gehen. Beim nächsten Besuch in Hazyview werden wir sicher wieder dort sein!

Um 09.00 hatten wir bereits 32°. In Hazyview wollten wir nur kurz tanken und im neuen großen Shopping Centre Geld ziehen. Das sah damals auch ganz anders aus und war nur einen Bruchteil so groß. Meine Suche nach unserer Bank zog sich hin, da ich die Größe dieses Komplexes völlig falsch eingeschätzt hatte. Aber neugierig sah ich mich um. 99 % schwarze Kunden beim Großeinkauf - es war Monatsanfang... Endlich fand ich, was ich suchte und reihte mich in eine lange Schlange ein: Ca 30 Leute vor mir. Als mir auffiel, dass ich die einzige Weisse zwischen lauter Schwarzen war, musste ich schmunzeln. Ob ich die Anderen mal anrufe und kundtue, dass alles in Ordnung ist? Ach was. Der junge Mann hinter mir strahlte mich an und wünschte mir freundlich einen Guten Morgen, der Security Mann kam und versicherte „don‘t worry, Ma‘am. Everything is OK, you are safe here“. Ich hatte genau dies Gefühl und freute mich einfach über unseren Urlaub und auf unsere nächste Etappe. Nach einer kleinen Ewigkeit hatte ich endlich, was ich brauchte. Auf meinem Rückweg kam mir dann doch mein Schatz entgegen - mal gucken, wo ich denn abgeblieben war...

Auf der Fahrt Richtung Paul Krüger Gate türmte sich irgendwo dahinter ein dicker Rauchpilz auf, der schnell größer und größer wurde. Dort gab es ein übles Feuer, dessen Schein dann noch beim abendlichen game drive weithin sichtbar war.
Wir bogen aber vorher ab in Richtung Sabi Sand Gebiet zur „Dulini Lodge“. Direkt hinter dem gate sahen wir für etliche Kilometer fast nur verkohlte Vegetation. Das sah gar nicht gut aus. Später erfuhren wir, dass es im September ein großes Feuer gegeben hatte und im Oktober habe ein Blitz eingeschlagen und noch mehr vernichtet. Auf dem Weg zur Lodge waren nur wenige Impalas und 3 stattliche Elefantenbullen zu sehen, die Futterquellen waren halt minimal. Außerdem hatten wir mittlerweile 38°. Um Dulini herum war die Vegetation aber verschont geblieben.
Kurz vor der Lodge mussten wir durch eine Furt fahren und hier wartete unser Begrüßungskomitee: Ein Hippo-Bulle guckte 3 m neben uns aus seinem dam und streckte den Kopf aus dem Wasser - Herzlich Willkommen! Danke, bis hoffentlich bald!



Auf der Lodge wurden wir herzlich von Leisha und Gift begrüßt und bekamen eiskalte Tücher und einen erfrischenden Ginger-Drink gereicht.
Dulini liegt am Ufer des leider trockenen Mabrakrivers. Auf einem sehr natürlich belassen Gelände liegen unter riesigen Bäumen in der Mitte die Lounge, ein offener, mit Reet gedeckter Essbereich, ein public pool und ein Deck am Flussufer.



Eine Hängebrücke führt über den Fluss zu einer Aussichtsplattform.



Auf der linken Seite reihen sich 4 Suiten am Ufer aneinander. Unsere beiden Suiten lagen auf der rechten Seite.



Nach dem üblichen Formularkram wurden wir dann zu unseren Suiten gebracht. Dabei wurden wir neugierig von einer Gruppe Nyalas beäugt, die das Gras auf der Lodge scheinbar sehr schätzten, denn wir sahen sie später jeden Tag dort. Und dann: Wow!!! Wir wussten sofort, dass wir es hier sehr gut 4 Tage lang würden aushalten können! Ein gemütlicher Wohnbereich, ein Schlafbereich mit großem Bett, ein riesiges Bad, 2 air con, 1 fan und viele nette Kleinigkeiten. Davor ein schattiges Deck mit Blick auf den Fluss, bequemen Sesseln und Liegen, private plunge pool, Außendusche.





Dekadenz im Busch! Zugegeben: Wir hatten es so gewollt! Das Einzige, was trotz mehrfacher Zusage fehlte, war ein Moskitonetz. Und das fand ich ärgerlich, denn das hatte ich hatte bei der Buchung als Voraussetzung genannt. Na, da mussten wir dann wohl durch. Mein Schatz, der bei Mücken in der Nacht sehr empfindlich reagiert, blieb ausgesprochen cool. Also habe ich mich flugs angeschlossen und auf nicht zu viele Störenfriede und einen großen Vorrat an Peaceful Sleep etc. gehofft. Der Blick ins offene Reetdach ließ aber schon unruhige Nächte erahnen...
Die Verpflegung war sehr abwechslungsreich, frisch, leicht, lecker und an jedem Tag ein neuer Genuss. Sina, die Köchin, war einfach klasse! Serviert wurde an wechselnden Orten, mal saßen wir für uns, mal saßen wir in Gruppen.
Der Service war ausgesprochen aufmerksam und dezent. Unsere Butler Reply, Maurice und Octavio wussten sehr schnell, wer was bevorzugte oder welche Allergien hatte. Es gab viele kleine Überraschungen zwischendrin und alle freuten sich, wenn es ihren Gästen gut ging. Es ging alles sehr entspannt zu, wir haben viel miteinander gelacht und vieles voneinander und übereinander erfahren.
Der Hit aber waren unser ranger Andrew und tracker Eric. Sie sind Schlichtweg das Team!!! Von ihrer Freundschaft haben wir sehr profitiert. Und sie haben sich genau so wie wir gefreut, wenn wir die Tiere sehen konnten, nach denen wir Ausschau gehalten hatten. Andrew riss jedes Mal die Arme in die Luft und freute sich wie ein Schneekönig. Eric lächelte anfangs nur scheu, taute aber immer mehr auf und gehörte dann wirklich mit dazu. Beide erzählten uns viel über Flora und Fauna, welche Tiere sie lieben und um welche auch sei lieber einen Bogen machen. Sie führten uns nahe an die Tiere heran, hielten aber einen respektvollen Abstand. So gab es kaum eine Situation, wo die Tiere sich so gestört fühlten, dass sie verschwanden. Maßgabe war: Maximal 2-3 Wagen sind bei den Tieren und nur einer davon fährt jeweils. Auf unserem Wagen fuhren 6 Gäste mit, so waren auf unseren 8 game drives insgesamt 3 weitere Paare dabei. Mit allen passte es recht gut. Ein Mitfahrer war ein Vogel-Fan und ihm verdanken wir die Beobachtung vieler gefiederter Schönheiten, die sonst neben den Big 5 leider oft zu kurz kommen. Zu den anderen Gästen der Lodge hatten wir wenig Kontakt, einige waren uns einfach zu raumgreifend.
&Beyond, die Betreiber der Lodge, unterstützen sehr die Communities in der Umgebung ihrer Lodges, aus denen auch ein Großteil der Angestellten kommt. Wir hätten gerne die dortigen Projekte noch besucht, bei über 40° waren wir aber nur noch schlapp. Schade!

Nun aber wieder der Reihe nach: Schnell auspacken und in unseren plunge pool springen, dabei den Vögeln zugucken - was für eine Wohltat. Dann rief auch schon das lunch buffet, es wurde unter den großen Bäumen serviert: Verschiedene Salate, ein Braten, eingelegtes Gemüse. Bei den Nyalas war auch lunchtime - zwischen unseren Tischen. Ich machte es mir danach auf unserer Terrasse bequem und beobachtete die Vögel in den Bäumen und an unserem pool.
Neben unbekannten Schönheiten konnte ich einen Paradise Flycatcher mit laaaaangem Schwanz, einen Bulbul, White-Eyes, und ein White-bellied Sunbird Pärchen ausmachen. Die sunbirds kamen immer wieder an den Rand des pools, um im Überlauf zu baden und zu trinken. Schön. Um 16.00 gab es Kaffee und Kuchen vor dem abendlichen game drive. Auf seine Frage „was wollt ihr sehen?“ bekam Andrew die ganze Palette genannt... „We‘ll do our best“.

Der Hippo-Bulle guckte wieder aus seinem dam, war zu mehr aber nicht aufgelegt.
Wir machten uns auf, um direkt neben der Lodge bei einem alten Baumhaus nach einer Leopardin und ihren beiden knapp 9 Monate alten Jungen zu suchen. Am Vormittag seien alle drei unter dem Deck von Suite no 5 gewesen... Eric konnte die beiden kleinen von seinem Sitz aus auch unter dem Haus sehen. Das war aber auch alles, wir kamen nicht näher ran. Also auf später verschoben... Danach kamen wir an einer Gruppe Nyalas vorbei, deren große Ohren knallrot in der Sonne leuchteten.



Lange hielten wir bei einer Gruppe Wasserböcke, die genüsslich mampfend um uns herumzog. Sie kamen so nah, dass wir ganz genau ihre schöne Zeichnung und die einzelnen Haare ihres langen Felles sehen konnten. Witzig finde ich den weißen Ring um ihren Hintern.



Am nächsten dam stand ein Goliath-Reiher am Ufer. Leider flog er auf, als wir uns näherten, aber diesem riesigen Vogel im Tiefflug zuzusehen war auch toll. Bisher war alles recht unspektakulär und wir entschlossen uns, zum sundowner mit Blick auf eine Gruppe Blue Wildebeest zu halten.



Danach hatte Andrew ein Highlight für uns: Eine Löwin hätte allein einen Riss gemacht und läge nun mit ihrer Beute am Fluss. Sie habe zwei 8-9 Wochen alte Junge und heute sei der erste Tag, an dem die drei der Öffentlichkeit präsentiert würden. Keine Frage, da wollten wir hin! Als wir bei der family ankamen waren wir schwer beeindruckt. Im Schatten lag an einem Flussufer der Riss, ein großer Kudubulle. Daneben im Sand döste, schwer atmend und mit prall vollem Bauch, Mama. Sie würdigte uns kaum eines Blickes. Ihre Kleinen tollten ausgelassen über die für ihre kurzen Beine viel zu hohen „Dünen“, kugelten übereinander, kamen näher und beäugten neugierig das komische Tier auf vier Rädern. Was für eine Szene! Wir waren mucksmäuschenstill und haben nur gestaunt.







Aber welches kleine Kind lässt Mama schon in Ruhe schlafen... Also auf den Schinken springen und am Bauch runterrutschen. Das kann ich auch! Am Schwanz zerren und in die Ohren beißen. Über das Gesicht kann man sich auch werfen. Und zusammen haben wir Mama ganz doll lieb. Ein tolles Spielzeug, bei dem es auch noch was zu trinken gibt! Die Zeit verging einfach. Irgendwann nervten wir alle aber wohl. Mama rollte gemächlich von einer Seite auf die andere, stand auf, streckte sich, guckte noch mal ihren Festbraten an und verzog sich hinter einen Baumstamm. Was für ein Erlebnis! Es wurde sehr schnell dunkel, auf dem Rückweg zur Lodge gab es dann kaum etwas zu sehen und alle hingen ihren Gedanken nach. Andrew fragte, ob wir Glühwürmchen kennen würden - klar. In der Gegend um die Lodge gäbe es Bäume, die würden immer um diese Jahreszeit leuchten wie Glühwürmchen. Wir sollten die Augen offenhalten... ??? Na ja... Und richtig, nach einiger Zeit leuchtete etwas im Dunkel. Beim Näherkommen mussten wir alle lachen: In einem toten Baum hingen Petroleumlampen, ein Tablett mit Gläsern und eine Flasche bubbly im Sektkühler! Zur Feier der kleinen Löwenfamilie. Wir haben auf die drei angestoßen und ihnen all das gewünscht, was man im Busch so braucht. Eine schöne Geste der Dulini-Family.



Zurück auf der Lodge ging es schnell unter die Dusche und um 20.00 wurden wir von unserem „Wegbegleiter“ zum Dinner abgeholt. Die Lodge ist zwar eingezäunt, „die von draußen“ wollen und kommen aber gerne rein. Daher durften wir uns im Dunkeln immer nur in Begleitung zwischen den Häusern bewegen. Dinner gab es in lauer Abendluft im Schein der Petroleumlampen, wieder unter den großen Bäumen. Lecker, frisch und weinhaltig. So fielen wir alle recht früh in die Betten.
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:42 von Beate2.
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31 Dez 2010 09:13 #167579
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Tag 7
Die Nacht war wie befürchtet: zu warm und zu viele Mücken, also nicht so prall. Wir waren schon vor dem Weckruf wach und als wir aus unserem Bungalow traten, stolperten wir fast über frischen Elefantendung vor unserer Tür. Ein Bäumchen war gebrochen und trug frische Fressspuren. Da hatten wir Besuch in der Nacht - und haben nichts gehört... Wohl doch nicht so schlecht geschlafen?!
Wir hatten noch genug Zeit, mit unserem Kaffee und frischen Keksen die Morgenstimmung zu genießen. Ich war überrascht, wie warm es schon am frühen Morgen war. Selbst auf dem Wagen brauchte ich keine Fleecejacke. Die warmen Sachen konnten im Rucksack bleiben.
Die ersten Vierbeiner des Tages waren Elefanten. Eine Gruppe Mütter mit ihren Kälbern frühstückte genüsslich an Sträuchern und Bäumen. Die Kleinen wollten immer gerade da fressen, wo die Cousinen und Cousins auch waren.
Zu Elefanten hielt Andrew einen großen Abstand, da hatte er wohl so seine Erfahrungen gemacht. Außer den Fressgeräuschen und Vogelgezwitscher war nichts zu hören. Bis ein zweiter Wagen kam. Was für eine Truppe: Der Ranger fuhr für unseren Geschmack zu schnell und zu dicht an die Elefantengruppe ran, seine Gäste schnatterten wie auf einer Cocktail-Party... Als Ergebnis drehten die Elefanten uns ihre Hinterteile zu. Wir sahen uns alle wortlos an und fuhren ab, darauf hatten wir keine Lust. Am nahen airstrip wühlten dann zwei ausgewachsene Warzenschweine ihre Schnauzen in die Erde und wirbelten mächtig Staub auf. Eins rannte schließlich mit hoch erhobenem Schwanz die Piste lang. Ein witziges Bild!



Eine Gruppe Zwergmangusten tummelte sich auf ihrem Zuhause, einem Termitenbau, in der Sonne. Putzen, den anderen necken, den Bauch in die Sonne halten - was man halt an einem lauen Morgen so macht. Weiter ging es auf der Suche nach Büffeln. Unterwegs trafen wir wieder Impalas, Wasserböcke und Kudus. Über uns zog ein Bateleur seine Kreise und viele andere Vögel zwitscherten vorbei. Dann fanden wir sie: Acht alte Herren waren mit der Verdauung des Frühstücks beschäftigt. Sie standen oder lagen wider käuend zwischen den Sträuchern und guckten gelangweilt zu uns rüber. So als ob sie uns fragen wollten „Sind wir wirklich so interessant?“



Einige Oxpecker wurden auch fündig. Einer ließ sich gerne den Schwanz der Büffel hinunter rutschen und nahm unterwegs mit, was er kriegen konnte.

Die Hintergrundkulisse für den Morgenkaffee boten dann drei Giraffen, deren lange Hälse über die Büsche und Bäume hinausragten. Das sah schon witzig aus - unten nur grüner Busch und oben drüber die gefleckten Hälse. Diese Stopps waren für Eric immer die Gelegenheit, eine witzige Geschichte zu erzählen. Er wurde jedes Mal mit Fragen gelöchert.

Weiter ging es an den Sand River. Der Fluss war dann das Vogelparadies. Über dem Fluss standen Pied Kingfisher und stießen immer wieder pfeilschnell ins Wasser hinunter, im Schilf tummelten sich Enten, ein Green-backed Heron, Weber bauten ihre Nester... Danach kamen wir an einem alten Nyalabock vorbei, mit langem grauen Fell und wunderschönen Hörnern. Ich mag die Zeichnung auf ihren Gesichtern so.



Über Funk kam die Nachricht, dass vor der Nachbar Lodge ein Leopard am Flussufer gesichtet worden wäre. Nichts wie hin. Am Zaun der Lodge trafen wir auf etliche Paviane. Andrew meinte, dass sie und auch die Vervet Monkeys dort gerne auf dem Wäscheplatz ihr Unwesen treiben würden. Auf der Terrasse eines Bungalows nahm sich ein Pavian dann gerade die Sesselkissen vor. Von der nächsten Terrasse gab uns jemand Handzeichen, wo sich denn der Leopard im Gebüsch verstecken würde. Eric konnte von seinem Sitz aus nichts entdecken und machte sich zu Fuss auf die Suche, wir fuhren langsam weiter. Alle Hälse gereckt, alle Augen scharf gestellt. Da kam auch schon die Meldung, Eric hatte den Leoparden entdeckt. Der hatte es sich tief im Schilf in einer Höhle bequem gemacht. Ein schönes schattiges Plätzchen für den Rest des Tages. Und hungern musste er auch nicht - er hatte ein kleines Impala neben sich liegen.
Wir konnten ihn für eine Weile beobachten, bis er meinte, es reicht und uns auch sein Hinterteil zudrehte. Wir hätten zu dem Zeitpunkt auch gerne so ein kühles Blätterdach gehabt.

Es war mittlerweile ziemlich warm geworden und unsere Mägen meldeten Interesse am Frühstück an. Auf dem Rückweg hielten wir noch ein paar Mal für Vögel an: Ein Wahlberg Adler, ein Jacobin Cuckoo, Bee-eater, Go-away-birds und viele andere, die Andrew uns noch vorstellte. Kurz vor der Lodge stiegen wir dann alle ab und gingen die letzten paar hundert Meter zu Fuss. Im Gänsemarsch und aufmerksam in alle Richtungen spähend sahen wir aber nur noch einige Eichhörnchen und diverse Verdauungsspuren, die eingehend untersucht wurden.
Gift erwartete uns mit Hallo und den begehrten kalten Tüchern. Schnell duschen und dann zum ausgiebigen Frühstück unter dem Reetdach. Unsere Nyalas waren auch wieder da. Dazu etliche Vervet Monkeys in den Bäumen. Viel Obst, Müsli, Joghurt, Säfte - das kam jetzt gut. Starker Kaffe und Eier in jeglicher Form. Danach hatten wir alle das Gefühl, wir müssten uns ausruhen. Unsere Absprache war: kurz hinlegen und dann treffen wir uns auf einer Terrasse. Doch daraus wurde nichts. Nach 2 Stunden erwachten wir aus dem Tiefschlaf und hatten gerade noch Zeit, um in den pool zu gleiten. Dann gab es schon lunch, diesmal auf dem Deck am Fluss... Und das Hüftgold???
Danach trafen wir uns dann wirklich zu viert auf einer Terrasse, was kaltes zu trinken dabei und um eine erste Fotoschau zu veranstalten. Gut, dass das heute alles digital geht!
Die Zeit rennt an solchen Tagen ja immer im Eilschritt. Schon gab es wieder Kaffee und Muffins, noch schnell ein kaltes Wasser greifen und ab auf die Wagen.

Heute guckte mal wieder unser Hippo aus seinem dam - man muss ja informiert sein, wer kommt und geht...
Neben ihm lag ein großer Water Monitor am Ufer und sah ziemlich unentschlossen aus. Wir wollten wieder nach der Leopardin mit den beiden Jungen suchen, also runter zum Fluss und das trockene Bett durchqueren. Eric zeigte unterwegs auf alle möglichen Spuren, die wir dann aber doch ignorierten. Am Fluss wurden wieder alle Sinne scharf gestellt. Beim alten Baumhaus auf der anderen Seite war nichts zu sehen. An unserem Ufer zog sich eine schmale Fahrspur entlang, rechts ging es die Böschung mit Bäumen und Büschen hoch, links stand ein breiter Schilfgürtel. Plötzlich machte Eric ein Zeichen. Andrew bremste, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr uns in die Botanik. Auf der hinteren Reihe mussten wir die Köpfe einziehen und bekamen das Zeichen „Ruhe!“. Was war los? Da kam der Grund für unseren Stopp auch schon hinter der Biegung hervor: Eine Löwin schlenderte auf dem Weg seelenruhig auf uns zu. Die hatte natürlich Vorfahrt! Sie ging völlig unbeeindruckt dicht an uns vorbei und bog zum Fluss hinunter ab. Wir wendeten und fuhren auf dem Uferstreifen hinterher. Unten im Flussbett konnten wir sie noch mal kurz sehen. Andrew fuhr dann ein ganzes Stück den Uferweg wieder zurück, bog in den Fluss hinunter ab und hielt an. Wenige Augenblicke später kam die Löwin uns dann wieder entgegen. Sie legte sich in den Sand und machte Pause. Wir warteten ab. Nach einer Weile trottete sie weiter, wir ließen sie ziehen.



Für uns ging es wieder zurück in Richtung des vermuteten Leopardenverstecks. Und richtig - hoch oben in einem Baum lag eins der Leopardenjungen. Gut getarnt und in einer Astgabel in sicherer Höhe.





Der Kleine hatte vorher sicherlich Besuch von der Löwin gehabt. Neugierig guckte er zu uns herab, fixierte etwas in der Ferne, gähnte. Für eine ganze Weile beobachteten wir uns gegenseitig. Der kleine Kerl war offensichtlich sehr an uns interessiert. Sein Baumversteck lag direkt gegenüber unserer Lodge am anderen Ende der Hängebrücke. Von dort wäre er aber nicht zu sehen gewesen. Wir machten dann Platz für den nächsten Wagen, denn an die enge Stelle passte nur ein Wagen zur Zeit.

Unterwegs war wieder Zeit für Vögel: Geier zogen ihre Runden, ein Gymnogene sass auf einem Baum, einige Yellow-billed Hornbill, Burchell‘s Coucal. Witzig waren die kleinen Black-backed Puffbacks. Die Männchen plustern, wenn sie aufgeregt sind, ihre weißen Rückenfedern auf, und sehen dann wie ein weißer Federball aus. Vielen Vögeln konnten wir wieder nur staunend im Flug hinterher gucken, oder aber ihrem Gezwitscher lauschen. Es überforderte mich eindeutig, mir all die Namen zu merken.

Das nächste Highlight waren sechs White Rhino. Der Boss der Gruppe wollte offensichtlich seine Ruhe haben, die anderen fünf grasten gemütlich vor sich hin. Alle waren dick mit trockenem Schlamm bedeckt, der anfing sich zu lösen. Ein gut 2 Jahre altes Kalb lag auf dem Boden und bemühte sich, den dicken Kopf unter Mamas Bauch zu schieben und an die „Rhino-Bar“ zu gelangen. Das ist bei den Körpermassen gar nicht so einfach!





Da alle sehr entspannt waren, hatten wir viel Zeit um die Kolosse mit unseren Ferngläsern näher zu betrachten. Mit dem Fernglas vor Augen sieht man ja nur grau: Die dicke faltige Haut, all die Schrammen, ausgefranste Ohren, die im Verhältnis winzigen Augen, vereinzelte Haare... Sehr beeindruckend. Wir verliessen die Urviecher und suchten uns ein Plätzchen für den sundowner. Wir wollten gerade alle absteigen, da hiess es „guys, back on to your seats!“ Auf Kommando saßen wir sofort wieder alle brav auf unseren vier Buchstaben und verstummten. Andrew liess den Motor an und fuhr ruhig ein Stück weiter, da hörten wir es hinter uns auch schon krachen: Ein Elefant guckte plötzlich über die hohen Büsche drüber weg. Den hatten wir alle übersehen und das gefiel ihm offensichtlich gar nicht. Ohren aufgestellt, Rüssel hoch in der Luft drohte er uns... Ok, wir fahren ja schon weg! Kaum waren wir hinter den nächsten Büschen verschwunden, da dröhnte ein lautes Trompeten hinter uns her. Und wir mussten alle lachen - der Boss hatte gesprochen!!!

Aus einem nahen dam ragten einige dunkle Berge - Hippos.



Das gegenüber liegende Ufer bot sich an, von dort hatten wir einen tollen Blick über den dam in Richtung Sonnenuntergang.



Schnell wurde wieder alles ausgepackt, das bush loo wurde frei gegeben und wir konnten die Stille genießen. Einige Egyptian Goose, Whistling Duck und Water Dikkop hatten aber ein enormes Mitteilungsbedürfnis. Mit dem Drink in der Hand schauten wir den Hippos zu, wieder Mutter und Kind. Sie blubberten, schnauften und grunzten. Mit der Toilettenbürste wurde der Badezusatz fein verteilt. Na, wenn es denn gut für den Teint ist...

Wir brachen auf, gespannt darauf, wer noch auf der Piste sein würde. Das waren nicht viele - außer einigen Impalas (die vergesse ich schon zu erwähnen, so oft haben wir sie gesehen und deshalb nicht mehr notiert...) und Nyalas flitzte nur ein Hase über den Weg. Der blieb gebannt neben dem Weg sitzen und wir konnten ihn gut beobachten. Auf einem toten Baum sah ich etwas - eine Spotted Eagle-Owl wie sich herausstellte. Im Vorbeifahren wies Eric immer wieder nach rechts und links, wo er alles Mögliche noch entdeckte. Nur einmal hielten wir noch an. Eric hatte in einem Baum ein Chameleon entdeckt. Aha, wo denn? Na da! Wo? Andrew musste zurücksetzen, aussteigen und auf den Ast zeigen. Da! Wo? Wir sahen nur Blätter! Schließlich bog er den Ast und wir sahen etwas, das immer noch wie ein größeres Blatt aussah. Gut getarnt das Tierchen! Was für ein gutes Auge, Respekt Eric!
Die Luft war immer noch mild, selbst die Jacken blieben im Rucksack. Zurück auf der Lodge gab es wieder einen fröhlichen Empfang und das abendliche Ritual. Dinner wurde diesmal am pool serviert, wieder im Schein der Petroleumlampen. Es war angenehm warm. Mit gutem Essen und Wein versorgt fielen wir gegen 22.00 wieder in die Betten.
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:43 von Beate2.
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31 Dez 2010 11:16 #167591
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Tag 8
Diese Nacht wurde besser, ich hatte mich nur mit einem Laken zugedeckt und die Einstellung der aircon war auch optimiert. Dennoch waren wir wieder vorzeitig wach - das würde mir zu Hause nie passieren! Wieder ein wunderbarer lauer Sommermorgen mit den üblichen Buschgeräuschen. Heute war der große Tag: Mein Schatz hatte Geburtstag und wir dazu noch unseren Hochzeitstag. Wir freuten uns darauf, uns nach Strich und Faden verwöhnen zu lassen. Da konnte wohl wenig schief gehen...

Auf dem Rasen tummelten sich etliche Vervet Monkeys und äugten ganz unauffällig in Richtung unserer cookies zum Frühkaffee. Ein kurzer Griff in Richtung der Zwille reichte aber schon, um sie auf Abstand zu halten.
Andrew und Eric hatten frische Löwenspuren auf dem Weg entdeckt, denen wir folgten. Eric machte sich dann wieder zu Fuss auf, um sie abseits des Weges aufzuspüren und stiess dabei auf einen riesigen Hippo-Bullen.





Der Koloss war nach dem nächtlichen Schmaus nun auf dem Landweg in Richtung seines dams unterwegs. Gemütlich mampfte er hier und zupfte da. Er wirkte so harmlos, aber die Fleischmasse in Rage ist sicher Nichts, dem man begegnen möchte... Ein junger Waterbuck gesellte sich zu der Szene und alle beäugten sich nun gegenseitig.

Ein Stück weiter sahen wir sie dann - zwei Löwen, 11 und 13 Jahre alte Brüder. Der dritte im Bunde war gerade nicht dabei. Andrew erklärte, die drei seien eine der stärksten Koalitionen, die es in dem Gebiet seit langem gegeben habe. Sie würden äußerst erfolgreich jagen - gerade vor wenigen Tagen hätten sie einen Büffel gerissen - und hätten zur Sicherung ihrer Vormachtstellung im Lauf der Jahre wohl 20 andere Löwen getötet. Sie lagen schwer atmend und mit prall gefüllten Bäuchen auf einem Weg. Die Szene war einfach toll: Einer lag auf der Seite und ruhte, der andere lag mit der Schulter auf dem Becken des Bruders und guckte in die Gegend.





Wir waren keine 10m entfernt und hatten alle Zeit der Welt, um sie zu studieren. Dem Alter entsprechend sahen sie aus: Mit Stirnglatze und Geheimratsecken, unzähligen Erinnerungen an vergangene Schlachten, einem fehlte ein Teil des rechten Nasenflügels, ein Reißzahn war abgebrochen. Ausgiebige Körperpflege setzte ein, zwischen den Krallen wurde auch das letzte bisschen Dreck sorgsam heraus gepult. Der mit den Geheimratsecken hatte am linken Vorderlauf etliche frische Wunden, die versorgt werden mussten.
Ich hätte den ganzen Tag hier bleiben mögen. Interessant war für mich, dass ich diese nahen Begegnungen einfach nur spannend fand und ich mich schwer satt sehen konnte. Ich hatte nie auch nur den Hauch eines Gefühles von Unwohlsein oder Angst. Wir räumten dann doch das Feld für andere Wagen und waren alle erst mal ganz still. Beim Blick in einen Seitenweg sah ich etwas auf dem Boden. Wahrscheinlich nur ein Ast. Oder doch ein Leguan? Andrew, da war was... Also zurück und wirklich: Eine Rock Monitor Dame scharrte wohl gerade das mit Eiern gefüllte Nest zu. Ruhig, sorgsam, von links, von rechts und noch einmal von vorne. Sie passte sich farblich so gut der Umgebung an, dass man sie vom Sand und trockenen Gestrüpp kaum unterscheiden konnte. Mal was anderes!



Nun kam die Zeit der kleineren Tiere: Viele Vögel begrüßten den Tag - ein Hamerkop, ein Grey Heron, ein Secretary. Auf einem Weg zerrte ein African Goshawk im Gras herum, da gab es wohl irgendwas zu fressen. Sichtlich gestört baute er sich vor uns auf, als ob er uns sagen wollte „fahrt woanders lang“. Was wir auch taten. Den „Ranger Special“ (Kaffee, Kakao und Amarula) gab es heute wieder am Fluss, dazu leckere Kekse. Etwas entfernt entdeckten wir einen Steenbuck, der mit dicken Zecken übersät war. Es waren so viele, dass sie schon fast ein Muster auf seinen Seiten bildeten. Auf dem Rückweg zur Lodge gab es außer einer Leopard Tortoise nicht mehr viel zu sehen. Wir hielten noch einmal für Vögel an - welche habe ich vergessen, denn was dann kam, war zu unerwartet. Plötzlich schoss wenige Meter neben uns eine Black Mamba aus dem gut kniehohen Gras empor. Wir haben uns alle mächtig erschrocken und Andrew machte sofort einen Satz einige Meter weiter nach vorne. Als wir uns umdrehten sahen wir sie noch mehrmals aufsteigen, zum Glück entfernte sie sich dabei aber von uns. Uff, das war ein Schreck!

Kurz vor der Lodge stiessen wir auf eine Gruppe Elefanten, 2 halbstarke Bullen, 2 Kühe und 2 Kälber. Die Bullen stellten die Ohren auf und kamen schnellen Schrittes in unsere Richtung. Wir fuhren respektvoll etwas zurück, damit war wieder Ruhe hergestellt. Die Kälber alberten um die Großen herum und der eine Bulle schien den anderen immer im Weg zu stehen, denn er bekam immer wieder einen Schubs von hinten und wurde aufgefordert, weiter zu gehen. Dabei juckte ihn doch das Auge so doll. Er rieb es sich immer wieder mit dem Rüssel, wie mit einer Faust. Ob es geholfen hat - wir wissen es nicht, denn uns rief unser Frühstück.

Die nächsten Stunden vergingen mit lebensnotwendigen Beschäftigungen: Essen, Schlafen, Baden, Ausruhen, was Kaltes trinken. Heute war es ausgesprochen heiss und schwül mit 44°. Lunch wurde wieder auf dem Deck am Fluss serviert - und wir hatten schon wieder Hunger, zumindest Appetit. Der Wein brauchte ja auch eine Grundlage. Dann war Bescherung: Unsere Freunde hatten weder Mühen noch Übergepäck gescheut und liebevoll Geschenke für uns ausgesucht. So wurde es schon fast wieder Zeit für den Nachmittagskaffee.
In der Boma wurde bereits ein gewaltiger Holzstoss für das abendliche Feuer vorbereitet. Denn das Dinner war in der Boma geplant. Freude kam auf!

Am airstrip stiessen wir wieder auf Warzenschweine, diesmal Mutter und 5 Junge. Sie kamen wohl gerade aus dem nahen dam, denn ihre Haut war noch ganz dunkel und von feuchtem Schlamm bedeckt. Alle lagen auf den Ellenbogen und schaufelten mit den breiten Schnauzen in der Erde rum. Sand flog auf und die Resultate waren wohl recht schmackhaft, denn sie liessen sich durch nichts stören. Mutter fehlte die Hälfte eines Hauers, eines der kleinen trug einige Schrammen, aber sonst waren sie alle guter Dinge.





Ich kann ja leider nicht anders - aber ich finde sie sind einfach keine Schönheiten. Durch das Fernglas betrachtet noch weniger... Auch nach 15 Minuten noch nicht...

Das Wetter änderte sich. Am Himmel zogen die ersten Gewitterwolken auf, der Wind nahm zu, irgendwie war auch die Stimmung im Busch ganz anders.



Es waren kaum Tiere zu sehen, nur die üblichen Verdächtigen: Impala, Impala, Bushbuck, Impala... Selbst bei den Vögeln war es stiller. Aber wir fanden dann noch ein weiteres Highlight unseres Aufenthaltes: Die Leopardin mit ihren beiden Jungen. Alle drei liessen sich im Schatten eines Baumes einen Bushbuck schmecken, den die Leopardin am Vortag gerissen hatte.



Ein Geier sass zwar auf einem Baum in einiger Entfernung, aber noch hatte sie kein weiterer Futterneider entdeckt und die drei langten ordentlich zu. Erst mal wurde sorgfältig das Fell ausgezupft - wer will schon Haare zwischen den Zähnen haben?



Dann wurde aufgeteilt - Mutter die rechte Seite und die beiden jungen die linke Seite. Es schmeckte sichtlich. Darüber wurde aber die Absicherung des Mahles nicht vergessen. Mutter sah sich immer wieder um und witterte. Erst wenn sie meinte, alles sei sicher, frass sie weiter. Dabei musste dann der Nachwuchs auch mal in die Schranken verwiesen werden, wenn er zu dreist wurde. Nach einigem Fauchen und Zähne fletschen gab der Kleine schließlich nach und zog sich zurück - nur um sich gleich darauf mit seinem Geschwister zu balgen.



Eine tolle Szene! Wir blieben sehr lange bei ihnen und waren völlig fasziniert. Das sind ja so dermassen schöne Tiere! Elegant, schnell, aufmerksam, verspielt, frech, mit klarer Rangfolge.

Mittlerweile zog sich der Himmel immer mehr zu, die Gewitterwolken wurden dicker und dicker und aus der Ferne vernahmen wir das erste Grummeln. Schweren Herzens fuhren wir weiter, auf der Suche nach einem Platz für den sundowner. Der fiel heute etwas kurz aus, denn der Himmel wurde immer bedrohlicher, dabei auch schöner, und wir hatten alle das Gefühl, es könnte ein heftiger Guss von oben kommen.



Unterwegs packten wir dann schon mal die Ponchos aus, das Regendach verweigerten wir erst noch. Der Sturm nahm zu, die dicken Tropfen fielen. Nun hätten wir doch bitte gerne das Dach! Als wir es schnell zusammen befestigten kam ein anderer Wagen vorbei, der hatte noch keine Vorrichtung für sein Dach montiert. Die neidischen Blicke der Gäste werden wir wohl nie vergessen, denn nun goss es. Zum Glück war es nicht mehr weit bis zur Lodge, der Wind nahm zu, aber der Regen wurde weniger. Um uns herum zuckten helle Blitze über den Himmel und das Donnern kam aus allen Richtungen. Wir waren froh „zu Hause“ zu sein.
Das Dinner musste nun verlegt werden, es wurde unter dem Reetdach serviert. Heute saßen wir mit dem dritten Paar aus unserem Wagen und Andrew zusammen. Es gab viel zu erzählen, zu lachen, das Essen war wieder vorzüglich und der Wein mundete ebenfalls. Um uns herum blitzte und donnerte es, der Regen bahnte sich Wege durch das Reetdach, es blieb mild und wir genossen einfach den Abend. Da hatte mein Schatz sich aber was Feines gewünscht, das können wir gerne öfter machen!!! Zum Dessert kam dann die Überraschung: Die weiblichen Angestellten kamen in langer Prozession und farbenfroh gekleidet aus dem Hintergrund - singend, tanzend, die Trommel schlagend. Vor sich her trugen sie einen Geburtstagskuchen mit Wunderkerzen dekoriert. Schokoladenkuchen, genau das Richtige für das Leckermäulchen. Und der Kuchen war wirklich richtig lecker, nicht so südafrikanisch überzuckert und mächtig. Danach waren wir pappsatt. Zur besseren Verteilung der Kalorien wurden wir dann alle noch zu einem gemeinsamen Tanz aufgefordert. Das ging mit viel Lachen und Applaus für alle Beteiligten über die Bühne.
Ein toller Tag neigte sich seinem Ende zu, das Gewitter war weiter gezogen und wir fielen wieder hundemüde ins Bett.
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:44 von Beate2.
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01 Jan 2011 14:09 #167656
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  • Beate2 am 30 Dez 2010 13:42
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Tag 9
Wie mittlerweile üblich waren wir vor dem Weckruf wach, machten uns schnell fertig und gingen dann schon raus in die Morgensonne. Der Regen hatte für eine gute, frische Luft gesorgt, der Kaffee dampfte bereits, unsere Nyalas waren auch wieder da. Es schien alles so gewohnt. Um 05.30 Uhr hiess es wieder aufsitzen zum nächsten drive. Nach dem abendlichen Regen waren überall die frischen Spuren zu sehen und wir hielten oft an, um sie zu studieren. Auffällig waren ca 8-10cm hohe Röhren, die zu hunderten aus dem weichen Sand ragten. Fliegende Termiten waren geschlüpft. Na, die sollten den Tag über noch zur Plage werden! Einen ersten Endruck von ihnen bekamen wir, als wir mehrere Common Scimitorbill wie wild durch die Luft flattern sahen. Sie sahen mit ihren langen, breiten Schwänzen erst einmal sehr schwerfällig aus. Bei näherem Hinsehen bemerkten wir aber, dass sie sehr geschickt die Termiten im Flug fangen konnten. Das Frühstück lohnte sich, denn die Vögel waren von einem dichten Schwarm umgeben. Wir mittlerweile auch. Selbst beim Fahren klatschten die Termiten ständig gegen uns, sie wurden lästig. Die ersten größeren Tiere waren dann 2 Giraffen, die genüsslich mit ihren langen Zungen die jungen Blätter von den Bäumen zupften. Sie standen rechts und links eines Weges, so dass wir sie wunderbar im Blick hatten.





Wenn uns nicht die Termiten ins Gesicht flogen.
Weiter ging es zu einem riesigen Termitenbau, der an einen Baumstamm angebaut war. Obendrauf lag ein Leopard im Schatten des Blätterdaches und träumte vor sich hin.



Wir flohen wieder vor den fliegenden Termiten. Heute Morgen war nicht viel los, wir kamen nur an ein paar Vögeln vorbei. Interessant war ein Wahlberg Adler, der hoch oben auf einem Baum sass und sich das Gefieder putzte. Auch er war von einer dunklen Wolke umgeben - Termiten. Ihn nervten sie genau so wie uns. Er spreizte die Flügel und versuchte, sie zu putzen, unterbrach dies aber immer wieder, um die Plagegeister zu vertreiben.

Wenigstens konnten wir unsern Ranger Special halbwegs in Ruhe auf einem Hügel genießen. Wir hatten einen tollen Rundumblick auf den Park, erkannten mittlerweile einige Landmarken und konnten uns ein bisschen orientieren. Es war ein komischer Tag - oder waren wir mittlerweile so verwöhnt? Kaum jemand liess sich blicken, außer Impalas, Nyalas... Als wir schon auf dem Rückweg zur Lodge waren, kamen wir an einem Fussballfeld vorbei - habt ihr es nicht gewusst? Das Endspiel der WM fand hier statt! Und wer wartete dort mitten auf dem Spielfeld auf den Rest der Mannschaft? Zwei Büffel... Wir warteten den Anpfiff nicht mehr ab, sondern fuhren unserem Frühstück entgegen.

Mittlerweile war es schon wieder knuffig und die Erde dampfte noch vom Regen. Wir verbrachten faule Stunden auf der Terrasse und im pool, jede Bewegung sorgte für Schweissausbrüche. Die Temperatur kletterte auf 42°, dabei war es schrecklich schwül. Im Laufe des Nachmittags zog sich der Himmel schon immer mehr zu, der erste Donner war zu hören und wir hofften, dass der abendliche game drive nicht völlig ins Wasser fallen würde. Aber wir hatten Glück, wir konnten starten.

Begleitet von einer unglaublichen Schar fliegender Termiten. Das Wolkenspiel am Himmel war bereits beeindruckend. Wir trafen noch einmal auf die Leopardin mit ihren Jungen. Sie hatten immer noch Reste vom Bushbuck und wir schauten ihnen wieder eine ganze Zeit lang zu. Heute gab es mehr Streit darum, wer wo fresse durfte und wie weit sich die Kleinen vorwagen durften. Das Zähne fletschen der Mutter war viel ausgeprägter. Ein Junges wurde vom Riss verjagt, als es zu dreist wurde. Ein irritierter Blick, einmal schütteln und dann lieber erst mal aus der Arena gehen...





Es donnerte in der Ferne und wir beschlossen, uns zu einem frühen sundowner aufzumachen. Den gab es dann auf einer Anhöhe mit Blick auf grandiose Wolkentürme.



Wir wollten ja gerne noch Zebras sehen, die fehlten noch auf unserer Liste. Gesagt, gesucht, gefunden! Leider hatten die kein Interesse am Fototermin und zogen sich immer weiter ins Dickicht zurück. Und die Zebras waren die einzigen Tiere, für die Andrew nicht vom Weg fuhr. Na gut, dann betrachten wir euch eben nur aus der Ferne. Aus dem Wind entwickelte sich langsam aber sicher ein Sturm, der uns mit Sand, Gras und natürlich Termiten eindeckte. Wir hatten arge Befürchtungen, klitschnass auf der Lodge anzukommen und beschlossen daher, uns auf den Rückweg zu machen. Eine Gruppe Blue Wildebeest versperrte uns den Weg, Impalas und Bushbuck schlossen sich an. Wir nutzten den Stop, um unser Dach aufzuziehen, das Gewitter kam immer näher.

Als es bereits dunkel wurde, trafen wir nochmals auf die Löwenbrüder. Diesmal war auch der dritte mit dabei. Sie waren unschlüssig, in welche Richtung es denn weiter gehen sollte und markierten erst einmal ausgiebig ihr Territorium. Wir fuhren ein Stück weiter, die drei schritten gemächlich einen Weg entlang, kamen direkt auf uns zu und blieben vor uns stehen. Da saßen wir und überlegten, ob sie wohl den Umweg um den Wagen herum nehmen würden, oder direkt über die Motorhaube kommen wollten.... Nein, sie machten erst mal Pause und legten sich hin. In der hinteren Reihe mussten wir schon die Hälse recken, so dicht lagen sie vor dem Wagen. Nach einer ganzen Weile, der Sturm peitschte uns immer mehr Sand und Termiten um die Ohren, entschlossen sich die Herren, Schulter an Schulter auf meiner Seite des Wagens weiter zu gehen.



Sie blieben stehen und guckten sich um, buckten an und rieben ihre Köpfe aneinander. Die Kameras klickten ununterbrochen, leider war es schon sehr dunkel. Sie gingen weiter, blieben neben mir stehen und guckten zu mir hoch - schluck..., sorry, aber hier oben ist alles besetzt...
Ich weiss gar nicht, wie ich meine Gefühle beschreiben soll, ich war total fasziniert, gespannt und wagte kaum zu atmen. Mir fiel ein, dass ich irgendwo mal gelesen hatte, manchen Tieren solle man nicht in die Augen starren. Gehörten Löwen auch dazu? Keine Ahnung, ich versuchte einfach mal, freundlich zu gucken... Uns kam diese Szene endlos vor. Wir sahen ihnen noch hinterher, wie sie in der mittlerweile stockdunklen Nacht verschwanden. Dann war ein allgemeines Aufatmen auf dem Wagen vernehmbar, offenbar war unsere Anspannung doch größer als vermutet.

Im Sturm fuhren wir so schnell es ging in Richtung Lodge und kamen dort zum Glück vor dem großen Regen an. Die bereit gehaltenen Handtücher brauchten wir nicht, den Drink nahmen wir gerne. Als wir die Tür zu unserer Suite öffneten, erwartete uns eine Überraschung: Das elektrische Licht war gelöscht dafür brannten überall Teelichte. Auf dem Tisch lag ein Brief mit folgendem Text:



Nach anfänglichen Verständnisschwierigkeiten mussten wir herzlich über diese spezielle Übersetzung lachen. Da hatten sie sich ja wieder was einfallen lassen!
Teelichte, auf dem Boden verteilt, wiesen uns den Weg ins Badezimmer. Hier dampfte ein heißes Bad und wartete auf uns. Bei den Außentemperaturen konnten wir uns das aber gar nicht recht vorstellen und haben lieber die laue Dusche genommen. Dort wartete der nächste Lacher: An der raumhohen Fensterscheibe arbeitete sich an der Außenseite ein Frosch mühsam nach oben und guckte uns beim Duschen zu. Wir hatten das Gefühl, er wollte nur zu gerne mit duschen...

Als wir dann wirklich hinüber waren, haben wir uns zu unseren Freunden geleiten lassen und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Der Tisch auf der Terrasse war liebevoll gedeckt - mit Kerzen, Gräsern, geschnitzten Tierfiguren, eiskaltem bubbly... Der Abend fing gut an! Und ging mit einem ausgezeichneten Dinner weiter. Um uns tobte der Gewittersturm, es krachte und schüttete aus allen Rohren. Wir saßen im Trockenen und haben es genossen, in dieser tollen Atmosphäre die Tage Revue passieren zu lassen. Immer wieder klopfte es und unsere Butler kamen unverdrossen mit weiteren Leckerchen den langen Weg durch den Regen zu uns. Einer hielt den Regenschirm, der andere das Tablett... Wir haben wirklich versucht, Sammelbestellungen aufzugeben, um sie nicht zu oft laufen zu lassen. Aber sie strahlten nur und freuten sich mit uns... Nach diesem Verwöhnprogramm waren wir fix und fertig, wenigstens hatte es sich gut abgekühlt und mit der Aussicht auf eine kühlere Nacht sind wir in die Betten gekrochen.
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:45 von Beate2.
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